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Kritik: 5 Zimmer Küche Sarg von ProfessorX

ProfessorX | 18.03.2022

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Silencio : : Moviejones-Fan
20.03.2022 13:33 Uhr
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Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Professor X:

"Ein nachgesagter Spezialist auf dem Gebiet der Tragikomik, dessen Werke auch immer wieder durch einen gewissen Antiintellektualismus verbreiten, wenn es um politische Aussagen, Kenntnisse der Filmwissenschaft und vielem mehr geht. Und so ein wenig trifft das wohl auch auf 5 Zimmer Küche Sarg zu, dessen Geschichte, beziehungsweise Ausschnitt aus dem Alltag von Vampiren relativ vorhersehbar verläuft und wenig für Diejenigen zu bieten hat, die an einer Dekonstruktion des Vampir-Genres interessiert sind."

Ich wüsste jetzt nicht, wo man seinen Filmen Antiintellektualismus nachsagen könnte. Nur weil ein Film keinen intellektuellen Habitus an den Tag legt (und damit auch für die hinterletzte Reihe signalisiert, dass es "anspruchsvoll" wird) , ist der nicht gleich antiintellektuell.

Auch finde ich es strange, dem Waitit jetzt fehlende filmtheoretische Ansätze vorzuwerfen, nahezu ALLE seiner Filme setzen sich mit ihrer eigenen Konstruiertheit auseinander, gerade "What we do in the Shadows" als Mockumentary mit den offensichtlichen Anleihen an Reality TV und slice of life-Dokumentationen weißt doch GENAU in diese Richtung. Waititi ist sehr leicht in eine Reihe mit anderen postmodernen Regisseuren wie zB Wes Anderson zu stellen. Gerade die formalen Spielereien in den meisten seiner Filme weisen doch auf eine auktoriale Intention hin, die einen Rückschluss auf die Kenntnis von filmischen Konventionen und deren Bedeutung zulassen.

Ich verstehe auch die Aussage nicht, warum das gerade keine Dekonstruktion sein soll (und warum Dekonstruktion zu sein ein Qualitätsmerkmal wäre - das ist erstmal nur ein Ansatz, das muss dann aber auch noch gut machen...), wenn der Film doch die gängigen Vampirklischees offenlegt, insbesondere schon dadurch, dass er auf seine eigene Konstruktion hinweist, und diese auch noch umkehrt. Der Vampir ist hier recht offensichtlich eine Metapher für abweichende bzw. queere Sexualität, da weist schon der Titel ("What we do in the Shadows" - na, was passiert wohl im Dunkeln?) als auch die Nutzung eines Norma Tanega-Songs im Vorspann drauf hin.

Dabei handelt es sich um nichts neues, ein queerer Subtext zieht sich spätestens seit Le Fanus "Carmilla" durchs Genre (aber auch "Der Vampyr" hat einen solchen Unterton bereits), nur wird das Ganze in "What we do in the Shadows" umgedreht und positiv gemünzt.

"Wenn man also genau ist, sind viele Horrorfilme und auch gerade Vampirfilme großer Blödsinn

Wie so ziemlich alle Spielarten des phantastischen Films - also auch Science Fiction und Fantasy. Das ist für sich selbst genommen auch keine Aussage, die über ein "alles, was nicht strikter Realität folgt, ist dumm" hinausgeht.

"Denn warum nehmen sich die Macher hinter dem Werk ausgerechnet Vampire, um das Spießerleben zu karikieren?"

Es geht, wie oben schon gesagt, gerade NICHT um das "Spießerleben", tatsächlich könnte man auch nur einen der Vampire als "Spießer" bezeichnen - dessen Sexualität ist aber am Ende auch wieder abweichend ("They call me cradlesnatcher"). Die Vampire hat man als Protagonisten gewählt, weil gerade durch die Abstraktion bzw. durch das Abrücken von der Realität recht leicht verständlich gezeigt werden kann, wie arbiträr soziale Normen sind. Spekulative Fiktion hat IMMER einen Bezug zur realen Welt (wie die Autoren sie sehen), der durch die phantastischen Elemente verschleiert werden soll - anderenfalls könnte der Waititi auch einen zwei Stunden TED-Talk halten, warum Homphobie denn schlecht sei. Macht sich aber nicht so unterhaltsam als Spielfilm, denke ich...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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