Bewertung: 3.5 / 5
In einer Wohngemeinschaft bestehend aus vier Vampiren namens Viago (Taika Waititi), Vladislav (Jemaine Clement), Deacon (Jonathan Brugh) und Petyr (Ben Fransham) versucht in der modernen Welt des 21. Jahrhunderts ein Leben zu führen. Dazuw erden sie von einem Filmteam begleitet, welches die Vampire in unterschiedlichen Lebenssituationen verfolgt.
Mit einer Gagdichte, die ihresgleichen sucht, blicken Jemaine Clement und Taika Waititi in das Leben der Vampir-WG um Viago, Vladislav und Deacon, deren Probleme nicht weiter entfernt von denen, von Menschen sein könnten. Schließlich kann sich niemand darüber beklagen bei Tageslicht nicht herausgehen zu können, oder auf Blut angewiesen zu sein, der kein Vampir ist. Und so ist das ständige Aufeinanderhängen natürlich mitunter ganz anstrengend, wodurch die Schwächen einzelner WG-Mitglieder gerne mal hervorgehoben werden. Der eine nimmt „Opfer“ mit nachhause, der andere macht nicht den ihm zugewiesenen Hausdienst. Das Spießerleben aus der Sicht von untoten Wesen zu zeichnen ist mitunter natürlich ein Paukenschlag in die Gesichter jener Geister, die sich nur am minimalistischsten aufhängen können, was es eben so gibt. Daß dabei nicht immer jeder Gag zünden kann ist natürlich klar, schließlich mutet der Film einem auch ununterbrochene Witze, auf Kosten von gängigen Genre-Klischees zu.
Trailer zu 5 Zimmer Küche Sarg
Da wird dann in Teilen sogar heftig rezitiert. Hier ein Verweis auf Dracula, da ein Wink in Richtung Twilight und alles mit dem so typischen Waititi Augenzwinkern. Nun ist Waititi als Künstler in Hollywood mittlerweile ein nicht wegzudenken Phänomen, dessen hyperironischer Anti-Ernst mithilfe von Konsorten wie Rian Johnson über dem aktuellen Mianstream-Blockbuster-Kino hängt. Ein nachgesagter Spezialist auf dem Gebiet der Tragikomik, dessen Werke auch immer wieder durch einen gewissen Antiintellektualismus verbreiten, wenn es um politische Aussagen, Kenntnisse der Filmwissenschaft und vielem mehr geht. Und so ein wenig trifft das wohl auch auf 5 Zimmer Küche Sarg zu, dessen Geschichte, beziehungsweise Ausschnitt aus dem Alltag von Vampiren relativ vorhersehbar verläuft und wenig für Diejenigen zu bieten hat, die an einer Dekonstruktion des Vampir-Genres interessiert sind.
Dabei sind die Zeichen dafür eigentlich spürbar, wenn zum Beispiel die Charaktere auch im Hinblick auf ihre sexuellen Neigungen, oder dem Drang nach Blut aufgezeigt werden. Denn die großen Vorlagen, die Clement und Waititi hier aufs Korn nehmen, sind doch in vielerlei Hinsicht einer absurden Prämisse im Hinblick auf die Suspension of Disbelief unterlegen. Wenn man also genau ist, sind viele Horrorfilme und auch gerade Vampirfilme großer Blödsinn. Daß darin natürlich auch immer wieder die gleichen Metaphern schlummern, machte auch Filme wie Interview mit einem Vampir (1994) nicht besser. Insofern tut der Film gut daran, diese Genre-Patzer zu dekonstruieren und dem Zuschauer damit zu zeigen, wie absurd das ganze eigentlich ist. Ob man dabei jetzt zwingend zu einer Erkenntnis gelangt, ist wohl jedem selbst überlassen. Dennoch punktet der Film durch seinen cleveren Ansatz, seine Geschichte als Dokumentation, beziehungsweise den die Vierte Wand durchbrechenden Mockumentary-Stil zu erzählen. Denn dadurch wird dem Zuschauer nicht nur von Sekunde eins an aufgezeigt, wie blöde letzten Endes etwaige Genre-Riten sind, sondern auch wie viel er in Kauf nimmt, um unterhalten zu werden.
Zudem ist ganz klar, daß der Zuschauer hier nicht nur das Genre persifliert bekommt, sondern auch extrem beliebte Formate des Reality-Fernsehens aufs Korn genommen werden. So lässt 5 Zimmer Küche Sarg allein durch seine Prämisse schon genügend Spielraum, auch diesen über weite Strecken zu interpretieren. Die Frage ist ja eigentlich offenkundig, wenn auch irgendwie wieder nicht. Denn warum nehmen sich die Macher hinter dem Werk ausgerechnet Vampire, um das Spießerleben zu karikieren? Schließlich hätte man die gesamte Geschichte doch auch mit lebenden Menschen erzählen können. Doch vermutlich ist der Film hier in seiner Machart einen Schritt voraus, indem er untote Menschen zum Fokus einer Geschichte macht, die das Leben vor allem in ritualisiertem Verhalten und Gewohnheiten zeichnet, zeigen Clement und Waititi auf, daß das Spießbürgertum, vielleicht sogar das Leben aller Menschen in Strukturen von einem monotonen Drang unterworfen wird, nach welchem der Mensch schon lange aufgehört hat zu leben.
Zur kompletten Dekonstruktion des Genres kommt es in 5 Zimmer Küche Sarg leider nicht. Dafür ist das gesamte Werk von Jamaine Clement und Taika Waititi im Endeffekt zu anspruchslos und will mehr unterhalten, als aufklären. Und selbst wenn sich die Genre-Parodie in gewohnten Gefilden bewegt, so überzeugt sich durch charmante Überlegungen, die auch dem aktuellen Zeitgeist die Spiegel vorhalten können.