Sleeper Cell

Im Schatten der Schwerter

Serien über Terroristen haben hierzulande einen eher schweren Stand. Selbst eine international abgefeierte „Kult“serie wie 24 fand nur ein spärliches Publikum bei einem Sender, dessen Zielgruppe zwar für „jung“ steht, aber für „Kult“ als unempfänglich gilt. Auch Sleeper Cell ging bei diesem Sender und in der Wahrnehmung der Serienjunkies unter. Unverdienterweise. Zwar ist die Serie nicht der gleiche Adrenalindampfhammer wie bspw. 24, das sich vornehmlich als Actionserie definierte, beherbergt aber einen ähnlich charismatischen Einzelkämpfer, dessen Schicksal es ist, in seinem höchst gefährlichen Vorhaben nicht nur keine Hilfe annehmen zu können, sondern auch keine Hilfe annehmen zu dürfen. Ansonsten droht eine Katastrophe unermesslichen Ausmaßes.

Darwyn Al-Sayeed (Michael Ealy) ist streng gläubiger Moslem und überzeugter FBI-Agent, was ihn zum Idealtypus macht für die Infiltrierung einer islamistischen Terrorzelle inmitten der USA. Diese Zelle ist als „Schläferzelle“ darauf programmiert auf ein bestimmtes Kommando hin loszuschlagen, um eine möglichst große Anzahl an Zivilisten zu töten. Zeitpunkt und Ziel des Anschlages ist nur dem omnipräsenten Anführer „Farik“ (klasse: Oded Fehr) bekannt, der seine Mitstreiter quasi bis auf die letzte Sekunde über das eigentliche Vorhaben im Dunklen lässt. Da die Zelle Teil eines terroristischen Netzwerkes ist, besteht die Aufgabe des Agenten Al-Sayeed darin, seine Tarnung so lange wie möglich aufrecht zu halten und herauszufinden, was das Anschlagsziel ist und wer für die Zelle einspringt, sollte der Anschlagsplan vorzeitig scheitern.
Der FBI-Agent sitzt also buchstäblich jede Sekunde auf heißen Kohlen und kann erst dann die Sache mit Hilfe des Staatsapparates beenden, wenn die Lunte schon gelegt und bereit zum Anzünden ist. Aber dies ist nicht die einzigste Belastungsprobe. Während er innerhalb der Gruppe - scheinbar im Dienste Allahs - die Grenzen der Gesetzgebung immer wieder massiv überschreiten muss und seine Tarnung ständig Gefahr läuft in Rauch und Asche aufzugehen, muss er im Privatleben den „braven“ Bürger spielen, der mit Terror nichts am Hut hat. Und auch diese Tarnung läuft ständig Gefahr aufzufliegen – mit den entsprechend grausamen Konsequenzen.

Sleeper Cell eilt nicht von Highlight zu Highlight, aber die Grundkonstellation sorgt dafür, dass das Spannungslevel stets in oberen Regionen angesiedelt ist. Wobei die eigentliche Qualität der Serie darin besteht, in Kernpunkten eine Authentizität (und bedauerlicherweise auch Aktualität) aufzuweisen, die geradezu beängstigend ist. Darwyn Al-Sayeed kann sich mit Hilfe seines Glaubens perfekt in die Fanatikertruppe integrieren. Er ist genau so gläubig, pflegt die selben Rituale und verehrt die selben Verse. Und trotzdem könnten die Unterschiede zwischen ihm und den Todessehnsüchtigen größer kaum sein.
Des weiteren entspricht es der Realität, dass die „klassischen“ islamistischen Terroristen in nicht-muslimischen Ländern gar nicht unbedingt einen extremen religiösen Background haben müssen. Sie eignen sich diesen erst in einer Lebenskrise an und sind dann nicht mehr davon abzubringen. Jeden kann es treffen. Und niemand im Umfeld ahnt etwas von den blutrünstigen Dämonen, die hinter harmlos wirkenden Gesichtern ihr Unwesen treiben.

Und welch unbändige Kraft hinter diesen Dämonen steckt und wie schwer es ist diese Dämonen auszutreiben, zeigt Staffel 2, die das Niveau von Staffel 1 locker hält und am Ende einen Showdown präsentiert, den man nicht so schnell vergisst, und der quasi den innerislamischen Konflikt auf drastische Weise verkörpert. Wer gewinnen wird? Nur die Hoffnung.