Jeder kennt doch bestimmt wenigstens eine Version von "Die Schöne und das Biest", dem französischen Volksmärchen - sei es Disneys wunderbaren Trickfilm aus dem Jahr 1991, Es war einmal mit Jean Marais oder vielleicht sogar Die Schöne und das Biest, die TV-Serie aus den 80ern. Mit Beastly erwartet die Zuschauer nun eine weitere Verfilmung des klassischen Stoffes über eine ungleiche Romanze zwischen einer hübschen jungen Frau und einem Mann, der aufgrund seines hässlichen Charakters in ein Biest verwandelt wurde.
Wir befinden uns in einer High School in Manhattan. So wie der New Yorker Stadtteil strahlt, so elitär sind auch die Schüler. Mitten unter ihnen ist Kyle Kingson (Alex Pettyfer), Schwarm vieler Mädchen, reich und ambitioniert, ein Schülerkomitee anzuführen. Ihm sind Aussehen, sozialer Status und Erfolg das Wichtigste im Leben und das Komitee ist nur Mittel zum Zweck. Während einer mitreißenden Rede vor seinen Mitschülern lauschen ihm auch die schüchterne Lindy (Vanessa Hudgens) und das extrovertierte Gothic-Girl Kendra (Mary-Kate Olsen). Letztere erkennt das wahre Gesicht von Kyle, konfrontiert ihn damit und trägt einen Punktsieg von dannen. Doch Kyle rächt sich und stellt Kendra auf einer Party vor allen bloß - nichtsahnend, was er damit auslöst. Kendra verflucht den arroganten jungen Mann, aus dem ein von Narben und Schnitten gezeichneter Außenseiter wird. Eine Frist von einem Jahr bleibt ihm, um sich zu ändern, wahres Mitgefühl zu entwickeln und ein Mädchen zu finden, das ihn trotz seines entstellten Aussehens liebt, welches sein hässliches Inneres von nun an nach außen trägt. Von seinem erschrockenen Vater im Stich gelassen, hadert Kyle mit sich und seinem Schicksal. Er zieht sich in sein Appartement zurück und verlässt nur noch nachts das Haus (oder an Halloween). Die Haushälterin Zola (Lisa Gay Hamilton) ist seine einzige Vertraute - bis ihm sein Vater in einem Akt von Großmut den blinden Lehrer Will (Neil Patrick Harris) schickt. Dieser schafft es, seinen Schüler mit Zynismus und Witz aus der Reserve zu locken - doch weder er noch die Haushälterin sind der Schlüssel für Kyles Erlösung. Es ist Lindy, die er bei seinen nächtlichen Streifzügen beobachtet und lieben lernt. Als sich dann eines Tages die Ereignisse überschlagen, kommt seine Chance: Weil Lindys Vater Probleme mit einem Dealer hat, muss Lindy zur eigenen Sicherheit bei Kyle Schutz finden. Doch das Mädchen weiß weder, um wen es sich bei dem hilfsbereiten Unbekannten handelt, noch wie der Junge aussieht, der in ihrer Gegenwart immer eine Maske trägt...
Mit Beastly erwartet die Zuschauer eine moderne Neuerzählung von "Die Schöne und das Biest", wobei es fast direkte Bezüge zu Disneys Klassiker gibt: Die Rose im Kästchen, die Haushälterin ist die besorgte Madame Pottine und Lehrer Will hat den Charme von Kerzenständer Lumiere. Natürlich steht von vorneherein fest, wie die Teenie-Romanze ausgeht und an sich ist den Machern auch ein ganz netter Film für die Altersgruppe gelungen. Kyle (Pettyfer) sieht weniger animalisch aus als in den Vorgängerfilmen, was auch schon das Filmplakat verrät, und diese Entscheidung ist ganz ok, weil irgendwie realistischer. Doch Hässlichkeit liegt wie Schönheit im Auge des Betrachters und trotz offener Schnitte im Gesicht wirkt er immer noch irgendwie smart. Dass ihn Lindy trotz markanter Züge später nicht als Kyle erkennt, können wir nur auf das Superman/Clark Kent-Syndrom in Hollywood schieben. Setz ihm ne Brille auf und er ist ein anderer Mann. Doch möchte man die ganze Zeit "Halleluja!" rufen, dass In-Biest-Verwandelte immer nur Prinzen oder verwöhnte, reiche Söhnchen sind, die es sich eben mal leisten können, auszusteigen. Man stelle sich vor, Herrn Schmidt aus der Buchhaltung passiert das, der jeden Tag um 7:00 im Großraumbüro auf der Matte stehen muss!
Dass hier mit Hokuspokus gezaubert wird, ist nicht abwegig, wohingegen einige aufgesetzte Momente und Darstellungen auffallen. Mary-Kate Olsen als hippes Gothic-Girl, das mit 17 in ihren 12cm-High Heels schon eine Erhabenheit an den Tag legt, wie sie sich manche Kandidatinnen bei "Germany&39;s next Topmodel" wünschen, ist zwar nett gedacht, aber zu viel des Guten - passt zu Sex and the City, wirkt aber einfach verkleidet. Vanessa Hudgens als hübsche, zurückhaltende und sozial engagierte Lindy hat auf der anderen Seite der positiven Attribute zu viel. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn in einem Film nach Aussehen gecastet wird - aber wenn bei allen Mitschülern das Nerdige, Hässliche oder Dumme fehlt, dann fragt man sich schon, welche Aussage ein Film treffen will, der über die Schönheit des Inneren philosophiert. Über die Darsteller an sich kann man nicht meckern, aber im direkten Vergleich gefiel uns Pettyfer als Außenseiter in Ich bin Nummer 4 besser. Hudgens täte es gut, bei allen folgenden Filmen ihrem "süßes Mädchen"-Image etwas zu entsagen; keine leichte Aufgabe für die wirklich hübsche Jungschauspielerin, die in Beastly auch zu perfekt geschminkt ist. Hübsch anzusehen und bestimmt ein Renner unter den Jungs, blendet aber ein Stück Normalität aus, das dem Film gut getan hätte. Einen Darsteller möchten wir an dieser Stelle aber nicht vergessen und das ist Neil Patrick Harris. Wie trocken der Star aus How I met your Mother als Hauslehrer seine Lebensweisheiten an Kyle bringt - wohlgemerkt, er ist blind - hätte mitunter spontanen Szenenapplaus verdient. Ein toller, mitreißender Schauspieler, der hoffentlich öfter im Kino zu sehen sein wird und eventuell sogar Die Schlümpfe über ein gewisses Maß rettet.
Hin und wieder schafft es Beastly sogar, eine eigene Art von Slapstick zu entwickeln, wenn auch nur in ganz wenigen Momenten. Leider hat es Regisseur Daniel Barnz aber nicht geschafft, die bekannte Geschichte so zu verfilmen, dass manche Szenen nicht so banal und offenkundig platt daherkommen. Wenn "Biest" seiner Angebeteten teure Geschenke macht, will man einfach nur rufen, Häckchen dran, nächste Stufe der Geschichte bitte (Natürlich, Cartier...wie wär&39;s mit Blumen?!!). Auch die Situation mit Lindys Vater, der seine Tochter nicht wirklich freiwillig bei Kyle abliefert, wirkt aufgesetzt und auf dem Expresshighway gedreht. Man kommt nicht umhin, eine verkrampfte Storyführung zu entdecken auf dem Weg zum Happy End. Andererseits ist es dann wieder lustig, wenn Lindy dem verliebten "Biest" in einem Moment der Entscheidung sagt "Du bist ein toller Freund für mich." - der Dolchstoß für jeden verliebten Mann.
Machen wir es kurz. Für ein erstes Date im Kino eignet sich Beastly perfekt, wenn man nicht nur Romantik, sondern die Tendenz zum Kitsch mag. Es ist kein schlechter Film, aber aus ihm hätte mehr gemacht werden können - weniger Schauwerte und mehr leichte Abwege von der Handlung auf dem Weg zum Finale. Wir vergeben 2,5 von 5 Hüten.
Beastly startet am 7. April in unseren Kinos.