Neil Gaiman muss ein Mann mit einer überschäumenden Fantasie sein, wenn man sich seine Werke so anschaut. Mehrere Male dienten sie auch schon als Vorlagen für Filme (wie Der Sternwanderer und How to Talk to Girls at Parties) oder Serien (wie American Gods und ganz aktuell Good Omens). Allerdings lassen sich nicht alle ganz so leicht adaptieren.
Am allerwenigsten Sandman, seine Fantasy-Comicserie rund um den Herrscher des Traumreichs. Joseph Gordon-Levitt scheiterte daran und war auch nicht der einzige. Gaiman sagt nur so viel: Es gebe definitiv Dinge, die gemacht werden, wenn die Zeit reif sei. Er glaube nicht, dass es möglich gewesen wäre, einen guten Sandman zu machen, als man damit angefangen habe, zu versuchen, einen guten Sandman zu machen. Die Pirates of the Caribbean-Autoren Ted Elliott und Terry Rossio haben 1996 ihre ersten Sandman-Drehbücher geschrieben, erinnert sich Gaiman. Damals habe er sie für unmöglich umsetzbar gehalten. Niemand würde doch 100 Mio. $ für eine effekt- und kopflastige R-Rated-Fantasy-Story ausgeben, zumindest nicht zu der Zeit. Andererseits erzähle man ihm seit 25 Jahren immer wieder, Sandman werde jetzt gemacht. Er habe gelernt, darauf einfach mit einem "Ja, okay, ich freue mich drauf." zu reagieren.
Dass diese Verfilmung weiter auf sich warten lässt, nimmt Gaiman also gelassen. Anders sieht es bei The Graveyard Book aus, der geplanten Verfilmung seines "Graveyard-Buchs" über einen Jungen, der von den Bewohnern eines Friedhofs adoptiert und aufgezogen wird, nachdem seine Familie ermordet wurde. Das stimme ihn traurig, so Gaiman. The Graveyard Book sei an die Walt Disney Company verkauft worden, weil Henry Selick, der Coraline gedreht habe (ebenfalls nach einer Romanvorlage von ihm) und damals bei Pixar gewesen sei, es machen wollte. Es sollte Pixars erste Adaption werden, erklärt Gaiman, ein Stop-Motion-Animationsfilm wie Coraline. Darauf habe er sich sehr gefreut, doch dann habe Selick den halbfertigen Film hingeschmissen und Studiochef Alan Horn diesen eingestampft.
Seitdem vollziehe sich alle 18 Monate der gleiche Kreislauf: Man sage ihm, dass man einen neuen Autor auf The Graveyard Book angesetzt habe. Ein paar Monate später schicke man ihm ein Drehbuch zu, und es sei okay, zu 75% fertig. Es lese sich sehr wie die letzten Drehbücher. Und dann erzähle man ihm, dass man auf eine Überarbeitung aus sei. Normalerweise bekomme er das überarbeitete Skript nicht zugeschickt, verrät Gaiman. Er erfahre nur, dass es durchgefallen sei - aber man wisse da jemanden, der es wirklich ganz bestimmt hinkriege! Wieder ein paar Monate später teile man ihm mit, dass dieser neue Autor angeheuert worden sei, und es beginne von vorne. So sei es abgelaufen, seit Disney The Graveyard Book gekauft habe. Er hoffe sehr, dass man noch etwas daraus macht, etwas Gutes. Mit einer TV-Serie wäre er vollkommen glücklich, und einen fantastischen Film fände er auch toll.