Auch wenn er etwas sperrig ist, hat mich der Film seit dem ersten Mal schauen, immer wieder beschäftigt. Und zumindest große Teile davon sind absolut genial.
Die furiose Eröffnungsszene und die atemberaubende letzte Stunde machen die lange zähe und recht banale Story wieder wett. "Action" ist ja oft gar nichts meins, aber was Nolan hier bietet, hat man so noch nicht gesehen, wenn er zwei Timelines in der selben Szene kombiniert.
Ein Film, der seine Kraft vor allem aus dem zieht, was er nur andeutet und unausgesprochen lässt. Dazu kommt die verschlossene Art der Figur, die lange wenig von sich Preis gibt und ihre Anspannung zu verbergen versucht/verbergen muss. Insbesondere in der zentralen Szene, die mich spontan an "I, Daniel Blake" erinnerte, wird dann die Tiefe der Misere der jungen Frau deutlich. Dabei wird auch das systemische Machtgefälle, Sexualisierung und Unterdrückung der Frau thematisiert.
So sensibel der Film dieses wichtige Thema im Hinblick auf die Protagonistin beschreibt, empfand ich auf der anderen Seite die Darstellung der wenigen männlichen Figuren leider sehr einseitig. Jede männliche Figur, die hier gezeigt wird, verhält sich asozial bis hinlänglich pervers und belästigt die Mädchen (der Vater, der Boss, Kunden im Supermarkt, Typ im Bus) . Der Punkt ist mir klar, aber die Art und Weise... Das schien mir dann doch etwas plump und mit dem Vorschlaghammer. Trotzdem ein ganz starker Film
Der beste Film zum Thema Demenz und dem buchstäblichen Horror, der damit einhergeht.
Der Film hat mich wirklich umgehauen. In bekanntem Setting behandelt der Film ein ernstes, erschreckend reales Thema auf sehr mitreißende und anschauliche Weise. So geht visuelles Storytelling! Tolle Schauspieler und Figuren!
Wer Still Alice kennt und den schon gruselig fand, kriegt nun die volle Breitseite. Das Thema Demenz/Alzheimer (weiß grad nicht mehr, wo da die genaue Abgrenzung ist) steht im Zentrum des Films. Die Auswirkung der Krankheit auf sich selbst und das Umfeld. Die Entfremdung, die Einsamkeit, die Angst. All die inneren Prozesse werden hier im physikalischen wiedergeben und über die Körper, Szenerie und Architektur sichtbar gemacht. Hin und her gerissen zwischen Empathie und Beängstigung, Entfremdung und Verbundenheit, wenn sich die Identität nach und nach auflöst und der Mensch, den man einst kannte nur noch eine Hülle zu sein scheint. Wenn sich das Fenster zur Welt langsam schließt und man in einem schwarzen Loch allein zurück bleibt. Und wie man dennoch irgendwie da ist. Wahnsinnig tolles, aber auch niederschmetterndes Ende.
Eine Einstellung kurz vor Schluss hat mir sofort das Herz gebrochen. Nicht nur gruselig bis abstoßend, sondern auch unglaublich traurig und mitfühlend. Dieser Zwiespalt macht am Ende den Film aus. Darauf war ich nicht vorbereitet. Wow.