Blue Velvet (1986)

@ TiiN

"Es ist generell schön bei Lynch-Filmen das nicht alle etwas für jeden sind."

Bisher habe ich von David Lynch "Twin Peaks", "Mulholland Drive", "Dune - Der Wüstenplanet", "Eine Wahre Geschichte - The Straight Story" und "Blue Velvet" gesehen. Tatsächlich finde ich nur "Dune" und "Blue Velvet" nicht gut, die anderen finde ich alle klasse.

"Hohe Bewertungen werden sicherlich nichts mit seinem Namen zutun haben."

Mag sein, doch bei "Blue Velvet" muss ich mich schon sehr über die Wertungen und das lob wundern, denn dass die Charaktere unglaubwürdig und dumm handeln, kann man nicht abstreiten. Das habe ich so bei Lynch noch nicht erlebt, nicht mal bei "Dune" ist es so schlimm.

"Es gibt einige Lynch-Filme die zwiespältig aufgenommen werden. Etwa Inland Empire oder auch Eraserhead."

Die beiden kenne ich noch nicht. Aber genau deswegen habe ich sie auch noch nicht geschaut.

"Hab Blue Velvet nun eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber der Film hat damals meiner Meinung nach so eine richtig bedrückende und verruchte Atmosphäre auf ganz elegante Weise aufbauen können."

Über das Wort "elegant" lässt sich da wirklich streiten. Ich fand nichts an dem Film elegant, der war eher äußerst plump und irgendwie auch oberflächlich. Über die Charaktere erfährt man ja kaum etwas, man sieht nur, wie doof und unglaubwürdig sie sich benehmen.

Nach dem meisterhaften "Mulholland Drive" habe ich auch an den ebenfalls allseits geliebten "Blue Velvet" sehr hohe Erwartungen gehabt. Nun, meine freudige Erwartungshaltung hat sich schnell in Langeweile und Frustration gewandelt.

"Blue Velvet" ist das absolute Gegenteil von "Mulholland Drive". Er ist langatmig, langweilig, zäh und voller Probleme bei der Glaubwürdigkeit der Charaktere, allen voran dem Hauptcharakter Jeffrey, der sich in nahezu jeder Situation völlig unangemessen, dumm und unglaubwürdig verhält. Zu allem Überfluss ist er mir auch noch sehr unsympathisch. Er lügt, er fährt "zweigleisig", er lügt weiter, er bricht in fremde Wohnungen ein und er verhält sich dumm, immer wieder. Dann wieder wird er mal in einer Situation schlauer dargestellt, was im krassen Kontrast zu seiner sonstigen Dummheit steht. Ziemlich schlecht und vor allem inkonsistent geschriebener Charakter. Was war damals mit Lynch los?

Die Handlung finde ich auch ein wenig konfus, aber hauptsächlich deswegen, weil ich keinen der Charaktere richtig verstehe. Es scheint mir, als kämen die Charaktere alle aus einer anderen Welt als der Erde mit ihren Verhaltensweisen. Alle total konfus und bekloppt. Auch hier ein krasser Gegensatz zu "Mulholland Drive" oder "Twin Peaks", die tolle Charaktere, eine konsistente Charakterzeichnung und eine spannende Handlung erzählen.

Auch die Musik von Blue Velvet war zum Gähnen öde und langweilig, auch ein krasser Gegensatz zu "Twin Peaks" und "Mulholland Drive", die beide eine großartige Musikuntermalung boten.

Einzige Stärke des Films ist Dennis Hopper und sein gutes Schauspiel, auch wenn ich den Charakter nicht verstanden habe. Noch weniger habe ich verstanden, warum er noch vier Anhängsel hat, die ihm überall hin folgen. Warum folgt man so einem bekloppten Typen?

Hin und wieder, vor allem in der zweiten Hälfte, kam dann ein wenig Spannung auf, aber nicht viel.

Also mich hat der Film nicht wirklich überzeugt. Es gibt schlechtere, aber auch deutlich bessere Filme. Ein zweites Mal werde ich mir den Film sicher nicht antun. Ich habe so das Gefühl, dass der Film allein wegen des Namens "David Lynch" so gut bewertet wird. Für mich massiv überbewertet.

Bewertung: 4/10 Punkte

Wiederschauwert: Keiner
Nachhaltiger Eindruck: Keiner
Emotionale Tiefe: Gering