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Godzilla vs. die Erste Oscar-Auszeichnung

MD02GEIST | 11.03.2024
70 Jahre Godzilla und erst eine Oscar-Auszeichnung: Godzilla, der Oscar und ich An anderer Stelle hatte ich hier auf moviejones.de bereits über meine Gefühle gesprochen. Aber nun ist das Undenkbare passiert: Godzilla, der Charakter, den ich seit 32 Jahren liebe und verehre hat einen Oscar gewonnen! Aber der Reihe nach: Von 1954 bis 2004 wurden in Japan 28 Spielfilme mit Godzilla gedre... weiterlesen

70 Jahre Godzilla und erst eine Oscar-Auszeichnung: Godzilla, der Oscar und ich

An anderer Stelle hatte ich hier auf moviejones.de bereits über meine Gefühle gesprochen. Aber nun ist das Undenkbare passiert:

Godzilla, der Charakter, den ich seit 32 Jahren liebe und verehre hat einen Oscar gewonnen!

Aber der Reihe nach:
Von 1954 bis 2004 wurden in Japan 28 Spielfilme mit Godzilla gedreht. Dazu kamen „Spin-Offs“, Konkurrenten, Imitatoren, Kopien und ein Spielfilm-Remake von Roland Emmerich.

In diesem 50 Jahren wurden viele Geschichten erzählt und auch andere Medien erschlossen. Dazu eine beinahe unzählbare Menge an Merchandise und weiteren Begleitmedien jenseits der Spielfilme.

Jedoch in diesen 50 Jahren gab es, überwiegend im englischen, wie auch im deutschen respektive westlichen Hemisphäre ein gemeinsames Element. Dieses Element existiert noch immer, aber ist dennoch hier mehr anzutreffen als in Japan.

Das heißt aber nicht, dass es auch in Japan sowas gibt. Allerdings ist die Verbreitung und der Einfluss dort ein anderer.

Ihr, meine Leser, wisst es schon aufgrund meines anderen Postings. Lasst es mich kurz wiederholen.

Professionelle Filmkritiker oder Menschen, die sich für Kritiker halten entwickelten eine Tradition des Spotts und absichtlichen Lächerlicherklärung gegenüber Godzilla und seiner Tokusatsu-Kultur. Die Tokusatsu-Kultur, die sich wie alle japanischen Sub beziehungsweise der Kultur Japans speist wurde verlacht. Auch wenn es vergleichbare Produktionen im westlichen Ausland gab und gibt.

Natürlich heißt das jetzt nicht, dass eine Form von systematischen Rassismus damit vollzogen wurde. Denn auch die meisten phantastischen Produktionen im Westen mussten und müssen sich harte Worte gefallen lassen. Aber das Stigma von Kinder-Quatsch, Müllkino, Billigem Schrott, Abfall und was weiß ich noch für negativ konnotierte Worte wurden dem japanischen, phantastischen Titeln entgegnet.

Ein Krieg der Worte.

Und selbst das diese Tokusatsu-Kultur Fans in Form von Hollywood-Regie-Größen wie Steven Spielberg, Quentin Tarantino, Tim Burton, James Cameron oder John Carpentor besitzt:

Der Krieg der Worte ging einfach weiter.

2004. Ryuhei Kitamura’s GODZILLA - FINAL WARS. Der Film zum 50. Jubiläum feierte in Hollywood seine Premiere. Der Film selbst der bewusste Gegenpol, respektive die Weiterentwicklung, die Godzilla seit seinem Debüt 1954 realisiert von Eiji Tsuburaya, Tomoyuki Tanaka, Ishiro Honda und Akira Ifukube durchmachte. Der Film war leider finanziell nicht das was sich Toho erhoffte. Die Fans wurden mehr als zuvor gespalten. Ein Trend wurde geboren.

Godzilla aber ging nun zum dritten Male in seiner Karriere in einen filmischen Ruhestand. Aber ein Mann gab nicht auf. Dieser Mann, der einst 1971 den 11. Godzilla-Film schrieb und dafür die Regie übernahm. Der Mann, der Godzilla einst das fliegen beibrachte und einen Film erschuf, der auch bis heute diskutiert wird.

GODZILLA VS. HEDORAH von Yoshimitsu Banno.

Yoshimitsu Banno versuchte es erneut in Kooperation. Banno, der zwar nur einmal bei Godzilla Regie führte nahm dies nicht hin. Er arbeitete zwar auch jenseits des Regie-Stuhls an japanischen Titeln und durfte auch Worte des Lobens dafür erhalten. Aber der Regie-Stuhl. Dahin wollte Banno zurück. Nach GODZILLA - FINAL WARS versuchte er es erneut. Anfang der 1990er Jahre hatte er schon Gespräche geführt um Godzilla auch jenseits der japanischen Produktionen auf japanischen Boden in Spielfilm-Film in den USA (d.h. Hollywood) als Kooperation zustande zu bringen.

Ein Drehbuch und ein paar Fimen standen bereit mit Toho hier die Produktion zu unternehmen. GODZILLA 3D TO THE MAX beziehungsweise GODZILLA VS. DEATHLA war dieses Projekt

Wie so häufig, zog sich das Projekt.

2009.
Das Filmstudio Legendary bekam Wind von GODZILLA VS. DEATHLA und traten in Kontakt mit Banno, sowie später Toho. Aus Bannos Projekt wurde später der Auftakt des Franchises namens MonsterVerse, der mit Gareth Edwards’ sein GODZILLA (2014) beginnen sollte.

2011.
Im März dieses genannten Jahres sollte Japan aufgrund eines Erdbebens und daraus resultierenden Tsunamis sein zweites Atom-Trauma erleiden. Das AKW von Fukushima erlitt eine Kernschmelze. Nach den Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki 1945, die das Ende des Krieges im Pazifik marktierten wurden zusammen mit dem Krieg zur Quintessenz der Geburt Godzillas.

Auch wenn GODZILLA (2014) hier eine Hollywood-Produktion ist, so war diese in einem größeren Rahmen der Idenität und des Feelings eines Godzilla näher, als es noch Emmerich tat. Emmerich sein Film ist eine Interpretation. Edwards sein Film eine Tributzollung.

Der Film war im Westen und in Japan allgemein besser aufgenommen worden.

Toho selbst arbeitete bereits an einer Rückkehr Godzilla aus deren direkter Produktion. Nicht nur als Aufseher für Hollywood. Die Vor-Produktion, die 2013 begonnen hatte und später als der Film SHIN GODZILLA (2016) sollte wie der 1954er GODZILLA sich auf ein Trauma referenzieren. Ein politischer Kontext.

SHIN GODZILLA von Hideaki Anno und Shinji Higuchi, zwei lebenslange Tokusatsu-Fans, hatten es geschafft. Jenseits des 2014er Hollywood-GODZILLA schufen sie das Fundament der filmischen Rückkehrs Godzillas als japanische Produktion.

Die Welt hatte sich gewandelt.

Zwei Produktonsarten, die eine japanisch, die andere Hollywood. Simultan behandeln sie Themen, bleiben und sind unterschiedlich im Endprodukt. Aber es ist alles Godzilla beziehungsweise Tokusatsu-Kultur. SHIN GODZILLA erwies sich als Hit in Japan und räumte Preise ab. Aber wie schon bei GODZILLA - FINAL WARS, Emmerichs GODZILLA und Edwards’ GODZILLA Kontroverse durchzog und durchzieht Fandom wie Kritiker. Toho aber macht weiter und lies nun Takashi Yamazaki nach den SHIN GODZILLA nachfolgenden Anime-Produktionen der GODZILLA-EARTH-Trilogie von Hiroyuki Seshita und Kobun Shizuno, sowie der TV-Serie GODZILLA - SINGULAR POINT ran.

Yamazaki, ebenfalls ein Fan, hatte auch eine Vision wie er seine Fan-Liebe umsetzen wollte.

GODZILLA - MINUS ONE.

In der Zwischenzeit, seit ca. 2004 wurde eine Generation von Leuten daran gewöhnt Untertitel zu lesen und dennoch einen Film genießen zu können.

Leider verstarb Yoshimitsu Banno zwischenzeitlich. Aber sein Name und seine Legende wurden im 2019er GODZILLA - KING OF THE MONSTERS von Michael Dougherty Ehre und Tribut gezollt. Ein Novum in mehrerer Hinsicht. Nicht nur ein Sequel mit Godzilla aus Hollywood, sondern auch jenseits der Namensnennung von Tomoyuki Tanaka im 1998er GODZILLA und der von Ishiro Honda in Del Toro’s PACIFIC RIM (2013).

Aber zurück zu Yamazaki. Sein GODZILLA - MINUS ONE wurde zu Überraschung ein Hit. Nicht nur in Japan! Nein! Auch im westlichen Ausland. Der Film wurde schlussendlich zu dem dritt-erfolgreichsten japanischen Spielfilm in der Geschichte der USA! Kritiker und Fans waren und sind begeistert! Godzilla war im „Mainstream“ angekommen. Sowas gab es vorher noch nicht. (Mainstream ist sehr individuell definibar!)

GODZILLA - MINUS ONE wurde überschüttet mit Nomierierungen und Auszeichnungen anderer Film-Preise. Aber der wichtigste Film-Preis, derjenige mit dem größten Prestige. Der mit dem größten Ansehen, dem (subjektiven) Indikator für bestmöglichste Qualität, der Oscar kam erst jetzt! Die Stimmen aus der Vergangenheit sind für mich immer ein zeithistorisches Dokument gewesen. Eine Vergangenheit, die ich nicht ändern kann. Und selbst wenn. Ich würde jetzt nichts mehr ändern wollen.

Warum?

1999/2000.
Ich kam zum ersten Male ins Internet und konnte dort mein filmisches Hobby auch ausleben. Meine Passion mit anderen Menschen via Foren teilen. Aber ich entdeckte, neben Filmliteratur in Print-Medien, besagten Dokumente. Es ärgerte mich. Ich war wütend, ich war fassungslos, wie Jahrzehnte um Jahrzehnte und zahllose Menschen mein Hobby verrissen hatten und es sich bis zum heutigen Tage mehr oder weniger noch immer so tun. Es muss kurz vor dem Kinostart von GODZILLA - MINUS ONE in Japan gewesen sein. Da kam es zu einer seelischen Veränderung in mir.

Godzilla und die Tokusatsu-Kultur waren und sind Nische. Das wusste icht. Aber ich hatte eben äußerste Probleme mit der Akzeptanz der Realität 23-24 Jahre meines Lebens hatte ich gekämpft um diese Einsicht zu erlangen. Ich warf meine Verteidigungshaltung zu Boden. Oder besser gesagt, mein innerer Godzilla legte sich ruhig hin und begann einen Schlaf. Dieser Schlaf geht bis heute mehrheitlich weiter. Es ist eine neue lebenslange Aufgabe für mich hier seinen Schlaf sicherzustellen, aber dennoch nicht in absolute Passivität zu verfallen.

Ich hatte es akzeptiert, dass ich die Welt ändern kann.

Aber aufeinmal ist Godzilla da. Auch wenn es immer kritische Stimmen geben wird, ich kann bei Bedarf jetzt immer auf diesen Oscar verweisen! Natürlich wird die Zeit zeigen, in weit sich das auf zukünftige japanische oder Hollywood-Produktionen auswirken wird.

Godzilla ist da. Er ist cool. Er ist Qualität. Er ist nicht der Abfall des Kinos, für den viele Menschen ihn hielten oder gar noch immer halten.

Ich fühle mich bestätigt. Ich bin glücklich. Ich bin froh!!

Aber, dennoch. Ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt. Es steht fest: Godzilla bleibt mir und uns allen erhalten. Neben den zahlreichen Begleitmedien, wird er im Medium der bewegten Bilder erhalten bleiben. Sicher der nächste Schritt wäre neben dem Solo-Film, nun das Spektakel des Kaiju-vs.-Kaiju-Films dran. Als die Entwicklung, die nun typisch Tokusatsu ist.

Wird Yamazaki zurückkehren? Oder wird ein anderer japanischer Regisseur und eventuell Fan sich an dem König der Kaiju in Japan versuchen? Das sind auch Fragen, auf dessen Antwort nur die Zukunft reagieren kann und wird. Ich persönlich hoffe, dass diese Oscar-Auszeichnung jetzt nicht einigen Leuten zu Kopf steigen wird. Aber diese letzte Gedanke ist und bleibt wohl Wunschdenken.

Die Schattenseiten.
Natürlich bleibe ich glücklich, aber mir sind durchaus die Gefahren bewusst, die auch mit dieser Oscar-Auszeichnung jetzt passieren können. Mehr Leute werden ins Fandom kommen, deren Intentionen diplomatisch gesagt fremd sein werden. Mir persönlich ist dieses Gatekeeping im Grunde auch zuwider. Aber manchmal ist es richtig. Es ist situations-und-kontext-abhängig. Eine Generalisierung würde hier nichts positives bringen.

Wie gesagt. Ich hatte mich damit abgefunden, dass meine geliebte Tokusatsu-Kultur Nische ist. Und jetzt bin ich als Fan auf einmal cool?! Ich bin Anhänger von Qualität?! Das ist absolut surreal und absolut unvorstellbar.

Es ist ähnlich wie Menschen, die im Krieg geboren werden und nichts anderes kennen. Sie müssen sich an den Frieden und dessen positive Aspekte gewöhnen. Die stetige Verteidigungshaltung, das inherente Misstrauen muss langsam und bedächtig abgebaut werden. Vertrauen muss geschaffen werden, der Bau von kulturellen und persönlchen Brücken!

Dazu kommt die (rhethorische) Frage: warum erst jetzt? Warum nicht schon vorher? In Japan wurden Titel aus der Tokusatsu-Kultur auch immer mal wieder ausgezeichnet. Aber das wurde einfach ignoriert. Godzilla und die Tokusatsu-Kultur haben im Westen ein Standbein sich errichtet. Zwar nicht das größte, aber es existiert. Jeder kennt Godzilla. Entweder vom Namen oder Aussehen oder seine japanische Herkunft. Oder seine überwiegende Realisierungsmethoden. Im Englischen hat sich das Suffix ...zilla für alles große, böse intregiert. Also mehr Anerkennung scheint nicht möglich. Also warum erst jetzt? Brauchte es wirklich 70 Jahre um diese Erkenntnis im Westen zu erlangen, dass es nicht nur die westliche Form von Unterhaltung gibt?

Im Übrigen. Das war und ist bis heute auch die Ursache dieses Krieges der Worte. Wahrnehmung und Gewohnheiten. Es wurden und werden nicht die japanische Perspektive gewählt, sondern die westliche. Ich verurteile die Worte aus der Vergangenheit, ja. Aber ich weil ich voranschreiten möchte, will ich mich davon emotional distanzieren. Als Dokument der Geschichte ohne Wertung wahrnehmen.

Erneut fühle mich erneut bestätigt, dass Godzilla und die gesamte Tokusatsu-Kultur Qualität ist. Sicher an Haruo Nakajima wurde 2017 bei den Oscars erinnert, Ishiro Honda wurde einst als sein Freund Akira Kurosawa den Oscar für sein Lebenswerk erhielt live aus Tokyo zugeschaltet. Und auch wenn andere Stigma bezüglich der japanischen Unterhaltungskultur existieren und vieles nur negativ auf Godzilla konzentiert wurde, dieser eine Oscar hat das - für mich - nun verändert!

Ein Oscar in der Kategorie Bester Film wäre der Überhammer gewesen, aber Beste Visuelle Effekte, das ist dennoch sehr gut!

Natürlich als Tokusatsu-Fan stelle ich mir die Frage: wäre GODZILLA - MINUS ONE mit Tokusatsu-typischen Methoden auch soweit gekommen? Ist die CGI-Realisation von Godzilla, von Japanern, in diesem Falle wirklich die Antwort und des Weisheits letzter Schluss?

Gerade, weil die Tokusatsu-Kultur aufbaut praktischen Effekten, wie Anzügen und Modellen, gespeist mit japansicher Wahrnehmung auf die eigene Kultur des Landes der Aufgehenden Sonne! Daher meine Fragen. Eiji Tsuburaya, Haruo Nakajima, Kenpachiro Satsuma, Tomoyuki Tanaka, Ishiro Honda, Akira Ifukube, Yoshimitsu Banno, Jun Fukuda, Masaru Sato, Shinichi Sekizawa, Yukiko Takayama, Kaoru Mabuchi und so viele, viele, viele mehr: dieser Oscar ist auch für Euch!

Und vor allem Banno, Yoshimitsu Banno. Ohne dessen unermüdlichen Einsatz jenseits von 1971 wieder in den Regie-Stuhl zurückzukehren gäbe es diese heutige Entwicklung wohl nicht!

Aber auch den Männern und Frauen, die die Tokusatsu-Kultur seit über 120 Jahren japanischen Kinos in all ihren Ausformungen und Referenzen Tribut zollen!

Das ist unser Moment! Auf das der Weg Godzillas auch weiterhin so erleuchtet bleibt!

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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
11.03.2024 12:04 Uhr
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Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.557 | Reviews: 29 | Hüte: 218

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Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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