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Alles steht Kopf

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Alles steht Kopf Kritik

Alles steht Kopf Kritik

Alles steht Kopf Kritik
0 Kommentare - 22.04.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Alles steht Kopf" ist.
Alles steht Kopf

Bewertung: 2.5 / 5

Als der Vater von Riley (Kaitlyn Dias) einen neuen Job annimmt, muss ihre Familie nach San Francisco ziehen, was bedeutet, daß die Emotionen in ihrem Gehirn viel zu tun bekommen. Freude (Amy Poehler) versucht das Positive daran zu sehen, während Angst (Bill Hader), Wut (Lewis Black), Ekel (Mindy Kaling) und Traurigkeit (Phyllis Smith) Rileys Gefühlswelt durcheinanderbringen. Die Gruppe ist sich uneins darüber, was für Riley am besten ist und versuchen sie durch den Alltag zu manövrieren, während Freude und Kummer durch einen Zwischenfall aus dem Kontrollzentrum verschwinden. Nun muss das ungleiche Duo seinen Weg zu Riley zurückfinden.

Kummer zuzulassen, ist eine schwere Angelegenheit. Als Menschen, gerade in einem neoliberal-kapitalistischen System sind wr dazu angehalten zu funktionieren uns selbst zu optimieren und zu arbeiten. Es geziemt sich nicht, daß anders zu deuten und zu seinen psychischen Leiden zu stehen. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache, wenn etwa achtundzwanzig Prozent aller Erwachsener an einer psychischen Erkrankung leiden. Wir haben ein Problem und teil unseres Problems ist, daß wir vorgeben, daß es anders wäre. In dieser Hinsicht ist Alles steht Kopf bemerkenswert. Denn es geht um personifizierte Emotionen, deren Lebtag daraus besteht, den Körper zu steuern. Das Steuern von Innen. Da kommt jeder Emotion eine wichtige Funktion vor, wenngleich den Figuren innerhalb des Kopfes zunächst nicht klar ist, wie wichtig diese Funktionen sind. Und dann ist da Kummer. Eine lethargische, total depressive Figur, deren Antriebslosigkeit und vermeintliche Sinnlosigkeit natürlich ihrem Kontrast Freude sauer aufstößt. Das ist der Kernkonflikt in Alles steht Kopf. Und abseits dessen, daß Kummer eine beispiellos unterhaltsame Figur ist, ist sie auch eine unglaublich spannende. Denn ja, das Ausleben dieser Art von Emotion passt nicht unbedingt in unseren Zeitgeist und spannend hierbei ist ja vor allem, daß das Sprechen über Emotionen eigentlich nicht gesellschaftskonform ist. Wenngleich hier nicht eingeschlossen ist, daß es natürlich endlose Videos über Self-Care und das Benennen psychischer Erkrankungen gibt. Doch das darf man nicht gleichsetzten. Und so gesehen ist das eine nette Idee.

Trailer zu Alles steht Kopf

Davon abgesehen aber ist Alles steht Kopf einer der perfidesten und propagandistisch angehauchtesten Pixar-Filme überhaupt. Das Problem hierbei ist, daß Filme selten die Komplexität von Figuren in den Mittelpunkt rücken können. Und besonders eine Firma wie Disney wird das nicht zustande bringen, weil es gewisse Emotionen in dieser Welt gar nicht gibt. Das einzige, was man hier zunächst zulässt, ist das Träumen von fremden Männern. Die Ehe als gescheitertes Konzept und aus den Figuren wird ohnehin nicht ersichtlich, was sie nun aneinander finden. Ja, der Mann ist nicht emotional genug und die Frau hat die eigentliche Kontrolle über die Familie. Was sind wir erleichtert, daß an unseren Werten so gar nicht gekratzt wird. Und ja, auch in Sachen Krisen geht man hier ganz locker um. Die Figuren reisen in eine neue Welt und eine neue Wohnung. Dort ist alles leer, sie haben nichts zu essen und zu schlafen. Und was dann passiert, das kann eigentlich auch nur aus einem Disney-Film kommen. Wir lachen all unsere Probleme weg und gehen von der These aus, daß wenn wir uns nur inniglich und genug lieben, daß dann nichts eine Hürde darstellt. Daß der Film dabei noch antifeministisch ist, zeigt sich daran, daß es hier klare Rollen gibt. Ernährer und Beschaffer, gegen Versorger. Mama kocht, Papa arbeitet und die Ehe ist so toll. Ja, was ist sie nicht toll? Abgesehen davon, daß etwa jede dritte Ehe geschieden wird und die anderen zweidrittel dann erst mal glücklich sein müssen. Aber na ja, wir lieben uns ja alle.

Alles steht Kopf ist vermutlich einer der dümmsten und einfachsten Pixar-Filme der vergangen Jahre. Unter dem Deckmantel einer vermeintlich originellen Idee wird hier aber auf inhaltlicher Ebene nichts Gesundes und nichts Außergewöhnliches geboten. Die unweigerliche Geschichte, die sich dann entspinnt, führt Freude und Kummer durch die Welt eines strukturierten Verstandes. Dort gibt es Regeln, nicht gerade eine Erkenntnis, über die es sich zu sprechen lohnt. Doch wenn diese Reise dann losgeht, muss man erstmal schlucken. Denn was hier vor allem auffällt ist, wie strukturiert und maschinell der Geist von Riley ist. Jeder hat einen Job und eine Funktion in einem System, daß wenn es aus den Fugen gerät, in eine Katastrophe mündet. Das heißt, daß Regisseur Pete Docter den Kapitalismus mitsamt williger Arbeiterschaft in den Kopf von Riley packt. Warum zum Beispiel Bauarbeiter nicht hinterfragen, sondern wortlos ihren Anweisungen folgen, bleibt offen. Und die Wahrheit ist, daß es wohl daran liegt, daß die Macher glauben, es sei nicht wichtig. Ja, man kann das sehr wohl kleinlich nennen. Aber der Gedanke, daß alles seine Ordnung hat und auch das Ziel der Figuren eigentlich ist, diese Ordnung wieder herzustellen zeigt, daß das man sich keine Welt ohne eine Funktion innerhalb des Systems vorstellen kann. Daß Docter als Regisseur hier einmal mehr Firmen bei der Arbeit im Geiste zeigt, ist nach Die Monster AG (2001) vielleicht nicht allzu verwunderlich, aber es ist wohl inhaltlich ein wenig banaler geworden.

Die Idee dahinter, daß sich junge Menschen auch entsprechend ihrer klischeehaften Wertung durch Erwachsene benehmen, lässt vermuten, daß die Macher selber keine Ahnung haben, was in einem Jungen Kopf vor sich geht. Es ist konservativ, im schlechtesten Sinne. Denn das Verhalten von Riley ist ob ihrer momentanen Lage immer einem Blick durch Erwachsene unterlegen. Das Verlassen der Heimat in eine neue Welt ist natürlich auf anderer Seite auch nichts, was ehrlich gesagt die Psyche dermaßen beeinflussen sollte. Auf der anderen Seite benimmt sich Riley eben nicht wie ein komplexer Mensch mit komplexen Emotionen, sondern so, wie sich das ein Erwachsener aus einem erwachsenen Verstand vorstellen würde, wenn er sich noch nie mit Kindern befasst hat. Es ist alles so banal und das tut weh, weil Emotionen auch ob ihres Einflusses und ihrer Beeinflussung wesentlich komplexer sind, als Alles steht Kopf sie jemals schildern oder begreifen würde.

Einfach, perfide und über alle Maßen seicht ist Alles steht Kopf. Ein Thema zu groß für einen konservativen Geist und diese Geistlosigkeit überträgt sich dann auf die Bilder. Ja, wie wäre das wohl? Jedenfalls nicht so und man hofft insgeheim, daß die Macher ihre Emotionen nicht mehr auf die Leinwand loslassen.

Alles steht Kopf Bewertung
Bewertung des Films
510

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