Bewertung: 3.5 / 5
Der ehemalige aufsteigende Tennis-Stern Tashi Duncan (Zendaya) trainiert nach dem Ende ihrer Karriere ihren Ehemann Art Donaldson (Mike Faist). Dieser ist eher ein durchschnittlicher Spieler, steigt aber nach und nach zum Profi auf. Nach einem Tiefschlag, meldet seine Frau in bei einem auf niedrigem Niveau stattfindenden Challangers-Turnier an, bei welchem er durch ein paar Sige wieder mehr Selbstbewusstsein erlangen soll. Doch ausgerechnet dort trifft er auf Patrick Zweig (Josh O’Connor) seinen einstigen besten Freund und jetzigem Rivalen, der noch dazu einst mit Tashi zusammen war.
Überschwänglich wurde Challengers – Rivalen von der hiesigen Presse in den Himmel gelobt. Ein Sportler-Drama, daß seinen Reiz aus einer verruchten Dreiecksbeziehung zöge und damit dem Sport als solchem natürlich eine metaphorische Schwere geben möchte. Mal wird es sexuell, mal wird es spannend, mal gibt es Gewinner und Krisen und mal gibt es nichts davon. Nun, die einfache Wahrheit, ist, daß der Film den der ohnehin maßlos überschätze Regisseur Luca Guadagnino inszeniert, ehrlich gesagt nichts verhandelt, was man nicht schon mal irgendwo gesehen hätte. Und ganz salopp gesagt, ist das hochgradiger Stil, der weit über Substanz geht. Um mal den Tiefschlag sacken zu lassen, kann ich an der Stelle auch direkt sagen, daß das vielleicht das einzig schlechte ist, was man über den Film sagen kann. Es werden Beziehungs-Banalitäten, Verlangen und Familien abgehandelt, die die Höhen und Tiefen und Lauen der Hauptfiguren zeichnen. Wenngleich man in all diesem pubertären Geplänkel sicherlich auch seinen Reiz finden kann, so geht Challengers – Rivalen auch nie darüber hinaus. Denn ja, der Film verhaftet in der Pubertät und verhandelt pubertäre Fragen, als das Non plus ultra, als wäre es von großer Bedeutung, wenn junge Menschen bumsen. Nicht falsch verstehen, das ist natürlich schön. Aber in einer Welt, in der es durchaus reale Probleme gibt, auch nicht das Zentrum des Universums.
Nun könnte man natürlich direkt das Gegenargument anbringen, sozusagen zum Gegenschlag ausholen und fragen, warum Challengers – Rivalen überhaupt vermeintlich tiefsinnig sein sollte, gar philosophische Fragen aufgreifen müsste, oder zumindest in irgendeiner Form systemisch zu sein hat. Das Argument ist nicht unbegründet und sicherlich spielt da auch die Erwartung wieder eine zentrale Rolle, wenn es eben darum geht, den Film zu bewerten. Auf der anderen Seite wird hier aber dennoch immer wieder so getan, als wäre es vermeintlich tiefsinnig. Guadagnino inszeniert hier nämlich auf einem Niveau, das den Anspruch hat, irgendwie Kunst zu sein. Und damit hebt er natürlich die Erwartung darauf, das da bestimmt noch irgendwas kommt, was nun alle schockieren würde. Die Wahrheit ist aber, daß der Trailer etwa den Film schon ganz gut zusammenfasst und man ergo auch keine neueren Erkenntnisse daraus gewinnt. Im Prinzip ist es ein Teenie-Film, der überdies auch eine ähnlich alternative Realität zeichnet, wie etwa Eiskalte Engel (1999). Unterdessen spielt Guadagnino dann pseudo-gewagt mit Sexualität und zeichnet unglaublich viele homoerotische Momente, Körper und eine Tashi Duncan, die so ein wenig an Basic Instinct (1992) erinnern soll. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine sexuelle Komponente und das Erforschen von Körpern, doch das verruchte ist hier einfach nicht zu finden und es wird auch nicht besser, wenn man Pseudo-Skandale aufgreift, die bereits in den 1960er Jahren wesentlich einprägsamer inszeniert wurden. Man erinnere sich nur mal an Rainer Werner Fassbinder.
Gut, genug gemeckert. An sich ist Challangers – Rivalen dennoch irgendwo ein ungewöhnlicher Film und auch einer, der recht viel Spaß machen kann. Zum einen natürlich durch seine Hauptfiguren, die diese ständige Rivalität untereinander ganz gut rüberbringen. Zum anderen wirkt das Werk wie ein klassischer Rise-and-Fall-Film, ohne einer zu sein. Da sieht man den einen Star, der scheitert. Den anderen, der eigentlich nicht gut genug ist und den dritten, der quasi über Leichen geht, um dort hinzugelangen. Diese Sport-Metapher ist natürlich das, was im neoliberalen Kapitalismus als Wettbewerb bezeichnet wird und da ist es natürlich nur allzu logisch, daß man dann unweigerlich auch auf Machtspielchen zurückkommen will. Allegorisch lässt sich da selbstverständlich aber auch das Hollywood-System wiederfinden und man kann sagen, daß der Film eigentlich dann am interessantesten ist, wenn diese drei Figuren ihre sexuell verwirrten Konflikte ausspielen. Unterschwellig lässt Guadagnino dann auch offen, wie diese Figuren überhaupt auf einer rein sexuellen Ebene zu deuten sind. Man könnte sie hier wieder als erforschende und verwirrte Teenager verstehen. Doch Sex ist auch hier als Metapher für das Streben nach Macht zu verstehen. Und dann, wenn man oben angekommen ist, ist man ständig gezwungen, die Macht zu erhalten und dem gesellschaftlichen Bild nachzukommen. Nein, so richtig glücklich ist da keiner und dann verwundert es auch nicht, daß keiner von ihnen so richtig sympathisch daherkommt.
Auffallend ist zudem, wie viel der Film insgesamt auf Rückblenden oder Vorblenden aufgebaut ist. Wie in Tarantino-Film wird antichronologisch in einzelnen Passagen erzählt, wie die drei sich befreundeten, liebten und hassen gelernt haben. Auch das ist im Prinzip keine Kunst, weil es nur auf das hinausläuft, was der Zuschauer eigentlich schon von Beginn an wusste und erahnen konnte. Dennoch ist das irgendwo so eigenwillig, daß man durchaus seine Freude daran haben kann.
Phallussymbole, Homoerotik, Dreiecksbeziehungen und der Verlust von Kontrolle in Macht. Das zeichnet Challengers – Rivalen aus und zeigt Gespann an wirklich unsympathischen Figuren in der Welt der Schönen und Reichen. Originell ist das wahrlich nicht und ehrlich gesagt tut man hier auch mehr, als ob dem etwas Tiefsinniges abzugewinnen sei. Dem ist aber nicht so und was bleibt ist allenfalls ein pubertärer – wenn auch überdurchschnittlich unterhaltsamer – Teenie-Film.