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Fear and Loathing in Las Vegas

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Fear and Loathing in Las Vegas Kritik

Fear and Loathing in Las Vegas Kritik

Fear and Loathing in Las Vegas Kritik
0 Kommentare - 20.04.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Fear and Loathing in Las Vegas" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Hunter S. Thompson (Johnny Depp) und sein Anwalt Dr. Gonzo (Benicio del Toro) machen sich zusammen mit einem Haufen Drogen und einem Wagen auf den Weg nach Las Vegas. Grund dafür ist ein Auftrag, bei dem Thompson von einem Motornennen quer durch die gesamte Wüste berichten soll.

Bei Terry Gilliam kann man sich einer Sache immer sicher sein, er ist kein konventioneller Filmemacher. Sein gesamtes Werk unterstreicht diese These und wenn Brothers Grimm (2005) noch dein zugänglichster Film ist, dann will das schon einiges bedeuten. Die Frage, die man sich aber zunächst stellen sollte, wenn man sich mit Kunstwerken dieser Art befasst, ist, ob sie auch neben dem schrägen Erzählstil, den seltsamen Kamerawinkeln und dem Allgemeinen skurrilen Treiben auch ansonsten irgendwas zu erzählen haben. Und mit dieser Frage kann man sich insgesamt sehr gut Fear and Loathing in Las Vegas annähern. Es ist ein Werk, daß sich dem Stoner-Subgenre zuordnet und im Sinne der 1990er Jahre natürlich irgendwo in seiner eigenen Zeit ganz gut begründet ist. Wenn man so will, bekommt man hier eine abgeschwächtere Variante eines The Big Lebowksi (1998) geliefert. Nur wer glaubt, die Coen-Brüder würden eine Geschichte voller Irrungen und Wirrungen erzählen, der man ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr folgen kann, der hat sich wohl einfach noch nie mit Fear and Loathing in Las Vegas beschäftigt. Die große Frage nach Bedeutung stellt das Werk dabei schon und es ist ja auch kein Zufall, daß sich diese Figuren auf einem Trip in der verruchtesten Stadt der Welt befinden. Einer Stadt, die den Endpunkt des Kapitalismus und all seiner Eskapaden und Perversionen darstellt.

Mitunter wirkt dieser Film wie eine Mischung aus Hair (1979) und Easy Rider (1969) und dabei richtet er sich primär nach einem Lebensgefühl. Es sind Hippies, die hier in den Vordergrund treten und sie sich im Sinne des Stoner-Movies den Schädel wegkiffen. Natürlich provoziert das irgendwo, weil es für den gesamten Trip, den der Film zeichnet, nie einen herkömmlichen Ausgang gibt. Tatsächlich ist Fear and Loathing in Las Vegas als Film sogar recht schwer zu greifen, weil es in dem Sinne vom Konventionellen wie Handlung oder auch Figurenentwicklung immer wieder abweicht. Tatsächlich weiß auch der Zuschauer ab einem gewissen Punkt gar nicht mehr, wo oben und unten sind und da stellt sich eigentlich die Frage, ob das nicht genau das ist, worum es letzten Endes geht. Denn selten, wenn nicht sogar nie werden Drogen-Trips in ihrer Sinnlosigkeit und ihrem Kontrollverlust so gut gezeichnet, wie es hier der Fall ist. Davon nähren Werke wie Hangover (2009) oder Die Highligen Drei Könige (2015) auch heute noch. Das führt im Verlauf des Films unweigerlich an den Punkt, an dem man weder Raoul Duke noch Dr. Gonzo wirklich folgen kann. Sie sind als Protagonisten so unzuverlässig, wie sie eben sein können und dienen damit fast schon als Mahnmal gegen den Gebrauch solcher Substanzen. Ja, in seinem Kern ist Fear and Loathing in Las Vegas nämlich ein Anti-Drogen-Film.

Heute weiß man, daß Drogen und der daraus folgende eskapistische Tagtraum in der Regel ganzheitlich betrachtet werden muss. Es gibt biologische Komponenten, Lebenslagen, systemische Probleme, Krisen und so weiter und so fort. Sucht ist in weiten Teilen eben kein einfaches Thema und daher ist es so klug, daß hier Menschen auf einer Reise gezeichnet werden, für deren Treiben es scheinbar keine Begründung gibt. Sie sind als Personen ja ohnehin ob der schwachen Charakterisierung kaum greifbar, also muss man sie als Symptom für etwas verstehen. Daß gerade Las Vegas natürlich der schlimmste Ort auf Erden ist, daran lässt Terry Gilliam im gesamten Film auch keinen Zweifel. Es wirkt nie so, als habe man einen tieferen Plan, dafür, was als Nächstes passieren wird. Doch genau deshalb ist der gesamte Film auch so undurchschaubar, unterhaltsam und gewinnt zusätzlich noch einen starken Realitätsgehalt in Sachen Drogen-Trip. Wie die Figuren zueinander stehen, daß ist zumindest grob bei Raoul Duke und Dr. Gonzo erkennbar und das beide sich natürlich auf einer rein selbstzerstörerischen Reise befinden, wird ja durch die Tatsache unterstützt, daß es eigentlich kein schönes Dasein ist, was beide da fristen. Im Gegenteil, Fear and Loathing in Las Vegas ist eigentlich ein zutiefst trauriger, gar melancholischer Film über die Sinnlosigkeit des Daseins.

Tatsächlich ist das etwas, was Gilliam Jahre später in The Zero Theorem (2013) ja wieder aufgreifen sollte, nur orientiert er sich hier eher im Treiben Abseits der Konventionen und gibt auch zu verstehen, woran die politischen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre letzten Endes scheitern mussten. Denn sie revoltierten, wie dieser Film unmissverständlich klarmacht, doch haben sie ob ihrer eigenen Probleme und der Unüberschaubarkeit des Exzesses verloren oder schlimmer noch ihr Leben lassen müssen. Die Idee, gegen den Staat und das System zu revoltieren, ist mit den Revoluzzern jener Tage gestorben. Gilliam zeichnet das Bild einer gescheiterten Generation, die sich entweder anpassen musste, oder im vollendeten Leid untergehen sollte. Das macht den Film so tieftraurig und in dem Sinne auch zu einem Werk, daß man nicht oberflächlich betrachten kann. Wenngleich sich das natürlich ob der vielen Farben und dem allgemeinen Ausschweifen anbietet. Es findet sich kein Reiz im totalen Exzess und das weiß dieser Film. Wäre nur gut, wenn Seth Rogen irgendwann auch mal auf diesen Trichter käme.

Kult, rasant, unkonventionell und ein kleiner Skandal. Fear and Loathing in Las Vegas ist ein Film, der sich eigentlich nicht als Film verstehen möchte. Es ist irgendwo Nonsens, doch das ist nur die Oberfläche. Tatsächlich ist es eine melancholische Erkenntnis, die erklärt, woran der Wandel hin zum Besseren unweigerlich scheitern musste.

Fear and Loathing in Las Vegas Bewertung
Bewertung des Films
710

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