Bewertung: 3.5 / 5
2021 konnte Denis Villeneuve mit Dune Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistern, wurde seine Verfilmung von Frank Herberts Roman doch einhellig als erste gelungene Adaption des schwer zu verfilmenden Stoffes angesehen. Es handelte sich dabei aber lediglich um die Verfilmung der ersten Hälfte des ersten Bandes Der Wüstenplanet und nach mehreren Verschiebungen kommt nun endlich die Fortsetzung ins Kino.
Dune - Teil 2 Kritik
Die Handlung knüpft unmittelbar an das Ende des ersten Teils an: Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) haben sich in den Weiten des Wüstenplaneten Arrakis den Fremen um ihren Anführer Stilgar (Javier Bardem) angeschlossen. Während ein Teil des einheimischen Volkes den Fremden gegenüber misstrauisch eingestellt ist, glauben die stark religiösen Fremen aus dem Süden in Paul den ihnen prophezeiten Messias gefunden zu haben. Der von Visionen eines verheerenden heiligen Krieges geplagte junge Mann ist jedoch hin- und hergerissen, ob er seiner vermeintlichen Bestimmung tatsächlich folgen sollte. Währenddessen schmiedet der machthungrige Baron Harkonnen (Stellan Skarsgård) Pläne, den Wüstenplaneten endlich komplett unter seine Kontrolle zu bringen.
Trailer zu Dune - Teil 2
Das Marketing rund um Denis Villeneuves Verfilmungen des legendären Romans von Frank Herbert mutet ein wenig seltsam an. Schon bei Dune dürfte manchen Kinozuschauern nicht klar gewesen sein, dass sie nur die Hälfte der Geschichte zu sehen bekommen würden, schließlich wurde der zweite Teil erst nach dem erfolgreichen Kinostart angekündigt. Wer sich von Dune - Teil 2 nun einen runden Abschluss erhofft, könnte ebenfalls enttäuscht werden, denn dieser wirkt vielmehr wie der Mittelteil einer Trilogie. Es würde uns jedenfalls nicht überraschen, wenn der dritte Film, der den Band Dune Messiah - Der Herr des Wüstenplaneten behandeln soll, in den nächsten Wochen offiziell grünes Licht erhielte.
Dass ein Teil der Zuschauerschaft sich von dieser Kommunikation ein wenig vor den Kopf gestoßen fühlen könnte, scheint man bei Warner Bros. in Kauf zu nehmen. Es dürfte eher nicht helfen, dass die Endschlacht von Dune - Teil 2 zudem recht antiklimaktisch anmutet. Überhaupt wirkt der Film vor allem zum Ende hin gestrafft und man bekommt kein wirkliches zeitliches Gefühl für Ereignisse, die in der Vorlage mehrere Jahre einnehmen, so dass die gewünschte Epik etwas auf der Strecke bleibt.
Diese Straffung hat immerhin den Vorteil, dass die fast dreistündige Laufzeit wie im Flug vergeht. Im Vergleich zum ersten Teil wurde zudem der Actionanteil hochgefahren und wie von Villeneuve nicht anders zu erwarten sind diese Sequenzen eindrucksvoll inszeniert.
Villeneuve und sein Kameramann Greig Fraser haben den visuellen Stil des Vorgängers im Großen und Ganzen beibehalten. Während die extremen Closeups von Gesichtern als gelungenes Stilmittel dem fähigen Ensemble Gelegenheit geben, viel über die Mimik auszudrücken, wirkt die durchgängig geringe Schärfentiefe, die quasi ein Markenzeichen des kanadischen Filmemachers ist, nicht ganz überzeugend, da die Panoramen des Wüstenplaneten dadurch nur selten in voller Pracht zu sehen sind.
Ähnlich wie zuletzt in Filmen wie Oppenheimer oder Poor Things sind einige Szenen in Schwarzweiß gehalten; während dies bei den Erstgenannten jedoch eine dramaturgische Funktion hatte, erschließt sich für die monochrome Spielerei in Dune - Teil 2 kein inhaltlicher Grund und der Gedanke dahinter war wohl einfach, dass es ganz nett aussehen würde. Soundtechnisch liefert der Film komplett ab und es lohnt sich, eine Vorstellung in einem Dolby Atmos-Saal zu buchen, da insbesondere bei Ornithopter-Flügen beeindruckende Höheneffekte für eine gekonnte Immersion sorgen.
Im Vergleich zur Vorlage wurden insbesondere die Figuren von Chani (Zendaya) und Lady Jessica ausgebaut. Die beiden wichtigsten Frauen in Pauls Leben verkörpern die entgegengesetzten Pole seines inneren Konflikts, denn während Chani der Prophezeiung mit großer Skepsis begegnet, ermutigt ihn seine Mutter zunehmend, die ihm vorbestimmte Rolle anzunehmen.
Pauls Character-Arc wird jedoch nicht ausreichend vertieft, so dass gewisse Entscheidungen im späteren Verlauf recht plötzlich anmuten. Auch andere Themen von Herberts Romanzyklus werden eher oberflächlich abgehandelt, um sich stattdessen auf einen konventionellen Rache-Plot zu fokussieren. So verkommt die Religionskritik mehr oder weniger zur humoristischen Punchline, während Villeneuve den kolonialistischen Aspekten der Geschichte noch weniger Beachtung schenkt.
Die Darsteller können mit einer Ausnahme (Dave Bautista schreit sich hier in einer Tour durch seine glücklicherweise nur wenigen Szenen) im Rahmen ihrer Rollen überzeugen, wobei einige wie Christopher Walken letztendlich verschwendet wirken. Die Szenen zwischen Chalamet und Zendaya bilden das Herzstück des Films und diese beiden bekommen daher auch am ehesten Gelegenheit, ihr Können aufblitzen zu lassen. Von den Neuzugängen holt Austin Butler aus seiner eindimensionalen Figur viel heraus, während Florence Pugh auf einen Ausbau ihrer Rolle im dritten Teil hoffen muss.
Fazit
Denis Villeneuve liefert mit Dune - Teil 2 ein audiovisuelles Spektakel, das den Großteil des Kinopublikums zufrieden aus dem Saal entlassen dürfte. Kenner der Vorlage dürften jedoch nicht umhin kommen, das nicht vollends genutzte thematische Potenzial zu bedauern. Zudem beschleicht einen am Ende das Gefühl, hier lediglich den Anfang einer viel größeren Geschichte gesehen zu haben, was von Warner Bros. im Vorfeld nicht wirklich so kommuniziert wurde.