Bewertung: 2.5 / 5
Staffel 3
Insgesamt fehlt der dritten Staffel der Drive der Vorgängerstaffeln, es herrscht zu viel Stagnation und auch die Einzelabenteuer überzeugen oft nicht mehr wirklich.
Trailer zu Star Wars - The Mandalorian
Im Kern dreht sich die dritte Staffel um die Wiedervereinigung der Mandalorianerstämme und die Rückeroberung bzw. Wiederbesiedelung des Planeten Mandalore, was sich auf dem Papier spannender liest als in der Staffel umgesetzt, weil der Handlungsstrang ständig durch Nebenhandlungsstränge oder schwache Einzelabenteuer ausgebremst wird. Da wird ernsthaft nochmal Moff Gideon als Hauptschurke ausgegraben und die Mandalorianer müssen sich im Finale eine Schlacht gegen Stormtrooper in Beskaranzügen liefern, ferner müssen sich die Mandalorianer in durchaus cool gefilmten, aber handlungstechnisch leicht vermeidbaren Szenarien gegen Monster verteidigen (Riesenkrokodil, Riesengreifvogel). Die Mandalorianer werden in der Staffel mehr für Action eingesetzt, als dass es wirklich um die eigentliche Sache geht.
Grogu beschreitet nun den Weg der Mandalorianer, nur tritt seine Ausbildung bis auf symbolische Szenen (seine Rüstung erhält Mandos Mudhorn-Siegel, er wird von Mando adoptiert) vollkommen auf der Stelle, ironsicherweise sind es seine im Training mit Luke erlernten Jedi-Fähigkeiten, die ihm in den Konfliktsituationen der dritten Staffel zu Gute kommen. Ich befürchte auch, allzu viel mehr an körperlicher Aktion wird man von Grogu nicht zu Gesicht bekommen, denn die Puppenanimatoren geraten hier mit dem Rennen und Rumhüpfen schon an die Grenzen des Möglichen. Bezeichnenderweise erhält Grogu für das Finale auch den zu IG-12 umgebauten IG-11 als Roboter, in dem er sitzen und den er steuern kann, um mit den Mandalorianern körperlich auf Augenhöhe zu sein. Es hatte einen Grund, warum sich George Lucas dazu entschied, Yoda für "Angriff der Klonkrieger" und "Die Rache der Sith" nicht mehr per Puppenspiel sondern per CGI zu animieren, beides hat seine Vor- und Nachteile.
Von den Einzelabenteuern mochte ich Episode 2 "The Mines of Mandalore" sehr, Mando und Grogu erkunden zum ersten Mal den vermeintlich verlassenen Planeten Mandalore, die Ruinen der Hauptstadt und die Minen von Mandalore und werden dort mit Troll-artigen Höhlenbewohnern und einem Cyborgwesen im Insektenexosuit konfrontiert. Da schwingen schon Gruselelemente mit und Grogu muss sich mit Eigeninitiative sogar selbst beweisen. Amüsanterweise kreieren die Autoren für den Mandalorianerorden hier nebenher ein religiöses Sünden-Loophole. Das heilige Wasser der Minen befreit vom Weg abgekommende Mandalorianer von ihren Sünden (Offenbarung des Gesichtes) und führt sie zurück auf den Weg, dieser Kreislauf ließe sich ohne Konsequenzen ewig fortsetzen.
Die abwegige Episode 3 "The Convert" über den Gen- und Klonwissenschaftler Dr. Pershing mochte ich ebenfalls. Er verfügt über keine politischen Motive, die Gen- und Klonwissenschaft ist seine große Leidenschaft, für deren Finanzierung er sich allerdings mit dem Imperium gemein machte und von diesem missbraucht wurde. In Staffel 1 & 2 noch auf der Antagonistenseite vertreten, gestattet ihm die Neue Republik nach Moff Gideons vermeintlicher Gefangennahme nun, sich in die Gesellschaft zu resozialisieren, schiebt seiner leidenschaftlichen Klonforschung jedoch einen Riegel vor. Seine Gefühlslage und sein innerer Konflkt, sich für seine Leidenschaft in die Illegalität zu begeben, waren spannend zu beobachten, daraus hätte man einen eigenen Handlungsstrang der Staffel schreiben können, leider endet dieser innerhalb der Episode abrupt und unbefriedigend.
Episode 5 "The Pirate" birgt großes Piraten-Abenteuerpotential, mit diesem Algenhumanoiden als Piratenkapitän fühlte sich "The Mandalorian" unerwartet und unterhaltsam an wie "One Piece" im Weltraum, auch hiervon hätte ich gerne mehr gesehen, stattdessen werden die Piraten lediglich für eine Actionepisode verbraten.
In Episode 6 "Guns for Hire" versammeln sich Jack Black, Lizzo und Christopher Lloyd als komödienartiges Kleinensemble, Kategorie weird, ich habe nicht verstanden, was das sollte. Das Thema der Episode (Wiederbeleben der Separatistenbewegung aus der PT, Droiden kontrollierende Nanodroiden) ist auch viel zu groß und einschneidend, um es in der "Star Wars"-Welt in so einem kleinen Nebenplot zu erzählen. Mit der Droidenbar als Rückzugsort und Safe Space für Droiden hatten die Autoren aber schon eine tolle Idee.
Episode 8: Man kann jetzt also tatsächlich aus Jediblut ein Machtgen oder Machtpartikel isolieren und sich mit Hilfe dessen machtsensitive Klone heranzüchten? Also man könnte sich nun ohne mystisches Zutun je nach Position eine Jedi- oder eine Sitharmee aufbauen... Da soll nochmal jemand behaupten, George Lucas hätte die Macht mit den Midi-Chlorianern entmystifiziert und verwissenschaftlicht^^
Ausblick: Dem geplanten Kinofilm "The Mandalorian & Grogu" und einer möglichen vierten Staffel sehe ich nun weniger euphorisch entgegen als zuvor, die Kreativköpfe und Autoren müssen erst einmal wieder beweisen, dass sich mit diesen Charakteren noch etwas erzählen lässt.