Bewertung: 3.5 / 5
Staffel 1
Ein cooles, haptisches und staubig-atmosphärisches Weltraum-Westernabenteuer mit einem wortkargen, ernsten und einem Codex folgenden Kopfgeldjäger im Zentrum. Gefällt mir besser als erwartet.
Trailer zu Star Wars - The Mandalorian
Ironischerweise handelt es sich bei "The Mandalorian" des Öfteren um genau die Serie, welche die ersten beiden Staffeln von "The Witcher" eigentlich hätten sein sollen, sogar die Beziehung zwischen dem Mandalorian und dem machtfähigen Grogu (= Ciri) passt dazu. Leider schwingt dabei in "The Mandalorian" ständig ein lautes und bitteres Merchandise-Katsching mit, wenn Grogu für publikumsgefällige Aww-Momente den Bildschirm betritt.
Unabhängig davon findet sich der Mandalorian nun in einer Verantwortungs- und Vaterposition wieder und muss nun Arbeit und Erziehung sowie Behütung aufeinander abstimmen. Währenddessen ist bei Grogu interessanterweise nicht klar, in welche Richtung er sich in dieser rauen und gewalttätigen Welt entwickelt. Er beschützt und heilt Personen in seinem Umfeld, in einer Szene würgt er allerdings Gina Caranos Cara Dune, weil er anscheinend bei ihrem Armdrücken denkt, sie würde den Mandalorian attackieren. Eine Machtaktion, die man bisher nur von der Dunklen Seite her kannte. Als Kind benötigt Grogu einen vernünftige Führung und Erziehung durch Erwachsene. Führung und Erziehung spiegeln sich in "The Mandalorian" ferner auf der Ebene der Droiden wieder, ein als Kopfegeldjäger programmierter und auf Grogu angesetzter Killerdroide wird zu einem Pflegedroiden reprogrammiert, der Grogu fortan beschützt. "Droids are not good or bad — they are neutral reflections of those who program them."
Besonders faszinierend, spannend und erfrischend finde ich das Setting in "The Mandalorian". Die Geschichte ist angesiedelt in der Zeit kurz nach dem Zusammenbruch des Imperiums, dessen Machtstrukturen sich zwar aufgelöst haben, deren Überbleibsel aber immer noch vorhanden sind. Militärgeneräle werden zu lokalen Warlords, Stormtrooper werden zu Söldnern, Banditen machen sich einen verlassenen AT-ST zu Nutze. Zudem ergeben sich nun brisante Situationen, in denen Ex-Soldaten des Imperiums und der Rebellion im zivilen, bürgerlichen Leben aufeinandertreffen, miteinander klarkommen und Vertrauen zueinander aufbauen müssen. Der Mandalorian hasst das vergangene Imperium, als Kopfgeldjäger bewegt er sich aber weiterhin außerhalb des Gesetzes, bei den nun republikanischen Staatsinstanzen handelt es sich also dennoch um seine Gegenspieler. Dieser Umstand gibt seinem Charakter schöne Grautöne und Ambivalenz.
Schauspielerischer Trumpf der Staffel ist klar Werner Herzog, der seiner antagonistischen Rolle ein unangenehm schmieriges Auftreten verleiht. Er gibt die Entführung Grogus in Auftrag und man mag sich gar nicht vorstellen, was er mit Grogu alles anstellen könnte.
Die oft geübte Kritik an "Fillerepisoden" kann ich nicht nachvollziehen. Genau dieses Konzept gefällt mir hier, Geschichten eines Mannes, der durch das Universum reist und seinen Lebensunterhalt als Kopfgeldjäger bzw. Revolverheld bestreitet. Eine "Han Solo & Chewbacca"-Serie würde beispielsweise nicht anders aussehen.