Der Hörbuch / Hörspiel Thread

@MrBond und RolandDeschain

Vielen Dank für den Hut und das Lob

Zum Einen tue ich das für mich und als Experiment, das bei einem Roman/Hörbuch einfach mal voll durchzuziehen, zum Anderen aber natürlich auch für Fans von "The Stand", potentielle zukünftige Leser oder einfach nur für Personen, die sich für das Lesen meiner Ausführungen interessieren.

Ich bin mittlerweile übrigens schon in der zweiten Hälfte des Romans.

The Stand

Kapitel 51
Anknüpfend an Kapitel 47: Ich habe vorhin den Abschnitt gehört, in dem Frannnie feststellt, dass Harold ihr Tagebuch gelesen hat :O

Der Abschnitt, in dem King im Speziellem beschreibt, wie das Ad-Hoc-Komitee Politik macht, fand ich auch klasse. Im Allgemeinen beschreibt King hier, wie politische Diskussion ablaufen bzw. wie sie idealerweise ablaufen sollten - also reif, hitzig aber sachlich und überlegt geführt, ohne kindliches Aufstampfen, Beleidigen, Beleidigt Sein oder Weglaufen. Gemeinsame Politik für das Volk und nicht für die eigene Macht oder den eigenen Geldbeutel.

Kapitel 52
Wie unfreiwillig vorhersehend es doch ist ("The Stand" erschien 1978), dass im Abschnitt mit Fran in Harolds Haus mehrmals ein Poster erwähnt wird, auf dem George H.W. Bush zu sehen ist^^

Bei "The Stand" handelt es sich um einen Roman, welcher immens vom christlichen Glauben inspiriert ist. Stephen King bezeichnet "The Stand" als a long tale of dark Christianity, darüberhinaus kann "The Stand" als Neuadaption der neutestamentarischen Offenbarung des Johannes (Apokalypse) interpretiert werden.
Dennoch finden sich gelegentlich auch religionskritische Elemente im Roman (siehe z.B. unten, Kapitel 49). Um Abagail Freemantle herum bildet sich eine neue christliche-religiöse Gesellschaft, die partiell theokratische Züge annimmt. Eines Tages verschwindet die 108-jährige Abigail, um sich von ihren Sünden reinzuwaschen und die Verbindung zu Gott wiederzufinden, der Großteil der Gemeinschaft nimmt das gleichgültig hin, weil sie davon ausgeht, Gott werde schon für sie sorgen und sie sicher in die Stadt zurückbringen. Harold Lauder kritisiert das als scheinheilig, unverantwortlich, empathielos und vergleicht die Situation mit den heiligen Kühen in Indien, die gerade wegen ihrer Heiligkeit und dem gleichen menschlichen Denkmuster wie oben beschrieben an Hunger und Krankheiten leiden. Gott werde sich schon um die Kühe kümmern, das sei bzw. dürfte nicht die Aufgabe der Menschen sein.

The Stand
Vorgestern habe ich nach dem Festival das erste Mal wieder "The Stand" gehört und es kam mir vor wie eine Ewigkeit

In den Kapiteln 53 und 54 stechen Harold Lauder, Nadine Cross und Larry Underwood etwas heraus.

An Harold Lauder gefällt mir, wie er seinen politischen Intellekt dazu einsetzt, sich durch kluge Wortbeiträge und Vorschläge innerhalb der Gemeinschaft als erinnerungswürdige und nützliche Instanz zu positionieren, obwohl er vom Ad-Hoc-Komitee aufgrund seines zwielichtigen Charakters in den Hintergrund gedrängt und nicht in eben jenes Komitee eingeladen wurde.

Ansonsten stellt Harolds erste sexuelle Begegnung mit Nadine Cross wegen ihrer Ambivalenz und Ungewöhnlichkeit ein Highlight dar. Aufgrund seiner Bildung und seines Intellekts würde man von Harold nicht erwarten, dass er nur ein 17-jähriger Teenager ist, als er hier aber als Jungfrau zum ersten Mal Sex mit einer Frau hat und sich erwartungsgemäß wie ein kleiner, nervöser und unreifer Junge verhält, wird einem das in vollem Ausmaß wieder bewusst.
Nadine ist als Mittdreißigerin ebenfalls noch Jungfrau, weil sie sich dem Mann in Schwarz versprochen hat, ihr merkt man das im Gegensatz zu Harold aber überhaupt nicht an. Sie verhält sich reif, erwachsen, sexuell erfahren und nimmt Harold an die Hand. Wie oben erwähnt, ein ungewöhnliches und besonderes Szenario: Die im christlichen Sinn unschuldige Jungfrau verführt im Auftrag des Diener "Satans" einen Mann, um ihn in das sündige Liebesspiel einzuweihen, ohne dabei aber den eigentlich penetrierenden Akt selbst zu vollziehen. Zur Erinnerung: Nadine hebt sich ihre Jungfräulichkeit für den Mann in Schwarz, dem Diener "Satans", auf (siehe unten: Kapitel 49)

Im Bezug auf Larry Underwood ist mir aufgefallen, dass in seinen Beziehungen mit Frauen oft das Orale eine größere Rolle spielt. Vor der Virusepidemie hatte Larry einen One-Night-Stand mit einer Oralhygienikerin namens Maria, besonders schwärmte Larry davon, wie sie ihm auf dem Sofa einen geblasen hatte. Während der Virusepidemie lernte er zunächst Rita Blakemoore kennen, die durch eine Überdosis oral eingenommener Pillen starb; Larry hatte eine Teilschuld daran und bemerkte es zudem erst, als er Sex mit ihr haben wollte. Siehe Kapitel die Spoilerabschnitte in Kapitel 41 und 44.
Später lernte er oben genannte Nadine Cross kennen, in die er sich verliebte, die damals aber noch nicht bereit für ihn war. Nun will sie Larry, er hat sich charakterlich aber weiterentwickelt, sich mittlerweile für eine andere Frau entschieden und gibt Nadine daher einen Korb. Nadine bittet ihn auf Knien, Larry stellt erschrocken fest, dass er sich gerade in einer chauvinistischen Machtposition und sie sich in "Blowjob-Position" befindet, und reißt Nadine deswegen vehement auf die Beine, um auf Augenhöhe und gleichgestellt mir ihr reden zu können. Der alte Larry hätte Nadine wahrscheinlich genommen und wie oben bei Maria Spaß am Blowjob gehabt, der neue Larry ist davon angewidert.

Dieser von Larry aus verständlichen und berechtigten Gründen gegebene Korb könnte sich noch als fatalistisch herausstellen. Nadine war auf der Suche nach Halt, auf der Suche nach Liebe und sexueller Befreiung, um sich vom Mann in Schwarz zu lösen und loszusagen (s. Kapitel 49), und Larry verwehrt dies ihr. Diese Abkehr Larrys treibt Nadine - endgültig? - in die Arme des Mannes in Schwarz, in dessen Auftrag sie anschließend Harold Lauder verführt, wie oben beschrieben.

Es handelt sich hier ja um einen "Hörbuch UND Hörspiele"-Thread. Bisher schreiben die meisten hier ja nur etwas über Hörbücher. Leider bin ich von Hörbüchern mal so gar kein Fan, da ich beim Lesen eines Buches auch gerne mal zurückblättere oder zur Karte oder zu den Stammbäumen oder dem Duden des Buches. Manchmal möchte ich auch eine Passage eines vorherigen Kapitels nochmal lesen oder über bestimmte Dinge kurz nachdenken. Ein Hörbuch lässt mich all das nicht tun und verlangt permanente Aufmerksamkeit.

Was ich aber liebe, sind Hörspiele. Und davon werden heutzutage ja viele hervorragende in Deutschland produziert, mit namhaften Synchronsprechern, tollen Dialogen und tollen Geschichten. Einige davon würde ich hier gerne mal nennen:

Mark Brandis

Das bis heute für mich beste Hörspiel, das ich jemals gehört habe. Es besteht insgesamt aus 32 Hörspielfolgen, wovon jede einzelne zwischen 50 und 75 Minuten dauert. Es ist ein Sci-Fi-Setting, allerdings unglaublich gut durchdacht. Auf viele wissenschaftliche Details wird geachtet, ohne dass es zu trocken oder ZU wissenschaftlich wird. Die Atmosphäre und auch die Musik sind atemberaubend und die Story sehr spannend. Mark Brandis selbst wird von Michael Lott gesprochen, einem wirklich unglaublich talantiertem Synchronsprecher, der unwahrscheinlich gut Nuancen von verschiedenen Gefühlen sprechen kann, z. B. nehme ich ihm Wut, Aggressivität oder Suff absolut ab. Seine Artikulation, Aussprache und Betonung ist nahezu perfekt und passt immer zur Situation. Für mich der derzeit beste Synchronsprecher, den ich kenne.

Mark Brandis - Raumkadett

Dieses Hörspiel besteht aus 12 Folgen, die ebenfals jeweils etwa 50 bis 70 Minuten lang dauern. Dieses Hörspiel erzählt die Vorgeschichte von Mark Brandis, erzählt vom erwachsenen Mark Brandis, wieder gesprochen von Michael Lott. Auch klasse, wenn auch nicht so genial wie das Original-Hörspiel.

Dragonbound

Zu Dragonbound gibt es bisher zwei Staffeln (20 Folgen). Eine dritte Staffel soll noch folgen. Im Fantasybereich auch mit das beste, was ich bisher so gehört habe. Eine tolle und spannende Geschichte, tolle Charaktere, klasse Sprecher, eine tolle Musik und eine schöne Atmosphäre.

Drizzt - Die Saga vom Dunkelelfen

Ein Fantasy-Hörspiel, angelehnt an die "Forgotten Realms" und "Baldurs Gate", dem Weltklasse-Rollenspiel für PC. Drizzt wird gesprochen von Tobias Meister (u. A. Brad Pitt, Kiefer Sutherland, Robert Downey Jr.). Ebenfalls ein sehr spannendes Hörspiel, von dem es insgesamt 14 Folgen gibt.

Dorian Hunter

Dorian Hunter besteht bisher aus insgesamt knapp 50 Folgen, wird aber immer noch weiter fortgesetzt, soweit ich weiß. Es handelt sich um ein Horror-Grusel-Hörspiel mit einer sehr spannenden Geschichte, die toll erzählt wird.

Die letzten Helden

Dies ist ein Fantasy-Höspiel oberster Güte. Extrem gute Sprecher, eine tolle und spannende Geschichte und eine tolle Musik und Atmosphäre. Leider ist das Hörspiel noch nicht beendet. Insgesamt soll es aus 27 Folgen bestehen, wobei manche Folgen auch über sechs Stunden lang sind. Ein wahres Epos.

Star Wars

Erben des Imperiums, Die dunkle Seite der Macht und Das letzte Kommando. Drei Teile mit jeweils 230 bis 300 Minuten Laufzeit. Auch wenn es nicht Kanon ist, so macht das Hörspiel extrem viel Spaß. Ich kann es nur empfehlen. Es spielt nach Episode 6.

Sacred - Der Schattenkrieger

Ebenfalls ein tolles Fantasy-Hörspiel, bestehend aus fünf Folgen zu je etwa 80 Minuten. Sprecher des Schattenkriegers ist Thomas Fritsch (u. A. Russel Crowe). Kann ich auch nur empfehlen.

Die Elfen

Das Hörspiel basiert auf den Büchern von Bernhard Hennen und besteht bisher aus 14 Folgen. Mehr dürften wohl auch nicht mehr kommen, die letzte Folge wurde 2016 veröffentlicht. Sprecher eines Hauptcharakters ist z. B. Bernd Rumpf (u. A. Liam Neeson, Alan Rickman). Auch ein absolut empfehlenswertes Fantasy-Hörspiel.

Edgar Allen Poe

Ein Horror-Grusel-Hörspiel mit 37 Folgen, das jedoch nie vollständig beendet wurde, aber dennoch absolut hörenswert ist. Ulrich Pleitgen spricht Edgar Allan Poe. Spannend, spannend und spannend.

Merle

Ein 7-stündiges Fantasy-Hörspiel über drei Folgen, das eine spannnende und interessante Geschichte erzählt, voller Magie, Mythen und Legenden. Faszinierend und atmosphärisch. Absolut empfehlenswert.

@Raven13

Ich finde Hörspiele an sich auch super spannend, habe bisher aber nie den richtigen Dreh gefunden da mal dran zu bleiben bzw. bin durch den Wust an Produktionen und deren Verfügbarkeit noch nicht durchgestiegen.

Ich höre unregelmäßig, auf Arbeitsheimfahrten, mal in Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks rein, aber meist nie mehr als eben die Folge die gerade läuft. Ich empfinde es einfach auch als ganz entspannend und ich bin fasziniert von der Arbeit die dahinter steckt und die Art und Weise wie sowas produziert wird. Da steckt noch so viel Handarbeit in den Geräuschen und man kann wirklich in die Welt eintauchen, die da akustisch erschaffen wird.

Ich habe mal ein Live-Hörspiel von einem Paul Temple-Fall miterlebt. Bastian Pastewka hat, als großer Fan der Original-Hörspiele, ein verschollenen Hörspiel mit viel Liebe und einigen Co-Sprechern neu aufgelegt und dieses live Performer, inklusive aller Geräusche (mit Alltagsgegenständen).

Was mich noch reizen würde, wären die alten Sherlock Holmes Hörspiele...gerade das Knirschen und Klackern der Lackschuhe auf altem Kopfsteinpflaster finde ich super... : D

Wo bekommst du deinen "Stoff" denn so her? Kaufst du dir physische Tonträger, bist du Abonnent oder Free-Listener am Radio? ; )

@ CINEAST

"Ich finde Hörspiele an sich auch super spannend, habe bisher aber nie den richtigen Dreh gefunden da mal dran zu bleiben bzw. bin durch den Wust an Produktionen und deren Verfügbarkeit noch nicht durchgestiegen."

Einfach mal eines herauspicken, das dich interessiert und bei Gelegenheit mal von vorne beginnen. Ich höre Hörspiele immer gerne abends im Bett, so im Dunkeln kann ich mich darauf am besten einlassen.

"Ich höre unregelmäßig, auf Arbeitsheimfahrten, mal in Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks rein, aber meist nie mehr als eben die Folge die gerade läuft. Ich empfinde es einfach auch als ganz entspannend und ich bin fasziniert von der Arbeit die dahinter steckt und die Art und Weise wie sowas produziert wird. Da steckt noch so viel Handarbeit in den Geräuschen und man kann wirklich in die Welt eintauchen, die da akustisch erschaffen wird."

Ich muss gestehen, ich kann beim Autofahren nicht gut Hörspiele hören. Oft lenken mich Dinge im Straßenverkehr ab und ich merke, wie ich wiedermal etwas wichtiges im Hörspiel verpasst habe, als ich mich gerade voll auf den Verkehr konzentriert habe. Aber was die Liebe zu den geräuschen angeht, sind die Hörspiele echt ein akustisches kleines Meisterstück. Genau das mag ich so an Hörspielen. Es ist wie ein Film, nur ohne Bild und darauf ausgelegt, nur mit dem Gehör erlebt zu werden, die Bilder formen sich dann automatisch dazu. Je besser die Geräuschkulisse, desto leichter fällt mir das Fantasieren im Kopf. :-)

"Ich habe mal ein Live-Hörspiel von einem Paul Temple-Fall miterlebt. Bastian Pastewka hat, als großer Fan der Original-Hörspiele, ein verschollenen Hörspiel mit viel Liebe und einigen Co-Sprechern neu aufgelegt und dieses live Performer, inklusive aller Geräusche (mit Alltagsgegenständen)."

Ein Live-Hörspiel? Das klingt echt interessant. Ist bestimmt klasse, was so ungeübt und spontan dabei herauskommt.

"Was mich noch reizen würde, wären die alten Sherlock Holmes Hörspiele...gerade das Knirschen und Klackern der Lackschuhe auf altem Kopfsteinpflaster finde ich super... : D"

Schuhgeräusche auf Kopfsteinpflaster finde ich auch immer wieder faszinierend. Es gibt so viele Variationen an Schuhgeräuschen auf verschiedenen Untergründen... einfach klasse. Auch in diversen PC-Spielen finde ich die Schrittgeräusche immer faszinierend. ^^

"Wo bekommst du deinen "Stoff" denn so her? Kaufst du dir physische Tonträger, bist du Abonnent oder Free-Listener am Radio? ; )"

Zur Zeit kaufe ich die Hörspiele immer noch gerne als Audio-CD. Kosten ja meist auch nur um die 5 Euro pro Folge, was ich okay finde. Mittlerweile jedoch ist mein Regal so voll mit Hörspielen, dass ich am Überlegen bin, in Zukunft nur noch die MP3-Versionen zu kaufen.

@Raven13 und CINEAST

"Ein Hörbuch lässt mich all das nicht tun und verlangt permanente Aufmerksamkeit."

Das stimmt, da hat man beim Lesen einen Vorteil. Beim Hörspiel ist es aber ja das gleiche.

"Wo bekommst du deinen "Stoff" denn so her?"

Ich für meinen Teil höre aktuell alles über Audible.

Mein liebstes Hörspiel dürfte wohl "Der Schwarm" sein, in dem Autor Frank Schätzing auch selbst eine Rolle spricht.
Ich höre aktuell fast immer während der Haus- und Gartenarbeit, beim Spazieren oder beim Joggen.

@ luhp92

"Das stimmt, da hat man beim Lesen einen Vorteil. Beim Hörspiel ist es aber ja das gleiche.

Nun, das sehe ich etwas anders. Ein Hörbuch ist die Lesung eines Buches. EIn Hörspiel ist mehr wie ein Film zum Hören. Filme lasse ich auch nicht ständig zurücklaufen oder muss sie pausieren. Hörspiele sind gut auf das Ohr des Zuschauers abgestimmt, mehr zum Entspannen. Ein Hörbuch ist um einiges länger und enthält viel mehr Details, die man manchmal erst einmal verarbeiten muss. Und oft muss ich wirklich mal den Anhang oder die Karte oder ein vorheriges Kapitel nochmal aufschlagen, um etwas nachzulesen. Das Bedürfnis hatte ich bei einem Hörspiel oder Film noch nie oder nur selten.

"Ich für meinen Teil höre aktuell alles über Audible."

Kenne ich nur vom Hören / Lesen her, habe ich aber noch nie genutzt.

"Mein liebstes Hörspiel dürfte wohl "Der Schwarm" sein, in dem Autor Frank Schätzing auch selbst eine Rolle spricht.
Ich höre aktuell fast immer während der Haus- und Gartenarbeit, beim Spazieren oder beim Joggen."

Der Schwarm liegt hier bei mir seit Jahren herum, aber über die ersten 30 Minuten des Hörbuchs bin ich leider nie hinausgekommen. Ich muss es echt mal lesen, das Buch.

@Raven13

Ok. Ein Hörspiel ist natürlich kürzer und - wie der Name es schon sagt - spielerischer angelegt und die Aufmerksamkeit muss da nicht unbedingt so hoch sein wie bei einem Hörbuch. Wenn du etwas aber nicht verstanden hast, weil du gerade abgelenkt warst o.Ä., musst du dennoch zurückspulen. Das kommt dann aber bei wohl seltener oder nie vor, wie du ja schon erwähntest.

The Stand

Kapitel 58:
Ein trauriges und schockierendes Kapitel, hier warne ich nochmal explizit vor dem Spoiler. Der Bombenanschlag von Harold und Nadine auf das Komitee, neun Menschen sterben, darunter mein Liebling Nick Andros und auch Sue Stern.

Geradezu zynisch und ziemlich passend, dass zuvor eine Parallele zu "Watership Down" gezogen wurde.

Kapitel 59:
Im Auftrag Gottes bzw. des Weißen sollen vier Männer als Gotteskrieger gen Westen (Las Vegas ist das Mordor in "The Stand") geschickt werden, um es mit dem Mann in Schwarz aufzunehmen, was von King durch Fran Goldsmith hinterfragt und kritisiert wird. Verständlicherweise möchte sie nicht, dass ihr Geliebter Stu in den Westen geschickt wird und womöglich im Kampf stirbt. Als "Mördergott" klagt sie Gott an, abseits von Stu auch deswegen, weil er sie erst in diese Lage brachte und billigte, dass Milliarden von Menschen durch die Seuche starben. Wer bedingungslos und aufopferungsvoll den Weg Gottes geht, tut dies zwangsläufig auf Kosten und zum Leid der eigenen Geliebten, der Familie und der Freunde.

Nachtrag zu Kapitel 59:

Mir ist da vorhin eine weitere "Der Zauberer von Oz"-Parallele aufgefallen.

Stu, Glen, Larry und Ralph werden von Fran als "Herz, Seele und Mut der Freien Zone" bezeichnet, Glen früher im Kapitel bereits als "Kopf (also Verstand) des Komitees". Das sind ja die Charaktereigenschaften und Stärken, die im "Zauberer von Oz" verhandelt werden. Diese vier Männer bilden zusammen mit Glens Hund Cojack nun eine Fünfergruppe, die sich auf den Weg nach Las Vegas machen, um den Mann in Schwarz zu stellen, der sich ja schon in "Der Dunkle Turm IV: Glas" als Zauberer von Oz bezeichnete - siehe meine Erläuterungen zum Kapitel 43.

The Stand

In letzter Zeit kam ich leider nicht zum Schreiben zum Hörspiel hier im Thread.
Ich bin jetzt bei Kapitel 71 (nähere mich dem Ende) und kann daher nicht mehr sagen, auf welche Kapitel ich mich da genau beziehe.

Allgemein steigerte bzw. steigert sich nun natürlich die Anzahl der enormen Spoiler-Momente, auf die ich kurz eingehen wollen würde. Das lasse ich an dieser Stelle aber, weil es den Buch-Laien meiner Einschätzung nach keinen Mehrwert bringt, wenn ich ohne Analyse oder Interpretation nur spoilere. Edit: Ok, um einen Spoiler-Moment komme ich nicht herum, für die Buch-Kenner.

• Der Tod des Richters war ziemlich fies. King schreibt hinsichtlich der ausgesandten Spione, Deyna werde nicht zurückkehren, das schrieb er beim Richter und Tom Cullen allerdings nicht. Da hatte ich (naiv) die Hoffnung, sie würde als einzige der Spione sterben. Tja... :/
  
  

• Eine Passage, die mir ziemlich gut gefiel: Als Harold Lauder vom Mann in Schwarz verraten wurde. Und Harold danach einsieht und bereut, dass er vom Mann in Schwarz zwar mit dem in Aussicht Stellen von politischer Macht, Frauen und Sex (typisch Religionskrieger^^) in die Irre geführt wurde, aber dennoch aus freiem Willen handelte. Das "in die Irre führen" empfindet er jedenfalls selbst als schlechte Entschuldigung.
  
  Der Mann in Schwarz katalysierte lediglich Harolds Neid, Missgunst, Hass, Drang nach Anerkennung und Macht sowie seine sexuellen Begierden, die wiederum eine Folge seines gesellschaftlichen Umfelds sind. Er erfuhr und erlitt Vernachlässigung, Missbilligung und Mobbing durch die eigene Familie und durch Mitschüler in der Schule, weil er als Freak galt, dick und unbeliebt war und fälschlicherweise für homosexuell gehalten wurde. Die Urschuld bzw. das Teuflische ist also im menschlichen Wesen, Sozialverhalten und der menschlichen Gesellschaft verankert und begründet sich nicht durch irgendeine übernatürlich-religiöse Entität.
  
  Oder anders gesagt: Sollte der Mensch tatsächlich von Gott erschaffen worden sein, dann sei das menschliche Zusammenleben in Gesellschaften ein Werk des Teufel. Siehe Kapitel 43.
  
  

• Ein im Hinblick auf Religion zum Nachdenken anregendes Zitat des atheistischen Soziologen Glen Bateman über Abagail Freemantle, die göttliche Anführerin und Prophetin der Freien Zone:
  "Verrückte und Menschen auf dem Totenbett sind Wesen mit drastisch veränderter Psyche. Ein gesunder, normaler Mensch könnte die göttliche Botschaft entsprechend der eigenene Persönlichkeit interpretieren. Ein gesunder Mensch dürfte einen beschissenen Propheten abgeben."
  
  

• Stu, Larry, Glen und Ralph befinden sich ja auf dem Weg gen Westen, um den Mann in Schwarz zu stellen, siehe Kapitel 59. Wie der Leser und diese vier Gotteskrieger auf ihrem Weg mit der Vergangenheit konfrontiert werden (Harolds Leiche wird gefunden, zudem entdecken sie das Auto mit dem toten Mann und den toten Wölfen) und dies aus einer anderen Sichtweise heraus rekapituliert wird. Eine sehr schöne Vorbereitung auf den Endkampf.
  Ich glaube, den Mann und die Wölfe erwähnte ich bisher noch gar nicht^^ Der Kerl war mit dem Mülleimermann unterwegs und wollte ihn irgendwann umbringen, daher schickte der Mann in Schwarz die Wölfe, um den Mülleimermann zu retten.

The Stand - Kapitel 72

Tja, wieder ein Kapitel voller enormer Spoiler^^ Lesen auf eigene Gefahr.

Der Mann in Schwarz möchte Larry und Ralph "vierteilen" lassen, einer seiner Gefolgsmänner lehnt sich gegen ihn und diese Art der Hinrichtung auf, worauf ihn der Mann in Schwarz mit einem magischen Feuerball tötet. Der Mülleimermann kehrt aus der Wüste mit der Atombombe zurück. Der Feuerball verwandelt in eine feurige Hand Gottes, tötet scheinbar den Mann in Schwarz und entzündet danach die Atombombe, wodurch sämtliche Gefolgsleute des Mannes in Schwarz sterben. Mit ihnen allerdings auch Larry und Ralph.

Ich musste da an Robert Oppenheimer und die Atombombenabwürfte auf Hiroshima und Nagasaki denken. Aus der Rede von Oppenheimer:
Vishnu is trying to persuade the Prince that he should do his duty and to impress him takes on his multi-armed form and says, "Now, I am become Death, the destroyer of worlds."

Dieses Zitat kann man zum Einen natürlich auf den Mann in Schwarz anwenden, der den Tod bringt und Welten zerstört. Zum Anderen aber auch auf den Mülleimermann (der Prinz), der den Mann in Schwarz (Vishnu) mit seinen Brandschatzungen, Sprengungen, Waffenlieferungen und insbesondere mit der Atombombe beeindrucken möchte.

Allegorisch spiegelt diese Buchpassage den Zweiten Weltkrieg wieder, indem durch die Atombombenexplosion unschuldiges Leben geopfert wird, um einen faschistisch-diktatorischen Staat zu zerschlagen und um einen weiteren Krieg zu beenden bzw. zu verhindern. Zudem zeichnet Stephen King hier erneut das Bild eines harten, kalten und berechnenden Gottes, der durch die Atombombe Rechte (Larry, Ralph, der Aufständige) und Unrechte richtet. Manche Rechte werden für das größere Wohl, die Vernichtung des Unrechten, geopfert.
Die Atombombe hat dabei allerdings auch noch eine andere symbolische Bedeutung. Das ultimative Todeswerkzeug des 20. Jahrhunderts, welches allerdings nicht von Gott oder dem Teufel erschaffen wurde, sondern dem menschlichen Geist und seiner wissenschaftlich-technologischen Forschung entspringt. Eine Schöpfung des Menschen, "Gott" und der Mann in Schwarz machten davon lediglich im eigenen Interesse Gebrauch.

The Stand - Kapitel 74

Neben "The Shining auch in "The Stand":
Stephen King hat es wohl mit Hotels, in denen Menschen isoliert und alleine den Winter verbringen (müssen)^^

Stu findet einen funktionstüchtigen Elektrogenerator und schließt einen Filmprojektor daran an. Zusammen mit Tom schaut er sich dann "Rambo IV" an, der in "The Stand" (1977) bereits im Jahr 1990 existiert^^