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Kritik: Oppenheimer von Moviejones

Moviejones | 19.07.2023

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64 Kommentare
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ThatGuy : : Moviejones-Fan
27.07.2023 09:51 Uhr
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Dabei seit: 27.07.23 | Posts: 1 | Reviews: 0 | Hüte: 0

Ich muss sagen, ich finde eure Kritik spricht eine Vielzahl an Punkten an, die ich in ihrer Formulierung entweder als haltlos oder mindestens aber als deutlich zu hart empfinde.

Ihr sprecht den fehlenden Fokus im Film an. Ich würde sagen Nolan beleuchtet das Leben von Robert Oppenheimer und sein Engagement im Manhattan-Projekt und genau darum geht es. Die Vielseitigkeit der Themen die dabei immer wieder in den Fokus gerückt werden ermöglichen es ihm verschiedene Aspekte von Oppenheimers Lebens und seiner Arbeit darzustellen. Dieser Ansatz erlaubt es, ein umfassendes Bild dieses bedeutenden Wissenschaftlers und des historischen Kontexts darzustellen. Dabei ist der Genre-Mix aus Dokumentation, Drama und Polit-Thriller einfach nur packend umgesetzt. Ich habe nicht eine Sekunde im Saal gesessen und gedacht, ach die Szene hätte man aber kürzen können, nein nach 3h war ich einfach noch voll drin und dabei.

Christopher Nolan setzt dabei bewusst auf eine nüchterne Erzählweise, um die emotionale Tiefe auf subtilere Weise zu vermitteln, weswegen man diese beim einfachen weg gucken ggf. übersehen könnte. Evtl. seid ihr hier mit dem falschen Mindset an den Film heran gegangen, was man ja auch später noch an den Aussagen zur Explosion sieht. Anstatt offensichtlicher Emotionalität bietet der Film eben Raum dafür, dass jeder im Saal selber die Komplexität der Situation und die moralischen Dilemmata reflektieren kann, nur offensichtlich nicht muss. Aber genau dieser Kniff sollte dazu beitragen, dass das Publikum über das Geschehene nachdenkt und sich nicht nur von emotionalen Manipulationen leiten lässt.

Angesichts der komplexen und faszinierenden Geschichte von Oppenheimer und dem Manhattan-Projekt war es natürlich eine Herausforderung, alle relevanten Aspekte in einem Film zu behandeln. Die scheinbare Verworrenheit spiegelt möglicherweise die Tatsache wider, dass die Geschichte von Oppenheimer und der Atombombe in der Realität ebenfalls komplex war. Durch die Verwendung verschiedener visueller Stile und Erzähltechniken wollte Nolan die verschiedenen Facetten der Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Beteiligten verdeutlichen. Zudem ist Oppenheimer auch ganz klar ein Konzeptfilm, der damit spielt, dass man sich immer wieder fragen muss, warum sind wir gerade hier, warum gerade dort? Erst im letzten Drittel wird schlussendlich klar, warum erzählt wird, wie erzählt wird, was aber zur Befriedigung des Zuschauers führt, da so sehr lange der Spannungsbogen aufrecht erhalten werden konnte.

Auch war die Absicht des Films meiner Meinung nach nicht die schrecklichen Folgen eines Atomkrieges direkt und explizit zu zeigen, sondern vielmehr eine intellektuelle Auseinandersetzung mit den ethischen und moralischen Fragen rund um das Manhattan-Projekt. Indem der Film die Zuschauer zum Nachdenken anregt und dazu bringt, die Auswirkungen der Atombombe zu reflektieren, trägt er hoffentlich zu einem tieferen Verständnis und einer nachhaltigen Wirkung bei. Ich persönlich bin ganz froh, dass man Japan an der Stelle eben nicht plakativ noch einmal "genuked" hat, sondern diesen Part komplett ins Off versetzt hat. Auch frage ich mich, was ihr bitte bei der Explosion erwartet habt? Ich meine, es ist eine echte Explosion, in dem Außmaß, nicht aus dem Computer. Allein mit dem Hintergrund fand ich den Test schon beeindruckend umgesetzt. Nein Audio-Visuell war Oppenheimer einfach ein absolutes Brett, zumindest wenn man ihn wie ich im IMAX gesehen hat.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Oppenheimer als Film über einen der bedutensten historischen Momente der Menschheit und eine komplexe Figur betrachtet werden sollte. Ein Film der mehr Doku und Aufarbeitung als stumpfes Spektakel ist. Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Cillian Murphy oder auch Emily Blunt, nein eigentlich dem gesamtem Cast sind durch die Bank einfach nur überragend. Auf einem Niveau, bei dem man meinen könnte, jeder versucht gerade den anderen an die Wand zu spielen. Oppenheimer verdient es einfach differenzierter betrachtet zu werden, mir kommt es leider eher so vor, als wolltet ihr hier Stimmung für Klicks erzeugen, was ich schade finde.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
27.07.2023 19:24 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@ThatGuy

Das nenne ich mal einen Einstieg in das Forum, Willkommen auf Moviejones smile

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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jerichocane : : Advocatus Diaboli
30.07.2023 21:19 Uhr
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Dabei seit: 08.08.09 | Posts: 6.688 | Reviews: 28 | Hüte: 299

So, ich konnte den Film leider erst gestern erst schauen, und finde es einen der Besten Filme die Nolan je gemacht hat.

Ich kann die MJ Kritik auch nicht nachvollziehen. Sowohl das visuelle Fehlen des Atombombenabwurfs als auch die Kritik das Nolan den Film auf die Sicherheitsanhörung ausgerichtet hat, finde ich einfach zuplakativ von euch.

Ich versuche es mal genauer zu erklären, weshalb der Einsatz der A-Bombe in Japan als dramatisch visueller Effekt dem Film mehr geschadet hätte als wie Ihr meint ihm geholfen.

Es mag sein, dass einige Zuschauer außerhalb der USA dies vlt. sogar so sehen würden wie Ihr, die einen aus den gleichen Gesichtspunkten wie Ihr und andere weil sie "Sensationsgeil" sind.

Aber der Film handelt grundsätzlich um Oppenheimer und nicht um die Bombe. Ein zentrale Tragödie für Oppenheimer war nicht die Bombe, er hat ja schon im Film gesagt, dass Wissenschaftler keine Verantwortung dafür tragen, wie die Bombe dann genutzt werden, daher wäre das Stilmittel mit dem Fall der Bombe einfach falsch.

Die Szene in dem Oppenheimer die Reportage sieht und wir aus dem Off von den Menschen mit der "schwarz-weiß gestreiften Kleidung" hören, reicht schon durch den Ausdruck des Entsetzens in Oppenheimers Gesicht (hierzu muss man sagen das Cilian Murphy ein grandioser Darsteller ist) um diese Katastrophe wahr zunehmen wenn dazu noch die Einbildungen von Oppenheimer dazu kommen reicht das vollkommen aus um Oppenheimers Sinnesänderung, was ihm später zu der Aussage gebracht hatte „In einem elementaren Sinne haben die Physiker die Sünde kennengelernt, und das ist ein Wissen, das sie niemals mehr verlieren können“.

Aber zurück zum Film

Wieso die ist die Sicherheitsanhörung so wichtig in der Biografie aus Sicht von Oppenheimer?

Durch den Entzug der Unbedenklichkeitserklärung wurde Oppenheimer faktisch zum Verräter erklärt. Man muss sich mal vorstellen du bist bis zu deinem Tod auf einer schwarzen Liste (erst im Dezember letzten Jahres also 55 Jahre nach seinem Tod) wurde er rehabilitiert.

Daher ist die Sicherheitsanhörung gar nicht so eine lapalie, wie Ihr hier meint, sondern Oppi wurde somit ein Großteil seiner Rechte und seines teils politischen Einflusses entzogen. Wenn man nun einen Film aus Sicht dieser Person macht, ist dies ein perönlicher, wichtigerer und direkterer Einschnitt im Leben als Hiroshima und Nagasaki. Das eine macht er mehr oder weniger mit sich selbst aus, aber als Verräter abgestempelt zu werden trägt er auch nach außen.

Ich für meinen Teil finde es komplett richtig wie Nolan den Film inzeniert hat.

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