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Kritik: Wonka von ProfessorX

ProfessorX | 29.12.2023

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6 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
31.12.2023 01:51 Uhr | Editiert am 31.12.2023 - 01:54 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Bezüglich der ideologischen Einordnung würde ich dir analog zu Wolfgang Schmitt und Jannick Nolting widersprechen. Zu sehr werden die Vorgängerfilme als Beweis angeführt, von denen sich "Wonka" aber deutlich abtrennt, darüberhinaus ist das Szenario in "Wonka" dermaßen phantastisch, dass einige der ideologischen Einordnungen überhaupt nicht greifen.

Willy Wonka erschafft hier kein Schokoladen-Monopol, er möchte lediglich einen Schokoladen-Laden eröffnen, muss dafür aber erst die Struktur des Schokoladen-Oligopols in der Stadt zerschlagen, die keine Konkurrenz duldet. Wonkas Unternehmen hat auch keine Arbeiter, seine Schokoladenproduktion läuft rein über Magie, Wonka ist ein Zauberer. Wie soll der neoliberale bzw. amerikanische Traum hier aussehen? Arbeit ist überflüssig, weil mit Magie alles möglich ist?

Ansonsten befreit Wonka seine Freunde aus dem feudalistischen Waschsalon, in dem sie zusammen als Leibeigene arbeiten müssen. Daran sehe ich ebenfalls nichts Schlimmes.

Da sind die beiden früheren Schokoladenfabrik-Filme wesentlich angreifbarer als "Wonka". Selbst Hugh Grants Oompa-Loompa ist am Ende ein gleichgestellter Geschäftspartner Wonkas, während es in den früheren Filmen seine (importierten) Arbeitssklaven sind. Wenn sich etwas an "Wonka" kritisieren lässt, dann dass sich auch dieser Film nicht gänzlich von der kolonialistischen Darstellung der Oompa-Loompas lösen kann. Es sind keine Individuen, sie sehen alle gleich aus (= Hugh Grant).


Abseits davon haben wir "Wonka" ähnlich wahrgenommen. Ein höchstcharmantes, besinnliches und toll gefilmtes Musical-Fantasymärchen mit sehr gut aufgelegtem Cast.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Silencio : : Moviejones-Fan
31.12.2023 02:09 Uhr
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Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

luhp:

"Wie soll der neoliberale bzw. amerikanische Traum hier aussehen? Arbeit ist überflüssig, weil mit Magie alles möglich ist?"

Ohne den Film jetzt gesehen zu haben, klingt das für mich schon auf aktuelle Verhältnisse übertragbar: Produktionsprozesse werden immer weiter automatisiert, der Wegfall von Arbeitsplätzen in Fabriken wegen des Einsatzes von Robotern ist doch immer noch ein aktuelles Thema. Mittlerweile ist das doch sogar im Servicesektor angekommen, man denke an den Einsatz von AI oder sogar Konzepte für vollautomatisierte Supermärkte. Zumindest nach der kurzen Schilderung kann ich da jetzt schon Parallelen zu spätkapitalistischen Entwicklungen sehen - die jetzt nicht notwendigerweise nur neoliberal sind, die Entwicklung zur "arbeiterlosen Arbeit" gibt es ja spätestens seit den Neocons (und eigentlich schon seit Beginn der Industrialisierung...).

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
31.12.2023 10:00 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.952 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@Silencio:

Die Lesart greift (ich hab den Film im Kino gesehen) im Film so meiner Meinung nach aber nicht. Wonka selbst zeigt in einer Szene die Herstellung der Schokolade einem zweiten Charakter und ja - Zuhilfenahme von Magie (und Technik) ist dabei - aber er stellt jedes einzelne Stück in seiner Miniatur-Kofferfabrik in Handarbeit her.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
31.12.2023 10:32 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

ZSSnake:

Wie gesagt, ich hab den nicht gesehen (und werde das voraussichtlich auch so bald nicht...), aber anscheinend haben dann beide Diskutanten keine gute Arbeit bei der Zusammenfassung gemacht... :p

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
31.12.2023 18:33 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 944 | Reviews: 1.062 | Hüte: 43

@luph92

Na da würde ich jetzt widersprechen. Immerhin basiert der Film eben auf Vorlagen und zeichnet eben den Anfang eines Unternhemers. Darum geht es ja letztlich im Film. Letzten Endes ist es aber unerheblich, ob Wonka bewusst ein Monopol schafft, oder eben unbewusst. Tatsächlich räumt er im Verlauf das Films die Konkurrenz durch Qualität und eben durch deren Machenshcfaten auf dem Weg. Daß Wonka derzeit noch keine Arbeiter hat, ist ebenfalls egal, weil er sie zum einen bekommen wird und zum anderen da auch nicht der Kern drinliegt.

Ich könnte an der Stelle auch mal fragen, wie denn der Plan zum Umweltschutz der FDP aussieht. Da geht es ja um die Erfindung eines Magic Sticks ^^ Insofern, nicht so weit ab von Wonka. Der amerikanische Traum ist aber ein anderer. Allein dadurch, daß ein mittelloser junger Mann in eine große Stadt zieht, um ein Unternehmen zu gründen ist der amerikansiche Traum dargestellt.

Man könnte auch an der Stelle fragen, wo denn genau die Gleichberecithigung zwischen Oompa Loompas, liegt, wenn es keinen eindeutigen Nutzen für diese gibt Wonka überhaupt zu folgen. Sie tun es, aus einem modernen Ansatz heraus, nach welchem eben dein Chef dein Freund ist. Auch diese Ideologie findet sich im Neoliberlamus wieder und ist besonders ein großer Bestandteil vieler Firmen geworden. Doch tatsächlich können Arbeitnehmer und Arbeitgeber eben nie gleichgestellt sein.

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.01.2024 10:35 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Silencio
Prinzipiell hast du gute Gedankengänge zum Szenario, zum Thema Prozessbeschleunigung und Automatisierung. Nur ich sehe im Film kein Hohelied auf den Kapitalismus, wie von manchen linken Filmkritikern kritisiert, wenn Menschen am Ende des Films Lebensträumen nachgehen können, anstatt als Lohnarbeiter in einer Schokoladenfabrik zu arbeiten. Und wer das dennoch tun möchte, kann das bei den konventionellen Schokoladenherstellern immer noch tun, denn Willy Wonka bleibt in dieser Welt als Alleinunternehmer mit Magieanwendung die einzige Ausnahme.

Ärgerlich finde ich ferner noch, wenn der Kapitalismus im Vergleich mit dem Feudalismus und der Leibeigenschaft im Film schlechtgeredet wird, so als sei der Kapitalismus (in der Neuzeit) keine Verbessung gewesen.

Abgesehen davon ist "Wonka" wie gesagt äußerst phantastisch und entgegen jeglicher Rationalität (Wonka als Zauberer, Zutaten für die Schokolade, Wirkung der Schokolade), das koppelt den Film deutlich von der Realität ab.


@ProfessorX
Die Konkurrenz im Film sind aber nicht die anderen Schokoladenhersteller im Allgemeinen, sondern speziell die oligopole Wirtschaftsstruktur der Stadt, die auch die Polizei und den Klerus in ihrer Tasche hat. Erst nach Wonkas Sieg herrscht dort wieder Freiheit und die Möglichkeit für andere Schokoladenunternehmen ist gegeben. Ob Wonka ein Monopol schafft, wissen wir nicht. Ob er nicht doch Arbeiter haben wird, wissen wir nicht, halte ich aber für unwahrscheinlich in Anbetracht dessen, was Wonka hier alles mit Magie bewältigen kann. Das sind Erwartungen, die man aus den anderen Filmadaptionen mitbringt, mit denen "Wonka" aber nicht zusammenhängt.

Der amerikanische Traum setzt harte Arbeit voraus, mit der man es von unten nach oben schafft. Willy Wonka muss nicht hart arbeiten, er kann das leicht mit Magie bewältigen.

Der Konflikt zwischen Wonka und den Oompa-Loompas in "Wonka" besteht ja darin, dass Wonka ihnen die Kakaofrüchte gestohlen hat. Wofür Wonka mehrmals von Oompa-Loompa Lofty eines auf den Deckel bekommt und die Schuld am Ende begleichen muss. Der Film endet dann damit, dass Wonka und Lofty eine gleichberechtigte Handelsparterschaft als Kakaobohnenzulieferer und Schokoladenproduzent eingehen. Kein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis, sondern eine Handelspartnerschaft.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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