Bewertung: 3 / 5
Willy Wonka (Timothée Chalamet) kommt voller Vorfreude in die große Stadt und möchte ein Schokoladengeschäft eröffnen, doch dabei werden ihm immer größere Steine in den Weg gelegt. Dabei sind seine Ideen gar nicht das Problem, findet die kleine Noodle (Calah Lane), die ihn begleitet. Auch der skurrile Lofty (Hugh Grant) kreuzt seinen Weg.
Roald Dahl gehört ohne Zweifel zu den beliebtesten Kinderbuchautoren, wenn es um Inspiration für Filme geht. Beweise dafür lassen sich ja im Handumdrehen finden und auch sein Klassiker Charlie und die Schokoladenfabrik – vielleicht sein berühmtester Roman – wurde schon mehrere Male verfilmt. Hier im Falle von Wonka verschiebt man nun bewusst den Fokus und legt diesen auf den titelgebenden Exzentriker und Unternehmer. Dabei mutet dieser neue Ansatz in Zeiten dieses Kinos extrem berechenbar an, wenngleich die Figur natürlich aber mehr hergibt, als es andere Spin-Off-Konzepte täten. Das ist also erstmal grundsätzlich etwas, dem an sich öffnen kann, was aber vielleicht auch auf der anderen Seite die Frage aufwirft, ob Wonka nicht ein perfekter Film ist? Nun, dem ist schlicht und ergreifend nicht so. Denn vor allem auf inhaltlicher Ebene krankt der Film, wenn es darum geht irgendeine Form sinnvoller Botschaft zu vermitteln. Hier, auch natürlich ein Grundproblem der Figur, sieht man im Prinzip, daß ein Unternehmer zum Monopolisten aufsteigt und weil er nett ist, ist es ebenso nett für ihn zu arbeiten. Klar, im Prinzip sieht man nicht viel davon, wie die einzelnen Figuren für Willy Wonka arbeiten. Aber das es darauf hinauslaufen wird, dürfte ja wohl jedem klar sein. Und ja, daß auch hier, ironischerweise in einem Film, der sehr britisch anmutet, der amerikanische Traum propagiert wird, nun kann man wirklich nur zur besinnlichen Zeit ertragen.
Trailer zu Wonka
Wonka ist auf einer oberflächlichen Ebene aber dennoch unterhaltsam. Ein Musical, über recht schrille Figuren und der Frage, wie werde ich erfolgreich. Der Film handelt indes auch nicht wirklich sinnvolle Fragen ab und erklärt Wonka zum Muttersöhnchen, daß einfach das richtige Talent geerbt hat. Es kann so weitergehen, wirklich, denn der Film lässt sich ideologisch ganz einfach zerreißen und man könnte ihn in die Kategorie Filme packen, die man jungen Neoliberalen zum fünften Geburtstag eintrichtert. Doch wir wollen mal nicht so sein. Letzten Endes gilt das für vieles und ja, im Prinzip kann der Film dann doch auf anderen Ebenen überzeugen. Denn tatsächlich handelt es sich bei Wonka, schon allein ob der Kulissen und der Albernheiten eigentlich um etwas, was zum Scheitern verurteilt ist. Nun klar, Werke wie Der Grinch (2000) oder auch eben Charlie und die Schokoladenfabrik (2005) bewiesen ja bereits vor Jahren das Gegenteil. Doch dabei kann man bleiben, denn die Idee, mit der hier diese absurden Comic-Figuren, der Kitsch, aber auch die Handlung vermittelt wird, das ist schon sehr unterhaltsam und genau darin liegt auch die Kunst von Wonka. Denn so etwas glaubwürdig zu transportieren, ohne dabei in völligen Trash abzudriften, daß braucht schon ebenso einen guten Regisseur. Es ist vielleicht rührselig und ja, kitschig ist es auch. Doch wieder einmal erweist sich Paul Kings Inszenierung als atemberaubend. Denn der Regisseur von Paddington (2014) nimmt sich sehr ernst, seinen Film und damit auch seinen Zuschauer.
Nun handelt es sich hierbei zwischen den Zeilen auch um ein Musical. Dafür allein braucht es schon Mut und die Tatsache, daß sich ein Hugh Grant etwa für diese Rolle nicht zu schade ist, ist ebenso bemerkenswert. Wobei das auch nach seinen letzten Filmauftritten nicht mehr allzu sehr verwundern sollte. Sicherlich sorgt auch der Umstand, daß er so viel vereinnahmt dafür, daß man die Figur des Willy Wonka so ein wenig verschmerzen kann. Inhaltlich ist es eben Konservatismus und handelt von der Bindung an eine moderne Zweckfamilie. Ausgedrückt in Form der Mitschuldner n der Unterkunft, in der der Träumer einzieht. Daß man hier Weiderum Figuren sieht, die eigentlich aus gleichen Verhältnissen stammen und sich irgendwie bekämpfen, daß lässt der Film so ein wenig unter den Teppich fallen und sinnt dabei auch auf Rache. Es ist inhaltlich vielleicht zu sehr die Darstellung der Realität, um es witzig finden zu können. Und, auch das ist einer dieser Gründe, warum Wonka inhaltlich eben schwierig ist. Warum man den Figuren aber jede Facetten nimmt, die sie eigentlich in der Vorlage haben, verwundert so ein wenig. Schließlich könnte da auch für Erwachsene sehr viel mehr drinstecken, als bloße Reizüberflutung. Aber ja, Wonka geht in vielerlei Hinsicht auf Nummer sicher, wie man so schön sagt und vergisst dabei, daß Schokoladen eben auch manchmal bitter schmecken muss. Gut gespielt und inszeniert ist das aber in jedem Fall. Dürfte aber dem Cast auch nicht weiter verwundern. Eben in jedem Belang modern. A-Sexuell, bis auf die Ansprache eines queeren Themas. Familientreu, aber kapitalistisch. Selbstsicher in Figur, ohne Ecken und Kannten. So wie man es braucht.
Ja, man dürfte Wonka sehr schnell hassen, wenn man etwas Linker eingestellt ist. Wenn man etwas mehr über die Gegebenheiten im Film und das Handeln der Figuren nachdenkt. Allerdings hat der Film irgendwo einen gewissen Charme, bei dem man kaum sagen kann, was genau es eigentlich nun ist. Es sind Bilder wohl, es sind Figuren und es ist auch Kitsch. Denn Kitsch, so verpönt das weitestgehend auch sein mag, kann sehr gut funktionieren, weil er sich traut Gefühle anzustacheln oder Gefühle auszureizen. Das ist immer ein Akt und ja, Wonka ist kitschig. Wonka hat viele schlechte Eigenschaften und dennoch unterhält das Werk irgendwie und irgendwo. Ich hasse es, es zu mögen.
Wonka ist ein Film, der allen Menschen Honig ums Maul schmiert, die besser nicht systemisch denken wollen. Ansonsten ist es ein quietschbunter Film, mit absurden Bildern, einem toll aufgelegten Cast, der unterhält. Mehr als Unterhaltung wird das nie sein und fragwürdig ist es sicher auch, ihn zu mögen. Doch man tut es irgendwo.