Vom berühmten Filmszenen, die aus dem Stehgreif improvisiert wurden und so nicht im Drehbuch standen (vielleicht auch mal ein Special wert?), hört man ja immer wieder. Aber auch reiner Zufall kann Momente für die Ewigkeit kreieren.
Manchmal ist Schauspielerei nämlich gar keine Schauspielerei, sondern Ausdruck echter Emotionen oder der Versuch, bei einer nicht ganz nach Plan bzw. Skript verlaufenen Szene zu retten, was noch zu retten ist. Und schwupps, schon haben wir eine Szene, die kein Drehbuchautor oder Regisseur der Welt besser hätte hinkriegen können - einfach ganz großes Kino. Mit einer Portion Glück jedenfalls.
Der beste Beweis dafür sind die zufällig entstandenen Szenen, die wir euch gleich als solche offenbaren. Alles sehr bekannte oder kultige, bei denen man nicht unbedingt gedacht hätte, dass der Zufall so sehr mitgeholfen hat. Aber das macht sie nur noch sehenswerter! Ihr werdet vielleicht überrascht sein...
Aragorn brüllt in "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" - vor Schmerz
Schmerzhaft, aber großartig. In Der Herr der Ringe - Die zwei Türme jagen Aragorn, Legolas und Gimli den Uruk-hai nach, die ihre zwei Hobbit-Freunde verschleppt haben. Bis zum Fangorn folgen sie der Spur, nur um einen Haufen verbrannter Ork-Überreste vorzufinden. Überzeugt davon, dass versehentlich auch Merry und Pippin von den Rohirrim abgeschlachtet wurden, tritt Aragorn wütend, traurig und frustriert gegen einen herumliegenden Helm, bevor er aus voller Kraft brüllt und auf die Knie fällt. Eine wahnsinnig emotionale Szene, toll gespielt von Viggo Mortensen. Gespielt? Nur zum Teil! Beim Wegschießen des Helms brach sich Mortensen zwei Zehen, daher der Schrei und das Auf-die-Knie-Fallen. Tat sicher höllisch weh. Peter Jackson nahm es dankend an. Und als bei der Ankunft in Edoras diese eine Fahne vom Wind fortgerissen wird, was so schön den Fall Rohans unterstreicht - auch nur Zufall!
John Malkovich heult in "Being John Malkovich" auf - auch vor Schmerz
Die Story von Being John Malkovich ist so bizarr, wie es nur geht. Ein Puppenspieler findet eine Tür, die ihn direkt in John Malkovichs Kopf führt - logisch, dass der was dagegen hat. In einer Szene konfrontiert Malkovich den Eindringling und zieht stinksauer von dannen. Plötzlich ruft ihm jemand aus einem vorbeifahrenden Auto "Hey Malkovich, think fast!" zu und schmeißt ihm eine Bierdose an den Kopf. Irgendein betrunkener Statist, wie sich später herausstellte. Malkovich reagierte so, wie man eben reagiert, wenn man eine Dose gegen den Schädel bekommt: ein überraschter Schmerzensschrei und ein lautes "f***". Sein Regisseur Spike Jonze amüsierte sich so sehr darüber, dass er die Szene im Film ließ.
James Bond zeigt sich in "Casino Royale" oben ohne - wegen einer Sandbank
Wer kennt sie nicht, die Szene relativ zu Beginn von Casino Royale, als Daniel Craig dem Meer entsteigt und lässig seinen gestählten Oberkörper präsentiert. Klare Sache, eine Hommage an James Bond jagt Dr. No, wo es Ursula Andress in ihrem weißen Bikini vorgemacht hat. Oder auch nicht. Laut Craig war es ganz anders gedacht und ein Missgeschick seinerseits. Er sollte gar nicht aus dem Wasser kommen, sondern drin herumschwimmen, bloß heiße Blicke mit Bond-Girl Nr. 1 (gerade zu Pferd unterwegs) austauschen und dann abtauchen. Dummerweise - oder eher glücklicherweise - lief er auf eine Sandbank auf, musste aufstehen und zurück an Land gehen. Gekauft!
Alle kichern in "Die üblichen Verdächtigen" - weil einer ständig furzt
Es ist eine der wichtigsten (und witzigsten) Szenen aus Die üblichen Verdächtigen: Unsere fünf Kriminellen, die sich hier noch nicht kennen, stellen sich bei der Polizei zum Verhör auf. Einer nach dem anderen tritt vor und rattert ganz ernst seinen Text runter - von wegen! So stand es zwar im Drehbuch, aber keiner hielt sich dran, weder Kevin Spacey noch sonst jemand. Alle fingen an zu lachen und konnten nicht mehr aufhören. So was Unprofessionelles aber auch! Bryan Singer wusste gar nicht, was los war, und ermahnte sie, sich doch bitte zusammenzureißen, bis er erfuhr, dass Benicio Del Toro mit heftigen Flatulenzen zu kämpfen hatte und permanent furzte. Weil so von Anfang an ein Gefühl der Kameradschaft entstand, durfte die Szene drinbleiben.
Ratso sagt seinen legendären Satz in "Asphalt-Cowboy" - zu einem Taxi
"Hey! I’m walking here!" - Mit diesem oft zitierten Ausspruch aus Asphalt-Cowboy ging Dustin Hoffman in die Filmgeschichtsbücher ein ("Wenn ich gehe, hast du Pause!" in der deutschen Synchronisation). Zu verdanken hat er ihn aber nicht etwa dem Skript, sondern einem übereifrigen New Yorker Taxifahrer, der von den Dreharbeiten wahrscheinlich nichts ahnte, da die Kamera mangels Dreherlaubnis gut versteckt werden musste. Während der präzise getimten Szene fuhr er bei Rot über die Ampel und Hoffman und Jon Voight fast über den Haufen. Woraufhin Hoffman wutentbrannt auf die Motorhaube schlug und den Satz sagte, den er sonst nie gesagt hätte.
Der Joker ärgert sich in "The Dark Knight" - wegen einer Fehlzündung
Als Krankenschwester verkleidet, jagt der Joker in The Dark Knight das Gotham Central Hospital in die Luft. Aber mit leichten Anlaufschwierigkeiten. Die Sprengung am Set zündete nicht wie geplant, also tat Heath Ledger, was der Joker tun würde: Er drückte wie wild auf dem Auslöser herum und stand entnervt und etwas hilflos da, bis das Krankenhaus auf einmal doch noch explodierte. Echter Joker-Humor, der die Szene veredelte und von Christopher Nolan beibehalten wurde. Nicht das einzige Mal, dass Ledger sein Improvisationstalent unter Beweis stellte und zeigte, wie perfekt er die Rolle verinnerlicht hatte: Auch das sarkastische Beifallklatschen im Knast, nach Jim Gordons Beförderung zum Commissioner, kam von ihm.