In Dunkirk entführt uns Christopher Nolan in die französische Stadt Dünkirchen, wo im Zweiten Weltkrieg die Operation Dynamo stattfand, die Nolans Interesse geweckt hat. Hunderttausende britischer und alliierter Truppen sind von der deutschen Wehrmacht umzingelt. Gefangen am Strand, mit dem Rücken zum Meer, finden sie sich in einer scheinbar ausweglosen Situation wieder, während der Feind näherrückt...
Mal wieder geschaut............ ist schon ein ziemlich spannendes Werk. Ich würde fast behaupten, dass es die beste Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema ist. Insbesondere die Flugaufnahmen sehen wahnsinnig aus, aber auch einzelne Szenen am Strand sind überwältigend.
Eine ganz andere Art von Kriegsfilm welcher den Feind nur andeutet und trotzdem immer eine Bedrohung aufrecht hält.
Die Inszenierung und die Verschmelzung der drei Zeitstränge ist einerseits ein genialer Zug von Nolan, nimmt aber an 1-2 Stellen für meinen Geschmack die Dramatik raus bzw. lässt sie ins Leere laufen (Beispiel die Ankunft der Boote an der Küste). Durch diesen Kniff kann Nolan aber die Spannung permanent aufrecht halten und den Zuschauer fordern.
Die kurze Laufzeit hilft der Spannung.
Meine Bewertung
Dunkirk hat mir besser gefallen als erwartet. Grundsätzlich bin ich kein besonderes großer Fan von Kriegsfilmen, aber alleine der Name Nolan reicht für mein Interesse. Beeindruckende Bilder und hervorragende Inszenierung. Objektiv würde ich 4,5 Hüte vergeben, durch subjektiven Geschmack bleibe ich aber bei 4 Hüten.
Meine BewertungNun hab ich auch endlich Dunkirk gesehen. Mein Interesse war bisher nichg groß genug, da es sich um einen Kriegsfilm handelt und ich hier und da ein paar Infos aufgeschnappt habe, aufgrund derer mein Interesse eher gesunken ist. Z.B., dass der Film nur an einem Ort spielt. Ich hatte auch erwartet, dass er eher langweilig wird.
Zu meiner Überraschungen haben sich keine meiner Befürchtungen bewahrheitet.
Mir hat Dunkirk echt gut gefallen. Er war von Beginn an spannend und die Spannung hat sich auch den ganzen Film über gehalten, was meine Hoffnung war. Die Story war ganz ok, wurde aber teilweise etwas wirr erzählt. Dass sie nur an einem Ort gespielt hat, hat mich gar nicht gestört. Ich dachte aber auch, sie spielt sich ausschließlich am Strand ab.^^
Der Cast und die Charaktere haben mir gefallen. Die Effekte waren klasse und mit die größte Stärke und zugleich die größte Überraschung war der Soundtrack. Dieser war wirklich gut, hat den dialogarmen Film getragen, die Spannung und Intensität erhöht, Gänsehaut und Emotionen erzeugt in entsprechenden Szenen, z.B. als die ganzen Briten zur Hilfe gekommen sind oder auch im letzten Part des Films. Hans Zimmer hat wieder mal überzeugt. Ein echt starker Soundtrack.
Auch das Ende hat mir gefallen. Wobei ich aber schade finde, dass das Schicksal von Hardys Figur ungewiss ist. Hoffentlich haben ihn die Deutschen nicht getötet, das hätte er nicht verdient.
Visuell hat mir der Film auch gefallen, es gab tolle Shots und Bilder, auch die Kamera hat mir gefallen
Der Film soll eine hohe historische Genauigkeit haben, find ich natürlich gut.
Insgesamt ein toller Film, hat mir besser gefallen als erwartet. Kommt natürlich nicht an Nolans Meisterwerke wie Inception und Interstellar ran, aber bei so einer Story, die zudem echt passiert ist, kann man auch kaum was rausholen.
Nochmal ansehen werd ich mir den Film aber vermutlich nicht, Kriegsfilme sind nicht so meins.
Die eine Sichtung war es aber absolut wert, ich bin nun sogar etwas traurig, dass ich den Film nicht im Kino gesehen habe, denn da wäre er sicher noch geiler rübergekommen.
Meine BewertungLink zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)
Nach langer Zeit mal wieder gesehen - ein Film wie ein Ritt, der seinen Spannungsbogen fast über die komplette Laufzeit spannt.
Dabei ist es auch ein optisch wunderschöner Film, wann hat man schonmal bessere Aufnahmen von der See, von den Stränden und von Flugzeugaufnahmen gesehen.
Wie die drei Erzählstränge mit unterschiedlichen Längen miteinander verknüpft werden war ein genialer Schachzug um die Spannung pausenlos aufrecht zu halten. Dazu passt auch die etwas kürzere Laufzeit von unter zwei Stunden.
Zudem auch schön, dass diese britische Geschichte fast ausschließlich mit britischen/irischen Darstellern erzählt wird.
"Dunkirk" ist ein starker Streifen geworden, der nicht so einfach zu verstehen ist. Man erkennt die Handschrift von Christopher Nolan. Die Geschichte ist sehr gut, aber es sind sehr wenige Dialoge, da sehr viel über das Bild transportiert wird. Die Fragen, die in der ersten Hälfte aufkommen, werden alle in der zweiten Hälfte beantwortet. Der Sound ist extrem gut geworden und ist ein wesentlicher Bestandteil des Streifens. Der Cast ist mal mehr und mal weniger Bekannt, aber die Schauspieler machen ihre Arbeit sehr gut und sie vermitteln den Zuschauer ihre Emotionen sehr gut. Die einzelnen Handlungsstränge sind gut durchdacht und ergeben alle einen Sinn. Die Kameraführung ist sehr ruhig und wird nur wackelig, wenn es sein muss.
Ich kann Ihnen "Dunkirk" ans Herz legen. Christopher Nolan hat viele starke Filme gedreht, wo sich dieser einreihen kann, aber er ist minimal schwächer, als die anderen geworden.
Meine BewertungSublim77
Also wie gesagt, ich bin nicht der Meinung dass in aktuelleren Filmen dt. Soldaten groß dämonisiert werden bzw. ihr tot gefeiert wird. Moderne Kriegsfilme sind viel nüchterner inzwischen... Ich habe gelesen, dass „Red Tails“ hier eine negative Ausnahme ist, ich habe aber auch gelesen dass der Film mies ist und die verschrobene Darstellung der dt. Piloten war ein Kritikpunkt bei englischsprachigen Kritikern (schau mal das Review von Redlettermedia an).
“Der einzige Unterschied ist nur, dass er dafür als Held gilt, mein Opa aber als Verbrecher.“
Niemand sagt bei der Geschichte, dass dein Opa ein Verbrecher war. Ich bezweifle, dass du damit von Nachkommen unserer Weltkriegsgegner konfrontiert wirst (meine Erfahrung). Aber, deshalb sage ich immer Bigger Picture: Einzelschicksale relativieren nicht den großen Kontext. Wenn du die Geschichte als Aufhänger benutzt, dass die die Darstellung dt. Soldaten in Filmen nicht gefällt, wirst du dir in einer polnischen oder russischen Kneipe keine Freunde machen...
Ich zitiere mal abschließend einen Bekannten nachdem er Dunkirk gesehen hat: „Ich bin einfach nur froh, heute zu leben und nicht 1940...“ Ich denke damit können wir alle leben.
Edit:
Einige Ausschnitte aus dem Review zu Red Tails von Jake Coyle für Associated Press:
„Instead of creating something authentic and new, "Red Tails" superimposes the tale of the black World War II pilots on a dated, white genre of 1940s patriotic propaganda. "Red Tails" is blatantly old-fashioned, just with a change in color.
...
The German fighters are cartoonishly evil.“
Eine unausgeglichene Darstellung der dt. Soldaten wird auch im Ausland negativ aufgenommen, wenn sie denn mal passiert.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80 und Silencio:
Ich tue jetzt mal nicht so, als hätte ich die ganzen Texte durchgelesen, sorry, aber das ist mir einfach zu viel.
Antworten möchte ich aber auf folgendes:
Silencio meinte:
Ansonsten: wer sich ernsthaft über die Darstellung deutscher Soldaten echauffiert, sollte keine Kriegsfilme schauen. Und das alte "die haben nur Befehle befolgt" wieder einpacken, denn auf die Kappe der Wehrmacht gehen so einige Kriegsverbrechen
Hierzu möchte ich folgendes sagen. Mein Opa war (wie so viele andere) Soldat im zweiten Weltkrieg. Er kämpfte für die Wehrmacht. Aber nicht weil er ein Nazi war, sondern weil man ihn und seine Familie erschossen hätte, wenn er es nicht getan hätte. Wenn ich nun also einen Film sehe, in dem mal wieder so ein durch und durch bösartiger Deutscher von einem ach so gerechten Ami, oder sonst einem nichtdeutschen Helden abgeschlachtet wird, dann erlaube ich mir das furchtbar zu finden. Wenn mein Opa zu erzählen begann, wie er letzten Endes nicht nur vor der russischen Gefangenschaft, sondern am Ende vor der eigenen Armee floh, kommen mir jedes Mal die Tränen, wenn mal wieder in einem Film die Ermordung eines deutschen Soldaten glorifiziert wird. Der Opa meiner Frau war auch Soldat im zweiten Weltkrieg. Er war Franzose und kämpfte in der Normandie. Er schoss genauso auf deutsche Soldaten, wie deutsche auf ihn. Der einzige Unterschied ist nur, dass er dafür als Held gilt, mein Opa aber als Verbrecher. Ich kann nun die Geschichte ja nicht ändern. Deutschland hat eben ohne Zweifel Schuld am zweiten Weltkrieg. Das ändert aber nichts daran, dass es Helden und Verbrecher auf beiden Seiten gegeben hat.
Ob ich nun das Recht habe mich über Kriegsfilme zu echauffieren, in denen die Welt mal wieder klar in Gut und Böse unterteilt ist, kannst du gerne beurteilen. Ich bin aber der Meinung, dass du nicht das Recht dazu hast, dieses Urteil zu fällen. Aber ich gebe dir Recht, dass ich solche Filme nicht mehr schauen sollte. Was ich auch in aller Regel nicht mehr mache. Eben weil ich es nicht mehr ertrage.
MB80 meinte:
Prinzipiell kann ich deine emotionale Reaktion verstehen, sie ist halt keine gute Filmkritik...
Und wieder kann ich dir nicht widersprechen. Ich hätte Dunkirk eigentlich gar nicht bewerten sollen, denn ich kann solche Filme einfach nicht bewerten, als das was sie sind, nämlich als Film. Ich kann noch nicht mal annähernd objektiv über diesen Film eine Wertung abgeben. Denn während zum Beispiel Tom Hardy einen deutschen Flieger abschießt und ich mir Gedanken über die Umsetzung der Szene machen sollte, über die musikalische Untermalung und die tolle fliegerische Darstellung, mache ich mir nur Gedanken um den deutschen Soldaten, der nun sein Leben lassen muss, für einen Krieg, den er wahrscheinlich gar nicht wollte. Und während man sich als Zuschauer freuen sollte, über die gewonnene Luftschlacht, empfinde ich nur Abscheu über die Emotion der anderen.
Das mag einem irrational vorkommen, bin ich doch ein Fan von actiongeladenen Filmen, in denen es garnicht genug Gewalt geben kann. Hier ist die Realität aber zu nah an meinen Emotionen dran. Ich behaupte, dass eine halbe Stunde mit den Erzählungen meines Opas genügen würden und du könntest mich verstehen.
Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.
Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!
"Gedankenexperiment: stell dir den gleichen Film unter anderen Vorzeichen vor. Statt der amerikanischen die deutsche Flagge etc. Wie würde das wohl ankommen?"
Kommt auf den Film an... Du willst einen Film machen über die komplexe Beziehung Deutschlands 2018 zu seinen Gefallenen? Perfekte Einstellung.
Aber ja, es würde generell komisch ankommen weil sich die demokratische BRD nicht mit der Wehrmacht identifiziert. Ganz andere Problematik, ich glaube das kannst du nicht so einfach vergleichen.
Wir werden bei dem Thema nicht einer Meinung werden, dass SPR seine Soldaten glorifiziert sehe ich nicht. Und Tribut zollen ist noch nicht glorifizieren, wie du selbst sagst da gibt es Nuancen.
Edit:
Okay, arbeiten wir auf diesen drei Ebenen: Gedenken, Tribut zollen und Glorifizieren.
Auf der Skala setze ich Private Ryan auf Tribut zollen. Ist das angemessen? Ich denke schon, die Gefallenen haben geholfen, die Nazis zu besiegen.
Sagen wir, die Szene mit der Flagge und dem Friedhof ist unser "Gold Standart" fuer Tribut zollen, jetzt in einem dt. Film ueber dt. Soldaten. Ja, das wuerde in der Tat irritieren, weil es absolut angemessen ist, diesen zu gedenken... Aber Tribut zollen? Sie standen leider auf der falschen Seite der Geschichte.
Aber noch ein Hut an dich, Silencio, weil du so streitbar bist... Aber fuehl dich jetzt bitte nicht glorifiziert
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
MB80:
Ich hab nichts gegen Spielberg, wenn ich "ernste" Filme schreibe, mein ich die Anführungszeichen bei ihm selten abwertend, sondern unterscheide nur zwischen Blockbuster-Spielberg und Awards-Spielberg. Ich halte ihn nur für keinen außerordentlich intelligenten Filmemacher (dass er businesstechnisch zB wahrscheinlich recht intelligent ist, steht übrigens Frage: sonst wäre er nicht da, wo er ist), der zwar ein ganz toller Handwerker ist (ernsthaft), aber nur mittelmäßiger Denker - bewusst ein bisschen überspitzt. Und ich denke eben auch, dass er einer ist, der Filme für den lowest common denominator macht, der hat in den 70ern ja nicht umsonst Branchenblätter studiert, um herauszufinden, was erfolgreich ist und was nicht.
"Die Szene spielt auf einem US Soldatenfriedhof, also ist die Flagge schon mal nicht deplaziert."
Natürlich ist die Flagge nicht deplatziert. Trotzdem hat er sich entschieden, seinen Film über Menschlichkeit im Angesicht des Horrors (sein zweiter in den 90ern, der andere ist "Schindlers Liste" - und dessen vereinfachte Moral: sei froh über die, die du retten konntest. Ein Schelm, wer beide Filme als Companion Pieces sehen möchte...) darauf zu beginnen. Jetzt sitzt der Mann monatelang an seinem Film, überlegt, welche Einstellung wohin kommt und denkt so bei sich "Hm, wir eröffnen auf die Flagge, mit all ihrer Symbolwirkung, aber da wird schon keiner drauf schließen, dass ich hier was von Idealen erzählen will"? Ne, so macht keiner Filme, der was auf sich hält. Und mal abgesehen davon: was hat Spielberg ein paar Jahre nach "Shaving Ryans Privates" für HBO produziert? Richtig, "Band of Brothers". Zufall?
"Ist der Film dadurch ein hurrapatriotischer Propagandafilm? Ich denke nicht... "
Nie behauptet. Es ging um Glorifizierung, die wirst du ihm nicht absprechen können. Du sagst ja selber schon, dass er den Soldaten da Tribut zollt. ;)
"Die Amis sind patriotischer als wir hier, aber wir sollten aufhören ihnen das bei jeder Flagge vorzuwerfen."
Ob man ihnen das vorwerfen will oder nicht, steht hier nicht zur Debatte. Man kann die Glorifizierung ja auch gut finden (wie schon oft genug gesagt: im Fall vom Zweiten Weltkrieg hab ich da auch wenig Probleme mit), man sollte sich dann nur eingestehen, dass sie da ist.
Wir halten mal kurz für ein Zwischenfazit fest: die Amerikaner sind patriotischer als wir. Check. Ein amerikanischer Film über amerikanische Soldaten beginnt mit der amerikansichen Flagge. Spielberg zollt den gefallenen Soldaten Tribut. Da findest du ernsthaft, der Schluss, der Film würde die Soldaten glorifizieren, liegt nicht nahe?
Gedankenexperiment: stell dir den gleichen Film unter anderen Vorzeichen vor. Statt der amerikanischen die deutsche Flagge etc. Wie würde das wohl ankommen?
"Aber wenn du argumentieren willst, dass US Filme amerikanische Soldaten glorifizieren, ist er der falsche Film."
Nein.
"Nimm American Sniper... der war latent patriotischer und etwas weniger differenziert *hüstel*. Die Credits mit der Parade und den Flaggen über der Brücke... oh my god."
Joa, dass der Eastwood in den letzten Jahren (leider) den Verstand verloren hat, ist nix neues. Macht "Saving Private Ryan" aber allenfalls weniger glorifizierend als "American Sniper" und nicht gar nicht glorifizierend. Ich mein, Glorifizierung ist ja nicht nur ein Extrem, sondern geschieht graduell.
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
Silencio:
Ich bekomme das latente Gefühl du magst Spielberg nicht besonders
Also bevor ich dir in jedem Punkt einzeln widerspreche mache ich ein kleines Friedensangebot:
"Die erste Einstellung in diesem Film ist von der amerikanischen Flagge, die im Wind flattert und von der Sonne angeschienen wird."
Die Szene spielt auf einem US Soldatenfriedhof, also ist die Flagge schon mal nicht deplaziert. Zollt Spielberg damit ein bisschen Tribut an die gefallenen GIs? Ja, und, warum nicht. Ist der Film dadurch ein hurrapatriotischer Propagandafilm? Ich denke nicht... Spielberg ein bisschen Schmalz vorzuwerfen ist immer leicht, aber ich denke nicht das er hier übertreibt. Die Amis sind patriotischer als wir hier, aber wir sollten aufhören ihnen das bei jeder Flagge vorzuwerfen.
So, das ist das Maximum an Patriotismus, das ich in Saving Ryan finde und eingestehe. Aber wenn du argumentieren willst, dass US Filme amerikanische Soldaten glorifizieren, ist er der falsche Film.
Nimm American Sniper... der war latent patriotischer und etwas weniger differenziert *hüstel*. Die Credits mit der Parade und den Flaggen über der Brücke... oh my god.
Sublim, viel Spass beim lesen... Du hast es gestartet
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
MB80:
"Mmmmmh... also ohne jetzt pedantisch auf einzelne Punkte einzugehen, aber ich habe das Gefühl du legst zuviel Wert darauf, dass der Film eine US Produktion ist."
Die erste Einstellung in diesem Film ist von der amerikanischen Flagge, die im Wind flattert und von der Sonne angeschienen wird.
"Der deutsche Soldat drückt seinem amerikanischen Gegenüber das Messer in die Brust, weil es sonst in seiner landen würde."
Danach stolziert er an einem amerikanischen Soldaten vorbei (er kommt, wenn ich mich nicht falsch erinnere, dabei die Treppe runter und reibt die Hände - nicht "bösartig überzogen", aber schon mit einem gewissen Zynismus).
"Er stirbt keinen Heldentod, er reduziert die Kampfkraft seiner Einheit um ein Gewehr. Interpretiere ich komplett anders als du."
Wir reden über Spielberg, dem geht solcher Humor vollkommen ab - vor allem in seinen "ernsthaften" Filmen. Nene, das ist schon ein Heldentod, der schön lange ausgekostet wird. Er stirbt, während er das richtige tut, wir sollen da mitleiden, weil wir uns mit dem guten Jungen identifizieren sollen. Übrigens spiegelt die Szene schon das Ende wieder, in der Hanks Charakter realisiert, dass sie eben schon da sind "to do the decent thing"...
"Aber wenn du Ryan als Symbol für amerikanische Werte nimmst quetschst du die Interpretationstube ganz schön hart Ich denke der Film ist an vielen Stellen viel nüchterner als man denkt. Ryan ist halt nur ein GI, wie die Soldaten mehrfach sagen."
Richtig, er ist nur ein GI. "Was macht ihn so besonders?" fragt Millers Trupp mehrfach. Die Antwort ist natürlich: nichts. Weil er nur ein Beispiel ist, weil er nur zeigen soll, wie Menschlichkeit im Krieg überleben kann, yaddayadda. Noch mal: die Autoren (und Spielberg) haben sich entschlossen, dem eine all amerikanische Hintergrundgeschichte zu geben, die das Publikum (vor allem das amerikansiche, wohlgemerkt) binden soll. Das passiert durch Allgemeinplätze, die mehr als austauschbar sind. Ryan wird zum Symbol für eine Generation, gerade weil seine Hintergrundgeschichte vor Beliebigkeit (die ironischerweise Individualität vortäuscht - aber dieser Widerspruch war schon immer Hollywoods Stärke...) nur so strotzt. Er ist All American, er ist der Fußsoldat mit dem austauschbaren Namen (sie treffen ja sogar einen anderen Private Ryan), er ist jeder und Niemand.
"War es das Opfer wert? Nun aus der Sicht seiner Nachkommen bestimmt, offensichtlich."
Aus Sicht von Spielbergs sonstiger Filmographie auch. Aber selbst das Ende dieses Films ist nicht besonders ambivalent...
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
@Silencio
Mmmmmh... also ohne jetzt pedantisch auf einzelne Punkte einzugehen, aber ich habe das Gefühl du legst zuviel Wert darauf, dass der Film eine US Produktion ist.
Ich sehe z.b. bei keiner der Kampfszenen eine Wertung. Der deutsche Soldat drückt seinem amerikanischen Gegenüber das Messer in die Brust, weil es sonst in seiner landen würde. Ich sehe hier keine Niedertracht oder Böswilligkeit, es ist halt die nüchterne Botschaft des Filmes: kill or be killed. Und genauso interpretiere ich die Szene mit Vin Diesel anders... Er versucht ein Held zu sein, und versagt. Das Mädchen ist keinen Meter weiter in Sicherheit, und er setzt seine Kameraden der Aufmerksamkeit eines Schafschützen aus. In meinen Augen macht sich der Film eher darüber lustig, im Krieg den Helden zu spielen. Er stirbt keinen Heldentod, er reduziert die Kampfkraft seiner Einheit um ein Gewehr. Interpretiere ich komplett anders als du.
Aber wenn du Ryan als Symbol für amerikanische Werte nimmst quetschst du die Interpretationstube ganz schön hart Ich denke der Film ist an vielen Stellen viel nüchterner als man denkt. Ryan ist halt nur ein GI, wie die Soldaten mehrfach sagen.
Das Ende ist aber denke ich ambivalenter... War es das Opfer wert? Nun aus der Sicht seiner Nachkommen bestimmt, offensichtlich. Für die möglichen Nachkommen der toten Kameraden eher nicht. Die Kamera schweift über die zahllosen Gräber und lässt das so stehen. Aber wenn man zu dem Schluß kommt: „für einen Soldaten, nein... Aber um die Nazis zu besiegen, am Ende ja.“ Nun, mit der Botschaft bin ich im Reinen.
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sublim:
Amerikanischer Kriegs-Film, in dem die deutschen nicht als Monster sondern als normale Menschen, die traumatisiert und zerstört sind: Steiner, das Eiserne Kreuz.
Sehr guter Film, und in meinen Augen auch eine Art Vorgänger von solchen Werken wie Hurt Locker. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass du den schauen wirst.
MB80:
Ach, noch ein Nachtrag zu "Fury": da geht es doch, wie so oft bei Ayer, um den männlichen Todestrieb, der eine Ausrede für einen wertigen Tod sucht. Wenn da dann jemand als Held bezeichnet wird, ist der Ayer entweder nicht besonders helle ("Bright" lässt darauf schließen, die schlimmsten Zeilen stammen wohl von ihm) oder das ist eine ironische Brechung (seine restlichen Arbeiten deuten eher in diese Richtung...).
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
MB80:
Der deutsche Soldat steht aber eben nicht alleine für die Wehrmacht (da gibt es ja noch den laaaangen Todeskampf mit dem Bajonett/Dolch - den eben der herzlose Deutsche gewinnt) und die Moral von der Sache ist auch noch, dass der deutsche Soldat die Güte, die ihm wiederfahren ist, nicht zurückgeben kann/will. Wenn du jetzt weitergehen möchtest (das halte ich allerdings für eine enorme Quetsche, ohne den Film noch mal gesehen zu haben) könntest du sogar von der moralischen Überlegenheit der amerikanischen Streitkräfte reden, die ihren eigenen Soldaten eine solche Entscheidung zugesteht... (Man hätte die Szene übrigens auch wie folgt schreiben können: der gerettete Soldat legt auf Hanks an, lässt dann die Waffe runter - Hanks ist scheinbar gerettet - ein anderer Soldat schießt auf Hanks - Hanks stirbt trotzdem - der Krieg kennt keine Gewinner und gute Taten werden weder belohnt noch bestraft)
"Er rettet lediglich Ryan"
Der symbolisch für die Werte steht, die mit dem Krieg geschützt werden. Es ist schon bezeichnend, dass Ryan sich an folksy Scheunenfeste mit Mary Jane Rottencrotch erinnert - Ryan steht am Ende des 20. Jahrhunderts stellvertretend für eine ganze Generation an Millers Grab und fragt, ob er die Rettung wert war (die Spielberg-Antwort ist wie immer: ja).
"Und Vin Diesel stirbt weil ... er wie Upham versucht etwas richtiges zu tun... Was der Film wieder als im Krieg hoffnungsloses Unterfangen scheitern lässt."
Ja, eben: wir haben hier einen amerikanischen Soldaten, der ja "nur" das "Richtige" tun will (dass das in dem Fall NATÜRLICH richtig ist, steht außer Frage - deswegen wählt der Film ja genau diese Situation), das aber im Angesicht des Kampfes gegen die Nazis nicht kann - weil er eben gegen Nazis kämpft. Und weil er was richtiges tut, wird er erschossen, kann das Mädchen aber retten - genau das macht es doch zum HELDENTOD. Er stirbt als Held. Die Moral ist doch, dass selbst im Angesicht des Bösen ein Rest Menschlichkeit gewahrt werden muss. Dass Upham den deutschen Soldaten erschießt, ist eine Bankrotterklärung für den. Das dürfte bei Spielberg, der nun mal in mittelamerikanischer Moral dealt, wohl keine Offenbarung sein... Nur weil der Film den Krieg als schrecklich zeichnet, ist das noch lange nicht Antikrieg - geschweige denn Anti-Soldat.
Ich wiederhole mich, aber: dass der Krieg im amerikanischen Kino spätestens seit den 70ern nicht mehr in simplen Schwarz/Weiß-Tönen geführt werden kann, ist klar. Der Zuschauer weiß aus dem Fernsehen, dass das Schlachtfeld kein Abenteuerspielplatz ist (DAS kreide ich "Dunkirk" übrigens viel mehr an - der Krieg ist ziemlich steril und mehr Achter- als Geisterbahn. Jaja, das Bild funktioniert nicht ganz, ich weiß. Klang in meinem Kopf irgendwie cleverer...), auf dem mit Farbpatronen geschossen wird. Wir sehen seit dem Vietnamkrieg (dem "Krieg im Wohnzimmer", nicht wahr?) ein diffuseres Bild vom Krieg, das dann auch in den Weltkriegsfilm gesickert ist, aber die Soldaten werden immer noch glorifiziert - und die Ziele damit hinterrücks auch (und wir können eine ewig lange Diskussion darum führen, warum Weltkriegs- und Vietnamfilme in welchen Zeiten auch immer ein Comeback feiern). Das spiegelt sich in der Gesellschaft (oder andersrum, wie es dir halt lieber ist) doch auch wieder, wenn von "Respect the Troops" und dem ganzen anderen Schmarn die Rede ist. Und falls der falsche Eindruck entsteht: im Falle des Zweiten Weltkrieges hab ich mit den Bildern relativ wenig Probleme ("Saving Private Ryan" hat eine simple Moral, die ich für nicht besonders "gefährlich" halte), aber da von einem großen Bruch zu reden, ist nicht ganz richtig.
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern