Hier dreht sich alles um den Film Pieces of a Woman (2020). Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Ein großartiger Einstieg, gutes Schauspiel durchweg, leider im Verlauf etwas orientierungslos.
Ich hatte das Gefühl, dass der Film sich zu sehr auf Konflikte konzentriert, die mit dem eigentlichen Thema nur am Rande zu tun hatten. Insbesondere den Clinch zwischen Mutter und Tochter fand ich da weniger interessant. Auch den Gerichtsprozess und die Auflösung am Ende etwas zu simpel, schnell und auch etwas kitschig... schade, weil der Film so stark anfängt. Trotzdem sehenswert.
Meine Bewertungeli4s
Der steht bei mir auch noch oben auf der Liste für 2021... die Kritiken sind ja nicht einhellig, aber teilweise sehr gut. Ich bin gespannt.
Der Regisseur ist mir völlig unbekannt...
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
Eli4s
War mir irgendwie klar, dass du den sehen würdest
Zum Film selbst:
Ich bin sehr unschlüssig, ob ich mir das geben soll. Die Plansequenz mit diesen 23 Minuten reizen und schrecken mich gleichermaßen ab. Ich fand das schon in Roma eine harte Szene und jetzt nochmal potenziert... weiss nicht, vor allem habe ich gelesen, dass das alles sehr echt unter authentisch rüberkommt, das ist mir glaube ich ein bisschen zu viel Leidensporno...
Und wenn du dann schreibst, dass das das Beste am Film ist, hmmm... mal schauen...
@MB80
mir ist er auch völlig unbekannt, jetzt wo du es sagst. hätte auch angenommen, es wäre eine Regisseurin.
@MobyDick
Klar, stand auch auf meiner Liste - und da ich gerade mit den 80ern am Verzweifeln war/bin, musste mal wieder was aktuelles her :-)
Der Rest ist jetzt auch nicht schlecht, aber die Eröffungssequenz ist schon das Highlight.
"Leidensporno" . Es ist recht intensiv und dann auch schockierend - wobei ich auch mit allem medizinischen ein gewisses Unbehagen habe - Leidensporno fänd ich etwas übertrieben ^.^. Ich denke, das packst du
.
@eli4s
Nach den gefühlt ersten 15 sek Trailer und irgendwas mit "Hausgeburt und Drama" musste ich noch vor ein paar Wochen hektisch auf den Ausschalter drücken. Nach absolut entspannter Hausgeburt, kurze Zeit später, kann ich mir den Film dann denke jetzt auch ruhigen Gewissens geben...hörte sich im Vorfeld alles schon sehr nach "könnte mir gefallen" an...der Zeitpunkt war wohl nur etwas, sagen wir - ungünstig : P
- CINEAST -
@Cineast
Herzlichen Glückwunsch.
Ja, in der Situation ist der Film nicht zu empfehlen.
@eli4s
Hättest du jetzt die Alzheimer-Erkrankung der Mutter gemeint, hätte ich das noch nachvollziehen können, aber der Konflikt zwischen Martha und ihrer Mutter wegen des Umgangs mit einer Schuldfrage und wegen des Gerichtsprozesses ist doch Teil des zentralen Themas.
Ich finde auch gar nicht, dass das Ende simpel wirkt, sondern hatte da einen gegenteiligen Eindruck. Warum soll man die Hebamme auf Schuld oder Schmerzensgeld verklagen, wenn mindestens eine Teilschuld auch bei Martha selbst liegt, die sich für so eine unsichere Hausgeburt entschieden hat. Zumal der Prozess von ihrer Mutter ins Rollen gebracht wurde und Martha lediglich als Zeuge fungiert, obwohl es ihre Geburt war, der Tod ihrer Tochter, entsprechend eigentlich ihr Fall. Und Martha empfindet es eben so, dass die Schuld nicht bei der Hebamme liegt und mit einem Schuldspruch hier niemandem geholfen ist, sie emanzipiert sich damit auch von ihrer eigenen Mutter. Das Simple wäre gerade eben der Schuldspruch gewesen, die Hebamme als Sündenbock.
"jetzt wo du es sagst. hätte auch angenommen, es wäre eine Regisseurin."
Das Drehbuch stammt dafür ja von einer Frau. Und im Vorspann wird "Pieces of a Woman" ja sogar als "A Film by Kata Wéber and Kornél Mundruczó" bezeichnet, ich gehe also mal davon aus, dass ihr Einfluss über den einer normalen Drehbuchautorin hinausging.
@CINEAST
Oh, herzlichen Glückwunsch nachträglich zur Vaterschaft
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@Luph92
das zentrale Thema ist/sollte doch sein: "Wie geht man mit so einem Verlust um?" und nicht "wie lege ich einen Streit mit meiner Mutter bei, nachdem mein Kind gestorben ist?" das wird ja so sogar grammatikalisch in einen Nebensatz gepackt. Und so kam es mir vor.
Warum soll man die Hebamme auf Schuld oder Schmerzensgeld verklagen, wenn mindestens eine Teilschuld auch bei Martha selbst liegt, die sich für so eine unsichere Hausgeburt entschieden hat. Zumal der Prozess von ihrer Mutter ins Rollen gebracht wurde und Martha lediglich als Zeuge fungiert, obwohl es ihre Geburt war, der Tod ihrer Tochter, entsprechend eigentlich ihr Fall. Und Martha empfindet es eben so, dass die Schuld nicht bei der Hebamme liegt und mit einem Schuldspruch hier niemandem geholfen ist, sie emanzipiert sich damit auch von ihrer eigenen Mutter.
aber so wie du es formulierst, sagst du ja genau das, was ich gemeint habe.
Warum soll die Hebamme Schuld haben [...]. DUH! Eben. Diese Frage stellte sich für mich überhaupt nicht. Das ist doch gerade das offensichtliche und banale daran. und ich glaube eben auch nicht, dass nach so einem großen Verlust da überhaupt jemand Interesse und Kraft hätte für so einen Prozess (letztlich hat die Hebamme ja auch weitgehend gute Arbeit geleistet, hätte vielleicht ein Mal mehr checken sollen, aber bei gesunden Eltern geht man ja auch nicht von so verheerenden Komplikationen aus...). Ich denke, so eine Frage würde da zur Nebensache werden. Und der Fokus sollte darauf liegen, wie die Frau mit dem Schmerz umgeht und wie sie es schafft darüber hinweg zu kommen. Da gehört das sicher als ein kleiner Teil mit rein, aber mein Punkt ist eben, dass das aber nicht so stark gewichtet werden sollte, wie es der Film tut. Mit dem großen Showdown im Gerichtssaal. Die Entlastung der Hebamme wird dann als die große Eingebung inszeniert, auch recht kitschig möchte ich meinen. Da sollte aber nicht die Hebamme im Zentrum stehen, sondern die Frau, die ihr Kind verloren hat. Wen interessiert - überspitzt gesagt - was mit der Hebamme passiert?
Gleiches gilt für den Streit mit der Mutter.
Das ist mir im Vorspann gar nicht aufgefallen ;). Macht Sinn.
@eli4s
Davon, wie die Eltern mit dem Verlust des Kindes umgehen, hätte ich auch gerne mehr gesehen, da gebe ich dir Recht. Es wird ja immer wieder angedeutet, dass Martha und Sean diesbezüglich unterschiedlicher Meinung sind (Seans Idee des Trips nach Seattle) und auch unterschiedlicher Meinung, was mit dem Körper des Kindes geschehen soll (Begräbnis/Einäscherung oder Spende an die Wissenschaft), da hätte noch vertieft werden können.
Ich habe gerade mal etwas recherchiert, was die Intention des Regisseurs und der Drehbuchautorin war (die beiden sind Lebenspartner). Zum einen haben sie mit dem Film ihre Trauer nach einer eigenen fehlgeschlagenen Schwangerschaft verarbeitet, zum anderen war der Film politisch motiviert. Kornél Mundruczó und Kata Wéber sind Ungarn und in Ungarn werden Hausgeburten stark kriminalisiert, 2010 kam es als Exempel zu einem Prozess gegen eine Hebamme, die dann unrechtmäßig verurteilt wurde. Selbst die Mutter des verstorbenen Kindes hatte sich für die Hebamme ausgesprochen. Die reale Begebenheit wurde also weitestgehend 1:1 im Film übernommen.
https://www.vulture.com/2021/01/how-pieces-of-a-woman-filmed-the-home-birth-scene.html
https://www.theguardian.com/world/2010/oct/22/hungary-midwife-agnes-gereb-home-birth
https://www.independent.co.uk/arts-entertainment/films/news/pieces-of-a-woman-netflix-vanessa-kirby-shia-labeouf-b1779496.html
Aus unserer demokratischen und liberalen Sicht mag es banal erscheinen, aus Sicht der Ungarn ist es ein durchaus kritisches und zu diskutierendes Thema. Das wusste ich bis gerade eben aber auch nicht. Wenn ich "Pieces of a Woman" für sich betrachte, habe ich den Film als Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile einer Hausgeburt wahrgenommen. Und dass man wegen der Nachteile nicht einfach der Hebamme den Schwarzen Peter zuschieben kann, weil sich Martha eben willentlich darauf eingelassen und sich gegenüber Sean durchgesetzt hat, der eine Krankenhausgeburt bevorzugte.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@luhp92
danke für die Hintergrundinfos. Das gibt schon nochmal eine etwas andere Perspektive auf den Film ;).
@ eli4s
Fand den Nebenstrang mit der Mutter nicht so überflüssig wie du. Darüber verhandelt der Film dann halt die Generationenunterschiede (dabei dann den Holocaust zu bemühen war gleichwohl ein bisschen arg dick aufgetragen...).
aber so wie du es formulierst, sagst du ja genau das, was ich gemeint habe.
Warum soll die Hebamme Schuld haben [...]. DUH! Eben. Diese Frage stellte sich für mich überhaupt nicht. Das ist doch gerade das offensichtliche und banale daran. und ich glaube eben auch nicht, dass nach so einem großen Verlust da überhaupt jemand Interesse und Kraft hätte für so einen Prozess
Du tust ja so als sei die Mutter nach so einem Ereignis locker in der Lage alles rational einzuordnen und direkt erkennen zu können, dass eine Klage der falsche Weg ist.
Martha ist doch nicht mal die treibende Kraft hinter der Anklage, sie lässt sich da von der Mutter und dem Partner reinziehen. Der Film zeigt dann ja gerade ihren Prozess hin zu der Erkenntnis, wie sie mit dem Verlust leben kann und dass Vergebung der richtige Weg ist und eine Bestrafung der Hebamme dabei absolut nicht helfen würde.
8/10 von mir. Vanessa Kirby mit einer Leistung, die riesiges Blamagepotential für die Academy bereit hält, falls diese tatsächlich einer anderen den Oscar zubilligen sollte, was man ihnen wohl zutrauen muss...
@PaulLeger
da habe ich mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt: ich fand das als Nebenaspekt nicht überflüssig. Ich fand, dass der Fokus falsch gesetzt war. Ich fand, dass im Gegensatz von der eigentlichen Frage (in meinen Augen), wie man über so einen Verlust hinwegkommt, zu viel Raum eingenommen hat.
Du tust ja so als sei die Mutter nach so einem Ereignis locker in der Lage alles rational einzuordnen und direkt erkennen zu können, dass eine Klage der falsche Weg ist.
Ganz im Gegenteil. Ich denke, es bedarf einer gewissen Rationalität, um Überlegungen anzustellen, ob die Hebamme vielleicht einen Fehler gemacht hat und daraufhin ein Verfahren einzuleiten.
Ich stelle mir vor (ohne das aus eigener Erfahrung natürlich wissen zu können), dass man nach so einem Verlust so betäubt ist, dass man erst mal Monate lang überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, geschweige denn sich mit einem Gerichtsprozess zu befassen.
Ich weiß, dass der Prozess von der Mutter vorangetrieben wird. Aber das gibt ja der finalen Szenen im Gerichtssaal nur noch weniger Schlagkraft, warum gerade das die Veränderung herbeiführen soll, wenn die Protagonistin nicht mal da vollends dahinter stand. Ich sehe nicht, wo da der enge Link ist zwischen diesem Gerichtsprozess und dem Leben mit dem Verlust. Das ist ein Teilaspekt, der da irgendwann mit reinspielt, aber mich hätte eben viel mehr interessiert, wie ich bereits versucht habe zu formulieren, wie der innere Prozess der Mutter selbst aussieht.
Nehmen wir mal als Gedankenspiel die Hebamme raus: nehmen wir an, sie wäre im Krankenhaus gewesen, verliert ihr Kind, es war unmöglich es zu retten. Dann wäre ja der Verlust derselbe gewesen, ohne eine Schuldfrage. Und diesem Prozess auf den Grund zu gehen, hätte ich spannender gefunden, als das an der ohnehin fragwürdigen Schuldfrage abzuarbeiten.
@PaulLeger
Als Konkurrentin von Vanessa Kirby, die es sich ohne Frage definitiv verdient hat, könnte Zendaya auftreten. Laut den Reviews zu "Malcolm & Marie" soll sie da überragend spielen und das Highlight sein.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@ eli4s
Ganz im Gegenteil. Ich denke, es bedarf einer gewissen Rationalität, um Überlegungen anzustellen, ob die Hebamme vielleicht einen Fehler gemacht hat und daraufhin ein Verfahren einzuleiten.
Die Überlegungen kommen ja auch von Marthas Mutter, nicht von ihr selbst, daher versteh ich den Einwand nicht so ganz. Martha tut doch gar nichts außer irgendwann dem Drängen nachzugeben, aber eben ohne das rational für sich überhaupt erfasst zu haben.
man nach so einem Verlust so betäubt ist, dass man erst mal Monate lang überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, geschweige denn sich mit einem Gerichtsprozess zu befassen.
So wird Martha aber doch auch gezeigt, sie schlafwandelt mehr oder weniger durchs Leben wie ein Geist. Mit dem Prozess befasst sie sich ja auch gar nicht bis sie durch den Aufruf als Zeugin erstmals dazu gezwungen ist, sich damit auseinanderzusetzen.
Ich sehe nicht, wo da der enge Link ist zwischen diesem Gerichtsprozess und dem Leben mit dem Verlust. Das ist ein Teilaspekt, der da irgendwann mit reinspielt, aber mich hätte eben viel mehr interessiert, wie ich bereits versucht habe zu formulieren, wie der innere Prozess der Mutter selbst aussieht.
Nun, ich kann mich da auch nicht selbst hineinversetzen, aber meine Vermutung wäre, dass man nach so einem Verlust automatisch, und sei es unbewusst, irgendjemandem die Schuld geben will, um mit dem Ganzen besser fertig werden zu können, das wäre zumindest aus psychologischer Sicht keine völlig abwegige These.
Die Empfehlung der Mutter ist dann eben, Martha solle ihre Trauer und Ohnmacht kanalisieren, um über die Verurteilung der Hebamme die Kontrolle über ihr Leben zurück zu erlangen. Martha ist anfänglich noch indifferent und orientierungslos und folgt daher passiv dem Impuls der Mutter. Als sie dann wie gesagt gezwungen wird, sich aktiv damit zu befassen, wird ihr bewusst, dass das für sie nicht der richtige Weg ist.
@ luhp92
Nicht ausgeschlossen, dass Zendaya auch eine Rolle spielen wird, aber meine "Befürchtung" liegt eher bei McDormand oder Davis, die beide zu den traditionellen Lieblingen der Academy zählen.
Pieces of a Woman (2020)
Moviejones | 26.09.2025