Vortex
Nicht in der Datenbank.
Gaspar Noe scheint gerade einen Wandel durchzumachen. Jedenfalls kann ich nach dem weitgehend erfolgreichen und atmosphärisch dichten Climax auch seinen neuesten Film empfehlen. Zwar (formal) anstrengend und auch zu lang, beschäftigt sich Noe hier eindringlich und mal nicht reißerisch mit dem Altwerden, Vergänglichkeit, Krankheit (Demenz o.ä.) und der Liebe. Hanekes "Amour" kam mir dabei auch in den Sinn. Baut da fast eine klaustrophobische Atmosphäre zwischen Nähe und Distanz (sowohl formal als auch emotional) auf und schlägt in den richtigen Momenten ganz schön auf den Magen (ganz ohne exzessive Mittel...).
Bravo.
@luph92
richtig. Nächstes Mal
Der junge Mr. Lincoln (1939)
Idealisierter Film von John Ford über Abraham Lincolns Anfänge als armer Schlucker und danach als Anwalt. Henry Fonda gefällt als Lincoln, der spannende Gerichtsprozess kommt leider erst im letzten Drittel. 6-6,5/10 Punkten.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Elephant Boy (1937)
Eine Ausnahme unter den Dschungelbuch-Adaptionen, bei dieser man sich mal nicht die Mogli-Geschichten heraussuchte sondern die Erzählung "Toomai von den Elefanten". Der Junge Toomai lebt zusammen mit seinem Vater und ihrem Elefanten Kala Nag, sie bewerben sich erfolgreich für die Expedition eines britischen Elefantenjägers. Toomai möchte auch einmal Elefantenjäger werden, wird von den Erwachsenen aber nicht ernstgenommen, er solle laut ihnen erst einmal die Elefanten tanzen sehen, was bisher jedoch noch niemandem gelungen ist.
Als Abenteuerfilm in Ordnung, dahingehend lebt "Elephant Boy" vor Allem von der Handschrift Robert J. Flahertys ("Nanook of the North", "Moana"), der hier erneut eine fiktionale Handlung mit Dokumentaraufnahmen kombiniert und damit das Zusammenleben und -arbeiten von Menschen und Elefanten vortrefflich in Szene setzt. Daran anknüpfend Aufnahmen von wilden Elefanten, einem Koboldmaki(?) und einem Tiger. Des weiteren wird der Film getragen vom Hauptdarsteller Sabu, später insbesondere aus Abenteuerfilmen der 40er Jahre bekannt, sowie von Walter Hudd als Expeditionsleter, der mich hier an den jungen Alec Guinness erinnert.
Die finale, positiv konnotierte Elefantenjagd schmälert das Sehvergnügen leider deutlich, da wird eine verängstigte Elefantenherde durch den Wald und einen Fluss getrieben, wobei Jungtiere möglicherweise beinahe ertrinken. In diesem Zusammenhang handelt es sich bei Kiplings Vorlage im Vergleich um ein zeitloses Werk, eine solche Elefantenjagd beschreibt er eben nicht, sondern legt den Fokus auf den oben erwähnten Tanz der Elefanten. Im Film etwas ulkig umgesetzt, ein Tier dirigiert die anderen Elefanten mit seinem Rüssel als Taktstock^^
5-6 von 10 Punkten
Zu sehen auf Youtube:
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Luckiest Girld inthe World oder Ich.bin.glücklich oder so ähnlich (dieser Netflix Film mit Mila Kunis)
Wenn ausgerechnet bei einem Film über sexuelle Gewalt, einen Amoklauf an einer Schule und Trauerbewältigung das einzig nennenswerte, was einem in Gedächtnis bleibt, die Tatsache ist, was alles in Mila Kunis Mund reinpasst, ist das irgendwie sowohl bitter ironisch als auch extrem schade, da hier tief drin doch ein sehenswerter Film versteckt war, der allerdings nie eine Chance hatte, zum Vorschein zu kommen. Sehr schade.
@luhp92:
Des weiteren wird der Film getragen vom Hauptdarsteller Sabu, später insbesondere aus Abenteuerfilmen der 40er Jahre bekannt
Gerade die Version von "Der Dieb von Bagdad" mit Sabu, bleibt weiterhin die beste Verfilmung dieser Erzählung.
"The Wheel weaves as the Wheel wills"
Inferno (OT: Hell and High Water) (1954)
Nachdem im Sommer 1953 im Nordpazifik eine Atombombe explodiert, wird der ehemalige U.S. Navy Kapitän Adam Jones (Richard Widmark) von einer Gruppe westlicher Wissenschaftlern angeheuert und mit einem japanischen U-Boot versorgt, um einen dubiosen chinesischen Frachter in der besagten Region zu observieren.
Kurzweiliger und launiger (Abenteuer-) Film der zur Zeit des Kalten Krieges spielt und vor allem von der darstellerischen Leistung Richard Widmarks lebt. Von der ganzen klassischen Hollywoodriege ist Widmark mit ziemlicher Sicherheit der am meisten unterschätze Darsteller überhaupt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten
"The Wheel weaves as the Wheel wills"
Es gibt so Filme, über die es interessanter ist, andere diskutieren zu hören, als sie zu sehen. Memoria (nicht in der Datenbank) von Apichatpong Weerasethakul wäre so ein Film für mich. Ich mag Tilda Swinton sehr, und da der Regisseur wohl als eine Art "David Lynch von Asien" gilt, waren meine Erwartungen hoch. Leider war das einer der seltenen Fälle, wo mich wirklich gar nichts von einem Film ereicht hat. Ergo wühle ich mich durch Reviews und werde Film/Regisseur beizeiten wohl eine zweite Chance geben...
Hat hier jemand Erfahrung mit Weerasethakul?
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
"Hat hier jemand Erfahrung mit Weerasethakul?"
Noch nicht. Aber vor einigen Wochen habe ich mir "Tropical Malady" vorgemerkt, der las sich sehr interessant.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp92:
Also Memoria ist gerade auf MUBI, falls du dem eine Chance geben willst.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
Danke für den Tipp. Reizt mich jetzt aber nicht soo, außerdem bin ich aktuell ohnehin mehr im Serienfieber. Mein nächster Film wird wohl "Blonde", versuche seit Tagen schon einen Abend zu finden, an dem es zeitlich und stimmungstechnisch passt.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Risse in der aktuellen Gesellschaft. Ein Kurzfilm.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Hellhole
Zufällig auf Netflix ausgewählter polnischer Horrorfilm, der zwar ganz stimmig inszeniert ist, aber dessen Plot dann doch irgendwie nirgends hinläuft bzw. wo es sehr an Dramatik fehlt. Dümpelt ein bisschen vor sich hin. Selbst das Ende ist irgendiwe antiklimaktisch - da, wo dann der letzte Akt bei anderen Filmen anfangen würde, endet der Film einfach, so schien mir. Kann man sich schenken.
Ramstein - Das durchstoßene Herz
Ein Drama über das Flugzeugunglück von Ramstein am 28. August 1988, als ein Flugzeug einer Kunstflugstaffel in die Zuschauermenge abstürzte, wobei 70 Menschen ums Leben kamen und 1000 Menschen verletzt wurden. Mir war das bis heute morgen gar nicht bekannt, als ich mich eingelesen habe, wurde mir ganz anders. Furchtbar.
Beim Film handelt es sich um eine nüchterne, charakternahe Verarbeitung der Folgen des Unglücks. Im Zentrum steht eine Nachsorgegruppe für durch das Unglück traumatisierte Menschen. Zudem ein Notfallarzt, der als erster vor Ort war und die Triage anwenden musste, und zwei Ermittler, die die mangelhafte Vorbereitung und das Sicherheitskonzept, die chaotische und unverantwortliche Notfallversorgung aufklären wollen, dabei aber vom US-Militär und der rheinland-pfälzischen Landespolitik abgeblockt werden.
Das alles hätte man gerne noch ausführlicher ausarbeiten können als in einem 90-Minüter, dennoch sehenswert. 6,5 von 10 Punkten.
Läuft in der ARD-Mediathek:
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/ramstein-das-durchstossene-herz/videos/ramstein-das-durchstossene-herz-video-102.html
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Im Banne der roten Hexe (1949) (OT: Wake of the Red Witch)
Ein Abenteuerfilm in der Südsee mit John Wayne als Captain Ralls und seine fortlaufende Rivalität mit Mayrant Sidneye dem Besitzer der Handelsgesellschaft Batjak Limited. Dabei spielen ein Beziehungsdrama, eine sagenhafter Perlenschatz und das unvermeidlich gesunkene Gold eine entscheidende Rolle.
Damals war sicher der Kampf zwischen Ralls und dem heute nicht mehr so beeindruckenden Gummi-Kraken ein Highlight des Films. Aber nichtsdestotrotz liegt hier ein schöner nostalgischer Film mit John Wayne vor, dem man zumindest keine schlecht gezeichneten Charaktere vorwerfen kann, sofern man über eine gewisse Naivität der damaligen Zeit hinwegschauen kann.
Bewertung: 7 von 10 Punkten
"The Wheel weaves as the Wheel wills"
Der letzte Wagen (1956)
Ein Edelwestern von Delmer Daves mit Richard Widmark als "Comanche" Todd in der Hauptrolle, der ein wesentlich differenzierteres Bild der Indianer aufzeigt, soweit man in den 50er Jahren mit dem Thema überhaupt umgehen konnte.
Widmark, hier übrigens in Höchstform, spielt einen Weißen, welcher bei den Comanchen aufgewachsen ist. So nutzt Daves seinen Hauptprotagonist um während des Konflikts zwischen den Siedlern und den Indianern (Apachen), verschiedene Blickwinkel aufzuzeigen, zu hinterfragen, oder gar umzudrehen und vor allem keine der üblichen Tropes als gegeben anzusehen.
So haben wir hier mehr oder weniger ein Frühwerk des "Spätwestern", welches mit seinen Hintergründen auch abrechnet. Als Beispiel diene hier die Figur des schäbigen Sheriffs, welcher besser in einen 70er Italowestern gepasst hätte. Aber auch die Figur Widmarks, welche sich ihrer Taten vollständig bewusst ist, auch dazu Stellung nimmt und nehmen muss und das ohne die übliche Idealisierung wie wir sie aus klassischen Western dieser Periode kennen.
Ein angenehm und gelungener Score, sowie die sehenswerten Landschaftsaufnahmen aus Arizona, sollen an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
"The Wheel weaves as the Wheel wills"
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Primeval | 08.01.2012