Kritik: Stranger Things von Moviejones

Der Kritik kann ich nur zustimmen, die 3. Staffel war wirklich Bombe.

Episode 1: Ein ernüchternder Start in die dritte Staffel.

Geprägt ist die Episode vor Allem von merkwürdigen, unpassenden Charakterwandeln und übertriebenen Überzeichnungen.

Steve Harrington hat sich vom Frauenschwarm zu einem sozial unbeholfenen Freak gewandelt, der nicht mit Frauen reden kann, Nancy Wheelers sexistische Arbeitskollegen verhalten sich so offensichtlich und überzeichnet sexistisch, dass es einfach nur albern wirkt. Am Denkwürdigsten fällt der neue Jim Hopper aus. Ein grummelnder, weinerlicher und cholerischer Vater, der seine Tochter Eleven vor dem bösen Geknutsche mit ihrem Freund Mike beschützen möchte (den er zufällig schon dessen ganzes Leben lang kennt), dabei kein Klischee dieser Figurentrope auslässt und Mike gegen Ende einen haarsträubenden Vortrag hält. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass Hopper zu Beginn der Episode im Sessel sitzend so inszeniert wird, als sei er der Antagonist in einem B-Movie-Slasher. Im Vergleich damit wirkt der Prolog mit den bösen Russen geradezu harmlos und normal, da bin ich aber mal gespannt, wohin sich das noch entwickeln wird.

In dieser Episode wirkt "Stranger Things" wie eine (unfreiwillig komische) Parodie seiner Selbst, ich habe jedenfalls sehr viel gelacht. Was aber leider kein Qualitätsmerkmal der Episode darstellt.

Derweil taucht ein neues Monster auf und Will Byers ist mal wieder betroffen, dabei habe ich gehofft, Staffel 3 würde endlich mal andere Wege einschlagen... Naja, auch hier heißt es, erstmal abwarten.

Als Säulen der Episode fungieren die wie gewohnt großartige Winona Ryder als sympathische, liebenswürdige und verspielte Joyce Byers, Jim Hoppers Liebe zu ihr sowie die interessante Konflikte heraufbeschwörende Beziehung und die Flirts zwischen Billy Hargrove und Karen Wheeler. Ohne diese Säulen würde die Episode für mich inhaltlich wohl in sich zusammenbrechen.

Ich werde natürlich weiterschauen, aber es kann an sich nur besser werden.

@MB80

Wie mir ein Bekannter schrieb, soll dieser Plot mit den anderen begabten Kindern in Staffel 3 gar kein Thema mehr sein. Da haben sich die "Stranger Things"-Fans mit ihrer Kritik an der Episode gegenüber den Duffer-Brüdern wohl durchgesetzt^^

Staffel 2 wurde auch überschwänglich gut bewertet, das heißt also nicht allzu viel^^

Episode 2 (MB80, Duck-Anch-Amun)

Wie Hopper grinsend sein Müsli frisst, weil Eleven wegen Mikes Verhalten verwirrt und verletzt ist. Und danach die Autoszene mit dem Lied und dem Gesinge. "Don´t mess around with Jim" Die immens komische Selbstparodie der Serie geht weiter!

Aber zum Glück kommt nun der Mystery-Plot ins Rollen, aus Dustin, Steve und Robin entsteht während der Übersetzung der russischen Tonbandaufnahme ein neues, sympathisches und witziges Trio und Billy entwickelt sich (neben Will, siehe unten) zum aktuell interessantesten Charakter der Staffel. Macht "Stranger Things" jetzt einen auf "Us"?^^ Ich bin gespannt.

Toll fand ich auch die Mall-Szene mit Eleven und Max, einfach mal unbefangen und ungezwungen Spaß haben und Quatsch machen. Bemerkenswert und interessant, dass "Stranger Things" als 80er-Retroserie mit dem Episodentitel "The Mall Rats" auf Kevin Smiths 90er-Film "Mallrats" anspielt.

Armer Will, der einfach nur eine Partie Dungeons and Dragons spielen möchte, während sich Mike und Lucas - und Dustin in Episode 1 - nur um ihre Freudinnen scheren. Egal, ob er nun homosexuell, asexuell oder ein pubertärer Late Bloomer ist oder ob er aufgrund seiner Erlebnisse im Upside Down an psychisch-traumatischen Störungen leidet, die ihn in der Kindheit festhalten, Will kann einem hier nur leid tun. Auf jeden Fall ein Charakter, dessen Entwicklung ich in den kommenden Episoden mit Spannung verfolge.

Derweil wird dieser Terminator-Russe (von dem weiß ich schon) in Stellung gebracht, hier bin ich mir noch nicht sicher, ob mir diese Stilisierung inhaltlich gefallen wird oder nicht.

@Duck-Anch-Amun
"Einige deiner Punkte hab ich für später im Kopf und wusste nicht mal mehr, dass sie so früh passieren"

Bei Will liegt das mitunter auch daran, dass ich da schon mehr weiß, als aus den beiden ersten Episoden hervorgeht. Basierend auf den ersten beiden Episoden kann man an sich nur auf den Late Bloomer oder das Trauma schließen, nicht aber auf seine Sexualität.

Der Terminator-Russe kommt in Episode 2 zweimal kurz vor. Das erste Mal läuft er mit Motorradhelm an Hopper vorbei, als dieser beim Major sitzt, das zweite Mal sitzt er an der Bar im Restaurant und schaut Hopper hinterher, als dieser besoffen und frustiert das Restaurant verlässt.

Meinst du diese beiden Plotpunkte und/oder (noch) etwas anderes?

@Episode 3

Nee, also mit dem Sexisten-Subplot werde ich wohl nicht mehr warm. Er scheint auch tatsächlich nur auf Nancy zugeschnitten zu sein, von den anderen Frauen, die bei der Hawkins Post arbeiten, und wie mit diesen umgegangen wird, sieht man nämlich überhaupt nichts. Da hätten die Duffer-Brüder einen komplexeren und strukturelleren Konflikt schreiben können, wenn sie gewollt hätten.

Hopper darf - weil er, Mike und Eleven inhaltlich aktuell getrennte Wege gehen - zum Glück wieder der normale Hopper sein. Wenn er und Joyce nicht irgendwann ein klärendes Gespräch über seine Gefühle für sie führen, dann flippe ich noch aus! Seit Staffel 1 wünsche ich mir schon, dass die beiden zusammenkommen^^

Eine kommende Beziehung zwischen Steve und Robin wird auch ziemlich stark angedeutet.

Wills innerer Konflikt bezogen auf die Angst, seine Freunde an deren Freundinnen zu verlieren sowie erwachsen zu werden, wird weiter vorangetrieben und entlädt sich erstmals in einem heftigen Streit mit Mike und Lucas. Dies und sein emotionaler Zusammenbruch inklusive der Zerstörung von Byer Castle gingen mir schon sehr nahe. Als Teenager hatte ich ebenfalls Angst davor, dass ich von meinen Freunden abgehängt werden könnte und sie dann nur noch Zeit für ihre Partnerinnen hätten, ich kann mich da also sehr gut mit Will identifizieren.

P.S.: Max und Elevens Spiel, Elevens Fähigkeiten dafür einzusetzen, andere Menschen auszuspionieren und auszuspannen, ist leicht... fragwürdig

Episode 4

Eleven und Max lesen einen Wonder-Woman-Comic ("Wer braucht schon Mike?"), schlafen zusammen in einem Bett und das Bettlaken ist zum Teil regenbogenartig gefärbt. Hmmm, wenn das mal nicht auf etwas hindeutet^^ Mal schauen, ob ich richtig liegen werde.

Der Sexismus-Subplot erhält nun doch Substanz und Tiefe, damit hätte ich nicht mehr gerechnet. Dafür müssen nichtmal die Aktionen der sexistischen Männer gezeigt werden, das Wissen um deren Existenz reicht schon aus. Nancy wird gefeuert, weil sie sich über die Anweisungen ihres Chefs hinweggesetzt hat und sich ihre Story anscheinend als heiße Luft herausstellt, deswegen befindet sie sich nun in einem inneren Zwiespalt. Verfolgt sie die Story weiter, öffnet sie sich und macht sich angreifbar, lässt sie es bleiben, ist sie zwar auf der sicheren Seite, bestätigt gleichzeitig aber das Bild als dumme und inkompetente Frau, welches die Männer von ihr haben. Nach einem aufbauenden Gespräch mit ihrer Mutter über das harte Leben, eine missgönnende Gesellschaft sowie den Lohn des Aufstehens und Kämpfens entschließt sich Nancy für Ersteres.

Ein bedeutungsschweres Gespräch, da sich Karen Wheeler in den Episoden zuvor gegen eine Affäre mit Billy und für ihre Familie entschieden hat. Nun ist sie für ihre Tochter Nancy da. Solche Charaktermomente sind es, für die ich "Stranger Things" liebe und für die ich die Serie trotz diverser Schwächen in den Fortsetzungsstaffeln bis zum Ende weiterschauen werde.

Fühlt sich bei dem neuen Monster noch jemand an den Xenomorphen aus "Alien" erinnert? Der Kopf ist oval geformt und in dieser Episode betreibt es eine Art von Facehugging.

Comedy-Highlight der Episode: Dieses überschlaue, altkluge und gehässige Mädchen, mit dem sich Steve, Robin und Dustin herumschlagen müssen. Zugleich nervig als auch witzig. Hermine Granger mit (mehr) Gehässigkeit und etwas Schwarzen-Attitüde :-D