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45 Years

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Prädikat: besonders wertvoll

45 Years Kritik

45 Years Kritik
0 Kommentare - 02.08.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Kate und Geoff sind seit 45 Jahren verheiratet. Alles ist eingespielt, zwischen ihnen herrscht blindes Verständnis. Doch dann, kurz vor ihrem Hochzeitstag, den sie gemeinsam mit Freunden begehen möchten, erhält Geoff einen Brief aus der Schweiz. Dort wurde aus dem Gletschereis die Leiche einer Frau geborgen. Es handelt sich um Katya, mit der Geoff vor 50 Jahren zusammen war. Und plötzlich scheint alles anders. Geoff wirkt abweisend, grübelt, sinniert über das Leben, überlegt, in die Schweiz zu fahren. Kate wiederum will sich ablenken mit der peniblen Planung der Party. Doch immer mehr beginnt sie, Fragen über Katya zu stellen. Wie sie aussah, wie sie war, wie sehr Geoff sie geliebt hat. Und mit jeder Frage wird Kate unsicherer. Nach und nach entblättert sie Wahrheiten über Geoff, die ihr 45 Jahre lang verborgen geblieben waren. Und die sie hinterfragen lassen, wie gut sie Geoff überhaupt kennt.

Andrew Haighs 45 Years gleicht einem ruhigen Gewässer, in dessen Untiefe ein Aufruhr der Gefühle verborgen ist. Es ist eine der großen Stärken des Drehbuchs und der Schauspielführung, das Unausgesprochene zwischen den Zeilen und die Zwischentöne der sich so nahen Seelen sicht- und fühlbar zu machen.

Trailer zu 45 Years

Einen Liebesfilm zu erzählen, in dem nicht junge "knackige", sondern reifere und erfahrenere Menschen zu sehen sind, ist an sich schon verdienstvoll. Andrew Haigh ist jedoch zudem noch ein brillanter Schauspieler-Film gelungen. Charlotte Rampling und Tom Courtenay spielen das Ehepaar Kate und Geoff Mercer mit beeindruckender Intensität und psychologischer Genauigkeit. Diese beiden erfahrenen Schauspieler zu führen, ist gewiss keine leichte Aufgabe. Dem Regisseur gelingt dies bravourös. Den Darstellern wird viel Raum und Zeit gelassen, um ihre Figuren zu entfalten. Sehr langsam bewegt sich entsprechend die Handlung voran. Die ist alles andere als uninteressant und perfekt auf eine Liebesgeschichte mit älteren Menschen zugeschnitten.

Auch Szenenbild, Setting und Kameraführung sind dafür verantwortlich, dass man Teil dieser Beziehung wird. Das Haus wirkt wie ein lebender organischer Teil der Beziehung selbst. Die 45 Jahre stecken in jeder Teekanne, in jedem Porzellanteller, in jeder Holzdiele. Und doch hält es beide Figuren auch gefangen in diesem Kammerspiel. Kraftvoll und ganz natürlich tragen Rampling und Courtenay die Szenen, bis zu dem überraschenden und abrupten letzten Bild, das Schlussstrich oder Neubeginn symbolisieren kann.

Der Film erzählt langsam und kunstvoll, gerade weil er vieles nicht ausformuliert, sondern mehr in die Gesichter der Protagonisten einschreibt. Kunstvoll ist vor allem die metaphorische Verwendung des Klimawandels. 45 Years bietet eine bis ins letzte Detail liebevolle Ausstattung, perfekt geschriebene Dialoge und ein Fest der Schauspielkunst, das man nicht verpassen sollte.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

45 Years Bewertung
Bewertung des Films
810

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