Letzte Woche hat Alfonso Cuaróns Weltraum-Geniestreich Gravity weltweit die 500 Mio. $-Marke geknackt, die langwierige Produktion und der enorme Aufwand haben sich also ausgezahlt, finanziell wie qualitativ. Auch bei den Oscars könnte der Film ein Wörtchen mitzureden haben, und wenn schon nicht dort, dann doch zumindest bei den anderen Award-Verleihungen, die bald anstehen.
Was viele nicht wussten: Jonas Cuarón, Alfonso Cuaróns Bruder und Co-Autor, hat zu Gravity einen siebenminütigen Kurzfilm-Ableger namens Aningaaq gedreht, mit 100.000 $-Budget und im Guerilla-Stil vor Ort. "Vor Ort" heißt in diesem Fall in Grönland, da der Film die andere Seite einer Gravity-Schlüsselszene zeigt. Als Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) in der russischen Raumkapsel festsitzt und die Hoffnung aufs Überleben schon fast aufgegeben hat, nimmt sie per Funk Kontakt zu einem unbekannten Mann auf, der in fremder Sprache mit ihr redet.
Aningaaq dreht den Spieß kurzerhand um. Wir sehen den Mann am anderen Ende, einen Inuit-Fischer, wie er inmitten von Schnee und Eis Stones Hilferuf aus dem All empfängt - zwei Menschen, beide von der Außenwelt abgeschnitten. Auch das schreiende Baby und der bellende Hund, die man bei Gravity im Hintergrund hört, kommen vor und tragen dazu bei, dass sich Aningaaq so nahtlos und auf faszinierende Weise einfügt.
Eigentlich war der Film nur als Blu-ray-Extra vorgesehen, aber nachdem er auf den Festivals in Venedig und Telluride als eigenständiges Werk gelaufen war, beschloss Warner Bros., ihn für den Oscar in der Kategorie "Bester Kurzfilm" vorzuschlagen. Sollte sowohl Gravity als auch Aningaaq nominiert werden, wäre es das erste Mal überhaupt, dass ein Kinofilm und ein Kurzfilm, die auf demselben Ausgangsmaterial beruhen, die Chance hätten, einen Academy Award abzuräumen.
Bullock drückt auf jeden Fall die Daumen. Für sie ist Aningaaq ein absolut schönes Werk über Einsamkeit, sie bekomme schon Gänsehaut, wenn sie nur daran denke. Ob es euch ähnlich ergeht, könnt ihr herausfinden, indem ihr euch den Film einfach selbst anschaut. Hier ist er in voller Länge: