Bewertung: 3 / 5
Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn ist weder richtig gut noch richtig schlecht. Ein Film der Mitte für die Mitte. Für den Film spricht, dass hier zwar Frauenpower zelebriert wird, ohne aber maßgeblich den Geschlechterkampf zu thematisieren und mit Biegen und Brechen versucht wird, männliche Rollen auf weiblich umzubürsten. Das ist erfrischend und macht Mann als auch Frau viel Spaß, wenn man über die Unzulänglichkeiten hinwegsehen möchte. Denn unter der bunten Comicoberfläche steckt letzten Endes leider nicht viel und bis auf gewohnte Genrekost bekommt der Zuschauer auch nichts geboten. Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn mangelt es abseits seiner tollen Hauptdarstellerin an Identität und einer grundsätzlichen Zugehörigkeit.
Birds of Prey Kritik
Batman ist verschwunden, sodass Gotham City schutzlos dem Verbrechen ausgeliefert ist, und Harley Quinn (Margot Robbie) hat den Joker verlassen. Als ein junges Mädchen, Cassandra Cain (Ella Jay Basco), über einen Diamanten stolpert, der dem Gangsterboss Black Mask (Ewan McGregor) gehört, verbündet sich Harley mit der Huntress (Mary Elizabeth Winstead), Black Canary (Jurnee Smollett-Bell) und Renee Montoya (Rosie Perez), um sie zu beschützen...
Trailer zu Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn
Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn ist unterhaltsam und um Welten besser als die Vollkatastrophe Suicide Squad, die spätestens bei der Zweitsichtung komplett auseinanderfällt. Die zentralen Darsteller haben Spaß, Harley Quinn ist eine tolle Figur, und als erste Comicverfilmung 2020 ist der Film durchaus passabel. Aber dennoch fehlt eine gewisse Identität, dem Film das gewisse Etwas. Nichts, was er macht, ist irgendwie neu oder besonders gut, aber eben auch nicht besonders schlecht. Ganz typische Genrekost, von der es letzten Endes bereits viele Ausprägungen gibt und die Fans des Stoffes sicher auch gefallen wird. Ein Must-see ist Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn aber nicht geworden und verglichen mit dem oscarnominierten DC-Werk Joker ist der Film weder wegweisend noch mutig.
Gleichzeitig ist der Titel Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn auch etwas irreführend, denn statt einem weiblichen Suicide Squad ist es eher die Harley-Show. Zwar ist absolut offensichtlich, dass Margot Robbie viel Spaß mit der Rolle hatte, und begeistert so auch den Zuschauer, aber die anderen Figuren werden dadurch zu Statisten degradiert. Harley erinnert dabei an einen anderen Superhelden, denn nicht selten wirkt es so, als wolle man Deadpool kopieren, ohne jedoch den Witzfaktor zu erreichen. Die anderen Girls verkommen zu Nebendarstellern, die ein paar Minuten hier und da mal durchs Bild huschen dürfen. Es obliegt jedem selbst, wie schwer das beim Titel letzten Endes ins Gewicht fällt, doch immerhin weiß auch Ewan McGregor zu gefallen und wirkt regelrecht beschwingt in seiner Rolle. Man hätte jedoch durchaus mehr mit ihm anstellen können.
Diese Nähe zum Merc with a Mouth dürfte in den USA auch vornehmlich zum R-Rating geführt haben, denn der Gewaltgrad ist überschaubar und es wird vor allem geflucht. Hier wäre mehr Individualität wünschenswert gewesen. Dennoch funktioniert Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn die meiste Zeit ganz gut, sogar als eigenständiger Film, gleichzeitig ist das aber auch ein Störfaktor. Zwar machte Warner in der Vergangenheit klar, weg von diesem festen Korsett eines zusammenhängenden Universums (DCEU) zu wollen, aber das alles hat weiterhin weder Hand noch Fuß. Dem Zuschauer erschließt sich einfach nicht, wohin dieser Film nun gehört und was die Aussage dahinter sein soll.
So gibt es ganz klar die Bindung zum ersten Suicide Squad, schon allein durch Margot Robbie als Harley Quinn, aber optisch distanziert man sich massiv und das Gotham in Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn erinnert stärker an das Gotham aus Joker. Was fehlt, ist die Identität dieser von Verbrechen verseuchten Stadt und irgendwie auch der dunkle Ritter. Erwähnung findet er kurz, aber das war es auch schon und es stellt sich nun mal Frage, macht der Urlaub?!
Mit Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn bekommen Fans eine unterhaltsame aber auch recht gewöhnliche Comicverfilmung geboten, bei der zum Glück auf zu exzessiven CGI-Einsatz zugunsten mehr handgemachter Szenen verzichtet wurde. Das hebt sie in diesem Punkt aus der generischen Masse hervor. Das allein reicht aber nicht aus, um den Normalzuschauer bei Laune zu halten. Denn wo der Comicnerd frohlocken mag, ist trotzdem schon mal alles da gewesen. Mangels Alternativen in diesem noch jungen Kinojahr lohnt sich ein Kinobesuch zwar, aber die Erwartungshaltung sollte letztlich nicht zu hoch sein.