
Bewertung: 3.5 / 5
Babygirl von Halina Reijn ist ein Erotikdrama aus dem Jahr 2024. In der Hauptrolle erleben wir Nicole Kidman. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Romy ist die erfolgreiche CEO eines Robotikunternehmens – eine typische Businessfrau: durchorganisiert, immer auf Zack und trotzdem ein Familienmensch. Ihre Familie besteht aus ihrem Mann Jacob sowie den Töchtern Esme und Isabel.
Klingt nach dem perfekten Leben, doch Romy hat ein Problem: Sie ist sexuell nicht zufrieden. Mit ihrem Mann erreicht sie nie einen Orgasmus und schaut sich anschließend heimlich Pornos an, um das nachzuholen. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie bei der Arbeit einem Praktikanten begegnet.
Babygirl ist ein durchaus interessanter Film, der die Grundstruktur seiner Geschichte authentisch vermittelt. Die Businesswelt wirkt glaubwürdig, ebenso wie Romys Privatleben. In seiner Erzählung greift der Film einige zeitgenössische Themen auf – darunter Frauen in Führungspositionen und Identitätsfindung bei jungen Menschen, in diesem Fall bei einem von Romys Kindern. Dabei gelingt es dem Film, diese Themen organisch in die Handlung zu integrieren, ohne dass es aufgesetzt oder erzwungen wirkt.
Die Haupthandlung konzentriert sich jedoch auf Romy und ihre Affäre. Nicole Kidman verkörpert die unerfüllte Businessfrau äußerst überzeugend. Der Praktikant Samuel, gespielt von Harris Dickinson, macht seinen Job solide. Regisseurin Halina Reijn gelingt es meist, eine reizvolle erotische Spannung zwischen den beiden aufzubauen, die sich nicht überstürzt entwickelt.
Babygirl verfällt auch nicht in eine typische Dreiecksbeziehung, sondern trennt klar zwischen Sex und Liebe. Der Altersunterschied zwischen dem Praktikanten und der CEO wird zwar thematisiert, steht aber nicht im Mittelpunkt, was gut zum modernen Stil des Films passt.
Reijn schafft es oft, eine erotische Atmosphäre zu erzeugen, ohne übermäßig auf explizite Nacktheit zu setzen. Dennoch wäre in Sachen Stimmung und Intensität noch Luft nach oben gewesen – insbesondere im Vergleich zu Werken wie Eyes Wide Shut. Ein bisschen ist das auf Harris Dickinson sowie dem Drehbuch von Reijn zurückzuführen. Beide hätten diese Punkte noch eleganter bedienen können.
Im Kern geht es in Babygirl um erotische Sehnsüchte, womit der Film schnell beim Thema BDSM landet – ein Motiv, das in Filmen immer wieder aufgegriffen wird. Hier wird es jedoch behutsam behandelt, was der Authentizität zugutekommt. Es gibt keine Folterkeller oder übertriebenen Inszenierungen, sondern vor allem Machtspiele zwischen Samuel und Romy.
Romys Ehemann wird von Antonio Banderas gespielt. Obwohl seine Rolle eher klein ausfällt, überzeugt er in seinen wenigen Szenen.
Leider fühlt sich die Laufzeit von 114 Minuten deutlich zu lang an. Nach etwa 60 Minuten ist das Wesentliche erzählt, und danach wird die Geschichte nur noch weitergesponnen. Mindestens 30 Minuten hätten problemlos gestrichen werden können. Die lange Laufzeit irritiert auch deshalb, weil der Film im Grunde genauso verläuft, wie man es sich zu Beginn denken kann, während das Ende dann überraschend gehetzt wirkt. Zudem wird die ein oder andere Botschaft etwas plump vermittelt.
Trotz allem kann man sich Babygirl durchaus anschauen.
