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Versprochen ist versprochen

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Versprochen ist Versprochen Kritik

Versprochen ist versprochen Kritik

Versprochen ist versprochen Kritik
0 Kommentare - 12.12.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Versprochen ist versprochen" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Howard Langston (Arnold Schwarzenegger) ist ein erfolgreicher Unternehmer. Gerade weil er so viel arbeitet, ist die Beziehung zu seinem Sohn Jamie (Jake Lloyd) etwas gestört. Daher versucht Howard seinem Sohn seinen sehnlichsten Weihnachtswunsch nach einer Turbo-Man-Actionfigur zu erfüllen. Unterwegs trifft er auf den geschwätzigen Postboten Myron Larabee (Sinbad) der ebenfalls auf der Suche nach einer solchen Figur ist.

Es ist schon ein recht faszinierend, welches Konzept in Versprochen ist versprochen Einzug erhält. Das als konservative Wiederherstellung einer gesunden Beziehung verpackte Werk handelt nicht nur von Turbo-Man, sondern auch vom Turbo-Kapitalismus. Ja, man muss sich das nur mal auf der Zunge zergehen lassen, wie die Charakterisierung dieser Figuren vonstattengeht. Vater: Arbeitet viel, hat keinen guten Draht zu seinem Sohn, Sohn: Will seinen Vater öfter sehen, will aber auch eine Actionfigur, Mutter: Wirkt als Übersetzer für den Sohn und ist irgendwie ab und zu ein wenig enttäuscht von ihrem Mann. Kurz um: Ein ganz gewöhnliches Hollywood-Familienleben. Etwas spannender ist da schon die Darstellung des Guts. So ist der Auslöser des gesamten Dramas überhaupt die Tatsache, daß Langston in seiner Ausübung als erfolgreicher Geschäftsmann vergessen hat, ein Geschäft für seinen Sohn abzuschließen, also ihm ein Geschenk zu kaufen. Unterdessen waren es bereits viele Male, die Langston seinen Sohn enttäuscht hat, und somit die Bindung durch Geschenke ins Stocken gerät.

Ein feiner Klassizismus wird dann Teil der Geschichte, wenn Langston auf den Postboten Myron Larabee trifft. Denn nicht nur haben beide Männer offenkundig eine ganz andere Ader zu sich, gleichzeitig symbolisieren sie natürlich auch andere gesellschaftliche Schichten. So steht Howard Langston hier für das Patriarchat, welches natürlich auch gewisse Stereotypen in Äußerlichkeiten zu sich hat, gleichsam aber auch eine gewisse Ideologie verinnerlicht. So arbeitet Langston viel, und soll somit quasi als Ernährer für eine Familie fungieren, in welcher die Frau eine untergeordnete Rolle spielt. Interessant ist hierbei aber nicht, daß alle Figuren klassische Rollenmodelle einnehmen, sondern wie der Film damit zu hadern scheint, welcher Gedanke nun wirklich als erstrebenswert gilt und welcher eben nicht. So kämpft die Hauptfigur einerseits damit erfolgreich zu sein, andererseits aber auch damit den Erfolg der Familie vorzuziehen. In solchen Konzepten offenbaren sich sogar konservative Werte als recht stilsicher, weil sie verstehen, daß es ein Entweder-oder geben muss. So kann nur die Familie, ergo Liebe das Kapital übertrumpfen. In letzer Instanz heißt das natürlich auch, daß sich Kunstwerke bewusst werden müssen, warum denn die Arbeit über der Familie steht, was nicht zwingend immer funktioniert. So stellte Cast Away – Verschollen (2000) einige Jahre später das Kapital, ausgedrückt in Form einer Mission, über alles. Über Liebe, Familie, Glück, Freude und vieles mehr. Doch Versprochen ist versprochen ist nicht Cast Away – Verschollen und stellt somit die naive Familienromantik über das Kapital.

Zumindest für die Kernaussage. Denn ganz verschwinden wird der Kapitalismus aus dem Werk natürlich nicht. Es ist eigentlich erstaunlich, wie gut der Film die Medien- und Konsumwelt trifft. Am Beispiel des Turbo-Man zeigt der Film nicht nur auf, wie grottenschlecht irgendwelche beliebten Actionfiguren und Marketingstrategien gegenüber Kindern eigentlich durchdacht sind, viel mehr zeigt der Film, wie sich ein sogenannter Hype aufbaut und inwieweit das Kollektiv in Form der Familie auch schon Kinder in eine Art ewigen Vergleich sendet. Daß Vergleiche gerade in Zeiten von sozialen Meiden, aber auch in der sogenannten Leistungsgesellschaft an Perversion gar nicht mehr zu überbieten sind, weiß jeder, der die Schulbank länger drückte, als er eigentlich wollte. Dennoch skizziert der Film natürlich nicht unbedingt einen systemischen Umschwung, es wirkt eher so, als verstünden die Figuren im gesamten Film nicht einmal, was das Problem ist. So kann man natürlich zu Weihnachten kein Kind damit trösten, daß man das Geschenk etwas später bekommt. Und auch die Masse, die sich herrenlos auf das Produkt stürzt, wirkt hier wie Vieh, weil es den Konsum in jedweder Hinsicht zu Weihnachten braucht, um den Geliebten eine Freude zu machen, ergo zu gefallen.

Natürlich fällt der Film dann aus der Zeit, wenn er in seinem total banalen Kitsch versinkt. Nun sind viele Weihnachtsfilme ein kitschiges Unterfangen, weil das Fest natürlich in gewisser Weise ziemlich verklärt ist. Und auch Versprochen ist versprochen zeigt Abbilder von Menschen, die so ein wenig aus der Zeit gefallen sind. Der total naive Junge, die strenge Frau/Mutter, der notgeile Nachbar, der auf die eigene Frau aus ist, der eher unsympathisch wirkende Funktionär der Arbeiterklasse. Ganz nebenbei fühlt sich Postbote Myron Larabee auch als „Versager“, weil ihm sein Vater keine Weihnachtsgeschenke gemacht hat. Nun ist das zu Teilen stark ironisch verpackt und dennoch wird der Film dabei unglaublich klassizistisch, weil der Beruf des Postboten somit eben nicht als erstrebenswert gilt. Eine weitere Ideologie, die sich in der exakt gleichen Form auch in unserer Zeit gut wiederfindet. Man denke nur an Fack ju Göhte 3 (2017), in welchem die Figuren ob ihrer Möglichkeiten und ob der Tatsache enttäuscht sind, daß sie eben eher unbeliebtere Jobs übernehmen sollen. Als diese Wesenszüge sind heute nicht neu, waren damals nicht neu und werden auch in Zukunft nicht wirklich neu sein. Sie machen den Film somit auch nicht zu einem Vorzeige-Werk über die gut bürgerliche Familie des modernen Amerikas.

Doch wenn man eine Komödie dreht, so muss man sich auch daran messen, ob man wirklich lustig ist. Und der Film neigt eben dazu, einerseits, aus einer anderen Ideologie heraus entstanden zu sein. So ist es beachtlich zu sehen, daß Witze, Figuren und Motivationen, die in Zeiten von Me Too keinen Platz mehr haben, hier noch völligst Teil der Geschichte sind. Gleichwohl ist aber die Kombination aus Schwarzenegger und Sinbad in einigen Momenten, auch ob ihrer Absurdität, nicht unlustig. Viele Kalauer umsorgen die Handlung und der Film zieht seinen Humor oft eben aus der Überdrehtheit von Myron Larabie, die mitunter echt anstrengend wirken kann. Richtig lustig ist der Film eigentlich, wenn er seine total banale Geschichte als etwas hochgradig emotionales verkaufen will und man bleibt dann in der Frage verhaftet, ob daß jetzt gewollt oder ungewollt lustig ist.

Maßlos gewagt ist Versprochen ist versprochen sicherlich nicht und auch die stupide Handlung reißt kein Bein aus. Dennoch ist der Film ob seiner gesamten Geschichte ein dermaßen peinliches Werk, daß es eigentlich schon wieder lustig ist, sich den Film anzusehen.

Versprochen ist versprochen Bewertung
Bewertung des Films
510

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