Kaleb hat eine Schwäche für exotische Tiere, die er in seiner Wohnung in einem Pariser Wohnblock hütet. Seine neueste Errungenschaft ist eine seltene Spinne unbekannter Herkunft: Besonders angriffslustig, extrem giftig und hochgradig invasiv. Schon bald gibt es die ersten Todesopfer und das ganze Gebäude ist in Spinnweben gehüllt. Auf der Flucht vor der um sich beißenden Armee von Achtbeinern müssen sich Kaleb und seine Freunde Stockwerk für Stockwerk ihren Weg in die Freiheit erkämpfen.
Ich habe mir den Film am 20. März 2025 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)
Sehr unterhaltsam und spannend inszeniert, mit interessanten Darstellern und einem Setting, welches schon leicht klaustrophobische Züge annimmt. Die "kleinen" Biester sind hier sehr gut in Szene gesetzt und lösten bei mir leichte Schweißausbrüche aus. Für ein Debütfilm wirklich sehr stark, da kann man nur sagen "Chapeau"!
Meine BewertungWas für ein Brett. Sébastien Vanicek gibt mit "Vermines" (dt.: "Spiders") sein Spielfilmdebut und inszeniert einen äußerst effektiven, hochspannenden und unangenehmen Horrorsurvivalactionfilm, in dem er Spinnen-Horror in das Banlieue-Milieu und den Pandemiekontext einbettet.
Bis auf die beiden Introszenen (eine davon mit arabischem Wüstencharme) und das Ende beschränkt sich das Setting auf das Innere eines Wohnblockes und nimmt sich einer Charakterisierung des Banlieue-Alltags und der sozial prekären Lebensrealität der Bewohner an. Bei den Bewohnern handelt es sich um ein Sammelsurium verschiedenster Individuen, die zusammen eine dynamische Gruppe ergeben und sich mal mehr mal weniger dort helfen, wo sie nur können; glaubwürdig, roh und nahbar porträitiert vom Drehbuch und den Schauspielern. Mit den Bewohnern und den Spinnen treten reflektierend zwei Gemeinschaften gegeneinander an, der Wohnblock ist Heimat und Familie, gleichzeiitg halten sich mehrere der Bewohner mit illegalen oder kriminellen Jobs über Wasser, streben nach einem Ausbruch und einer gesicherten Existenz, überleben mehr für den Moment, bis sie sich ihre Lebenswünsche und -träume erfüllen können. Wenn sich die Putzkraft den Spinnen entgegenstellt, dann tut sie das nicht aus bürgerlichem Heldenmut, sondern weil es ihr sicherer Job ist in der Annahme, dass sie den Job womöglich verlieren würde, wenn sie die Spinnen nicht entfernt, den Wohnblock nicht sauber hält. Im Finale kommt mit der Polizei noch eine dritte Gruppierung hinzu, die im Versuch, die Situation unter Kontrolle zu bringen, mit erhöhter bis überhöhter Repression und Gewalt reagiert.
Es herrscht die Angst vor einer pandemieartigen Ausbreitung und vor einer Infektion bzw. sprunghaften Übertragung der Spinnen, eine Angst, die mit sozialer Kälte, Pragmatismus und Überlebensinstinkten einhergeht. Der Wohnblock wird abgeschottet und von der Polizei gewaltsam unter kollektiven Lockdown gestellt, um Hilfe bittende Gebissene werden von den Bewohnern in ihre Wohnungen verwiesen, das Gemeinschaftsgefühl bröckelt. Für so einen städtischen Wohnblock wirkt sich ein Lockdown sehr viel verheerender aus als für Gegenden mit bürgerlichen Eigenheimen inklusive Garten oder wohlhabenden Gated Communitys, erst recht im ländlichen Raum, in denen man trotz Lockdown noch den Luxus räumlicher und außerhäuslicher Bewegungsfreiheit genießt.
"Vermines" sticht aus der Masse an (Tier-)Horrorfilmen heraus, weil er seinen Horror sowohl aus dem reinen Spinnendasein als auch aus den Alltagssituationen und Lebensumständen der Bewohner des Banlieue-Wohnblockes zieht und darüberhinaus die Corona-Pandemie mitverarbeitet. Die Spinnen wuseln überall im Film (am Set wurde mit 200 echten Riesenkrabbenspinnen gedreht), dringen durch das Lüftungssystem und durch jede Spalte, halten sich hinter den Wohnungswänden auf, können sich in jeder Kameraeinstellung und nach jedem Kameraschwenk in dunklen Ecken, hinter oder innerhalb aller möglicher Gegenstände befinden, diesen Wusel- und Krabbelhorror beherrscht Vanicek perfekt. Er weckt existentielle Urängste vor tödlichen und qualvollen Infektionskrankheiten, des Weiteren vor dem Andersartigen sowie dem Raubtier, eine nüchtern-evolutionär auf Überleben und Reproduktion ausgelegte Spezies, welche den Menschen als Feind, Beute oder Wirt betrachtet.
Sébastien Vanicek kombiniert Filme wie "Les Misérables" und "Athena" mit den Klassikern "Alien(s)" und fusioniert sie zu einem eigenständigen Werk. Dieses Jahr wurde im Kontext von "Romulus" viel darüber diskutiert, ob und was man innerhalb des Alien-Franchises noch erzählen könne, das Franchise ist nicht tot, es benötigt nur wieder Filme des Kalibers von "Vermines". Im Banlieue-Wohnblock hört dich niemand schreien.
Meine Bewertung"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."