Die Leseecke

@DrStrange

Oh man... Ich habe heute die letzte Stunde gehört.
Gut, dann bleibt meine Ausführung unten wie bei GoT eben meine persönliche Wunschvorstellung^^

Ich finde es sehr schön, wie zum Schluss noch die Brücke zurück zum Intro mit Galahad geschlagen wird und dass sich das Ende auf zwei verschiedene Weisen interpretieren lässt. (Erneut eine Parallele zum "Dunklen Turm"?) Und trotz der Verschiedenenheit der Enden tragen beide Interpretationen dennoch eine bittersüße, melancholische Poesie in sich. Rittersporn würde dieser Abschluss gefallen.

Interessanterweise wandelt sich das Happy End im Hinblick auf "The Witcher 3" in ein prosaisches Ende um, denn es leitet ja quasi einfach nur in die Handlung des Videospiels über.

Jetzt fehlt mir noch der Kurzgeschichtenband "Etwas endet, etwas beginnt", in dem es ja noch zwei Hexer-Kurzgeschichten gibt. Es ist schon ein dramaturgischer Geniestreich, mit der Kurzgeschichte "Etwas endet, etwas beginnt" über Geralts und Yennefers Hochzeit direkt an die Pentalogie anzuknüpfen. Je nachdem, wie man das Ende der Pentalogie interpretiert, erlangt die Kurzgeschichte dadurch eine vollkommen andere Bedeutung.

@DrStrange

So, wie es auf Wikipeia steht, war die Kurzgeschichte "Etwas endet, etwas beginnt" zumindest nicht von Beginn an geplant. Die hat Sapkowski wohl im Nachgang für seine Freunde geschrieben. Als Kanon der Hexer-Saga würde ich die Kurzgeschichte aber allein wegen der Sapkowski-Autorschaft schon bezeichnen.

Sapkowski lässt am Ende ja offen, ob Geralt und Yennefer sterben oder überleben. Und auf Galahads Anmerkung, dass eine Geschichte auf so eine Weise nicht enden könnte, meint Ciri spöttisch, er könne sich ja ein märchenartiges Happy End mit einer Hochzeit Geralts und Yennefers vorstellen. Sollten Geralt und Yennefer überlebt haben, ist ihnen tatsächlich noch so ein Happy End wie im Märchen vergönnt, ein zwar kitschiges, aber auch romantisches und schönes Ende, welches sie für sich als Paar nach all den Geschehnissen auch verdient hätten. Sollten Geralt und Yennefer gestorben sein, ist diese Hochzeit reine Fiktion, eine Imagination oder Wunschvorstellung. Etwas, das hätte sein können oder sollen, aber nicht ist, und dadurch nochmal einen bitteren Blick auf die tragische Realität wirft. Ein unerfüllter Wunsch des Erzählers oder des Lesers, vielleicht auch ein unterbewusster Wunsch Ciris. Oder ein Ende, das sich eventuell Ritterspron ausdächte, schriebe er die Geschichte als literarisches Werk nieder. In der Pentalogie wird ja sogar angedeutet, dass Ritterspon die Geschichte als Werk mit dem Titel "Ein halbes Jahrhundert Poesie" schreibt.

Vielleicht presche ich hier aber auch wieder zu weit vor und die Kurzgeschichte "Etwas endet, etwas beginnt" nimmt doch einen ganz anderen Verlauf, als ich es aktuell vermute^^ Mein Kommentar vom 2. Dezember wurde später vom Roman dann ja auch widerlegt.

@DrStrange

Hast du den Kurzgeschichtenband "Etwas endet, etwas beginnt" selbst eigentlich auch gelesen oder nicht?

Die Kurzgeschichte "Der Weg, von dem niemand zurückkehrt" über das erste Zusammentreffen von Geralts Eltern ist als einfache Monsterquest ok, begeistert jetzt aber nicht allzu sehr. Wenn man die gesamte Hexer-Saga bereits kennt, hat man das alles vorher schon in besserer Ausführung gelesen/gehört. Man freut sich über die Handvoll an bekannten Nanmen und Handlungselementen, das war es meiner Meinung nach dann aber auch schon.

Aktuell höre ich die von der Hexer-Saga unabhängige Kurzgeschichte "Die Musikanten", anscheinend eine Kriminalgeschichte, die in der Gegenwart spielt und die auf die Bremer Stadtmusikanten Bezug nimmt. Da bin ich echt mal gespannt, worauf Sapkowski da noch hinauswill^^

@DrStrange

Ich habe gerade mal nachgeschaut, worum es im "Narrenturm" geht, das klingt echt interessant!
Kommt auf meine Liste der Bücher und Hörbücher.

Zuletzt von Andrzej Sapkowski die Kurzgeschichte "Im Bombenkrater" (1993).

Ein Einblick in die jüngere, polnische Politikgeschichte.

In naher Zukunft - aus Sicht des Jahres 1993 - haben Polen und Deutschland beschlossen, Ostpreußen als 17. Bundesland in die BRD einzufügen. Daraufhin kommt es dann zum Krieg zwischen litauischem Paramilitär und einem deutsch-US-amerikanischem Freikorps. Die Litauer dulden keine Deutschen im Memelland und wollen dieses annektieren. Man erlebt den Krieg in der Stadt Suwałki aus Sicht von zivilistischen Schülern, in der Stadt erstarkt dann auch der Antisemitismus. Die polnische Armee kann nicht eingreifen, weil sie zum Einen in einem Irakkrieg kämpft und zum Anderen einen Aufstand in Schlesien niederschlagen muss.

Die Kurzgeschichte wird wohl eine Reaktion auf den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag 1990/92 sein, damals kamen schließlich ehemals preußische Gebiete wie Schlesien und Ostpreußen endgültig und völkerrechtlich zu Polen. Zudem begann in den 90ern die Annäherung Polens an die westliche Staatengemeinschaft.

@DrStrange

Mir ist in der Hexer-Kurzgeschichte "Etwas endet, etwas beginnt" vorhin etwas aufgefallen, als sich Geralt an den finalen Kampf in "Die Dame vom See" zurückerinnert, als er dort zusammen mit Ciri auf der Treppe gegen die Männer von Stefan Skellen kämpfte. Interessanterweise meint Geralt, der Kampf hätte in der Burg Rhys-Rhun stattgefunden, obwohl der Kampf in Wahrheit in der Burg Stygga stattfand.

Die Geschichte mit Rhys-Rhun als Handlungsort des Finales wurde, falls du dich noch erinnerst, von der Loge der Zauberinnen in Umlauf gebracht, um zu vertuschen, dass sie von Geralt hereingelegt wurden. Geralt hatte der Loge Burg Rhys-Rhun als Aufenthaltsort von Vilgefortz genannt, obwohl er wusste, dass sich dieser in der Burg Stygga aufhielt. So wollte er verhindern, dass Ciri den Zauberinnen in die Hände fällt und hatte damit dann ja auch Erfolg. Die Loge ließ dann nach den Ereignissen Burg Stygga niederbrennen und deren Rhys-Rhun-Lüge setzte sich in der Öffentlichkeitswahrnehmung, Legendenbildung und Geschichtsschreibung der Welt durch.

Folglich muss die Kurzgeschichte "Etwas endet, etwas beginnt" ein Teil dieser innerweltlichen Legende sein, der Autor und/oder Erzähler der Geschichte lebt selbst in der Hexer-Welt und folgt dabei der Rhys-Rhun-Legende. Denn warum sollten die Gedanken des echten Geralts an die erlebten Ereignisse auf dem Lügenkonstrukt der Loge aufbauen? Es muss also ein erfundener Geralt sein, jemand erzählt hier innerhalb der Hexer-Welt die Geschichte von Geralt, Yennefer und Ciri für die Nachwelt, erzählt vom Happy End der Hochzeit. Vielleicht ja sogar Rittersporn.

Ansonsten gefällt mir die Kurzgeschichte sehr gut, insbesondere wegen Sapkowskis Humor und dem Umstand, dass hier viele Charaktere der gesamten Hexer-Saga nochmal auftreten und zusammenkommen.

@DrStrange

Ja, das Problem werde ich wahrscheinlich auch haben, wenn von den Königsmörder-Chroniken der letzte Band erscheint und vom Lied von Eis und Feuer der sechste Band...

@DrStrange

Ja, der Einfluss durch die GoT-Serie kommt noch hinzu, da muss man beim Lesen des neuen Romans erstmal zwischen den früheren Romanen und den Abweichungen der Serienadaption differenzieren.

Was genau da bei Rothfuss abgeht, weiß ich nicht. Ich hatte nur mal gelesen, dass Band 3 dieses oder nächstes Jahr erscheinen soll(te).