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Kritik: King Kong und die weiße Frau von MobyDick

MobyDick | 01.03.2019

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21 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.03.2019 12:38 Uhr
2
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ich warte auf schwarz angemalte Peter Jackson Jünger, die diese Kritik kapern smile

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 13:16 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

"Der Haupt-Drehbuchautor und der Regisseur, sorry aber ich kann mir nicht alle Namen merken"

Ich kann mir da tatsächlich auch immer nur den Schoedsack merken, weil das so ein klingender Name ist. Den Cooper musste ich gerade nachschauen. laughing

Sonst kann ich größtenteils nur zustimmen, würde Jacksons "Kong" aber nicht zugutehalten, dass er den Handlungsort in die Südsee verlegt hat. Denn die hat ja nicht nur ihre eigene Geschichte von rassistischer Darstellung, zusätzlich kann Jackson sich nicht damit freisprechen, dass er die gleichen Klischees auf eine andere ethnische Gruppe überträgt.

Andererseits könnte man seinem "King Kong" ja vielleicht folgendes zuschreiben: der Schoedsack-Film hat ja durchaus eine subversive Komponente und wenn wir dann am Ende dem Riesenaffen seine Menschlichkeit nicht absprechen können, müssen wir als Zuschauer auch die Darstellung der Eingeborenen vielleicht überdenken. Da wird besonders interessant, dass Kong in einem Theater ausgestellt wird, das wir ja durchaus als Analogie zur Kinosituation sehen können, und sich von dieser durch und durch künstlichen Situation nicht halten lässt. Man kann dann durchaus auch eine kritische Distanz zur eigenen vorangegangenen Darstellung unterstellen. Das ließe dann zu, dass wir das als Ablehnung von kolonialistischen Erzählungen sehen.

Das bringt mich dann zu Jackson: es ist ja auffällig, dass er seine Pazifikbewohner "schwarz anmalt", er scheint sich fast schon bewusst zu sein, dass er die einen Klischees in ein anderes Milieu überträgt. Warum ist das jetzt wichtig? Na, wenn er seine Eingeborenen als Zeichen für eine andere Gruppe lesbar macht, macht er auch lesbar, dass wir Kong als was anderes verstehen sollen, dass auch er nur "angemalt" ist.

Damit tu ich mich wiederum aber schwer, gerade weil er vorher den "Herr der Ringe" gemacht hat, wo er die bösen Orks (und das hat er oder irgendwer seines Teams ganz offen gesagt) unter anderem auch an die Maori angelehnt hat, ohne da eine distanzierte Lesart zuzulassen. "King Kong" könnte also durchaus der "Intolerance" zur "Birth of a Nation" von "Herr der Ringe" sein - und das auf beide Arten, die du nennst.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Musashi : : Moviejones-Fan
01.03.2019 14:05 Uhr
0
Dabei seit: 27.01.14 | Posts: 839 | Reviews: 0 | Hüte: 29

Alla hopp, wenn du dir die Mühe machst so lange Kritik zu schreiben, werd ich dem ganzen nochmal einen Shot geben tongue-out

Du (und auch noch ein paar andere hier) behauptest ja der Film sei rassistisch, weil er eben ein Kind seiner Zeit sei, aber trotz allem noch ein super Film. Ohne dir jetzt die Eier zu kraulen zu wollen, rechne ich es dir unglaublich hoch an, dass du den Film trotzdem so magst. Du gibst ihm ja sogar die volle Punktzahl. So etwas ist heute leider eher die Ausnahme, sehen Leute irgendwo Rassismus oder Sexismus, ist jeder, der den Stoff trotzdem mag (Filme sowie bestimmte Bücher oder Autoren) schuldig ein Anhänger dieser Ideologien zu sein. Das mag dann auch einer der Gründe sein, warum ich mit diesen Wörtern so vorsichtig umgeh und sie nicht inflationär benutz.

Ich muss zugeben selbst King Kong nie als rassistisch empfunden zu haben, weil ich in erster Linie immer einen Affen sah und keinen (schwarzen) Menschen, trotz aller historischen Gemeinsamkeiten zwischen ihm und den Sklaven aus Afrika (Inglorious Basterds lässt grüßen^^) ist es für mich immer noch nur ein Affee, mehr nicht.

Ich hab jetzt sogar extra mal auf Wikipedia geschaut, was es denn für Hintergründe zu dem Film gibt und bin da vor allem auf einen sehr interessanten Satz gestoßen:

"Merian C. Cooper became fascinated by gorillas at the age of 6"

Es wird noch weiter auf sein Fable für Affen eingegangen, aber hier sieht man nun mal, dass es ihm primär um den Affen geht. Die Idee für den Film bekam er ja auch erst, als er in Afrika mit Gorillas interagiert hat. Er hat nie gesagt, dass der Affee für den Schwarzen Mann stehen soll, auf Wikipedia steht sogar, dass er den Affen so monströs und unmenschlich wie möglich haben wollte. Das ist dann finde ich einfach die Interpretation und dann kommt aber immer dieses "Die 1930er waren aber eine sehr rassistsiche Zeit".

Er ist groß, schwarz, mächtig, aggressiv und geifert der weißen Frau bis in den Tod hinterher.

Hier kann ich es dann tatsächlich schon ein bisschen mehr verstehen, wenn man Rassismus sieht, weil tatsächlich damals gesagt wurde, dass die Schwarzen Männer sich auf die Frauen stürzen werden, wenn man nicht vorsichtig ist (von wegen Triebe und so weiter). Da ich aber in King Kong das vom Regisseur erschaffene Monster, und nun mal keinen Menschen sehe, sind für mich dann Eigenschaften wie groß, mächtig, aggressiv und dauergeil eine logische Konsequenz. Und da heute so gut wie niemand mehr, schwarze Menschen mit diesen Eigenschaften gleichsetzt, ist es jetzt auch aus heutiger Sicht für mich unproblematisch, wenn der Affee so dargestellt wird.

Und vielleicht bin ich da einfach nur zu farbenblind, wenn ich nicht verstehe, dass du die Hautfarbe der Frau betonst. Der Film kommt halt nun mal aus einem damals weiß-dominierten Hollywood.

Um zu betonen, dass ich es halt eben doch zum Großteil für Interpretationen halte, werf ich mal nen kleinen Blick in den extrem sexistischen Jurassic Park (aus dem ersten Teil), denn gibt es nur Weibchen und die werden dann auch noch von weißen Kapitalisten in Käfige gesperrt. Warum das so ist? Nun das hat natürlich mit dem Patriarchat zu tun, weiße Männer mit Macht sind nämlich schon immer so mit Frauen umgegangen, weil sie es eben können.

Ich denke du weißt, was ich damit sagen will^^

Zu Tarzen und Birth of a Nation kann ich leider nix sagen.

Die Kritik ist natürlich trotzdem super und ich hab sogar irgendwie Lust auf den Film grad smile

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.03.2019 14:18 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

silencio:

Sehr schöne Ergänzungen, danke :-D

musashi:

Auch dir danke, dass du es dir durchgelesen hast und deine eigene Meinung vertrittst. Nur noch einmal, rassistisch und nunmal negativ konnotiert, da gebe ich dir recht, aber man muss solche Sachen auch immer in Relation setzen und wie das umgesetzt ist, daher dann natürlich auch der Vergleich mit den anderen Filmen.

Ein vielleicht unpassender Vergleich was Interpretationen und deren Spielraum angeht in der frühen Tonfilmära: Der Film M wurde ursprünglich von Goebbels selbst in den Himmel gelobt, bevor er dann als subversiv verboten wurde. Alles eine Frage der Perspektive -)

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 14:32 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Musashi:

"Ich muss zugeben selbst King Kong nie als rassistisch empfunden zu haben, weil ich in erster Linie immer einen Affen sah und keinen (schwarzen) Menschen, trotz aller historischen Gemeinsamkeiten zwischen ihm und den Sklaven aus Afrika (Inglorious Basterds lässt grüßen^^) ist es für mich immer noch nur ein Affee, mehr nicht."

IB war tatsächlich übrigens nicht das erste Mal, dass diese Verbindung gemacht wurde. Das war damals auch in der kontemporären Analyse durchaus so ein Thema. Aber um das weiterauszuführen:

"Da ich aber in King Kong das vom Regisseur erschaffene Monster, und nun mal keinen Menschen sehe,"

Es ist, gerade im Horrorbereich, ziemlich anerkannt, dass das Monster nie nur ein Monster ist, sondern mehr eine Externalisierug eigener Ängste oder solcher Ängste, die man beim Publikum vermutet. Das ist nicht nur in der Analyse ziemlich gängige Ansicht, sondern auch auf Autorenseite. Wenn du dir beispielsweise mal Interviews mit John Carpenter ansiehst, wirst du sehen, wie er immer mal wieder darauf hinweist, was ihn inspiriert hat, wofür seine Monster eigentlich stehen sollen. Manche bleiben unfassbar (Ängste haben die Eigenschaft, schwer ausdrückbar zu sein, sich eben nur bedingt in ein symbolisches Gefüge pressen zu lassen), manche kann man relativ leicht zuordnen. Das ist nur einer der Gründe, warum "Es ist nur ein Monster/nur ein Film/etc." zu kurz greift.

Oder um das mal eben anders aufzurollen: keine Geschichte wird "einfach nur so" erzählt, sondern nur, um eine Wahrheit auszudrücken, der bloße Fakten nicht gerecht werden können. Dementsprechend ist allerdings auch jede Geschichte politisch, entweder weil sie den politisch-ideologischen Mainstream wiedergibt (das sind dann oft Filme, die "einfach nur" eine Geschichte erzählen - wobei "einfach nur" eben heißt, dass man mit ihr keine Probleme hat, dass man ihre Ideologie teilt), oder weil sie ihn ablehnt.

Ich könnte Mobys Review ja auch vollkommen wertfrei umformulieren (da kommen wir wieder zu IB), indem ich sage, dass "King Kong" nur die Geschichte des schwarzen Mannes in Amerika sei. Gleiche Idee, keine offensichtliche Wertung, kann der Leser so aufassen, wie er will.

"Und da heute so gut wie niemand mehr, schwarze Menschen mit diesen Eigenschaften gleichsetzt, ist es jetzt auch aus heutiger Sicht für mich unproblematisch, wenn der Affee so dargestellt wird."

Tatsächlich hat sich das mit schwarzen Menschen etwas gelegt, Muslimen ist aber gerade im Rahmen der Flüchtlingskrise genau sowas vorgehalten worden. Rassistische Ressentiments sind nicht verschwunden, sondern haben sich eher etwas verlagert.

"Und vielleicht bin ich da einfach nur zu farbenblind, wenn ich nicht verstehe, dass du die Hautfarbe der Frau betonst."

So allein steht Moby da aber nicht, immerhin hat der Verleiher die Hautfarbe der Hauptdarstellerin ebenso hervorgehoben.

Moby:

Ich habe zu danken. ;)

"Der Film M wurde ursprünglich von Goebbels selbst in den Himmel gelobt, bevor er dann als subversiv verboten wurde. "

Wenn ich mich nicht ganz irre, liebte Hitler zwei Filme abgöttisch: "King Kong" und "Schneewitchen".

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.03.2019 14:46 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Silencio:

ich glaube, das Schneewittchen-Fass sollten wir nicht aufmachen, sonst können wir uns hier wirklich nicht mehr sehen lassen wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 15:01 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Moby:

#sexistischeKackscheiße #NiederMitDemPatriarchat :p

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Musashi : : Moviejones-Fan
01.03.2019 15:22 Uhr
0
Dabei seit: 27.01.14 | Posts: 839 | Reviews: 0 | Hüte: 29

@Silencio

Tatsächlich hat sich das mit schwarzen Menschen etwas gelegt, Muslimen ist aber gerade im Rahmen der Flüchtlingskrise genau sowas vorgehalten worden. Rassistische Ressentiments sind nicht verschwunden, sondern haben sich eher etwas verlagert.

Danke für das Beispiel, denn das zeigt ganz toll, dass der Rassismus heutzutage vor allem, viel eher durch den Kulturalismus ersetzt wurde. Heutzutage sagt fast niemand mehr, dass etwas im Blut oder in den Genen von Leuten mit bestimmter Hautfarbe liegt (mal ganz abgesehen davon welch schweren Stand die Eugenik heute in der westlichen Welt hat).

Was die Externalisierug angeht, damit hab ich mich auch schon mal beschäftigt (Mutter ist Psychologin^^), das ist dann aber für mich jetzt immer noch kein Grund unbedingt Rassismus zu sehen. Wie fasziniert der Regisseur von Affen war, wissen wir nicht, wenn man von etwas fasziniert ist, kann das auch mit Angst davor zu tun haben. Vielleicht hat ihn auch einfach der Aspekt, dass uns Affen so ähnlich sind, fasziniert. Wir wissens net.

Ich hab das schon n paar mal gehört, dass es immer einen Grund geben soll, warum Geschichten erzählt werden und das darauffolgend die Geschichte auch politisch sein muss. Das ist ja eigentlich auch was ich mit meinem politischen Narrativ mein, den ich in Analysen halt sehe. Keine Geschichte erzählen zu wollen, kann für mich aber auch tatsächlich ein Keine-Geschichte-Erzählen-wollen sein. Ich schreib zB selbst Kurzgeschichten für mich selbst, bei manchen hab ich ganz klar ne politische Absicht, die dahinter steckt, aber manche sind wirklich völlig wertfrei, ohne jegliche Ideologie und haben auch keine Moral am Ende, einfach nur ein paar für mich coole Gedanken, die ich festhalten will.

So allein steht Moby da aber nicht, immerhin hat der Verleiher die Hautfarbe der Hauptdarstellerin ebenso hervorgehoben.

Ich schreib meine Gedanken zu einem Film namens "King Kong un die weisse Frau" und überseh absolut den "und die weisse Frau"-Teil. Klassisches Eigentor. embarassedtongue-out

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 16:03 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Musashi:

"Danke für das Beispiel, denn das zeigt ganz toll, dass der Rassismus heutzutage vor allem, viel eher durch den Kulturalismus ersetzt wurde. Heutzutage sagt fast niemand mehr, dass etwas im Blut oder in den Genen von Leuten mit bestimmter Hautfarbe liegt (mal ganz abgesehen davon welch schweren Stand die Eugenik heute in der westlichen Welt hat)."

Ich würde es nicht ganz so sehen, weil Kultur in bestimmten Ecken oft als was unabänderliches dargestellt wird, so dass wir auf Umwegen eben wieder da landen, aber im Grunde ja, haben sich zumindest im Sprachgebrauch "rassische" Vorurteile zu "kulturellen" gewandelt. Ich seh da nur aus genannten Gründen kaum Unterschied.

"das ist dann aber für mich jetzt immer noch kein Grund unbedingt Rassismus zu sehen."

Wie sieht es denn so aus: ich würde einigen Autoren keinen bewussten Rassismus unterstellen wollen (ich hab persönlich zB mehrfach klargemacht, Jackson zu mögen), aber könnte es nicht sein, dass da Leute rassistische Bilder einfach unbewusst weiterverbreiten? Man versteht Rassismus ja zB auch als soziologisches Phänomen, also als eine Gemengelage aus mehrheitlich anerkannten Verhaltensformen. Wenn ich diese jetzt "einfach" abbilde (weil ich das eben für "normal" halte), kann das dann nicht trotzdem Rassismus sein? Oder muss das in deinen Augen eher ein "gezielter Angriff", eine bewusste Abwertung sein?

"Wie fasziniert der Regisseur von Affen war, wissen wir nicht, wenn man von etwas fasziniert ist, kann das auch mit Angst davor zu tun haben. "

Hier wird es generell schwierig: wir wissen bspw. von den Coens, dass sie öfter mal lügen, wenn es um ihre Einflüsse geht (jaja, du hast Philosophie studiert und nie was von Barthes gehört, ist klar...), gucken wir dann auf das Werk oder auf den Autor? Soll der Autor überhaupt das letzte Wort haben? Immerhin kann er ja auch Unbewusstes verpacken.

Und da wissen wir dann bei "King Kong" auch, was im Film passiert. Da wird ein Affe zB ja nicht nur als Tier, sondern auch als Gott dargestellt. Und als alles, was dazwischen liegt (eben: der Mensch), liegt es da nicht nahe, das als Parabel zu lesen? Wenn du das nicht antirassistisch sehen möchtest, wie sieht das denn mit einer antispezieistischen Sicht aus? Selbst das wäre ja nicht fernliegend...

"Das ist ja eigentlich auch was ich mit meinem politischen Narrativ mein, den ich in Analysen halt sehe. "

Das hat ja wenig mit dem Narrativ zu tun: es gibt ja Filme, die bestimmte anerkannte Wertigkeiten bestätigen. Da ist ja wenig Narrativ. Wenn ich die Abbilde, mich mit denen nicht kritisch auseinandersetze, bestätige ich die ja. Das ist ja auch nicht automatisch schlimm.

Jetzt gibt es natürlich verschiedene analytische Methoden, die sowas dann auf verschiedene Arten ausdrücken (und da dann "Narrative" werden). Manchmal ist das dann wertend (und kann dann mehr in Richtung einer Kritik abdriften), manchmal nicht. Ich kenne zB durchaus feministische Analysen, die nicht wirklich wertend sind. Ich finde zum Beispiel wenig Wertung in der Aussage, dass das Blickregime im populären Kino an den Interessen des durchschnittlichen Mannes ausgerichtet ist. Das ist, mal mit etwas Abstand zur Debatte, ja erstmal eine Beobachtung, die auch schwer zu entkräften fällt.

Dann finde ich auch den Hinweis auf das politische Narrativ immer ein bisschen schwer: nicht alle Narrative sind gleichwertig, nicht jedes politische Narrativ macht eine Analyse wertlos. Eine feministische Lesart auf den "Herr der Ringe" angewandt kann ja zum Beispiel auch aufzeigen, warum Arwen ein dünn geschriebener Charakter ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus...

"Ich schreib zB selbst Kurzgeschichten für mich selbst, bei manchen hab ich ganz klar ne politische Absicht, die dahinter steckt, aber manche sind wirklich völlig wertfrei, ohne jegliche Ideologie und haben auch keine Moral am Ende, einfach nur ein paar für mich coole Gedanken, die ich festhalten will."

Jo, das verstehe ich als jemand, der ebenso gelegentlich schreibt, auch, aber die Frage ist doch nicht, ob man was "einfach so" schreiben wollte, sondern ob man "einfach so" schreiben kann. Wir sind da ja alle ein bisschen an unsere Perspektive gebunden, können die Realität (ja, auch Fantasy ist eine Abart unserer Realität; besser "eine Konvention, die wir der Realität überstülpen" ) nur so wiedergeben, wie sie uns auch erscheint. Wenn ich jetzt zum Beispiel nur in kolonialistischen Kategorien denken kann (weil mir eine andere Perspektive nicht offen steht, aus welchen Gründen auch immer), wird das dann nicht auch die Geschichten, die ich erzählen kann, beeinflussen? Wäre es dann nicht auch wichtig, um die Welt in all ihren Facetten abbilden zu wollen, möglichst viele Perspektiven zu suchen, zu untersuchen, zu verarbeiten? Mehr sagen auch solche "politische Analysen" oftmals nicht.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Musashi : : Moviejones-Fan
01.03.2019 17:09 Uhr
0
Dabei seit: 27.01.14 | Posts: 839 | Reviews: 0 | Hüte: 29

Wie sieht es denn so aus: ich würde einigen Autoren keinen bewussten Rassismus unterstellen wollen (ich hab persönlich zB mehrfach klargemacht, Jackson zu mögen), aber könnte es nicht sein, dass da Leute rassistische Bilder einfach unbewusst weiterverbreiten? Man versteht Rassismus ja zB auch als soziologisches Phänomen, also als eine Gemengelage aus mehrheitlich anerkannten Verhaltensformen.

Absolut könnte es so sein, muss es dann halt aber nicht unbedingt, deshalb tue ich mir ja mit solchen Aussagen wie "Ist King Kong rassistisch? Ja" ein bisschen schwer. Des hat sowas Objektives (beinah hätt ich "deckelnd" geschrieben^^). Ich will damit niemandem seine Meinung darüber absprechen, jeder kann diesen Film (der eben tatsächlich mit dem transatlantischen Sklavenhandel viele Gemeinsankeiten hat) so sehen, aber die Gegenseite sollte dabei genauso ihren Anspruch haben.

Wenn ich diese jetzt "einfach" abbilde (weil ich das eben für "normal" halte), kann das dann nicht trotzdem Rassismus sein? Oder muss das in deinen Augen eher ein "gezielter Angriff", eine bewusste Abwertung sein?

Absolut, man stelle sich einen Film vor, in denen Juden mit all ihren hässlichen Klischees, die es über sie gibt, dargestellt werden (bzw solche Filme gibts ja ausm Dritten Reich genug). Aber da ich ja nur einen Affen in King Kong seh, erkenne ich auch eben keinen unbewussten Rassismus. Das Selbe gilt für die Ureinwohner, die werden eben wie typische Ureinwohner dargestellt, die ein mächtiges Wesen nun mal wie einen Gott verehren, völlig unabhängig ihrer Hautfarbe.

Mal so ganz nebenbei kann man die Gleichsetzung eines großen Affen mit Schwarzafrikanern (nur weil beide schwarz sind), auch als rassistisch auslegen. Erinnert mich auch so ein bisschen an eine Kunstausstellung in China vor ein paar Monaten, da war das Gesicht eines schwarzen Mannes und direkt daneben eines Gorillas, beide mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Gab nen mega shitstorm, zumindest international.

Soll der Autor überhaupt das letzte Wort haben? Immerhin kann er ja auch Unbewusstes verpacken.

Hier auch wieder, er KANN Unbewusstes verpacken.

nicht alle Narrative sind gleichwertig, nicht jedes politische Narrativ macht eine Analyse wertlos. Eine feministische Lesart auf den "Herr der Ringe" angewandt kann ja zum Beispiel auch aufzeigen, warum Arwen ein dünn geschriebener Charakter ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus...

Und genau das mein ich ja, je nach narrativer Brille, kann eine andere Analyse rauskommen, und das Einzige, wo ich mir so n bisschen schwer tue, ist wenn es dann heisst, dass die Analysen objektiv seien. Wenn für Leute Rassismus ein großes Thema ist, dann tendieren sie nun mal auch dazu, mehr Rassismus zu sehen, als zB jemand, der damit nicht groß in Berührung kommt oder bei allem drüber steht. Beim HdR Beispiel kann eine feministsiche Analyse A etwas ganz anderes sehen, als eine feministische Analyse B bzw eine feministische Analyse zum ersten Jurassic Park Teil, kann auch das Patriarchat erkennenwink

Ist es beim gemeinsamen Interpretieren nicht spannend zu sehen, wer was gesehen hat und dabei keiner die Deutungshoheit besitzt?

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 06:40 Uhr
0
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.100 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@Rassismus

Man könnte es auch Rassismus nennen, in dem Affen den schwarzen Mann zu sehen. Der Film ließe sich auch ohne Probleme als Allegorie der Versklavung der Natur durch den Menschen deuten.

Aber vielleicht geht es auch einfach um einen Riesenaffen, der sich in eine Menschenfrau verguckt und durch New York turnt.

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.03.2019 11:07 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Elwood

Danke dass du dir die Review durchgelesen hast und offen für die kritischen Punkte bist, und auch andere Punkte beisteuerst :-)

Kann man alles so sehen. Ist wie eine Buchbesprechung früher in der Schule, interpretieren ist allen offen. Da gibnt es kein richtig, kein falsch, nur offensichtliches und weniger offensichtliches oder das was früher dem Lehrer zusagte oder nicht zusagte. Zum Glück bekommen wir hier keine Noten mehr für und jeder kann es so sehen wie er will.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 12:12 Uhr | Editiert am 06.03.2019 - 12:37 Uhr
1
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.100 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@MobyDick

Die Gedanken sind frei. Deshalb auch der Konjunktiv in meinem Post. Für mich ist deine Interpretation einfach weniger offensichtlich (wie du so schön geschrieben hast), was ich nun aber überhaupt nicht in die richtig-oder-falsch-Ecke schieben wollte.

An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei dir für deine (oft) unkonventionellen Kritiken (gerade der Klassiker) bedanken, die ich immer gerne lese und die mir sehr oft einen neuen Blickwinkel auf das Besprochene liefern. Gilt übrigens ebenso für ZSSnake, Silencio, MB80 und andere (die ich jetzt hier nicht alle aufführe; wer sich angesprochen fühlt, betrachte sich als gebauchpinselt). Danke für die Mühe und die Zeit!

Edit

@Musashi

Mal so ganz nebenbei kann man die Gleichsetzung eines großen Affen mit Schwarzafrikanern (nur weil beide schwarz sind), auch als rassistisch auslegen.

Es ist mir in der morgendlichen Zeitnot nicht aufgefallen, dass du diesen Aspekt schon in die Diskussion eingebracht hast. Zwei Dumme, ein Gedanke. . .

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.03.2019 14:31 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Elwood:

Vielen Dank für das Lob und den Hut :-)

Nochmal kurz zur Thematik:

Genau das wollte ich ja unter anderem auch ausdrücken: Bei King Kong sehe ich die Thematik, obwohl ich weiss, dass es auf den ersten Blick nur ein astreiner Blockbuster sein soll, aber der Film ist so gut umgesetzt und geht in meiner Sichtweise auch sehr interessant mit der Fragestellung um, dass ich ihn als sehr gut bewerten muss.

Bei Tarzan sehe ich die Thematik nicht, verstehe aber andere Leute, die deswegen sich angegriffen fühlen. Das akzeptiere ich, das ändert aber an meiner Wahrnehmung des Filmes nichts.

Über die Geburt einer Nation brauchen wir nichts weiter zu sagen. Intolerance hingegen ist ja alles was hineininterpretiert wird eben das: Interpretation.

Und PJs King Kong: Wie gesagt, man muss das nicht so sehen, aber mir hat das schon den Filmgenuss enorm verdrossen, denn irgendwo da drin ist ein wirklich excellenter Film vergraben.

Und zu deiner Auffassung, dass es vielleciht nur die Story eines Riesenaffens ist: Siehe bitte meine Kritik zu Kong - Skull Island, da gehe ich ja überhaupt nicht auf diese Thematik ein, da der Film diese Fallstricke konsequent und überragend vermeidet wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
06.03.2019 15:16 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Elwood:

Vielen Dank für die Bauchpinselei.

Nur mal kurz hierzu:

"Man könnte es auch Rassismus nennen, in dem Affen den schwarzen Mann zu sehen. Der Film ließe sich auch ohne Probleme als Allegorie der Versklavung der Natur durch den Menschen deuten."

Beim zweiten Satz: da spricht auch nichts gegen, gute Filme haben mehrere Themen, die sie ansprechen, die nebeneinander stehen können.

Beim ersten Satz: das ist zum einen ein logischer Fehlschluss, um Rassismus zu sehen, muss ich nicht selbst Rassist sein. Generell habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass "Alltagsrassismus" gerade daraus besteht, diesen nicht als solchen zu erkennen.

Zum anderen hat der "tumbe Affe" (als Monkey und als Ape) im amerikansichen Raum eine gewisse Bedeutung als rassistische Karikatur. Hier und hier zwei Beiträge zum Thema, die auch beide auf "King Kong" (zugegeben: eher schlecht) eingehen. Gerade weil der Film auch noch eine sexuelle Komponente hat, was das Klischee nunmal vollends erfüllt, spricht da einiges für...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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