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King Kong und die weiße Frau

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Ein Film für die Ewigkeit

King Kong und die weiße Frau Kritik

King Kong und die weiße Frau Kritik
21 Kommentare - 01.03.2019 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "King Kong und die weiße Frau" ist.

Bewertung: 5 / 5

Diesmal fange ich mal schäbig und cheezy an: Ein altes Indianersprichwort lautet: "Urteile nicht über einen Mann bevor Du nicht einen Monat lang in seinen Mokassins gegangen bist."

Mit diesen Worten leite ich meine Filmkritik zum Film King Kong ein, gleich aber dahin schielend, den Film aus rassisitischer Sicht zu besprechen, und dann auch mal einen kleinen Kreuzvergleich mit bekannten Werken der Filmgeschichte zu ziehen. Wird jetzt also ein bißchen sperrig, lang, möglicherweise unbequem und für manche über das Ziel hinaus schiessend. Aber Rassismus ist so eine Sache: Jeder nimmt sie anders wahr, aber wenn sich jemand davon betroffen sieht, dann ist da im Prinzip eigentlich schon was dran - egal was die gutgläubige Mehrheit dann abwiegelt. Denn der der diskriminiert wird, ist derjenige, dessen Schuhe die Mehrheit eben nicht anhat. Wenn Du einmal am Flughafen rausgepickt wirst, ist das Zufallsprinzip, wenn du jedes Mal derjenige bist, der rausgepickt wird, dann ist es kein Zufall mehr, die drumherum sehen nicht, dass du dieses Erlebnis schon 50 Mal hattest und wundern sich über deinen Verdruss und halten dich für einen Hysteriker.

Bekanntermassen spielt Fay Wray die Hauptrolle in diesem Film. In den 1930ern und lange darüber hinaus war sie legendär in den Klatschspalten als männerverschlingendes nimmersattes Partyluder. Sie war nur zweite Wahl, nachdem Jean Harlow abgesagt hatte. Gerüchten zu Folge konnte sie für die Rolle mit folgenden mehr als nur doppeldeutig auslegbaren Worten geködert werden: "You will have the tallest, darkest leading man in Hollywood!"

1. Zum Film:

Die Story ist hinlänglich bekannt: Eine Crew landet auf einer abgelegenen Insel, die einzige Frau wird von den Eingeborenen einem wie ein Gott angebeteten Affen geopfert. Dieser verliebt sich in sie und beschützt sie gegen alle möglichen Viecher, die Crew rettet die Frau und nimmt den Affen gefangen und mit nach New York. Dort bricht er aus, greift sich die Frau, steigt auf das Empire State Building und wird von Flugzeugen abgeschossen.

Ziemlich viel Inhalt und aus heutiger Sicht wären das locker drei Stunden Material, wenn nicht gar mehr (Moment Mal, da gibt es ein fast 1:1 Remake von einem gewissen Peter Jackson mit dieser Laufzeit, wow; doch dazu später mehr), aber dieser Film läuft gerade einmal 95 Minuten oder so. Und selbst da muss man sagen, dass quasi 25 Minuten auf Druck der Produzenten rausgeschnitten werden mussten, um auf die maximalen 90 Minuten (damalige Vorgabe) irgendwie zu kommen. Aber selbst diese Entscheidung ist vollkommen okay, denn der Film ist einfach ständig in Bewegung und man würde heute sagen "extrem kinetisch". Ein typischer Blockbuster eben, eine Achterbahnfahrt, die dem Publikum einfach keine Verschnaufpause gönnen will und darf. Der Film ist eine wahrgewordene Jahrmarktsattraktion. Weitere 25 Minuten in dem angeschlagenen Tempo, so interessant es heutiger Sicht ist, hätten den Filmfluss wahrscheinlich schon strapaziert.

Und dabei sind die Filmschaffenden (Der Haupt-Drehbuchautor und der Regisseur, sorry aber ich kann mir nicht alle Namen merken) wirklich extrem innovativ und detailversessen: Zumindest einer von beiden war im 1. Weltkrieg tatsächlich ein Flieger und daher die Idee mit den Fliegern am Ende, also tatsächlich auch was nennen wir es mal autobiografisches. Und zumindest einer von beiden war auch mal in Afrika stationiert oder zumindest dort unterwegs, so dass sie die Afrikaner aus ihrer Kolonialherrenposition heraus so minderwertig gesehen haben. Wie gesagt, das waren andere Zeiten und andere Erziehungen, man kann ihnen daraus selbst heute keinen Strick daraus drehen. Zumal sie die Eingeborenen der Insel im Prinzip genauso darstellen, wie sie damals in etlichen Abenteuerfilmen portraitriert wurden: Eigentlich nur als Kanonenfutter, das zudem auch noch das Publikum einerseits ercshrecken, andererseits belustigen soll. Ihr Hauptaugenmerk lag definitiv nicht auf der rassisitischen Komponente, sondern auf dem Schock-Effekt und dem Unterhalten des Publikums.

[Kurzer Exkurs: Welchen klassischen Regisseur man von diesem "ich-kann-es-nicht-mal-Vorwurf-nennen" definitiv freisprechen kann, ist Alfred Hitchcock. Ausgerechnet dieser alte Lüstling (anderes difiziles Thema) war in seinen Filmen immer darauf bedacht, kulturelle Unterschiede für das Publikum zu erklären und so mit gewissen Vorurteilen aufzuräumen, man denke nur an die Szene in Nordafrika in der Mann der zu viel wusste. Sowas zieht sich bei ihm wie ein roter Faden durch seine Filmografie...]

Zurück zur Filmbesprechung: Interessant an der Darstellung des Affen (Kong) ist hierbei, dass er zum einen extrem rassistisch sexualisiert dargestellt wird: Er ist groß, schwarz, mächtig, aggressiv und geifert der weißen Frau bis in den Tod hinterher. Diese sexuelle Konnotation wird vor allem in der berühmten Entkleidungs- und Schnüffelszene deutlich, wo er ihre Klamotten entreisst, sie befummelt und dann mehrfach an zweien seiner Finger riecht. Na ja wahrscheinlich interpretiere ich da einfach zu viel rein. Es wird immer so dargestellt, dass er was für die weisse Frau empfindet, und obwohl er ja das Monster des Filmes ist, ist er ganz klar derjenige, dem immer mehr die Sympathien des Publikums zufliegen. Das liegt auch daran, dass er zum einen sein Leben mehrfach für die Frau riskiert, zum anderen aber auch, weil er aus seinem natürlichen Biotop gerissen wird und für Show-Zwecke mißbraucht wird. Und egal, wie rassistisch und klischeebeladen die Figur auf den ersten Blick ist, sie wird mit zunehmender Dauer immer humaner und am Ende die humanste Figur. Das liegt auch daran, dass Kong aus einem Gott zu einem Underdog gemacht wird, der eigentlich gar keine Chance hat. Das Publikum bekommt das mit und fiebert mit der Figur mit - so ähnlich wie das sowjetische Publikum in Rocky 4 anfängt Rocky anzufeuern, obwohl er ja der Feind sein soll.

Aber damit nicht genug, die Filmemacher machen also nicht nur einen oberflächlich rassistischen Action-Reisser, der mal ganz nebenbei extrem subversiv die komplette Erwartungshaltung dieses Konzepts unterläuft. Nein, sie machen Kong auch noch zudem zu einer extrem mythisch überhöhten Figur, der während des Filmes (bewußt so von den Machern beabsichtigt) ständig seine Größe ändert, immer der jeweiligen Szene-Anforderung entsprechend. Das macht den Film aber in keinster Weise inkonsistent, sondern überhöht die Figur Kong zu etwas wenig Fassbarem. Zu einem Mythos.

Rein technisch brauchen wir nicht viel zu sagen, Tricktechnisch über jeden Zweifel erhaben und selbst heute noch sehr interessant zu schauen, gibt es trotzdem die eine oder andere Anektode zu erzählen: So ist King Kong der erste Tonfilm überhaupt, bei dem man gleichzeitig in einigen Szenen musikalische Untermalung und Stimmen gleichzeitig hört.

Es gibt schlussendlich zwei Fragen zu beantworten:

1. ist King Kong rassistisch? Ja. ABER er ist nicht überheblich rassistisch oder böswillig rassistisch. Er ist einfach ein Kind seiner Zeit und bedient gewisse Klischees, um einen astreinen Blockbuster zu generieren, der mit zunehmender Dauer eben jene rassistischen Motive geschickt unterläuft und dem weißen Mann und der weißen Frau kein gutes Zeugnis ausstellt.

2. Die (in diesem Fall) wichtigere Frage: ist King Kong ein guter Film? Nein. Er ist ein sehr guter Film. Er ist ein extrem guter Film. Er ist bahnbrechend und er ist legendär.

10 Punkte (wenn ein Film dies wirklich verdient, dann King Kong!)

2. Rassistischer Blockbuster-Vergleich der frühen Kinojahre

a) Tarzan

Ehrlich gesagt lasse ich das hier nicht wirklich für mich gelten, da hier prinzipiell eine ähnliche Story wie in King Kong erzählt (Expeditionsteam und so, und die weiße Frau (Jane) kommt dem Wilden (diesmal Tarzan statt Kong) näher) wird und das Expeditionsteam auch nicht wirklich als die Guten rüberkommen. Dass die Afrikaner so dargestellt werden wie sie werden, liegt wie oben schon beschrieben an der Zeit und der Erwartungshaltung des Publikums jener Zeit. Das zu kritisieren, wäre auch zu kritisieren, dass in den frühen Tom und Jerry Trickfilmen die dicke haushälterin ganz offensichtlich schwarz ist: Es ändert nichts an der Wahrnehmung des Films und schmälert auch nicht die Qualität. Es ist einfach nur ein zeitliches Dokument, das nicht böswillig konzipiert oder konnotiert ist. DAS ist allerdings nur eine Seite der Madaille. Hier im europäischen Raum trifft das zu. ALLERDINGS in den USA, wo ein beachtlicher Anteil der Bevölkerung eben schwarz ist, wo ganz klar die Rassentrennung ein enormes gesellschaftliches Thema ist (noch immer, da brauchen wir uns nichts vormachen), wo sich eine nicht unbeachtliche Anzahl an Stimmen, von eben genau diesem angegriffen fühlen, da ist es auch ebenso probat zu sagen, dass es sehr wohl eine stark rassistische Komponenete hat, die den Film komplett ruiniert. Das müssen wir so nicht ebenso sehen (wie gesagt, ich liebe den Original Tarzan mit Johnnie Weissmüller fast so sehr wie ich King Kong liebe), aber das kann man würdigen und akzeptieren. Wie gesagt, mein Indianer Zitat von oben, ne ;-)

8 Punkte!

b) Die Geburt einer Nation

Tja, schwieriges Terrain. Das Laufen auf rohen Eiern. ich hatte das Glück, Die Geburt einer Nation tatsächlich sehen zu können. Da war eine Retrospektive auf Bayern 3, welche sich der Stummfilmära verschrieben hatte und filmtechnisch revolutionäre Filme aus der Frühzeit der Blockbuster-Zeit präsentierte (ich glaube das war meistens Sonntags ab 23 Uhr!). In dieser Zeit zeigte der Sender auch den ersten Ben Hur Film (ein Epos von einem Film, das sich vor dem Remake mit Charlton Heston kaum verstecken braucht!) und den General mit Buster Keaton (eine der einflussreichsten Action-Epen aller Zeiten und selbst der neue Mad Max orientiert sich sehr stark an jenem Werk!). Fangen wir mal mit den technischen Elementen an: Was Griffith hier abliefert, ist allererste Sahne (Storyboard, Schnitt, Kamerafahrten, sogar Farbige Elemente (1915 wohlgemerkt), hinzu kommt eine Erzählung, die einfach tatsächlich als Crowdpleaser angesehen werden muss: die Massen werden mobilisiert und mitgenommen. Im Prinzip muss jeder Filmstudent diesen einen Film gesehen haben und ihn kennen. Das ist meine persönliche Meinung - und ich habe dieses Medium nicht studiert - nur um Missverständnissen vorzubeugen.

Aber der Film ist ein beunruhigendes Werk, insofern dass er wirklich bösartig und garstig ist, den schwarzen Mann als bösartig hinstellt, und die weißen Männer als Helden darstellt. Und das auf eine extrem verquere Art und Weise, dass vorne und hinten nichts zusammen passt. Dennoch in seiner verschrobenen Argumentation und Präsentation bedient er die Ängste und Vorurteile einer weißen Gesellschaft, die die schwarze Gemeinschaft unterdrückt, sich dabei im Recht sieht, und ihre Position eben durch solche überbordenden Angst schürenden Werke rechtfertigt.

Die Geburt einer Nation ist ein aggressives, gemeines Werk. Es ist ein Werk, das im Alleingang den bereits toten Kuklux-Clan wieder zum Leben erweckt und eine rechte Bewegung in Gang setzt, die bis heute andauert und wahrscheinlich noch nicht einmal ihren Höhepunkt erreicht hat. Griffith - ein Pionier und technsich gesehen einer der wichtigsten Filmschaffenden aller Zeiten - erschafft hier ein Monster von einem Film, das ihm jedoch auch schon zu Lebzeiten als rassistisch und geschichtsverfälschend vorgeworfen wurde. Griffiths nächster Film Intolernace kam dann 1916 heraus und hatte eine extrem pazifistische Grundhaltung und prangerte Intoleranz in jeglicher Form an. Jener Film ist filmhistorisch betrachtet zwar weniger bekannt, da weniger kontrovers, aber dafür filmtechnisch sogar noch eine Schippe besser als die Geburt einer Nation, und wird gemeinhin als seine Art der Entschuldigung für Geburt einer Nation gewertet. Aber es gibt auch nicht wenige Stimmen, die sagen, dass Griffith mit dem Titel Intolerance darauf anspielte, dass die heuchlerische Presse einfach seinem ach so ehrlichen Film gegenüber Intolerant war, und dass er weiterhin der Meinung war, dass die Geburt einer Nation die Wahrheit wiedergäbe.

Wie auch immer, sehr zweischneidiges Ding, da eine eindeutige Wertung zu geben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Filmhistorisch, tricktechnisch sicherlich 10 Punkte, inhaltlich irgendwas um 1-2 Punkte, und das deshalb, weil hier nicht einfach stumpf eine rassistische Geschichte erzählt wird, sondern die Story wirklich perfide aufgebaut ist und das wirklich seine Qualitäten hat.

[Weiterer kurzer Exkurs: Boah, ekelt mich das gerade an!]

3. Kurz noch zu Peter Jacksons King Kong

Nach dem überragenden Erfolg der HdR-Trilogie hat Peter Jackson freie Hand und Carte Blanche für sein nächstes Projekt. Er sucht sich ein 1:1 Remake des Überklassikers King Kong aus 1933 aus. Er nimmt sich die ausufernde Zeit von drei Stunden, um dem Film endlich auch die ruhigen Momente zu gönne, die der Film in seinen Augen wohl braucht und baut einige Szenen wieder mit ein, die es dmals nicht in den Kinocut geschafft haben. Um dem rassistisch problematischen Element des Originals zu entweichen, verlagert Jackson seine Story einfach in die Südsee weit weg von Afrika und domestiziert den sexuell aggressiven schwarzen Mann im Gorillakostüm zu einem Riesenbaby in Riesenaffengestalt. So weit so gut. Kann man so stehen lassen? Ja, kann man!

Man kann aber genauso gut sagen: Die Eingeborenen sind immer noch schwarz (angemalt), immer noch irgendwie unheimlich und das alles wirkt nach wie vor irgendwie rassistisch. Der Weiße Mann ist hier deutlich dem Schwarzen Mann überlegen und der einzige Punkt, wo der schwarze Mann dem weißen überlegen sein könnte (Das körperliche, was auch das sexuelle beinhaltet) wird dafür einfach mal entfernt, im Extremfall der Gorilla wird kastriert! Stattdessen darf er Schlittschuhlaufen lernen (wo ist der Augenrollemoji, wenn man ihn braucht?).

Natürlich ist das sehr weit hergeholt, und dürfte nicht die Intention von peter Jackson sein, der ja extra den handlungsort aus Afrika weg verlagert, um ja keine rassistischen Fallstricke zu erleben.

Doch das Problem, dass ich damit habe, ist dass ich eben doch die Geburt einer Nation kenne, ich weiß, dass Peter Jacksons Bildsprache sehr stark davon geprägt ist, vor allem immer dann wenn Gandalff ins Bild geritten kommt mit seinem leuchtenden Stab. Dass die schwarzen Figuren in seinen Filmen irgendwie rassistisch anmutenden Karikaturen sind. Sowohl bei Herr der Ringe als auch bei King Kong kann man auch die Vorlage für verantwortlich machen. Aber gewisse Entscheidungen bezgl. der Inszenierung und optischen Aufbereitung trifft er dann doch selbst. Dass das keine rassistische Konnotation haben soll, sondern einfach bombastisch aussieht und daher benutzt wird, geschenkt, aber ein Restzweifel bleibt dann doch bestehen. Vor allem, wenn man damit selbst häufiger konfrontiert ist, ist man dann sensibilisierter dafür als einer, der einfach nur einen Bombastfilm sehen will.

Alles schön und gut.

5 Punkte, da dem Original in meinen Augen nichts hinzufügend, sondern sogar irgendwie mindernd. Klar, hier steckt Jackson alles rein und der Film ist mehr als solide, aber den Vergleich kann er einfach nicht standhalten.

So noch einmal die Wertung für das Original:

10

King Kong und die weiße Frau Bewertung
Bewertung des Films
1010

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21 Kommentare
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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
14.03.2019 11:39 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.550 | Reviews: 28 | Hüte: 215

Ich verstehe und bitte meine Verwechslung zu entschuldigen!

Wegen der Ur-Synchro. Also diese ist zwar bis heute erhalten geblieben, aber wurde niemals seit damals auf VHS/ DVD/ BD oder LD veröffentlicht. Diese Filmfassung ist massivst gekürzt und verstümmelt + die Synchro ist rechtlich umstritten. Diese beiden Infos habe ich von einem guten Freund mal mitbekommen, aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Da ich ja hier fehlerhaft quasi Äpfel und Eier gleichgestellt hatte, erübrigt sich bereits das Thema.

Ob wir jemals diese zu sehen kriegen werden, dass weiß ich nicht. Persönlich schätze ich, dass es inhaltlich keine Änderungen gibt.

Die Hüte habe ich dir gerne gegeben, denn es ist ja verdient.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.03.2019 10:44 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MD02GEIST

Vielen Dank erstmal für die Hüte - auch drüben beim anderen Kong :-)

Tatsächlich hatte ich mir während des Schreibens auch überlegt, was zu Wallace und Co. zu schreiben, aber im Kontext dessen, was ich hier abhandele (wahrgenommenem vs. tatsächlichem Rassismus in Filmen, sowie weitere Interpretationsmöglichkeiten) war mir das dann wenig zielführend und habe es dann einfach weggelassen. Natürlich hast du recht, dass wenn man King Kong (1933) komplett würdigen will, dieser Aspekt nicht aussen vor gelassen werden darf. Aber hier war mein Fokus ein anderer.

Sexismus-Interpretation deinerseits: Nein, das hast du falsch verstanden. Fay Wray und ihre Filmfigur gilt es getrennt zu betrachten. Wray war anscheinend ein "Partymonster mit ständig wechselnden Partnern", aber das hat nichts mit ihrer Filmfigur zu tun. Die Diskussion im Film, die ich führe, hat jetzt weniger mit Sexismus zu tun, sondern wie oben bereits erwähnt eher mit dem alltäglichen Rassismus der Gesellschaft und der Wahrnehmung des "dauergeilen schwarzen Mannes". Die von mir beschriebene Szene diente daher auch nur als Aufzeigen damaliger "Klischees" in diesem Zusammenhang.

Zu deiner Frage bzgl. der ursprünglichen Synchronisation: Da erwischt du mich auf dem falschen Fuss, Vielleicht kannst du ja was dazu schreiben? :-)

Vor allem kann ich mir schon vorstellen, dass da gewisse Aspekte, die ich hier ja besprochen hatte, da plötzlich verstärkt werden könnten oder in einem anderen Licht stehen ?

Dünyayi Kurtaran Adam
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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
13.03.2019 16:16 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.550 | Reviews: 28 | Hüte: 215

So ich habe mir meine Kritik nochmal vor Augen geführt und möchte folgendes sagen: es ist alles, was du sagst absolut nachvollziehbar. Doch ich sehe in der ursprünglichen Geschichte um King Kong eben auch ein Zeitzeugnis mit heute veralteten Ansichten.
Du bist ja nicht der einzige, der dieses Thema anspricht und damit seine Probleme hat. Das ist im Bezug auf das Thema King Kong nichts neues.

Doch was ich gerne von dir wissen möchte. Hast du dir bei der Erstellung deiner Kritik überlegt gehabt, ob du die Historie der Entstehung King Kongs seitens Schoedsack, Cooper, Wallace und der Dame Ruth Rose einbinden wolltest? Das finde ich fehlt hier total.

Daneben wollte ich folgendes wissen. Deine Argumentationen wegen Sexismus, wenn ich das richtig verstanden habe: es geht auf die Darstellung von Fray Wray als Ann zurück, weil Kong sie genüßlich von ihren Kleidern befreit + der Film als deutscher Wiederaufführungstitel "King Kong und die Weiße Frau" heißt.

Doch was ist mit dem ursprünglichen deutschen Titel: "Die Fabel von King Kong - Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm" ? Die heutige, deutsche Fassung ist ja die Wiederaufführung, die Original-Synchronisation von 1933 hat es leider bisher nicht geschafft auf DVD/ BD veröffentlicht zu werden.

Baut deine Argumentation dies mit ein? Das fehlt meines Erachtens. Aber wie gesagt: es ist eine vernünftig argumentierte Kritik, die ich gerne mit einem Hut honoriere.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 19:29 Uhr
0
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.096 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@Silencio

der Affe, der hinter der weißen Frau her ist, ist ja schon die fertige rassistische Karikatur

Da mag ich dann entweder zu ungebildet, zu wenig interessiert an rassistischen Darstellungen oder aber auch zu naiv in meiner Denkweise sein, aber die gedankliche Zuordnung Affe -> schwarzer Mann ergibt sich bei mir einfach nicht. Zumindest nicht bisher. Werde ich wohl jetzt nicht mehr los.

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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Silencio : : Moviejones-Fan
06.03.2019 18:33 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Elwood:

Hab ich auch nicht so aufgefasst. Es geht mir nur darum, dass das keine gute Argumentation ist: der Affe, der hinter der weißen Frau her ist, ist ja schon die fertige rassistische Karikatur, die genau so, wie sie in "King Kong" verarbeitet wird, bereits vor diesem Film ihre Verbreitung fand. Mal so rum gefragt: warum ist der Gedanke "Moment mal, die verbreiten da ein Bild, das ziemlich genau in ein rassistisches Weltbild passt" jetzt selbst rassistisch? Ist man vielleicht "Alltagsfaschist", wenn einem faschistische Tendenzen in einem Actionfilm auffallen?

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 18:15 Uhr
0
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.096 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@MobyDick

Und zu deiner Auffassung, dass es vielleciht nur die Story eines Riesenaffens ist: Siehe bitte meine Kritik zu Kong - Skull Island...

Habe ich schon im Vorfelde getan. Sollte ja auch nicht bedeuten, dass du mir zu "verkopft" an die Sache rangehst.

@Silencio

Beim ersten Satz: das ist zum einen ein logischer Fehlschluss, um Rassismus zu sehen, muss ich nicht selbst Rassist sein. Generell habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass "Alltagsrassismus" gerade daraus besteht, diesen nicht als solchen zu erkennen.

Meine Aussage bezog sich nicht darauf, dass man eine rassistische Aussage in dem Film erkennt sondern eher darauf, dass man einen großen schwarzen Affen sieht, der einer weißen Frau hinterherjagt und einem sofort der schwarze Mann in den Sinn kommt. Das ist dann nämlich tatsächlich Alltagsrassismus. Versteht mich aber bitte nicht falsch: Soll nicht bedeuten, dass ich hier jemandem rassistische Tendenzen andichten möchte. Deshalb der Konjunktiv in meinem Ursprungspost.

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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Silencio : : Moviejones-Fan
06.03.2019 15:16 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Elwood:

Vielen Dank für die Bauchpinselei.

Nur mal kurz hierzu:

"Man könnte es auch Rassismus nennen, in dem Affen den schwarzen Mann zu sehen. Der Film ließe sich auch ohne Probleme als Allegorie der Versklavung der Natur durch den Menschen deuten."

Beim zweiten Satz: da spricht auch nichts gegen, gute Filme haben mehrere Themen, die sie ansprechen, die nebeneinander stehen können.

Beim ersten Satz: das ist zum einen ein logischer Fehlschluss, um Rassismus zu sehen, muss ich nicht selbst Rassist sein. Generell habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass "Alltagsrassismus" gerade daraus besteht, diesen nicht als solchen zu erkennen.

Zum anderen hat der "tumbe Affe" (als Monkey und als Ape) im amerikansichen Raum eine gewisse Bedeutung als rassistische Karikatur. Hier und hier zwei Beiträge zum Thema, die auch beide auf "King Kong" (zugegeben: eher schlecht) eingehen. Gerade weil der Film auch noch eine sexuelle Komponente hat, was das Klischee nunmal vollends erfüllt, spricht da einiges für...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.03.2019 14:31 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Elwood:

Vielen Dank für das Lob und den Hut :-)

Nochmal kurz zur Thematik:

Genau das wollte ich ja unter anderem auch ausdrücken: Bei King Kong sehe ich die Thematik, obwohl ich weiss, dass es auf den ersten Blick nur ein astreiner Blockbuster sein soll, aber der Film ist so gut umgesetzt und geht in meiner Sichtweise auch sehr interessant mit der Fragestellung um, dass ich ihn als sehr gut bewerten muss.

Bei Tarzan sehe ich die Thematik nicht, verstehe aber andere Leute, die deswegen sich angegriffen fühlen. Das akzeptiere ich, das ändert aber an meiner Wahrnehmung des Filmes nichts.

Über die Geburt einer Nation brauchen wir nichts weiter zu sagen. Intolerance hingegen ist ja alles was hineininterpretiert wird eben das: Interpretation.

Und PJs King Kong: Wie gesagt, man muss das nicht so sehen, aber mir hat das schon den Filmgenuss enorm verdrossen, denn irgendwo da drin ist ein wirklich excellenter Film vergraben.

Und zu deiner Auffassung, dass es vielleciht nur die Story eines Riesenaffens ist: Siehe bitte meine Kritik zu Kong - Skull Island, da gehe ich ja überhaupt nicht auf diese Thematik ein, da der Film diese Fallstricke konsequent und überragend vermeidet wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 12:12 Uhr | Editiert am 06.03.2019 - 12:37 Uhr
1
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.096 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@MobyDick

Die Gedanken sind frei. Deshalb auch der Konjunktiv in meinem Post. Für mich ist deine Interpretation einfach weniger offensichtlich (wie du so schön geschrieben hast), was ich nun aber überhaupt nicht in die richtig-oder-falsch-Ecke schieben wollte.

An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei dir für deine (oft) unkonventionellen Kritiken (gerade der Klassiker) bedanken, die ich immer gerne lese und die mir sehr oft einen neuen Blickwinkel auf das Besprochene liefern. Gilt übrigens ebenso für ZSSnake, Silencio, MB80 und andere (die ich jetzt hier nicht alle aufführe; wer sich angesprochen fühlt, betrachte sich als gebauchpinselt). Danke für die Mühe und die Zeit!

Edit

@Musashi

Mal so ganz nebenbei kann man die Gleichsetzung eines großen Affen mit Schwarzafrikanern (nur weil beide schwarz sind), auch als rassistisch auslegen.

Es ist mir in der morgendlichen Zeitnot nicht aufgefallen, dass du diesen Aspekt schon in die Diskussion eingebracht hast. Zwei Dumme, ein Gedanke. . .

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.03.2019 11:07 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Elwood

Danke dass du dir die Review durchgelesen hast und offen für die kritischen Punkte bist, und auch andere Punkte beisteuerst :-)

Kann man alles so sehen. Ist wie eine Buchbesprechung früher in der Schule, interpretieren ist allen offen. Da gibnt es kein richtig, kein falsch, nur offensichtliches und weniger offensichtliches oder das was früher dem Lehrer zusagte oder nicht zusagte. Zum Glück bekommen wir hier keine Noten mehr für und jeder kann es so sehen wie er will.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Elwood : : Toyboy
06.03.2019 06:40 Uhr
0
Dabei seit: 10.03.17 | Posts: 1.096 | Reviews: 6 | Hüte: 162

@Rassismus

Man könnte es auch Rassismus nennen, in dem Affen den schwarzen Mann zu sehen. Der Film ließe sich auch ohne Probleme als Allegorie der Versklavung der Natur durch den Menschen deuten.

Aber vielleicht geht es auch einfach um einen Riesenaffen, der sich in eine Menschenfrau verguckt und durch New York turnt.

Ich hasse dieses Nazi-Gesocks!

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Musashi : : Moviejones-Fan
01.03.2019 17:09 Uhr
0
Dabei seit: 27.01.14 | Posts: 839 | Reviews: 0 | Hüte: 29

Wie sieht es denn so aus: ich würde einigen Autoren keinen bewussten Rassismus unterstellen wollen (ich hab persönlich zB mehrfach klargemacht, Jackson zu mögen), aber könnte es nicht sein, dass da Leute rassistische Bilder einfach unbewusst weiterverbreiten? Man versteht Rassismus ja zB auch als soziologisches Phänomen, also als eine Gemengelage aus mehrheitlich anerkannten Verhaltensformen.

Absolut könnte es so sein, muss es dann halt aber nicht unbedingt, deshalb tue ich mir ja mit solchen Aussagen wie "Ist King Kong rassistisch? Ja" ein bisschen schwer. Des hat sowas Objektives (beinah hätt ich "deckelnd" geschrieben^^). Ich will damit niemandem seine Meinung darüber absprechen, jeder kann diesen Film (der eben tatsächlich mit dem transatlantischen Sklavenhandel viele Gemeinsankeiten hat) so sehen, aber die Gegenseite sollte dabei genauso ihren Anspruch haben.

Wenn ich diese jetzt "einfach" abbilde (weil ich das eben für "normal" halte), kann das dann nicht trotzdem Rassismus sein? Oder muss das in deinen Augen eher ein "gezielter Angriff", eine bewusste Abwertung sein?

Absolut, man stelle sich einen Film vor, in denen Juden mit all ihren hässlichen Klischees, die es über sie gibt, dargestellt werden (bzw solche Filme gibts ja ausm Dritten Reich genug). Aber da ich ja nur einen Affen in King Kong seh, erkenne ich auch eben keinen unbewussten Rassismus. Das Selbe gilt für die Ureinwohner, die werden eben wie typische Ureinwohner dargestellt, die ein mächtiges Wesen nun mal wie einen Gott verehren, völlig unabhängig ihrer Hautfarbe.

Mal so ganz nebenbei kann man die Gleichsetzung eines großen Affen mit Schwarzafrikanern (nur weil beide schwarz sind), auch als rassistisch auslegen. Erinnert mich auch so ein bisschen an eine Kunstausstellung in China vor ein paar Monaten, da war das Gesicht eines schwarzen Mannes und direkt daneben eines Gorillas, beide mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Gab nen mega shitstorm, zumindest international.

Soll der Autor überhaupt das letzte Wort haben? Immerhin kann er ja auch Unbewusstes verpacken.

Hier auch wieder, er KANN Unbewusstes verpacken.

nicht alle Narrative sind gleichwertig, nicht jedes politische Narrativ macht eine Analyse wertlos. Eine feministische Lesart auf den "Herr der Ringe" angewandt kann ja zum Beispiel auch aufzeigen, warum Arwen ein dünn geschriebener Charakter ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus...

Und genau das mein ich ja, je nach narrativer Brille, kann eine andere Analyse rauskommen, und das Einzige, wo ich mir so n bisschen schwer tue, ist wenn es dann heisst, dass die Analysen objektiv seien. Wenn für Leute Rassismus ein großes Thema ist, dann tendieren sie nun mal auch dazu, mehr Rassismus zu sehen, als zB jemand, der damit nicht groß in Berührung kommt oder bei allem drüber steht. Beim HdR Beispiel kann eine feministsiche Analyse A etwas ganz anderes sehen, als eine feministische Analyse B bzw eine feministische Analyse zum ersten Jurassic Park Teil, kann auch das Patriarchat erkennenwink

Ist es beim gemeinsamen Interpretieren nicht spannend zu sehen, wer was gesehen hat und dabei keiner die Deutungshoheit besitzt?

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 16:03 Uhr
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Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Musashi:

"Danke für das Beispiel, denn das zeigt ganz toll, dass der Rassismus heutzutage vor allem, viel eher durch den Kulturalismus ersetzt wurde. Heutzutage sagt fast niemand mehr, dass etwas im Blut oder in den Genen von Leuten mit bestimmter Hautfarbe liegt (mal ganz abgesehen davon welch schweren Stand die Eugenik heute in der westlichen Welt hat)."

Ich würde es nicht ganz so sehen, weil Kultur in bestimmten Ecken oft als was unabänderliches dargestellt wird, so dass wir auf Umwegen eben wieder da landen, aber im Grunde ja, haben sich zumindest im Sprachgebrauch "rassische" Vorurteile zu "kulturellen" gewandelt. Ich seh da nur aus genannten Gründen kaum Unterschied.

"das ist dann aber für mich jetzt immer noch kein Grund unbedingt Rassismus zu sehen."

Wie sieht es denn so aus: ich würde einigen Autoren keinen bewussten Rassismus unterstellen wollen (ich hab persönlich zB mehrfach klargemacht, Jackson zu mögen), aber könnte es nicht sein, dass da Leute rassistische Bilder einfach unbewusst weiterverbreiten? Man versteht Rassismus ja zB auch als soziologisches Phänomen, also als eine Gemengelage aus mehrheitlich anerkannten Verhaltensformen. Wenn ich diese jetzt "einfach" abbilde (weil ich das eben für "normal" halte), kann das dann nicht trotzdem Rassismus sein? Oder muss das in deinen Augen eher ein "gezielter Angriff", eine bewusste Abwertung sein?

"Wie fasziniert der Regisseur von Affen war, wissen wir nicht, wenn man von etwas fasziniert ist, kann das auch mit Angst davor zu tun haben. "

Hier wird es generell schwierig: wir wissen bspw. von den Coens, dass sie öfter mal lügen, wenn es um ihre Einflüsse geht (jaja, du hast Philosophie studiert und nie was von Barthes gehört, ist klar...), gucken wir dann auf das Werk oder auf den Autor? Soll der Autor überhaupt das letzte Wort haben? Immerhin kann er ja auch Unbewusstes verpacken.

Und da wissen wir dann bei "King Kong" auch, was im Film passiert. Da wird ein Affe zB ja nicht nur als Tier, sondern auch als Gott dargestellt. Und als alles, was dazwischen liegt (eben: der Mensch), liegt es da nicht nahe, das als Parabel zu lesen? Wenn du das nicht antirassistisch sehen möchtest, wie sieht das denn mit einer antispezieistischen Sicht aus? Selbst das wäre ja nicht fernliegend...

"Das ist ja eigentlich auch was ich mit meinem politischen Narrativ mein, den ich in Analysen halt sehe. "

Das hat ja wenig mit dem Narrativ zu tun: es gibt ja Filme, die bestimmte anerkannte Wertigkeiten bestätigen. Da ist ja wenig Narrativ. Wenn ich die Abbilde, mich mit denen nicht kritisch auseinandersetze, bestätige ich die ja. Das ist ja auch nicht automatisch schlimm.

Jetzt gibt es natürlich verschiedene analytische Methoden, die sowas dann auf verschiedene Arten ausdrücken (und da dann "Narrative" werden). Manchmal ist das dann wertend (und kann dann mehr in Richtung einer Kritik abdriften), manchmal nicht. Ich kenne zB durchaus feministische Analysen, die nicht wirklich wertend sind. Ich finde zum Beispiel wenig Wertung in der Aussage, dass das Blickregime im populären Kino an den Interessen des durchschnittlichen Mannes ausgerichtet ist. Das ist, mal mit etwas Abstand zur Debatte, ja erstmal eine Beobachtung, die auch schwer zu entkräften fällt.

Dann finde ich auch den Hinweis auf das politische Narrativ immer ein bisschen schwer: nicht alle Narrative sind gleichwertig, nicht jedes politische Narrativ macht eine Analyse wertlos. Eine feministische Lesart auf den "Herr der Ringe" angewandt kann ja zum Beispiel auch aufzeigen, warum Arwen ein dünn geschriebener Charakter ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus...

"Ich schreib zB selbst Kurzgeschichten für mich selbst, bei manchen hab ich ganz klar ne politische Absicht, die dahinter steckt, aber manche sind wirklich völlig wertfrei, ohne jegliche Ideologie und haben auch keine Moral am Ende, einfach nur ein paar für mich coole Gedanken, die ich festhalten will."

Jo, das verstehe ich als jemand, der ebenso gelegentlich schreibt, auch, aber die Frage ist doch nicht, ob man was "einfach so" schreiben wollte, sondern ob man "einfach so" schreiben kann. Wir sind da ja alle ein bisschen an unsere Perspektive gebunden, können die Realität (ja, auch Fantasy ist eine Abart unserer Realität; besser "eine Konvention, die wir der Realität überstülpen" ) nur so wiedergeben, wie sie uns auch erscheint. Wenn ich jetzt zum Beispiel nur in kolonialistischen Kategorien denken kann (weil mir eine andere Perspektive nicht offen steht, aus welchen Gründen auch immer), wird das dann nicht auch die Geschichten, die ich erzählen kann, beeinflussen? Wäre es dann nicht auch wichtig, um die Welt in all ihren Facetten abbilden zu wollen, möglichst viele Perspektiven zu suchen, zu untersuchen, zu verarbeiten? Mehr sagen auch solche "politische Analysen" oftmals nicht.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Musashi : : Moviejones-Fan
01.03.2019 15:22 Uhr
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@Silencio

Tatsächlich hat sich das mit schwarzen Menschen etwas gelegt, Muslimen ist aber gerade im Rahmen der Flüchtlingskrise genau sowas vorgehalten worden. Rassistische Ressentiments sind nicht verschwunden, sondern haben sich eher etwas verlagert.

Danke für das Beispiel, denn das zeigt ganz toll, dass der Rassismus heutzutage vor allem, viel eher durch den Kulturalismus ersetzt wurde. Heutzutage sagt fast niemand mehr, dass etwas im Blut oder in den Genen von Leuten mit bestimmter Hautfarbe liegt (mal ganz abgesehen davon welch schweren Stand die Eugenik heute in der westlichen Welt hat).

Was die Externalisierug angeht, damit hab ich mich auch schon mal beschäftigt (Mutter ist Psychologin^^), das ist dann aber für mich jetzt immer noch kein Grund unbedingt Rassismus zu sehen. Wie fasziniert der Regisseur von Affen war, wissen wir nicht, wenn man von etwas fasziniert ist, kann das auch mit Angst davor zu tun haben. Vielleicht hat ihn auch einfach der Aspekt, dass uns Affen so ähnlich sind, fasziniert. Wir wissens net.

Ich hab das schon n paar mal gehört, dass es immer einen Grund geben soll, warum Geschichten erzählt werden und das darauffolgend die Geschichte auch politisch sein muss. Das ist ja eigentlich auch was ich mit meinem politischen Narrativ mein, den ich in Analysen halt sehe. Keine Geschichte erzählen zu wollen, kann für mich aber auch tatsächlich ein Keine-Geschichte-Erzählen-wollen sein. Ich schreib zB selbst Kurzgeschichten für mich selbst, bei manchen hab ich ganz klar ne politische Absicht, die dahinter steckt, aber manche sind wirklich völlig wertfrei, ohne jegliche Ideologie und haben auch keine Moral am Ende, einfach nur ein paar für mich coole Gedanken, die ich festhalten will.

So allein steht Moby da aber nicht, immerhin hat der Verleiher die Hautfarbe der Hauptdarstellerin ebenso hervorgehoben.

Ich schreib meine Gedanken zu einem Film namens "King Kong un die weisse Frau" und überseh absolut den "und die weisse Frau"-Teil. Klassisches Eigentor. embarassedtongue-out

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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Silencio : : Moviejones-Fan
01.03.2019 15:01 Uhr
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Moby:

#sexistischeKackscheiße #NiederMitDemPatriarchat :p

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-Vern

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