Eine Pilot-Review zu Scream gab es bereits von uns, nun hat Netflix auch in Deutschland am 1. Oktober die komplette Staffel online gestellt. Lohnt sich der Blick? Wir sagen ja. Selbst an die neue Maske gewöhnen sich Fans der gleichnamigen Kult-Horrorfilmreihe dann doch, und sie bekommt tatsächlich eine sinnvolle Erklärung im Verlauf der Staffel. Da nun die Grundstory auf Serienlänge ausgedehnt ist, gibt es natürlich einige Nebenstränge und mehr Wendepunkte, die die Verdächtigenliste durchmischen.
Es bewahrheitet sich also das, was Horrorfan Noah (John Karna) bereits im Pilot zu Scream sagte, es geht um mehr als die Frage, wer hinter der Maske des Lakewood-Killers steckt. Man lernt die Charaktere besser kennen, beginnt sie zu mögen - um so schockierender, wenn der Serienkiller dann wieder und wieder zuschlägt und liebgewonnene Mitglieder der Clique um Hauptfigur Emma (Willa Fitzgerald) erwischt. Es ist wie ein Mix aus Pretty Little Liars und den Scream-Filmen, und das Konzept geht tatsächlich auf. Die Moderne sorgt natürlich dafür, dass vom Killer mehr Medien als das gute alte Festnetz genutzt werden, aber auch das kennt man schon aus Scream 4, es wird hier nur noch mehr ausgebaut.
Zudem wird das Spannungsfeld größer in Scream, denn durch parallele Handlungsstränge muss man sich nicht nur fragen, wer ist es und ist es ein Killer oder sind es mehr wie in den Filmen, man muss sich auch fragen, wenn es mehrere sein sollten - wissen sie voneinander? Denn jeder in dieser Stadt scheint etwas zu verbergen und könnte jeden, der zu seinem Schaden in die verschiedenen Storys verwickelt ist, motivieren, die Maske aufzusetzen.
So locker leicht der Stil als MTV-Teenieserie wirkt, ist es zugleich cool, wie sowohl die witzige Metaebene als auch schön blutige oder gruselige Slasher-Szenerien für Hommagefeeling sorgen. Kenner der Filme werden natürlich einiges in Scream wiederfinden, was man aus der Filmreihe kennt, doch es gibt auch viele gute neue Ideen, einige davon auch wirklich mal zum Magenumdrehen. Allzu tiefschürfend ist es nicht, waren auch die Filme nicht, es ist Horrorthriller-Teenie-Fastfood mit durchaus Kultpotenzial, das auch Erwachsenen munden kann.
Wir verraten euch natürlich nicht, ob es einer oder mehrere Killer in Scream sind, es bleiben aber im Finale der zehn-episodigen ersten Runde, in dem die Maske gelüftet wird, genug Türen offen für die bereits von MTV georderte Staffel 2. Kurz, sicher (noch) keine Topserie, aber uns hat sie positiv überrascht. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt gut, nur die deutsche Synchronisation wirkt bei manchen Charakteren, vor allem bei Noah, Riley und Brookes Vater, manchmal doch etwas zu sehr vom Blatt gelesen. Da empfiehlt es sich, dem Originalton den Vorzug zu geben