Bewertung: 2.5 / 5
Spoiler- & Contentwarnung:
Obszönität, Sex, Gewalt, Mord
Kunst, die sich als Müll verkleidet:
"Trash Humpers" von Harmony Korine.
Eine (profane) Analyse.
Nichts könnte "Trash Humpers" besser auszeichnen als all die negativen Reviews, die den Film hassen. Die in ihm bloß hässliche, sinnlose Sex- und Gewaltfantasien, ja gar eine Art Antifilm sehen. Denn schließlich hält sein Titel, was er verspricht; wurde sogar ganz bewusst als ehrliche Warnung gewählt. Aber auch im Wort "Antifilm" steckt "Film" - Menschen schmeißen eben gern Dinge weg, die noch lange nicht verschimmelt sind.
Dabei haben all die kritischen Stimmen nicht einmal Unrecht. Das macht der Film schon in den ersten Szenen deutlich, wenn sich der hofierte Vandalismus vor allem gegen Fernsehgeräte richtet. Minutenlang dreschen die Mitglieder der titelgebenden Gang auf Bildschirme ein, zerstören ein Radio und vögeln Mülltonnen. Manchmal auch einen Baum oder eine Straßenlaterne, was eben gerade so zur Verfügung steht. Eine Handlung gibt es nicht, die Dialoge sind bloß unverständliches Gebrabbel oder hohle Gewaltfantasien und die Jokes nie mehr als menschenfeindliche Statements ohne Pointe.
Auch die Kostüme, die Übergänge, die Bildqualität: Alles soll so anstrengend, so abstoßend wie möglich sein. Fast schon willkürlich antiästhetisch. Nicht umsonst wurde der Film mit einer alten VHS-Kamera gedreht, entsprechend krisselig und schwer zu erkennen ist das Bildmaterial. Der größtmögliche Kontrast zur glatten Sauberkeit des modernen, digitalen Films. "Trash Humpers" ist stattdessen sehr intuitiv gefilmt, setzt mehr auf den Vibe, das Gefühl von Absurdität, welches er verbreitet. Und so nimmt er sich in jeder Hinsicht die Freiheit, hässlich zu sein, keinen Regeln folgen zu müssen.
Filmisch wie gesellschaftlich: Es ist das kleinbürgerliche, typisch amerikanische Vorstadtleben, dem Harmony Korine den Kampf ansagt. Die Figuren stören die Ruhe, stören den Frieden, aber verwehren sich so auch dem kapitalistischen Arbeitsalltag und tristen religiösen Normen. Alter, Besitz, Tod, nichts davon ist von Bedeutung. Im Gegenteil, stirbt ein Charakter, ist das für die übrigen nicht mehr als ein spektakulärer Tabubruch. Derweil spiegelt ein poetisches Gedicht einen infantilen Monolog darüber, wie die Welt wohl aussähe, wenn kein Mensch einen Kopf hätte; und ist jede Metapher für Sex, jede sexuelle Szene, so plump wie möglich gewählt.
Keines der wiederkehrenden Motive hat Relevanz oder Konsequenz. Der Film endet sogar einfach, sobald die Figuren etwas tun, das diesen Status Quo verändern könnte. Es geht stattdessen eben darum, vertraute Konventionen, in denen Filmschaffende und Zuschauende gleichsam Sicherheit und Zuflucht finden, nicht nur zu dekonstruieren, sondern regelrecht zu zertrümmern. Denn das ist "Trash Humpers" schließlich wirklich: Eine Liebeserklärung an die Zerstörung (des Filmes).
Und insofern meine ich die folgende Wertung so positiv wie möglich; eben als eine neutrale Einordnung, weder gut noch schlecht. Nur das wird dem Film gerecht.
5 von 10 Enten.
