Disney ist längst mehr als nur Disney. Der Konzern umfasst mittlerweile Pixar, Marvel, Lucasfilm und sehr bald auch 20th Century Fox, wenn die 71,4 Mrd. $-Übernahme erst einmal abgeschlossen ist. Mit dem eigenen Streamingdienst Disney+ sagt man zudem Netflix, Amazon und Co. den Kampf an.
Ihnen bietet es die Möglichkeit, wieder Filme wie City of McFarland zu machen, sagt Alan Horn, der Vorsitzende der Walt Disney Studios. Das sei ein Beispiel für einen wundervollen Film, der Geld verloren habe. Aber Disney+ sei das perfekte Vehikel für diese Art von Film. Diese großen Filme bekommen viel Aufmerksamkeit, ob positive oder negative, erläutert Horn. Wenn sie also wie Solo - A Star Wars Story nicht funktionieren, stempeln die Medien sie als Flop ab. Disney+ sieht man nun als Chance für all die Studios, die Disney heute beherbergt, um neue Ideen auszutesten, die finanzielle oder kreative Risiken darstellen könnten. Bei Pixar und den Walt Disney Animation Studios wird schon mit den Hufen gescharrt, und Disney-CEO Bob Iger soll Disney+ zu seiner obersten Priorität erklärt haben.
Und was verspricht man sich von 20th Century Fox, abgesehen von den X-Men- und Fantastic Four-Rechten für Marvel Cinematic Universe und Mega-Marken wie James Camerons Avatar? Mit Fox könne man Filme machen, zu denen er jetzt noch Nein sage, meint Horn. Das Publikum für einen Disney-Film wisse vielleicht nicht, was es zu sehen bekommen werde, aber sehr wohl, was es nicht zu sehen bekommen werde. Es gebe bestimmte Dinge, die sie einfach nicht aufnehmen können, weil Disney eben seinen familienfreundlichen Standard pflegen muss. Ein Filmstudio mit einer so langen, großen Geschichte zu übernehmen, sei ein sehr gewagter Schritt, weiß Horn. Seine zweite Reaktion sei gewesen, sich zu fragen, wie man es in diese Firma integrieren und in der Praxis auf produktive Art und Weise zum Funktionieren bringen soll.
Die Lösung lautet: Fox weiterhin sein eigenes Ding machen lassen. Man nehme nur Bohemian Rhapsody mit seinem PG-13-Rating, meint Horn. Es sei ein Hit und ein sehr, sehr guter Film, aber auf keinen Fall hätte man ihn unter dem Disney-Label machen können, da die Charaktere Zigaretten rauchen und noch andere Dinge darin vorkommen, die nicht zum Disney-Grundsatz passen. Genauso wenig hätte man einen Film wie Argo von Warner Bros. machen können, wo ebenfalls geraucht und das F-Wort benutzt werde. Indem Fox weiter relativ eigenständig operiert und sie entsprechend gekennzeichnet werden, wären solche Filme bei Disney jedoch plötzlich möglich.