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Da Vinci’s Demons

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Da Vinci’s Demons

Review Serienstart "Da Vinci's Demons" - Reminder: Start heute beim FOX Channel

Review Serienstart "Da Vinci's Demons" - Reminder: Start heute beim FOX Channel
0 Kommentare - Mi, 17.04.2013 von S. Spichala
Abenteuer, Kostümdrama, Superheldentum, zu lösende Rätsel und Mysterien, Mord, Intrigen, Sex, visuell schillernd berauschende wie comichaft moderne Bilder - hier unsere "Da Vinci's Demons"-Review der ersten beiden Episoden.

Was kommt heraus, wenn man einen Superhelden, basierend auf einer historisch-genialen Berühmtheit, in die Renaissance in Florenz, in ein Ränkespiel von Politik versus Kirche à la Die Borgias sowie versus Wissenschaft versetzt, ihm den Intellekt eines Sherlock, das Draufgängertum und den Abenteuergeist eines Indiana Jones und eine dunkle Seite, Gerechtigkeitssinn und technische Raffinessen à la Batman verpasst? Da Vinci's Demons von Christopher Nolans Batman-Co-Autor David S. Goyer (Batman BeginsThe Dark Knight). Was für eine Mischung - und sie geht auf.

Dass die immer wieder erwähnte Referenz an Batman und das Comichafte in der Historienserie Da Vinci's Demons nicht nur ein PR-Trick ist, zeigt sich schon in der ersten Episode. Der junge Leonardo Da Vinci um die Zwanzig (Tom Riley, Dr. Monroe) ist im Grunde eine etwas wahnsinnigere und so gar nicht wohlhabende Form von Batman ohne Heldenkostüm in der Renaissance, zudem braucht er keinen Erfinder an seiner Seite wie dieser, sondern bastelt sich die technisch trickigen Waffen und Flugmobile selbst. Und verfügt zudem über ein künstlerisch begabtes Händchen.

Tom Riley als Leonardo Da Vinci in Da Vinci's Demons

Einerseits kommt Leonardo arrogant wie unser Meisterschnüffler in Sherlock daher, weil er sich nunmal als der ständig intelligenteste Mensch mit dem freiesten Geist im Raum fühlt - womit er aber auch nicht unrecht hat. Andererseits ist der junge Leonardo so dermaßen unter ständigem Dauerstrom durch sein rasches, kreativ-freies Denken und sein ungestümes Gemüt und junges Alter, dass kaum ein Ventil dieses hohe Energielevel zu kompensieren vermag und er zudem mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit wie auch Raffinesse anderen gegenüber seinen Willen durchsetzt. Entsprechend niedrig ist seine Frustrationsgrenze und daher sind aggressive Ausraster keine Seltenheit - Genie und Wahnsinn allerhöchster Güte, um den Mann ruhig zu stellen, helfen nur Drogen. Riley gelingt es von der ersten Sekunde an, die hohe Energie spüren zu lassen und das rasche Erzähltempo passt perfekt dazu. Doch ist es nie zu schnell, man kann dennoch den Geschehnissen, Verwicklungen und Intrigen prima folgen, zumal Leonardos Drogen-Visionen und Albträume das Tempo hin und wieder auch passend drosseln. Das rasche Tempo lässt natürlich noch keine Charaktertiefen ausloten, zumal erst einmal das recht große Ensemble und deren Verstrickungen grob eingeführt werden müssen.

Der Einstieg in Episode 1 von Da Vinci's Demons "The Hanged Man" - der Titel spielt auf die gleichnamige Tarotkarte an, die auch vorkommt - bringt den Zuschauer zuerst in Die Borgias-Stimmung, es geht gleich mit einem Mord unter Kirchengrößen los und kurz danach sehen wir Leonardo, der einen Akt zeichnet - und ein entsprechend nacktes junges Mädchen. Bei dieser Szene wird auch gleich klar - der sensibelste ist der Gute nicht gerade, sondern eher ein Kopfmensch, der alles um sich herum wissenschaftlich und egozentrisch betrachtet - auch Frauen. Ebenfalls schon in der ersten Folge sehen wir Da Vincis berühmte Flugmaschine, die er an seinem jungen Assistenten Nico (Eros Vlahos), fast noch ein Kind, ausprobiert - über das Risiko für Nico, ihn in die Lüfte zu jagen, wird natürlich nicht groß nachgedacht. Und auch eine Art Batman-Trauma bekommen wir sogleich präsentiert und damit auch Leonardos erstes Mysterium - seine Herkunft. Erstens kann er sich nicht an das Gesicht seiner Mutter erinnern, für jemanden mit einem fotografischen Gedächtnis schon seltsam, aber gut, er war noch ein Baby in einem Korb und die Sonne hat ihn geblendet - seine Mutter ist seit dem Tag verschollen. Zweitens fällt Leonardo zwar nicht in einen Brunnen, hat aber auch ein ihn mit Angst erfüllendes Erlebnis in einer Höhle hinter sich gebracht als Junge, an das er sich nicht hundert pro erinnern kann - aber seine blutverschmierte Hand lässt Schlimmes erahnen. Einen Vater, der der Notar des Edelmanns und Kopf der florentinischen Bank, Lorenzo De Medici (Elliot Cowan, Alexander), ist, hat er noch, doch für Leonardo als Bastardsohn ist sein Vater so gut wie nicht existent und die seltenen Begegnungen zwischen ihnen eher unerquicklich. Den Gerechtigkeitssinn eines Batman hat Leonardo ebenfalls und rettet jemanden aus einer bedrohlichen Lage, wobei er auch gleich seine fantastischen Fähigkeiten im Schwertkampf präsentiert. 

Laura Haddock als Lukrezia Donati in Da Vinci's Demons

Natürlich taucht auch schon in Episode 1 eine Frau auf, für die sich Leonardo einerseits taktisch interessiert, denn über sie versucht er an den Medici heranzukommen, um diesem seine Erfindungen im militärischen Bereich zeigen und verkaufen zu können, doch ganz kalt lässt sie ihn andererseits auch nicht, was im Verlauf zu einer florentinisch freizügig dargestellten, recht verhängnisvollen Romanze führt. Denn auch die Lady, Medicis Mätresse Lucrezia Donati (Laura Haddock, Captain America - The First Avenger), hat dunkle Geheimnisse...

 

Und schließlich gibt es natürlich auch noch einen Bösewicht, Count Girolamo Riario (Blake Ritson, Titus), ein unehelicher Abkömmling des recht lasterhaft-skrupellosen Papstes Sixtus IV. (James Faulkner) selbst, der sich als Bösewicht aber nicht empfinden würde, denn inquisitorische Foltermethoden und fiese Intrigenspiele waren damals Gang und Gäbe. Zumal was das angeht, auch der werte Medici von der politischen Seite ihm in nichts nachsteht, wenn es darum geht, seinen Willen durchzusetzen. Leonardo gerät zwischen diese Fronten, denn einerseits ist er durch seine Erfindungen für den Gottesmann verdächtig wie auch durch etwas, auf das er durch Zufall stößt und Riario begehrt, andererseits liefert er dem Medici mit seinen Erfindungen Waffen an die Hand, die diesem vielleicht auch ein bisschen zuviel Macht einräumen könnten - in den Augen von Riario auf jeden Fall. Beide besitzen allerdings etwas, dass ihre zwei Seiten einer Medaille verdeutlicht und je für sich genommen nutzlos ist. Ein Symbol der gegensätzlichen Philosophie der beiden, denn Riario will Wissen besitzen, aber nicht mit dem Volk teilen, Leonardo will es besitzen, um es mit allen zu teilen und den Geist aller zu befreien von unsinnigem Aberglauben... Lara Pulver (SherlockTrue Blood) als Clarice Orsini, Lorenzo Medicis intelligent-starke Frau, hatte noch nicht viel Screentime, doch ihr Part wird sicher in den folgenden Episoden noch eingehender behandelt.

Blake Ritson als Count Riario in Da Vinci's Demons

Der Indiana Jones-Part wird durch ein zu lösendes weiteres Mysterium eingeführt, das mit dem Mithraskult und der geheimen Bruderschaft der Söhne des Mithras zusammenhängt, auf die Leonardo durch Zufall und in Verbindung mit mystischen Visionen stößt, die daher so zufällig eigentlich nicht sind. Der Mystik- und damit auch Superheldenfaktor erhöht die Figur des Leonardo noch über die eines erfinderischen Genies und genialen Künstlers hinaus, denn seine Visionen lehren ihn, wie wir ebenfalls schon früh erfahren, dass Zeit ein zirkulärer Fluss ist und er daher Zugang zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen haben könne - und damit auch zu jedwedem Wissen zu jeder Zeit - wenn er denn die Tür dahin öffnet. Und damit ist noch etwas mehr als nur ein grenzenloser Geist gemeint. Auf die Spur des Mysteriums bringt ihn ein geheimnisvoller Türke (Alexander Siddig), ein Sohn des Mithras, und im Verlauf wird schnell klar, dass Riario der Mithraskult nicht fremd und zudem ein großer Dorn im Auge ist - dennoch interessiert er sich für das Wissen, dass sie repräsentieren. Als fiktiver Part spielt vor allem das von Riario heiß begehrte "Book of Leaves" eine große Rolle, das Leonardo noch auf eine große Abenteuerreise schicken wird, wie es scheint. Wer sich nicht zu sehr spoilern lassen will, sollte sich lieber nicht im Web über den Mithraskult schlau machen, sonst nimmt man sich trotz fiktiver Elemente die mystisch-rätselhafte Spannung um diesen Part der Serie und Leonardos Rolle dabei.

Abenteuer warten auf Leonardo Da Vinci in Da Vinci's Demons

Nicht nur die Batman-Referenz, auch der visuelle Stil hat neben dem Kostümdrama-Flair mit übrigens toller Ausstattung moderne Einschläge ins Comichafte, das betrifft einerseits manche Einstellungen und Schnittfolgen, aber vor allem die Darstellung, wie Leonardo etwas wissenschaftlich mit seinem fotografischen Gedächtnis wahrnimmt, dessen Struktur vor dem geistigen Auge erkennt, analysiert und sie dann so wie vor dem geistigen Auge gesehen zu Papier bringt - das gilt für seine künstlerischen wie wissenschaftlichen Zeichnungen gleichermaßen. Diese Sequenzen werden im Grafiknovelstil animiert dargestellt und das sieht ziemlich cool aus. Die Musik, ein Mix aus Kostümdrama-Klängen mit düster modernen, bedrohlich-schrägen Einschlägen unterstützt das Ganze hervorragend.

David S. Goyer hat mit nach eigener Aussage viel künstlerischer Freiheit vom US-Kabelsender Starz einen spannenden Mix aus Abenteuer- und Kostümdramaserie mit modernen, comichaften Zügen geschaffen, der auf historischen Begebenheiten, einem historischen Mysterienkult und der selbst mit Geheimnissen umgebenen Persönlichkeit des tatsächlichen Leonardo Da Vinci beruht. Die Erzählweise ist schnell, dicht und dennoch authentisch, der Cast macht seine Sache durch die Bank hervorragend, die Figuren sind nicht schwarz-weiß, sondern facettenreich gut wie böse zugleich, vor allem natürlich die Hauptfiguren - zu Meckern gibt es fast nichts. Zwar fällt hier und da die teilweise zu saubere CGI-Kulisse mal ins Auge, aber für eine Serie ist das Ganze ziemlich gut gemacht und die florentinische Stimmung und tolle Panoramaeinstellungen tun ihr Übriges. Episode 1 führt einen gut und spannend in die Basis der Storyline ein und wartet mit einem überraschenden Endpart auf, Episode zwei "The Serpent" führt dies gelungen weiter und macht manches in Episode 1 nur oberflächlich Angerissene klarer und führt zu einer ersten Problemlösung und einem neuen Cliffhanger. 

Wenn es nach Goyer ginge - er schrieb das Drehbuch, führte die ersten beiden Episoden Regie und wird bei Greenlight von Starz, wovon wir mal ausgehen, auch Showrunner sein - ständen uns fünf Staffeln ins Haus. Wir drücken nach solch positivem Screening-Eindruck der ersten beiden Folgen die Daumen dafür, das Potential ist enorm hitverdächtig und der Start von Da Vinci's Demons äußerst vielversprechend. Eventuell wären bei dem Mix aus Drama, Abenteuer und Kostümintrigenschlacht eher mehr angebracht, denn die Box der Pandora, die schon zu Beginn weit geöffnet wird, ist ziemlich groß.

Gestern ging Da Vinci's Demons bei Starz an den US-Start, nur fünf Tage später zieht im Pay-TV der FOX Channel mit der Deutschlandpremiere nach, also am 17. April. Dort ist Da Vinci's Demons dann immer mittwochs um 21.45 Uhr zu sehen. Ein Free-TV-Start ist noch nicht bekannt.


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