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The Idol

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Die Wahrheit wird ans Licht gezerrt

Review "The Idol" Staffel 1 Episode 3: Gefühle ändern sich

Review "The Idol" Staffel 1 Episode 3: Gefühle ändern sich
0 Kommentare - Di, 20.06.2023 von Moviejones, A. Seifferth
In "The Idol" Folge 3 wird Sam Levinsons neue HBO-Serie noch eine ganze Spur düsterer. Wir klären für euch, was Lily-Rose Depp und Abel Tesfaye auffahren und ob die Rechnung aufgeht.

Seit Ausstrahlung der ersten Folge spaltet Sam Levinsons The Idol die Gemüter. Mit zunehmender Laufzeit fragen wir uns, ob die Serie ihre überaus interessante Prämisse um ein zutiefst sexualisiertes Starsystem mit cleveren Handlungssträngen einlösen kann.

Review The Idol Episode 3: "Daybreak"

In visueller Hinsicht weiß man die Stoßrichtung dieser The Idol-Episode bereits im ersten Shot zu vermitteln: Während Jocelyn (Lily-Rose Depp) liegt, befindet sich ihr Gesicht komplett im Schatten. Die spärliche Lichtsetzung ist ausschließlich am Körper des Popstars interessiert. Damit biedert sich die Kameraarbeit und somit auch unser Blick dem Voyeurismus ihres zwielichtigen Lovers Tedros (The Weeknd) an, der sie zum hemmungslosen Shopping-Genuss verführt.

Im Angesicht des ebenso kostspieligen wie exklusiven Warenangebots einer Edel-Boutique wird klar, dass auch Jocelyn nichts weiter als ein gefälliges Gut ist, das man fetischisieren und konsumieren kann. Tedros macht das deutlich, wenn er zuvor an Jocelyn im Cabriolet Oralsex praktiziert und das Geschehen auch noch im Stile eines gefälligen Videoclips inszeniert wird.

An dieser Stelle lässt sich bereits feststellen, dass sich die schauspielerischen Bemühungen von Abel Tesfaye durchaus bemerkbar machen. Zwar wirkt sein Ausdrucksvermögen immer noch ziemlich steif, doch im Vergleich zum Auftakt findet er zusehends mehr in das Geschehen hinein. Leider ist seine Darbietung aber derart zentral angelegt, dass sein überschaubares Repertoire noch immer recht deutlich gegenüber dem von Lily-Rose Depp abfällt.

Was die eher unangenehme Stimmung angeht, fungiert Leia (Rachel Sennott) als ein Polster für das Publikum. Durch ihr Unwohlsein im Beisein des zwielichtigen Mannes, der immer mehr Einfluss auf Jocelyn ausübt, wird das Geschehen durchlässig gemacht, was eine kritische Distanz zum Geschehen gewährleistet. Demgegenüber steht der gutgläubige Plattenboss Andrew Finkelstein (Eli Roth), der sich im Handumdrehen von Chaim (Hank Azaria) abwimmeln lässt, indem er diesem von neuen Hits vorschwärmt

Fakt ist, dass die komplette Klaviatur frauenfeindlicher Verhaltensweisen ausgespielt wird, wodurch The Idol alles andere als bekömmlich daherkommt. Jocelyn muss verbale Erniedrigungen erdulden, Schläge einstecken und wird zu allem Übel auch noch durch fadenscheinige Ermutigung dazu angehalten, intime Details aus ihrer Kindheit und Jugend vor ihrem Team auszuplaudern. Besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der Idee von Creative Director Xander (Troye Sivan), der das kompromittierende Foto von Jocelyn aus Folge 1 auf dem Cover ihres neuen Albums vermarktet sehen möchte.

Wir haben es in dieser Episode von The Idol mit einer radikalen Umkehr der Machtverhältnisse zu tun, die unmittelbar das künstlerische Treiben von Jocelyn agitiert. Der Episodenplot unterstreicht eine anti-feministische Abwärtsspirale, indem die Seele einer jungen Frau durch Zuspruch, Erniedrigung und unheimlich energisches Auftreten allmählich gebrochen wird. Auf diese Weise verschieben sich allmählich die zuvor gezogenen roten Linien, die die Persönlichkeit bedingen, sodass am Ende ein willfähriges Produkt herauskommt.

Deutlich zu plakativ erscheint uns allerdings der Umstand, dass sich Jocelyn in ihrem Alltag mit einem Objekt umgibt, mit dem sie in jungen Jahren von ihrer Mutter schwer misshandelt wurde. Zu allem Übel mutet dieser Gegenstand ziemlich unversehrt an, was die Psychologisierung ihres inneren Schmerzes umso lächerlicher erscheinen lässt. Wiederum ist es aber plausibel, dass sich Tedros diesen Gegenstand ideell wie physisch einverleibt, um entsprechende Macht auf die Sängerin auszuüben und sie zu züchtigen. Derartige Methoden passen zu seinem zutiefst manipulativen Wesen und es sei gesagt, dass diese Strategie keinesfalls ein Fantasiegebilde ist, wenn man sich entsprechende Schilderungen von betroffenen Menschen vor Augen führt.

Episode 3 von The Idol endet dementsprechend damit, dass Jocelyns Gesicht halb verschattet wird und sie von Tedros mit brutalen Schlägen auf ihr Hinterteil drangsaliert wird und sie sich im Anschluss daran für seine Fürsorge bedankt. Das HBO-Format ist weiterhin keine subtile Angelegenheit, doch für uns fühlt sich all die Häme falsch an, es für die Ausstellung sexistischer Strukturen an den Pranger zu stellen. Zudem bietet Sam Levinsons Serie durchaus interessante Seitenhiebe auf die von Zahlen und Vermarktungsdruck getriebene Popmusikindustrie.

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