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The Idol

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Selbst Talentshows haben mehr Biss

Review "The Idol" Staffel 1 Episode 5: Ein Ende mit Schrecken

Review "The Idol" Staffel 1 Episode 5: Ein Ende mit Schrecken
1 Kommentar - So, 09.07.2023 von Moviejones, A. Seifferth
Nach 5 Folgen ist die Miniserie "The Idol" beendet. Wir sind über den Ausgang der Geschichte höchst ernüchtert. Warum das so ist, klären wir in unserer Besprechung des Finales.

Was war das denn für eine Farce? Das einstündige Finale von The Idol hat uns zutiefst unbefriedigt aus der Miniserie von Euphoria-Showrunner Sam Levinson entlassen. Spöttisch könnte man sagen, dass man mit dem Schlussspurt fast keinen einzigen Ton getroffen hat, um uns zu unterhalten, geschweige denn zum Nachdenken über das Gesehene anzuregen.

Review The Idol Episode 5: Jocelyn Forever

Die letzte Episode von The Idol löste einige Verwirrung bei uns aus, denn irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Handlung wesentliche Storystränge übergangen hat und wir uns plötzlich mit ganz anderen Problemen befassen müssen, als zum Schluss der vorhergehenden Folge angeteast.

Das größte Fragezeichen besteht darin, dass Jocelyn (Lily-Rose Depp) und Tedros (Abel Tesfaye) urplötzlich zutiefst zerstritten sind. Trotzdem weicht die schmierige Personalie nicht von Jocelyns Seite und sie scheint auch nicht daran interessiert, seine Anwesenheit durch Hinzuziehen der Polizei oder eines Personenschutzes zu unterbinden.

Doch sei es, wie es sei, im Finale von The Idol geht es für den daran unbeteiligten Musikproduzenten Andrew Finkelstein (Eli Roth) um die große Frage, ob Jocelyn gefestigt genug ist, um mit ihren neuen Songs auf Welttournee zu gehen. Gemeinsam mit seinem Stab, namentlich Destiny (Da’Vine Joy Randolph), Chaim (Hank Azaria) und Nikki Katz (Jane Adams) möchte sich der Boss ein Bild vom Zustand des Popstars machen und stattet ihr zu diesem Zweck einen Besuch in ihrem Anwesen ab.

Dabei hat das alteingesessene Team natürlich nicht mit Loverboy Tedros gerechnet, der ihnen eine einzigartige Show bieten möchte. Ein Großteil des Handlungsendes von The Idol dreht sich dann also um dieses Geschehen, wobei speziell Eli Roth derart wechselmütig aufspielt, dass es wirkt, als hätte er das Drehbuch für seinen Part niemals zu Gesicht bekommen und würde nun vom Rand aus Stichworte an den Kopf geworfen bekommen, denen er nachzukommen versucht.

Wir werden in Anbetracht dieser ungelenk inszenierten Passagen den Eindruck nicht los, einer billig produzierten Castingshow-Produktion beizuwohnen. Das Geschehen wird derart platt von den beteiligten Köpfen vermittelt, dass man sich stark darüber wundern muss, weshalb die sonst so treffsichere Qualitätssicherung von HBO in diesem Fall sämtliches Geschick vermissen lässt.

Ein kleiner Lichtblick von The Idol ist allerdings die durchaus respektable Qualität der einzelnen Darbietungen. Man kann zumindest nachvollziehen, dass man sich von den jungen Gesangstalenten begeistert zeigt, da die Performances einzigartig ausfallen. Endlich erhalten also auch Xander (Troye Sivan) und Izaak (Moses Sumney) ihre fünf Minuten Ruhm. Im Verlauf wird dieser durchaus wertige Eindruck sogar noch gesteigert, indem sich auch die zunächst reservierten Musikscouts mehr und mehr eingrooven. Eine unfreiwillige Komik lässt sich dennoch zu keinem einzigen Zeitpunkt des merkwürdigen Szenarios von der Hand weisen.

Hier kommen wir natürlich endlich auch zur eigenwilligen Dynamik von Jocelyn und Tedros zu sprechen, die völlig unplausibel dargeboten wird. Hier krankt es nicht nur an der Chemie, sondern auch an grundlegenden Plotdetails, die einerseits den Schluss nahelegen, dass sie sich völlig entfremdet haben und andererseits, dass sie unzertrennlich sind. Dieser Zwiespalt wird aber im Verlauf niemals thematisiert und dadurch wirkt es so, als ob man zwei völlig unabhängigen Storylines in ein und derselben Serie folgt.

Die Auflösung des Schreckensszenarios hat uns völlig vor den Kopf gestoßen und erinnerte uns aufgrund ihrer Plattheit an manchen Groschenroman, den man in der Grabbelkiste eines Discounters erstehen kann. Am Ende sitzt man fragend vor dem Bildschirm und fragt sich, was diese ganze Scharade um dieses Duo Infernale ausdrücken möchte. Um ganz ehrlich zu sein, gehen wir nicht davon aus, dass sich Abel Tesfaye und Sam Levinson beim Verfassen des Skript-Flickwerks tiefergehende Gedanken über eine mögliche Botschaft gemacht haben.

The Idol besaß das Potenzial, zu überraschen und bestehende Missstände in der Musikindustrie-Bubble ans Licht zu zerren. Was hätte sich nicht alles über die Scheinheiligkeit des Managements, dem ständigen Leistungsdruck in der Branche oder dem Hyperventilieren bei der Suche nach frischen und unverbrauchten Talenten ausdrücken lassen? Ebenso hätte man auch die Vorzüge und Nachteile der heutigen Streamingkultur adressieren können, die Musiker:innen zusehends schlechter stellt und sie zu einem erhöhten Output zwingt. Kurzum: Wir glauben an die Relevanz eines solches Formats anno 2023.

All diese interessanten Themenfelder sind in The Idol lose versammelt, doch sie kommen über den Status einer plakativen Bestandsanalyse niemals hinaus und fügen sich aufgrund des deutlich zu impulsiven Vorgehens nicht zu einem gelungenen Gesamtbild zusammen.

Fazit

Die konfuse Story um einen zwielichtigen Strippenzieher, der mit menschenverachtenden Methoden schlummerndes Talent in anderen Menschen freizusetzen weiß, ist leider absolut enttäuschend beendet worden. Dank des nicht vorhandenen Payoffs und den im Verlauf zunehmend laienhafter werdenden schauspielerischen Leistungen des Casts können wir die HBO-Miniserie The Idol nur hartgesottenen Fans von Sam Levinson empfehlen.

Erfahre mehr: #Drama, #Review, #Streaming
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1 Kommentar
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SpiderFan : : Moviejones-Fan
08.07.2023 03:33 Uhr
0
Dabei seit: 06.05.22 | Posts: 1.026 | Reviews: 0 | Hüte: 15

Ja, so ging es mir auch. Man hat sich mehr oder weniger einmal komplett im Kreis gedreht. Und auch die Sache mit den "Talenten"... Also so eine Anzahl auf einem Haufen. War für mich irgendwann auch etwas unrealistisch. 2-3 ok, geht vielleicht noch klar. Allerdings gleich 4-5? Kaufe ich nicht ab.

“You have fought long enough, Galadriel. Put up your sword.”

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