Bewertung: 4/5
Nachdem es vergangene Woche noch ruhig zuging, passiert nun das, was sich schon die ganze bisherige Staffel angedeutet hat: Der Krieg beginnt und die Drachen werden entfesselt. Es dürfte wohl die bislang actionreichste Episode in ganz House of the Dragon gewesen sein und das Warten darauf hat sich in jedem Fall gelohnt.
Kennen wir bereits große Schlachten und auch beeindruckende Drachen-Action aus der Mutterserie Game of Thrones, so muss sich diese Episode vor den anderen wahrlich nicht verstecken. Und fand der erste Kampf zwischen Drachen am Ende von Staffel 1 noch bei Nacht in den Wolken bei Sturm und Regen statt, so wird er dieses Mal bei Tageslicht in voller Pracht inszeniert. Und wie zu erwarten war, findet so ein Tanz der Drachen nicht ohne Opfer statt.
Review House of the Dragon Staffel 2 Episode 4
Bevor der Sturm entfesselt wird, geht es erst einmal noch etwas ruhiger zu. Daemon ist immer noch auf Harrenhal und wird weiter von Träumen/Visionen heimgesucht, die deutlich machen, dass er selbst sich über seine Loyalität und Gefühle gegenüber Rhaenyra nicht im Klaren ist. Erneut dürfen wir uns über einen Cameo von Milly Alcock als junge Rhaenyra freuen.
Bei seinen Wanderungen durch die Burg trifft er schließlich auf Alys Strom, von der wir nicht nur über den Fluch von Harrenhal erfahren, der in Verbindung mit abgeholzten Wehrholzbäume steht, sondern auch, dass Daemons Bett aus eben diesem Holz besteht und sie selbst fragt ihn auch, ob er des Nachts etwas Interessantes erlebt habe. Zudem gibt sie ihm einen Tank zum besseren Schlafen, doch die Inszenierung lässt zumindest vermuten, dass noch etwas anderes in diesem Trank war. Ist sie vielleicht für seine Träume verantwortlich?
Ist er wach, versucht er weiterhin eine Armee auf die Beine zu stellen. Da das Oberhaupt von Haus Tully in einer Art von Wachkoma liegt, unterhält sich Daemon mit dessen Enkel. Dieser sieht sich jedoch nicht in der Stellung, zu tun, was Daemon verlangt, da er nicht das Oberhaupt ist, solange sein Großvater noch lebt. Und Daemons Vorschlag, dem alten Tully ein Kissen aufs Gesicht zu drücken, findet wenig Gegenliebe. Da der junge Tully so nicht von Nutzen für Daemon ist, bestellt er die Schwarzhains ein, eines der beiden Häuser, die sich in der letzten Woche schon bekriegt hatten und auf Rhaenyras Seite stehen. Dessen Oberhaupt erklärt sich bereit, seine Armee unter das Banner Rhaenyras marschieren zu lassen, vorausgesetzt, Daemon und sein Drache übt Vergeltung an Haus Bracken.
In Königsmund nehmen die Spannungen derweil zu. König Aegon ist nicht erfreut darüber, über die aktuellen Pläne von seinem Rat im Unklaren gelassen zu werden. Er ist noch weniger erfreut, als er erfährt, dass Kriston sich einzig mit Aemond abspricht, aber nicht mit ihm. Aemond dagegen scheint Freude zu empfinden, seinen königlichen Bruder in die Schranken zu weisen.
Aegon will nicht einfach nur nichts tuend dasitzen. Jedoch ist es ganau das, was er tun sollte, laut seiner Mutter Alicent. Sie rät ihm dazu, auf seine Berater zu hören und zu lernen, denn die Krone alleine würde ihn nicht mit Weisheit ausstatten. Einen Rat, den Aegon nicht befolgt. Ohne jemanden zu informieren, geht er zu seinem Drachen Sonnfeuer und fliegt mit ihm zur kommenden Schlacht.
Alicent hat nach dem Gespräch mit Rhaenyra ein größeres Interesse für Geschichte und durchforstet viele Bücher, darunter auch die von ihrem verstorbenen Mann und König Viserys. Wir erfahren zwar nicht, was sie hofft darin zu finden, aber es könnte durchaus etwas mit dem zu tun haben, was sie von Rhaenyra erfahren hat. Außerdem bekommen wir mit, wie sie einen Trank erhält. Wenngleich es in der Inszenierung angedeutet wird, so werden auch Kenner von Game of Thrones sofort erkannt haben, dass es der Trank ist zur Verhinderung der Empfängnis eines Kindes.
Auf Drachenstein versuchen Rhaenys und Jacaerys in Abwesenheit von Rhaenyra den Rat im Zaum zu halten, während sie ebenfalls versuchen, Kristons Bewegung in den Flusslanden nachzuverfolgen und zu deuten. Sie wissen, dass er mit einer Armee von Burg zu Burg marschiert und seine Streitmacht dadurch auch vergrößert.
Schließlich kehrt Rhaenyra zurück und erklärt auch, wo sie war und warum. Sie muss eingestehen, dass der letzte Versuch, eine friedliche Lösung zu erreichen, gescheitert und der Krieg unausweichlich ist. Mittlerweile wissen sie auch, dass Kriston nicht nach Harrenhal marschiert, sondern zur Burg Krähenruh, die weit leichter einzunehmen ist. Allen ist klar, dass gehandelt werden muss, zumal man immer noch keine Nachricht von Daemon erhalten hat. Ein Drache muss ausgesendet werden. Jacaerys will selbst fliegen, seine Mutter verbietet es jedoch und sie selbst kann auch nicht in die Schlacht ziehen. Daraufhin meldet sich Rhaenys, wissend, dass sie die einzige logische Wahl ist und sie und ihr Drache Meleys zudem über Kampferfahrung verfügen. Rhaenyra willigt ein.
In den Flusslanden marschiert derweil Kriston mit seiner Armee von Burg zu Burg. Auffallend sind dabei die Spannungen zwischen ihm und Gawan Hohenturm, Alicents Bruder. Kriston zieht ihn nicht ins Vertrauen, was Gawan frustriert, da er Kristons Entscheidungen so nicht nachvollziehen kann. Auch nicht, warum sie Krähenruh angfreifen, was nicht weit von Drachenstein entfernt und die Wahrscheinlichkeit daher hoch ist, dass ein feindlicher Drache geschickt wird. Doch Kriston scheint dies nicht zu kümmern.
Und so lässt er seine Armee die Burg stürmen. Wie von Gawan erwartet, erscheint kurz nach dem Angriff ein feindlicher Drache: Es ist Rhaenys auf ihrem Drachen Meleys. Dieser lässt Drachenfeuer auf die Arme niederregnen. Kriston lässt darauf einen Signalpfeil los feuern: In der Nähe im Wald hält sich Aemond mit Vhagar versteckt. Kriston hatte dies alles geplant. Dann geschieht jedoch etwas, womit er nicht rechnete: Statt Vhagar erscheint plötzlich Sonnfeuer mit König Aegon. Dieser greift Rhaenys und Meleys sofort an, doch Aegon hat sich deutlich überschätzt. Die erfahrene Rhaenys hat keine große Mühe mit ihrem Angreifer und Sonnfeuer muss schwere Verletzungen hinnehmen.
Dann erscheint auch Aemond auf Vhagar. Er hat mitbekommen, dass sein Bruder überraschend auftauchte und hat sich daher extra etwas mehr Zeit gelassen. Während Sonnfeuer und Meleys ineinander umschlungen sind, nimmt Aemond keine Rücksicht und lässt den großen und mächtigen Vhagar auf beide Drachenfeuer sprühen. Während Meleys dies relativ unbeschadet übersteht, ist Sonnfeuer schwer angeschlagen. Aegon kann ihn nicht mehr kontrollieren und beide stürzen schwer verwundet über den Wald ab.
Alleine hat Rhaenys mit ihrem Drachen kaum eine Chance gegen den großen Vhagar, doch sie denkt nicht an Flucht. Sie greift an und liefert einen großen Kampf. Es gelingt Melys sogar, Vhagar ernsthaft zu verletzen und zur Landung zu zwingen. Doch auch Melys ist immer schwerer verletzt. Rhaenys hätte die Chance, noch lebend auf Melys zu entkommen, doch beide denken nicht an Flucht. Sie suchen erneut den Kampf, doch diesmal macht Vhagar kurzen Prozess mit Meleys und tötet den Drachen. Er und Rhaenys tauschen noch einen letzten Blick aus, als beide zusammen aus der Luft mitten auf die Burg stürzen. Die Königin, die es nie gab, ist tot.
Nach der Schlacht wacht Kriston auf dem Schlachtfeld auf. Alles ist verwüstet, die Drachen haben deutlich ihre Spuren hinterlassen. Er macht sich auf in den Wald, wo Aegon abgestürzt ist. Dort sieht er Aemond, wie er auf den am Boden liegenden Sonnfeuer zugeht. Und dort liegt auch Aegon, Tod oder Lebend, man kann es nicht sagen.
Fazit
Das war eine tolle Episode mit vielleicht der besten Drachen-Action, die wir je gesehen haben. Zum ersten Mal bekommen wir vor Augen geführt, was es wirklich heißt, einen Krieg mit Drachen auf beiden Seiten zu führen. Und warum das Ganze später auch als Tanz der Drachen bezeichnet wird.
Das Ganze wird umso tragischer, bedenkt man die jeweiligen Szenen von Rhaenys und Aegon mit ihren Drachen, kurz bevor sie in die Schlacht geflogen sind. Wir sehen die enge Bindung der Drachen zu ihren Reitern. Es war geradezu süß, wie Sonnfeuer Aegon anstupste. Diese beiden Szenen sagten jedoch auch viel über die Charaktere aus. Bei Rhaenys schienen sich beide, Drache und Reiterin, im Klaren darüber zu sein, dass sie in den Kampf fliegen und dass es womöglich ihr letzter gemeinsamer Ritt werden könnte. Sie beide entschieden sich dazu, was sich auch anschließend im Kampf widerspiegelte und in diesem letzten Blick zwischen beiden endete. Bei Aegon sieht es anders aus, Sonnfeuer schien sich einfach zu freuen, mit seinem Reiter mal wieder zu fliegen. Doch Aegon flog ihn direkt in einen Kampf hinein, auf den beide nicht vorbereitet waren. Aegons Verhalten macht umso wütender, aufgrund der Art, wie Sonnfeuer ihn mit dem Stupser begrüßte. Aegon hat nicht nur sein Leben riskiert, sondern auch das seines Drachens.
Rhaenys ist in dem Kampf gestorben. Auch wenn wir ihre Leiche nicht sehen, wurde dies deutlich und ist inzwischen auch bestätigt. Ihr Tod wird schwer wiegen und ihr Charakter in der Serie sehr vermisst werden. Sie war nicht nur die Königin, die es nie gab, sie war auch die Königin, die es hätte geben müssen.
Doch was ist mit Aegon und Sonnfeuer? Über ihr Schicksal lässt uns die Folge noch im Unklaren. Doch es ist davon auszugehen, dass zumindest Aegon überlebt, alleine schon, weil dies dramaturgisch wesentlich interessanter wäre. Spannend wird auch das weitere Verhältnis zwischen ihm und Aemond. Es wurde wohl deutlich, dass Aemond versucht hat, seinen Bruder zu töten. Und auch am Ende ging er mit gezogenem Schwert auf den am Boden liegenden Aegon zu, bis Kriston erschien und er das Schwert wieder wegsteckte.
Spannend bleibt es auch in Sachen Daemon. Haben seine Träume etwas mit seinem Targaryen-Blut zu tun, von denen wir wissen, dass sie solche Träume haben können? Oder liegt doch ein Zusammenhang mit den Wehrholzbäumen vor, wie jetzt angedeutet? Und wohin soll dies führen? Hat Alys Strom hier vielleicht ihre Finger im Spiel? Doch was ist ihr Ziel?
Spannungen gibt es auch auf Drachenstein. Jacaerys war bislang ein treuer Sohn, doch langsam lernt er, seine eigene Meinung auch gegenüber seiner Mutter auszusprechen, was für leichte Spannungen sorgt. Rhaenyra bemerkt dies und entscheidet sich endlich dazu, ihm vom Lied von Eis und Feuer zu berichten.
Spätestens mit dieser Folge kommt so richtig, verzeiht das Wortspiel, Feuer in House of the Dragon. Der Krieg hat begonnen und auch der Krieg untereinander wird weiter lodern, vor allem in Königsmund. Die Zeit der ruhigen Folgen dürfte erst einmal vorbei sein, was auch die Vorschau auf kommende Woche andeutet.