Bewertung: 4.5 / 5
„Greenland“ habe ich mir heute im Cinemaxx Bielefeld angesehen, im umgebauten Kinosaal, in dem sich nun nur noch sogenannte „Recliner-Sitze“ befinden, allerdings zum normalen (Corona-) Preis von nur 10 €. Die Sitze sind extrem gemütlich und lassen sich verstellen. Man kann die Beinstütze hochfahren und dabei die Rückenlehen etwas nach hinten neigen. Man hat einen kleinen Tisch zum Ablegen der Leckereien mit Getränkehalter. Man hat genug Platz num Nachbarplatz. Der Saal bietet insgesamt 112 Plätze, von denen coronabedingt nur etwa 80 Plätze verkauft werden können, immer mit einer entsprechenden Lücke zwischen den Sitzen. Das Kino war voll ausgebucht, es waren um die 80 Leute im Kino, was mich extrem erfreut hat, insbesondere bei einem solchen Film! Die Stimmung war super, jeder war mucksmäuschenstill und niemand hat auch nur einmal sein Handy eingeschaltet. Super, Leute! DAS ist Kinogenuss!
Nun zum Film (ohne Spoiler!)
Trailer zu Greenland
Greenland ist ein Katastrophenfilm über einen Meteoriten, der auf die Erde zu stürzen droht. Die eigentliche Handlung des Films ist, wie so häufig üblich, die Darstellung des Überlebenskampfes einer Familie. Soweit zum üblichen Standard des Genres. Doch Greenland setzt den Fokus nicht auf die Show-Werte, die Zerstörung und den Bombast, sondern vielmehr auf die Familie, die Menschlichkeit, die Dramatik, die Verzweiflung der Menschen und dessen, was Menschen bereit sind, zu tun, um zu überleben. Diese Art der Darstellung hebt Greenland deutlich von anderen Genrevertretern ab, macht ihn aber auch deutlich tragischer und endgültiger.
Schauspieler / Dialoge / Handlungsweisen und Logik
Gerard Butler und Morena Baccarin sind die beiden Hauptdarsteller des Films, und ihre Darstellung ist hervorragend und glaubwürdig. Ich merke den beiden jederzeit in den jeweiligen Situationen ihre Gefühlslage an, ob Verzweiflung, Freude, Erleichterung oder Angst. Auch klasse finde ich, dass in diesem Film die Hauptcharaktere so agieren, wie ich es selbst in den Sitautionen tun würde. Niemals handeln sie unglaubwürdig oder dumm, sondern immer ihrer Situation angemessen und nachvollziehbar. Bei der Logik gibt es nichts zu beanstanden.
CGI-Animationen / Visuelle Darstellung
Hier gibt es nichts zu bemängeln. Die wenigen Szenen, in denen mal Meteoriten auf die Erde fallen, sind visuell toll in Szene gesetzt. Der Fokus des Films liegt aber viel mehr auf der menschlichen Ebene, aber auch hier kommt die gute visuelle Darstellung zur Geltung.
Kamera / Szenenbilder / Schnitt
Die Kameratechnik ist mir weder extrem positiv noch negativ aufgefallen, mir jedenfalls hat das Szenenbild immer gut gefallen. Auch die Schnitte sind gut gesetzt, denn die Handlung ist sehr strikt und fühlt sich wie ein Überlebens-Roadmovie an. Es wird nicht zu häufig geschnitten und man kann der Handlung wunderbar folgen.
Musik
Die Musik unterstützt die Dramatik und Handlung des Films absolut hervorragend und verstärkt die Gefühlslage enorm. Sie passt immer perfekt zum jeweiligen Geschehen, drängt sich aber niemals zu sehr in den Vordergrund und erinnert mich stark an den Score eines Interstellar, keinerlei Gesang, sondern nur atmosphärische Instrumental-Musik.
Ton
Die Tonabmischung von Greenland ist eine Wucht, sowohl vom Klangbild, von der Abmischung, der Räumlichkeit oder vom Druck her. Die Stimmen sind immer klar und sauber zu verstehen, die Musik dängt sich niemals in den Vordergrund, aber ist dennoch immer präsent, ohne auch nur einmal zu stören. Die Actionszenen sind ebenfalls ein audiophiler Genuss.
Fazit
Greenland ist ein Katastrophenfilm der besonderen Art. Hier stimmt für mich einfach alles, die Dramatik, die (Un-)Menschlichkeit, die Verzweiflung, die Musik, die Tonabmischung, die Darstellung der Katastrophe und die schauspielerische Kunst von Gerard Butler und Morena Baccarin. Der Film ist derart intensiv und mitreißend, dass ich zeitweise völlig vergessen habe, dass ich mich nur im Kino befinde. Oftmals hatte ich das Gefühl, die Katastrophe live mitzuerleben. Mein Herz klopfte, mir kamen die Tränen und ich wollte, dass alles nur ein Traum ist. Was für ein Trip! Für mich wohl der beste Katastrophenfilm seit „Armageddon“, allerdings weniger auf Bombast und mehr auf die Dramatik und Menschlichkeit getrimmt. Am liebsten würde ich morgen direkt nochmal ins Kino gehen! DAS ist Kino, wie wir es momentan brauchen und wollen!
Leute, geht ins Kino und lasst euch dieses Erlebnis nicht entgehen!
9/10 Punkte (mit Hang zur vollen Punktzahl!) – Hoher Wiederschauwert