Dawn of the Dead (2004) entstand in einer Konstellation, die rückblickend erstaunlich klar zeigt, wie sich zwei sehr unterschiedliche Filmemacher gegenseitig binspirieren. Lange bevor Zack Snyder für das Projekt verpflichtet wurde, hatte James Gunn bereits begonnen, das Remake von Romeros Klassiker zu gestalten. Die Produzenten hatten ihn ausgewählt, weil sie eine moderne, härtere und schnellere Neuinterpretation wollten, ohne nostalgische Bindung an die Struktur des Originals. Gunn schrieb frei, entwickelte neue Figuren und konzentrierte sich auf ein Szenario, das nicht nur horrororientiert war, sondern auch soziale Dynamiken und moralische Neuorientierungen im Angesicht der Apokalypse verhandelte.
Als Gunns Skript stand, kam Snyder ins Spiel. Für ihn war Dawn of the Dead eine Chance, sich als Regisseur zu positionieren, der das Genre ernst nimmt, es gleichzeitig aber mit einer unverwechselbaren Bildsprache auflädt. Snyder erkannte sofort das Potenzial des Drehbuchs: klar strukturiert, temporeich, voller prägnanter Setpieces. Er sah darin eine Vorlage, die ihm erlaubte, seine visuelle Handschrift – harte Kontraste, dynamische Kamera, brachiale Action – erstmals konsequent umzusetzen.
Gunn lieferte die erzählerische Grundlage und definierte Ton und Rhythmus der Geschichte. Snyder formte daraus ein audiovisuell dominantes Werk, das dem Drehbuch Gewicht und Intensität verlieh. Dass der Film zu einem internationalen Erfolg wurde, der das Zombiegenre im Mainstream erneuerte, ist genau diesem Zusammenspiel geschuldet.
Dass ausgerechnet dieses gemeinsame Projekt heute oft übersehen wird, liegt an den verhärteten Fanlagern, die Snyder und Gunn gern gegeneinander ausspielen. Die einen skandieren Pathos, Ernst und visuelle Schwere; die anderen feiern ironische Leichtigkeit und erzählerische Spielfreude. In der Realität existieren diese Fronten jedoch nur in der Wahrnehmung der Fans. Snyder und Gunn selbst haben nie einen Bruch angedeutet – im Gegenteil. In Interviews bezeichnen sie sich gegenseitig als Freunde, loben die Arbeit des jeweils anderen und pflegen bis heute Kontakt. Gunn hat öffentlich betont, dass er Snyder schätzt; Snyder wiederum äußerte sich mehrfach unterstützend zu Gunns Projekten.
Dawn of the Dead zeigt damit exemplarisch, wie eng ihre künstlerische Frühphase verflochten war: Gunn schrieb ein Fundament, Snyder baute darauf ein Werk, das beide karrieretechnisch voranbrachte. Dieses gemeinsame Kapitel widerspricht dem Mythos der gegeneinander positionierten Regisseure.
Vielleicht wird es diese Kombination ja noch einmal geben? Vielleicht schreibt Gunn ja nochmal ein Drehbuch für Snyder in seinem neuen DCU? Ein reizvoller Gedanke, oder nicht?
