mit Vanessa Kirby, Joaquin Phoenix, Ben Miles
Kinoversion
Leider kaum Existenzberechtigung.
Über Napoleons Aufstieg und seine Herrschaft erfährt man kaum etwas, über Napoleon als Feldherr auch nicht so viel, die Kinoversion reißt Abschnitte und Kapitel seiner politischen und militärischen Karriere oftmals nur an und springt dann weiter. Am besten gelingt Napoleons Charakterisierung wohl in einer kurzen, symbolträchtigen Szene, in der er sich während des Ägyptenfeldzuges in Angesicht zu Angesicht mit einer Pharaonenmumie befindet.
Letztendlich bleibt nur der Fokus auf Napoleons turbulente Beziehung zu seiner Ehefrau und späteren Ex-Frau Josephine sowie die zu seiner Mutter als Muttersöhnchen, aber diese Beziehungen interessieren eigentlich auch nur, weil es sich hier um Napoleon dreht. Im Kern handelt es sich lediglich ein durchschnittliches Beziehungsdrama.
Überraschenderweise ist der Film durchzogen von diversen humoristischen Elementen, speziell in der Beziehung zwischen Napoleon und Josephine, und erinnert dahingehend erfreulicherweise an "House of Gucci". Diesem Ansatz verschreibt sich Scott hier allerdings nicht, "Napoleon" soll zugleich auch ein Drama und ernsthaftes Schlachtenepos sein, es wirkt unrund.
Heraussticht vor Allem die eindrucksvoll in Szene gesetzte Schlacht von Austerlitz, ferner noch der verheerende Russlandfeldzug und zum Schluss die endgültige Niederlage bei Waterloo.
Director´s Cut
Länger, aber nicht wirklich besser.
Runder? Da ist jetzt die Frage, wie man das definiert. Die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine wird vertieft, was ihrer Geschichte definitiv zum Vorteil gereicht. Die historische Chronologie wird ebenfalls weiter ausgebaut, nur reichen eben auch 205 Minuten längst nicht aus, um die Gesamtgeschichte vernünftig zu erzählen, ich bin mir nicht sicher, ob Scott hier noch weitere Kapitel eingefügt hat, das Jahreszahl- und Ereignisspringen hat jedenfalls weiterhin Bestand. Napoleon bleibt als Charakter - als Feldherr, Herrscher und Politiker - seltsam unnahbar und wenig verständlich. Und nicht zuletzt ändert der DC nichts an der Tatsache, dass es sich in meinen Augen um zwei tonal völlig verschiedene Geschichten handelt, die sich gegenseitig beißen. Auf der einen Seite das dramatische Historienkriegsepos, auf der anderen Seite die humorvolle Beziehungs- und Herrscherhof-Farce, letzere geht in dem 205-Minuten-Epos mehr oder weniger unter und verlangt finde ich auch ein flotteres Erzähltempo.
Wem bereits die Kinofassung gefiel, wird mit dem DC seinen Spaß haben. Wer aber bereits mit der Kinofassung nichts anfangen konnte, wird wahrscheinlich auch an dem DC keine Freude haben.