Als Ex-Soldat Freddie den charismatischen Lancaster Dodd kennenlernt, ändert sich sein Leben schlagartig. Bisher ertränkte der heimgekehrte Kriegsveteran seine innere Leere mit Alkohol und Frauen, aber durch Dodd findet Freddie wieder Halt im Leben: Der selbsternannte Philosoph hat eine eigene Glaubensgemeinschaft gegründet und wird von seinen Anhängern nur "The Master" genannt. Der labile Freddie ist fasziniert von seinen Lehren und steigt zu Dodds rechter Hand auf - scharf beobachtet von dessen berechnender und eiskalter Frau Peggy. Doch bald entstehen bei Freddie Zweifel an den totalitären Methoden des "Masters". Aber Dodd wird seinen Schützling nicht so einfach gehen lassen - Zwischen Meister und Jünger entbrennt ein gefährliches Machtspiel.
@MB80, eli4s
Der Vulture-Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke, aber ich würde definitiv zustimmen, dass in "The Master" sehr viel drinsteckt. So viele spannende Inspirationen, wie Paul Thomas Anderson für den Film hatte (u.A. Scientology-Gründer L. Ron Hubbard, frühere Entwürfe seines "There Will Be Blood", John Hustons "Let There Be Light", Anekdoten von Jason Robarts über dessen Dienst als Navy-Soldat im Krieg), so viele Lesarten bietet der Film auch an.
Die Geschichte eines körperlich und geistig vom Krieg gebrochenen Veteranen, der in der Nachkriegsgesellschaft keinen Halt mehr im Leben findet. Die Offenlegung der Mechanismen von Kult und (Ver)Führung, die Abhängigkeit des Meisters von seinem Diener, während sich der Diener emanzipieren kann. Die Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, die nicht in der Lage sind, ihre Gefühle füreinander offen auszudrücken. Auf universeller Ebene der ewige Konflikt der menschlichen Existenz zwischen animalischem Trieb, Freiheit und Unordnung (Phoenix) und Ideal, Kontrolle, Ordnung und Sicherheit (Hoffman).
Auf Letterboxd und Moviepilot finden sich auch einige gute Analysen des Films.
Ich bin im Philosophischen leider nicht so bewandert, aber wenn einem das erstmal bewusst ist, ist es schon offensichtlich, wie viel Sigmund Freud (Es, Ich, Über-Ich) sich in "The Master" wiederfindet^^ Ebenso Hegels Herrschaft und Knechtschaft.
Joaquin Phoenix´ Freddie Quell lässt sich spannenderweise als Vorläufer seines Arthur Flecks betrachten, und was Philip Seymour Hoffman als Kultführer Lancaster Dodd auf die Leinwand bringt, ist absolut brachial und gewaltig.
Vorsichtige 8-8,5 von 10 Punkten mit klarer Tendenz nach oben.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Heute mal wieder ein Film von Paul Thomas Anderson. Dieses mal habe ich mich für The Master entschieden. Vorweg muss ich sagen, dass ich überhaupt keine Ahnung von diesem Film hatte.
Tatsächlich hat mich die Thematik auch nur sehr wenig angesprochen. Zudem finde ich Joaquin Phoenix inzwischen ein bisschen nervig. Trotzdem hat The Master eine ansich interessante Thematik aufgezogen und diese wurde filmisch gut eingefangen. Zudem ist Philip Seymour Hoffman immer wieder wunderbar. Weil mich die Grundthematik aber nur bedingt angesprochen hat, kann ich dem Film nüchtern keine große Wertung geben. Könnte mir vorstellen, dass man beim mehrmaligen Sehen das eine oder andere entdecken könnte, auch in Bezug auf eine Reinkanation oder ähnliches.
Ein interessantes Werk, aber andere Beiträge von PTA gefielen mir bisweilen deutlich besser.
Meine Bewertung
Mb80
Interessante Perspektiven.
Ich finde, du hast eine nachvollziehbare Wahl getroffen. Wie die meisten von PTA wird The Master noch besser beim erneuten Schauen, finde ich. Andersons filmische Reife ist sehr beeindruckend. Gehört meiner Meinung nach mittlerweile zu den ganz großen.
Einfach mal so aus spontaner Unsicherheit habe ich mir gestern nochmal meine Wahl für den besten Film des letzten Jahrzehntes angesehen. Und, große Erleichterung, er ist in meinen Augen weiter eine würdige Wahl. Kurz überlegt, ob ich eine Kritik schreiben soll, aber dann festgestellt dass ich mir dafür wohl drei Tage frei nehmen müsste, um diesem komplexen Werk gerecht zu werden.
Also warum sich anstrengen, wenn das andere schon gemacht haben. Hier ist eine wirklich gute Zusammenfassung/Analyse über ein paar Herangehensweisen an den Film. Auf die Idee, das ganze wäre eine Metapher auf die Kulte um Diktatoren des 2. Weltkrieges, bin ich übrigens auch gekommen ;)
What Is The Master Really About?: Five Interpretations
Meine Bewertung"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."