
Der Film über Boxpionierin Christy Martin wollte nicht nur sportliche Erfolge zeigen, sondern vor allem die persönlichen Kämpfe nachvollziehbar machen, die ihr Leben geprägt haben.
Schon vor dem Kinostart lasteten hohe Erwartungen auf Christy. Biopics über Sportlerinnen sind selten, deshalb rückte das Projekt früh in den Mittelpunkt. Als das Drama schließlich Ende Oktober in Nordamerika anlief, folgte allerdings schnell die Ernüchterung: 1,3 Millionen Dollar am ersten Wochenende bei einem Budget von 15 Millionen - ein Wert, der deutlich unter den ohnehin schon vorsichtigen Prognosen lag und dem Film schon zu Beginn das Etikett „Flop“ einbrachte.
Dabei schien Christy in vielen Punkten gut positioniert. Das Biopic setzt auf ein intensives Porträt, das sowohl die Kämpfe im Ring als auch die Gewalt beleuchtet, die Martin über Jahre in ihrem privaten Umfeld ertragen musste. Sydney Sweeney, seit Euphoria und Reality als Darstellerin mit emotionaler Spannweite etabliert, übernimmt die Hauptrolle und führt durch einen Film, der bewusst auf typische Sportfilm-Muster verzichtet. Statt Triumphgeschichten stehen die Abgründe einer Frau im Zentrum, die sich aus einer toxischen Beziehung befreite und später zu einer wichtigen Stimme für Betroffene häuslicher Gewalt wurde.
Trotz dieser ambitionierten Ansätze zeichnete sich bereits am Freitag des Startwochenendes ab, dass Christy nur sehr geringe Zugkraft entwickeln würde. Weder die Marketingkampagne noch Sweeneys Starpräsenz konnten ein breites Publikum ins Kino ziehen. Die Konkurrenz spielte zwar eine Rolle, reichte jedoch nicht aus, um das schwache Ergebnis allein zu erklären. Auffällig war vielmehr, wie schnell die öffentliche Diskussion sich von den Qualitäten des Films löste und sich auf zwei Punkte konzentrierte: Die enttäuschenden Zahlen und die Besetzungsfrage.
Die Diskussion um die Besetzung hatte bereits vor dem Start an Fahrt aufgenommen und verlagerte sich zunehmend in die sozialen Medien. Dort ging es weniger um Christy Martins tatsächliche Lebensgeschichte als darum, ob Sweeneys Erscheinungsbild zu einer Athletin passt, die in den 1990ern die Frauenboxszene prägte. Auch der Trailer, der die melodramatischen Elemente stärker in den Vordergrund rückte, trug dazu bei, dass viele Zuschauer unsicher blieben, welchen Ton und welche Schwerpunktsetzung der fertige Film letztlich verfolgen würde.
Jetzt meldet sich Christy Martin selbst zu Wort und verteidigt Sweeneys Darstellung als respektvoll, sorgfältig vorbereitet und emotional überzeugend. Martin betont, dass der Film keine dokumentarische Rekonstruktion sein wolle, sondern ihre innere Wahrheit einfange - die Belastungen, Erfolge und Brüche, die ihr Leben geprägt haben. Besonders lobt sie Sweeneys intensives Training und die enge Zusammenarbeit während der Vorbereitung, die den Charakter authentisch werden ließ.
Christy Martin speaks out against attacks on Sydney Sweeney after their movie, "Christy," struggled at the box office: "Syd not only worked her ass off for this film, she worked her ass off for me. For my story."https://t.co/R0zKlQZCgk
— Variety (@Variety) November 14, 2025
In gewisser Weise erinnert Christy an Dwayne Johnsons The Smashing Machine, ein weiteres Sportbiopic, das trotz Starpower, solider Inszenierung und positiver Resonanz auf Festivals und von Kritikern an den Kinokassen scheiterte. Beide Filme zeigen, dass die Kombination aus vergleichsweise hohem Budget, bekannter Hauptrolle und intensiver Storyline keinen garantierten Kinoerfolg sicherstellt - und dass Publikumserwartungen bei Sportlerbiografien schwer kalkulierbar sind.
Christy wird finanziell kaum noch Boden gutmachen und wirft folgende Fragen auf: Welche Erwartungen hat das Publikum an Sportlerbiografien? Braucht ein Film wie dieser mehr erzählerisches Spektakel, eine aggressivere Vermarktung - oder schlicht Geduld, um abseits des Mainstreams im Laufe der Zeit die nötige Resonanz zu erzielen?
Derzeit ist noch kein deutscher Kinostart bekannt, wer sich aber schon einen Eindruck vom Film verschaffen möchte, findet den Trailer hier.
