![Maria Maria](https://www.moviejones.de/bilder/filme/xlarge/51128_xl.jpg)
Bewertung: 3.5 / 5
„Ich wurde auserwählt, der Welt ein Geschenk zu überbringen. Das größte Geschenk, das ihr je gemacht wurde. Ihr mögt glauben, dass ihr meine Geschichte kennt. Aber glaubt mir: Ihr kennt sie nicht.“
Mit diesen eindringlichen Worten eröffnet Maria. Die Netflix-Produktion wagt sich an eine andere Perspektive: Nicht das göttliche Kind steht im Mittelpunkt, sondern die junge Frau, die es zur Welt bringt.
Regisseur D.J. Caruso (Disturbia, Ich bin Nummer Vier) lenkt den Blick auf die Teenagerjahre Marias, eine Phase, die von Herausforderungen, Selbstfindung und unvorstellbaren Erwartungen geprägt ist. Verkörpert wird sie von der israelischen Schauspielerin Noa Cohen, die mit Authentizität und Feingefühl überzeugt. Ihre Maria wirkt einerseits verletzlich, andererseits selbstbewusst und bestimmt. Und vor allem lässt sie ihre Maria sympathisch und erhaben wirken und das ist letztlich das Entscheidende bei diesem Film.
Trailer zu Maria
Die Geschichte beginnt bei Marias Eltern, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt, bis sie das Versprechen ablegen, ihr Kind Gott zu widmen. So lebt Maria eine Zeitlang im Tempel, wo sie nicht nur mit den strengen Regeln der Hohepriester, sondern auch mit ihrer eigenen Bestimmung ringt. Schon hier zeigt sich ihre rebellische, zugleich aber gütige Natur. Alle spüren, dass sie etwas Besonderes ist.
Anthony Hopkins gibt dem tyrannischen König Herodes eine düstere Tiefe. Mit kaltem Charisma und narzisstischer Überheblichkeit füllt er die Rolle aus und hinterlässt in jeder Szene eine bleibende Wirkung. Zunehmend wahnhaft besessen von der Idee, die Geburt eines "Messias" verhindern zu wollen, am Ende etwas zu theatralisch. Andererseits gibt er damit eine mögliche Erklärung für das Verhalten des biblischen Herodes.
Die Beziehung zwischen Maria und Joseph (Ido Tako) entwickelt sich rasant, vielleicht etwas zu schnell. Joseph verliebt sich auf den ersten Blick und überzeugt Marias Eltern mit der Überzeugung, ihre Verbindung sei vorbestimmt. Während Maria zunächst Widerstand zeigt, sorgt ein Gespräch mit ihrer Mutter schnell für eine Wendung. Die Romanze zwischen Maria und Joseph bleibt skizzenhaft und hätte mehr Tiefe verdient, um wirklich zu berühren, hier wollte man wohl doch keine religiösen Gefühle verletzen. Joseph selbst rückt im Verlauf des Films immer mehr in den Vordergrund und entwickelt sich schließlich zu mehr als nur einem Nebencharakter. Die beiden harmonieren zusehend mehr und am Ende wirkt die Verbindung der beiden glaubhaft.
Inszenatorisch setzt Caruso auf moderne Erzählmittel und lässt den Film oft gut aussehen. Maria erzählt die Entstehungsgeschichte einer Heldin, deren Bestimmung nach und nach sichtbar wird. Diese Interpretation gibt der biblischen Erzählung eine frische Note, könnte jedoch Puristen irritieren. Die Action ist zurückhaltend, am Ende aber auch überraschend intensiv. Dennoch steht die emotionale Entwicklung der Figuren jederzeit klar im Vordergrund.
Caruso vermeidet so viel Kitsch wie möglich, der Engel kommt ohne Flügel aus, der Stall mit seiner nüchternen, ungeschönten Atmosphäre ist ohne jede Dekoration und auch das Baby Jesu ist einfach nur ein niedliches Baby. Ob Maria theologisch korrekt ist, das können Theologen diskutieren, doch Caruso und Netflix geht es nicht um Bibeltreue, sondern um die moderne Neuinterpretation einer Ikone. Dabei gelingt es dem Film, mit klaren Bildern, straffer Handlung und emotionaler Dichte zu überzeugen.
Fazit
Maria ist keine epische Erfahrung, aber ein sehenswerter Beitrag zur Weihnachtszeit. Er erzählt eine vertraute Geschichte auf neue Weise und hinterlässt das Publikum mit dem Wunsch, mehr über diese sympathische Maria zu erfahren. Denn ihr und Joseph würde man gerne dabei zuzusehen, wie sie die erste Zeit mit ihrem Kind meistern.
![Bewertung des Films Bewertung des Films](https://www.moviejones.de/bilder/bewertung/7-10.png)