Kritik: Der Leuchtturm von MB80

Eli4s und MB80:

So jetzt doch schon gesehen, nach eurer beiden Überzeugungsarbeit. Irgendwie schwer in Worte zu fassen:

Roman Polanskis Mieter trifft In der Tat Kubrick, trifft Brokeback Mountain trifft bis das Blut gefriert.

Sehr professioneller und intensiver (inszeniert und gespielt) kammerspielartiger Film der durchaus sehr viele Lesarten zulässt und durch seine unbestreitbaren Qualitäten sicherlich zu recht in einige Bestenlisten Einzug hält.

Und er wird immer dann richtig geil, wenn er mal die Subtilität links liegen lässt.

Dennoch, da das ja jetzt nicht unbedingt mein Genre ist, konnte ich dem Ganzen jetzt nicht viel abgewinnen. Da gibt es ganz wenige "Horrorfilme", die ich mehrmals sichten würde (Shining, ATale of 2 Sisters, Zombie 2 zB), Leuchtturm gehört da nicht dazu.

Gibt trotzdem sehr gute 8 Punkte, da er in seinem Genre wirklich sogar für mich gut ist.

Und ja, unbedingt im Original schauen.

Hätte ich ein Review geschrieben, wäre mein Titel wie folgt gewesen: das 11. Gebot: Du sollst keine Möwe töten.

Mobydick:

Hey, cool dass du dir den echt noch gegeben hast, und sogar was damit anfangen konntest. Ich bin echt mal gespannt, wie man die derzeitige A24 Horrorwelle in 10-20 Jahren so bewertet, ich zumindest bin ja sehr angetan.

Werde übrigens noch versuchen, mir die Gusmaos die Woche zu geben...

MB80:

Sehr cool, freue mich dann mal auf deine Rückmeldung

MobyDick:

Jo, Sonntag sollte es soweit sein... Dann reden wir hier mal wieder über Filme und nicht nur "Audiovisuelle Effektstimulation"

@ MB80 @ eli4s

Hab inzwischen beide Eggers-Werke gesehen und dachte ich kaper mal den Kommentarbereich hier dafür, da ihr hier ja schon eure Gedanken geteilt habt.

Also beide haben mir sehr gut gefallen, wobei ich es bei "The Witch" besser gefunden hätte, wenn er nicht so eindeutig herausgestellt hätte, welchen Ursprung die merkwürdigen Vorfälle haben, gerade bei dem Thema religiöser Verblendung hätte sich hier durchaus auch eine ambivalentere Vorgehensweise angeboten.

Daher fand ich "The Lighthouse" im direkten Vergleich nen Tick stärker, weil hier eben durchaus die Frage offen bleibt, inwiefern das alles wirklich so passiert.

Handwerklich sind beide fantastisch, insbesondere Sounddesign und Kamera, man kann sich schon auf Eggers nächsten Beitrag freuen.

PaulLeger

Handwerklich sind beide fantastisch, insbesondere Sounddesign und Kamera, man kann sich schon auf Eggers nächsten Beitrag freuen.

Absolut fantastisch. Eggers ist vielleicht der aufregendste "Newcomer" überhaupt gerade.
Habe schon einige Interviews gesehen und er scheint fanatisch von Detailgenauigkeit besessen, betreibt unendlich viel Recherche und hat eine sehr klare Vision. Bei "The Lighthouse" erzählt er/die Schauspieler, wie genau alles im Voraus ausgearbeitet wurde, auch weil man die Sets schon so genau im Kopf hatte, dass man beim Dreh eigentlich gar nicht lang ausprobieren musste, sondern es genau so gedreht hat, wie vorher geplant, mit wenig Takes, kaum bis keine Improvisation, keine Reshoots. Er redet zum Beispiel auch, wie er Budgets abwägt und lieber den ganzen Film kleiner aufzieht, dafür aber die Details alle korrekt hinbekommt. Finde es in beiden Filmen sehr beeindruckend, wie er die Atmosphäre und die Sets hinbekommt.

Inwiefern fandest du "The Witch" so eindeutig? Fand ich jetzt irgendwie nicht, soweit ich mich erinnere. Habe ihn aber auch seit dem Kinobesuch nicht nochmal gesehen.

PaulLeger, eli4s:

Cool, dass du die nachgeholt hast, und ja, der Eggers ist einer der interessanteren Regisseure gerade. Muss ein ziemlicher Geek sein, der sich ziemlich viel über Folklore und Legenden an der Ostküste angelesen hat. Ich persönlich tendiere gerade auch dazu, dass "Leuchtturm" der latent bessere Film ist, gerade wegen dieser großen Ambivalenz. Müsste den mir aber nochmal in Ruhe ansehen, seit dem Kinogang waren doch einige Filme wieder dazwischen.

Das neue Projekt von ihm heißt übrigens "The Northman" und soll ein "Viking revenge film" sein. An Bord (hehe...): Nicole Kidman, Alexander Skarsgård, Anya Taylor-Joy, Bill Skarsgård und Willem Dafoe, mit Taylor-Joy und dem Dafoe scheint der schonmal zwei "Regulars" gefunden zu haben. Liegt gerade wegen Corona in Quarantäne, aber meine Erwartungen sind natürlich hoch.

Hype!!

@ eli4s

Eindeutig nur dahingehend, dass schnell klar wird, dass es tatsächlich eine Hexe gibt. Man hätte das ja auch offen lassen können, ob die sich das in ihrem religiösen Wahn nur einbilden. Aber das ist meine persönliche Präferenz, Eggers wollte auf was anderes hinaus und das hat ja auch sehr gut funktioniert.

@ MB80

Ich muss bei den ersten beiden Namen direkt an meinen Lieblingsdänen denken.^^ Und mit Taylor-Joy und Dafoe als Stammdarstellern macht man auch schon mal nix falsch. Jep, klingt vielversprechend.