
Bewertung: 4 / 5
Filme, die auf wirklichen Begebenheiten fußen, können manchmal absichtlich oder auch komplett unwillkürlich äußerst aktuell werden. So sehr, dass es dem ein oder anderen dann sogar ein wenig unheimlich vorkommt, wenn sich Kino und Realität überschneiden. So dürfte es erst kürzlich einigen Kinobesuchern des im vergangenen November erschienenen Konklave ergangen sein, als am Ostermontag dieses Jahres Papst Franziskus einen Tag nach seinem Ostersegen verstarb, woraufhin klar war, dass ein baldiger Nachfolger ermittelt werden muss. Denn von genau diesem ominösen Verfahren handelt auch der Film, durch welches das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, heute am 8. Mai 2025, mit Leo XIV. gewählt worden ist.
Passend zum heutigen Beginn der Papstwahl in Rom möchten wir daher den besagten Thriller mit dem Titel Konklave, gedreht vom deutschen Regisseur Edward Berger, noch einmal unter die Lupe nehmen und euch berichten, ob man mit dem Film tatsächlich eine gute Wahl getroffen hat.
Konklave Kritik
Der Papst verstirbt überraschend an den Folgen eines Herzinfarktes und Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) wird damit betraut, die geheimnisvolle Wahl des Pontifex zu leiten. Im Folgenden kommen alle teilnahmeberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zusammen, allerdings wird schnell ersichtlich, dass im Verborgenen Intrigen und Pläne geschmiedet werden, um das Konklave zu beeinflussen. Als Lawrence ein Geheimnis des verstorbenen Papstes auf die Spur kommt, sieht er sich schon binnen kürzester Zeit als Teil einer Verschwörung, sodass bald viel mehr auf dem Spiel steht, als nur der weiße Rauch, der aus dem Schornstein steigt …
Bei Konklave handelt es sich um eine Romanverfilmung der gleichnamigen Vorlage von Autor Robert Harris, dessen Geschichte durch Peter Straughan zum Drehbuch adaptiert wurde. Edward Berger nimmt nach der Neuinterpretation von Erich Maria Remarques Romanklassiker Im Westen nichts Neues somit erneut eine Literaturverfilmung in Angriff, welche im Gegensatz zum lauten Kriegsgeschehen das Misstrauen und die Ränkespiele subtil in Szene setzt. Generell erwartet einem in Konklave eine eher ruhige Kameraführung, die nur das offenbart, was gesehen werden soll, wodurch der einengende Effekt eines Kammerspiels entsteht, der die Handlung unterstreicht. In puncto visuellem Storytelling bekommen wir oft Close-Ups zu sehen, etwa beim Einwurf der Stimmzettel oder den kalkulierenden Gesichtern der Kardinäle, aber auch Großaufnahmen der einheitlich in Rot gekleideten Versammlung hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Bei einer Szene gegen Ende des Films fühlt man sich noch einmal leicht an Bergers letzte Regiearbeit erinnert, doch auch diese Sequenz ist ausdrucksstark inszeniert, weshalb es insgesamt rein filmtechnisch nichts an Konklave auszusetzen gibt. Die Filmmusik, welche von Volker Bertelmann komponiert wurde, trägt den Film und verleiht ihm mit ihrem einprägsamen Streicher-Thema eine bedrohliche Note, die die Verschwörung und das Geheimnisvolle ideal widerspiegelt.
Aus optischer Sicht ist es erstaunlich, wie man die Kulissen und Setpieces des Films gestaltet hat, wenn man weiß, dass Konklave nicht im echten Vatikan gedreht worden ist, sondern in den Cinecittà-Studios in Rom. So wurde die Sixtinische Kapelle nämlich mit über hundert Beteiligten in sechs Monaten mühevoll nachgebaut, während man beim Entwerfen des Gästehauses improvisieren konnte. Auch die Arbeit der Kostümdesignerin Lisy Christl, welche etwa die Kardinalssoutane entwarf, trägt zu einem authentischen und realitätsgetreuen Filmerlebnis bei.
Inhaltlich finden wir nach dem vielen Lob bedauerlicherweise, dass bei der Inhaltsbeschreibung zu Konklave ein wenig mehr hätte drin sein können. So ist etwa von einem großen Komplott die Rede, welcher sich gegen Ende des Films als weniger einschneidend herausstellt, als man es womöglich erwartet hätte. Zwar werden mehrere kleine Enthüllungen in Bezug auf die Hauptakteure im Laufe der Handlung offenbart, der ganze große Knall bleibt allerdings aus, wodurch das Ende fast ein wenig vorhersehbar wirkt.
Der Cast, allen voran Ralph Fiennes als Konklave-Dekan Thomas Lawrence mimt seine Rolle ausgesprochen überzeugend und lässt vermuten, in welchem Wechselbad der Gefühle sich sein Charakter befinden muss. Stanley Tucci als Aldo Bellini und John Lithgow als Joseph Tremblay spielen ebenfalls überzeugend; Isabella Rossellini brilliert als Schwester Agnes, auch wenn es sich nur um eine Nebenrolle handelt.
Fazit
Alles in allem kann man festhalten, dass uns Edward Berger mit Konklave einen Thriller im Gewand eines Kammerspiels abliefert, welcher neben einer stimmigen Inszenierung, tollen Kulissen und Kostümen, sowie einem gefahrvollen Score-Thema tolle Darstellerleistungen bereithält, die den Film ausmachen.
Einzig die Dramaturgie und ihr recht spannungsloses Ende kosten dem Film schlussendlich leider einen Hut, was allerdings nicht heißt, dass man mit Konklave keine gute Wahl getroffen hat. Denn auch wenn der Film vielleicht nicht perfekt ist, passt er gerade heute, zur Verkündung des neuen Papstes, wie die Faust aufs Auge.
