Das lang erwartete Finale flimmerte am Sonntag in den USA bei Showtime über den Sender, doch wie es aussieht, lässt es die Fans von Dexter gespalten zurück. Es ist nicht einfach, ein zufrieden stellendes Ende für eine Serienkillerserie zu finden, es war klar, dass es kein Happy End, keine Erlösung mit einem neuen Leben für Dexter (Michael C. Hall) geben kann und wir ahnten auch schon, dass es auch für Deb (Jennifer Carpenter) vielleicht nicht gut ausgeht.
Ein Finale vermittelt auch immer eine Botschaft für die ganze Show, bei Antiheros ist das natürlich schwieriger als bei den good Guy-Helden, so wird es auch spannend sein, wie Breaking Bads Heisenberg aus der Serie herausgehen wird. Doch wir hoffen - weniger schmalzig als es bei Dexter der Fall sein soll. Aber der Reihe nach - zuletzt verließen wir Dexter und Debra mit Deb in Lebensgefahr, Oliver Saxon hatte sie angeschossen und nun wird sie zu Beginn von Episode 12 "Remember The Monsters?" in Windeseile ins Krankenhaus gebracht.
Und dort spielen sich gleich zwei Dramen ab - zum einen - es sieht schlecht für Debra aus, sehr schlecht. Zum anderen - Oliver Saxon schafft es mit einem Trick, sich ins Krankenhaus einzuschleichen. Doch er kommt nicht weit und man wundert sich schon, ob der Dexter-Saxon-Showdown nun wirklich mit einer simplen Verhaftung von Saxon durch Batista (David Zayas) zuende gehen soll, doch nein, wie Saxon sein Licht ausgeblasen wird, ist eins der Highlights des Finales. Denn während Saxon verhaftet wird, erfährt Dexter, der sich wie auch Hannah und Harrison schon reisebereit am Flughafen befand, dass Deb in Lebensgefahr schwebt und im Krankenhaus angekommen, dass sie nicht zu retten ist, sie ist bereits hirntot!
Entsprechend geschockt reagieren alle, auch Dexter. Mit ein paar Flashback-Szenen, in denen Debra Dex als ihren immer auf sie aufpassenden tollen großen Bruder deklariert, erhöht sich der Schmalzfaktor der Szene bedenklich. Und entsprechend lässt Dex Hannah (Yvonne Strahovski) mit Harrison vorerst allein nach Argentinien abreisen - er muss sich noch um Deb und Saxon kümmern. Und entsprechend ist das Verhör von Saxon bei der Miami Metro nicht gerade mit Samthandschuhen.
Der Showdown von Dexter und Saxon findet also im Verhörraum statt - Dexters Waffe - ein Stift! Welch Ironie, schreiben doch auch Autoren die Figuren mit einem Stift aus einer Sendung, ähnlich schnell endete Saxon - mit einem Stift im Hals. Batista und Quinn (Desmond Harrington) ist durchaus klar, dass die Videoaufzeichnung zeigt, dass man das schwerlich als Notwehr verkaufen kann. Doch angesichts der Umstände bezüglich Debra sind scheinbar alle bereit, ihre Cop-Augen zuzukneifen...
Tragisch - Dex und Deb war scheinbar kein Abschiedsmoment wie zumindest Quinn und Deb im Ambulanzwagen vergönnt, denn sie ist laut US-Reviewer definitiv hirntot. Und so muss sich Dex wohl von seiner toten Schwester verabschieden, die er so nicht zurücklassen will. Dank eines Sturms, der alle anscheinend genug ablenkt, schaltet Dexter die lebenserhaltenden Geräte aus und spaziert unbemerkt mit Debs Leichnam auf dem Arm aus dem Krankenhaus. Dexter begann mit Dex fahrend auf seinem Boot - und so schien es auch enden zu wollen. Dexter beerdigt seine Schwester fast so, wie alle seine Opfer, im Wasser. Und realisiert dabei, dass er allen, die ihm nah stehen, den Tod bringt. Keine Erlösung für Dexter, aus Angst, dass Hannah und Harrison irgendwann das gleiche Schicksal wie Deb erleben müssen, wenn er in ihrer Nähe bleibt, verabschiedet sich Dex telefonisch auch von Hannah und Harrison, die jedoch nicht ahnen, dass es ein endgültiger Abschied ist.
Dexter verschwindet im Sturm auf See mit seinem Boot - und so hätte es zuende gehen können. Doch vorerst erfahren die US-Zuschauer noch, wie Hannah erfährt, dass Dex nicht nach Argentinien nachkommt - sie liest von seinem wahrscheinlichen Tod auf See in der Zeitung. Und wir sehen sie und Harrison schließlich in der Menge verschwinden nach einem schmerzlichen Schock über diese Nachricht.
Ganz so einfach schaffte es jedoch auch Hannah nicht nach Argentinien, während des Dexter-Saxon-Debra-Dramas spielte sich noch das Hannah-Elway-Drama im Reisebus nach der Landung des Flugzeugs ab. Elway (Sean Patrick Flanery) wurde am Flughafen abgefangen, so konnte Hannah zumindest scheinbar unverfolgt mit Harrison abreisen. Unklar bleibt, wie Elway plötzlich im Bus neben ihr auftauchen konnte. Ein weiteres Highlight des Finales wurde dann dieser Showdown, denn so einfach lässt sich Hannah natürlich nicht festnehmen. Mit einem kleinen ablenkenden Trick, der zu ihr als bekannter Gift-Mörderin passt, schafft sie es, Elway, der sie schon als verhaftet ansah, doch noch auszuschalten.
Aber - ist Dexter wirklich tot? Wie es dann tatsächlich ausgeht, spoilern wir mal nicht, es dürfte die Fans von Dexter aber gespalten zurücklassen, ob man mit diesem Ausgang von Dexter wirklich zufrieden sein kann.
Kritische Punkte der Episode - wo war der Rettungssanitäter, der Deb hätte reanimieren können? Warum kommt niemand, als Dexter die Geräte abschaltet? Warum kann er einfach so mit ihr unbemerkt aus dem Krankenhaus herausspazieren? Und - den meisten US-Kritikern war die etwas schmalzige Auflösung mit Debra und Dexter nicht ganz nach ihrem Geschmack. Dass Debs Tod im Grunde auch eine Art "Bestrafung" für das war, worunter sie die Hälfte der letzten Staffel litt, wie auch für Dexter eine tragische Konsequenz für das, was er ist, dürfte eine Auflösung sein, die nicht jedem Zuschauer gefallen wird.
Nach diesem Dexter-Finale ist klar, dass ein Debra-Spinoff wohl kaum möglich ist - es sei denn als Prequelserie. Doch eine Prequelserie würde Dexter mit einbeziehen müssen, womit es kein wirkliches Spinoff mehr wäre - also wie soll ein Spinoff nun aussehen? Mit Hannah und Harrison? Und Harrison erwachsen als angehender Serienkiller dank seiner Kindheitserfahrungen und einer Giftmörderin als Adoptiv-Mutter, die versucht, ihm den Code zu lehren? Man darf gespannt sein.
