Wenn The OA nicht rasch zum Tophit wird, fressen wir einen Besen. Netflix hat erst kurz vor dem Start überraschend mehr Infos und Footage dazu rausgerückt, was das Mysterium um die Serie noch ordentlich angeheizt hat, passendes Marketing. Und was man zu sehen bekam, verriet dennoch herzlich wenig.
"The OA" Season 1 Trailer 1
Was "OA" bedeutet, wird bereits im Pilot zu The OA klar, das ist nicht wirklich das große Geheimnis der Serie. Sondern die Hauptfigur (Brit Marling) und ihre Geschichte. Und was sie bewirkt. Mit wem und wie sie in Verbindung tritt, und was das für Folgen hat. Wie der Trailer schon zeigt, startet das Ganze mit einer jungen Frau, die von einer Brücke springt. Schnell ist klar, sie wurde seit sieben Jahren vermisst und kann sich zuerst im Krankenhaus nicht so recht erinnern, was passiert ist. Doch die Erinnerung kommt flott wieder, wirft jedoch eher noch mehr Fragen auf.
Während sie sich ihren Eltern und dem FBI gegenüber wenig gesprächig zeigt, versammelt sie statt dessen einen Kreis verschiedenster Menschen um sich herum, denen sie ihre Geschichte erzählt. Und die hat es wahrlich in sich. Vom Drama entwickelt sich alles rasch zum derben Psychothriller mit Mysteryunterbau. Und schürft dabei ganz tief uralte Fragen der Menschheit an die Oberfläche: Was ist Identität? Was sind Liebe und Freundschaft? Was ist Wahrheit? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Was ist Verbundenheit?
Diese Themen werden in The OA klassisch und hochmodern zugleich ausgerollt und dabei auch die finstere Seite der Menschheit schonungslos vorgeführt: Gier, Rache, Eifersucht, Neid, skrupelloser Wissenschaftsdurst, das sich Verlieren in Oberflächlichkeiten und Routinen, Verrat. Aber auch das Positive in all seinen Facetten bis hin zu tiefster Verbundenheit auf ganz einzigartige Weise und Heldentum auf der Basis von Momenten des totalen Vertrauens...
Die Darsteller in The OA passen perfekt in ihre Rollen. Manche bekommen nicht ganz so viel Aufmerksamkeit wie andere, aber doch genug, um nicht zu sehr an den Rand zu rutschen - und haben meist im Verlauf dann doch noch ihre großen Momente. Inszenatorisch springt die Serie ebenfalls auf ganz eigene Weise in Raum und Zeit herum, hier wollen wir nichts verraten.
In nur acht Folgen wird in The OA so viel erzählt und thematisiert durch geschickte Dramaturgie und Verbindung der vielen Facetten, dass man danach kaum glauben kann, dass das nur acht Folgen waren. Die Serie zeigt wirklich, was man aus solch einem Format herausholen kann, wenn man es klug anstellt. Und wie man psychologisch wie emotional in den Bann zieht und schockiert, ohne dabei massig Blut und Haut so nötig zu haben, wie es sonst mittlerweile schon fast Standard geworden ist.
The OA gelingt es, immer wieder zu überraschen und wartet am Ende mit einem bewegenden Showdown auf, der zumindest uns zu Tränen gerührt hat. Ein bestimmter Film kommt einem spätestens dann schnell in den Sinn, den wir unten im Kommentar mit Spoilervermerk verraten, wenn ihr ihn nicht selbst schon nennt. Bitte auch selbst in Kommentaren nichts spoilern ohne entsprechenden Spoilervermerk, am besten mit der Nutzung des Spoilerbuttons zum Überdecken des Textes. ;-)
FAZIT
Klare Empfehlung für The OA, bisher zumindest für uns die beste Netflix-Serie, dicht gefolgt von Stranger Things. Zwar spielt Sense8 auch mit dem Thema Identität und Verbundenheit, doch uns gefällt The OA noch besser. Es zieht einfach mehr in den Bann, ist dichter, intensiver und finsterer. Die Staffel könnte für sich so stehen bleiben, aber es gäbe dennoch Raum für mehr. Was auch den Figuren zugute käme, die weniger Spielraum bekommen haben.