Schon der Auftakt zur zweiten Staffel von Star Trek - Strange New Worlds war durchaus gelungen und eine erneut gute Episode. Aber diese zweite Episode wird wohl im Nachhinein als Feuertaufe für die gesamte Serie angesehen werden. Ja, Star Trek - Strange New Worlds war eine bislang gute Serie, die zurück zu den Wurzeln des Franchises ging, vor allem was den erzählerischen Stil anbelangt. Und Fans waren bislang sehr glücklich damit. Doch spätestens mit dieser zweiten Episode ist klar, dass Star Trek - Strange New Worlds tatsächlich im Kern eine Star Trek-Serie durch und durch ist, denn man hat hier wohl die beste Star Trek-Episode seit mehr als 20 Jahren abgeliefert.
Review "Star Trek - Strange New Worlds" Staffel 2 Episode 2: Ad astra per aspera
Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem wir zuletzt so eine Star Trek-Episode bekamen. Sie findet fast vollständig im Gericht statt. Die Nummer Eins der Enterprise, Lt. Commander Una Chin-Riley, steht vor einem Tribunal der Föderation unter Anklage, da sie bei ihrer Bewerbung für die Sternenflotte verschwiegen hat, Illyrianerin zu sein. Bei dieser Spezies ist es Teil der Kultur, schon die Babys genetisch zu verbessern. In der Föderation sind solche Veränderungen seit den Eugenischen Kriegen jedoch verboten. Damals versuchte eine Gruppe genmanipulierter Menschen, die Macht auf der Erde an sich zu reisen, was zu einem äußerst blutigen Konflikt führte, der 30 Millionen Todesopfer forderte.
Captain Pike gelingt es, eine alte Freundin von Una als ihre Anwältin zu verpflichten. Diese ist selbst Illyrianerin und nicht gut auf die Föderation zu sprechen. So erfahren wir, dass die Illyrianer von der Föderation gemieden werden und diese geradezu als Aussätzige behandelt. In dem Verfahren gegen Una geht es daher weniger um einen Formfehler bei der Bewerbung, sondern vielmehr um Rassismus.
Aufgrund der Erfahrungen der Eugenischen Kriege hat die Föderation Gesetzte erlassen, die andere Personen ausgrenzen und diskriminieren. Sogar eine ganze Spezies, wie eben die Illyrianer. Bei Unas Aussage erfahren wir dann auch, was dies genau bedeutet. Sie schildert die Zeit, in der einige Illyrianer in einer Föderationskolonie gelebt haben. Dort wurden die Illyrianer immer weiter ausgegrenzt. Durch die erlassenen Gesetzte stachelte man zudem den Hass und die Angst gegen sie in der Bevölkerung an. Illyrianer wurden zu Ausgestoßenen, die verachtet und öffentlicht beleidigt wurden. Familien sahen sich gezwungen, ihre kulturellen Rituale nur noch im Geheimen auszuleben
Bei den Eugenischen Kriegen waren es genmanipulierte Menschen, die durch diese Manipulation zudem Veränderungen der Persönlichkeit erlitten, gewalttätig und machthungrig wurden. Der Grundgedanke der Föderation ist zunächst also nachvollziehbar, man möchte sich vor so einer erneuten Bedrohung schützen, damit etwas wie die Eugenischen Kriege nicht noch einmal vorkommt. Auf eine Spezies wie die Illyrianer trifft dies aber nicht zu, da ihre Persönlichkeit nicht verändert wird. Dennoch sorgt das Vorgehen der Föderation dazu, dass eben auch solche Personen ausgrenzt werden und dadurch zudem Hass und Angst unter den Menschen erzeugt wird. Und so etwas führt immer zu Konflikten.
Eine bestimmte Gruppe tut etwas und alle anderen werden dafür beschuldigt und leiden darunter. Dies ist etwas, was aktueller kaum sein könnte. Die Eugenischen Kriege sind unser 11. September. Seitdem erfahren in westlichen Teilen der Welt vor allem Moslems eine immer größer werdende Ablehnung und Hass, verursacht eben vor allem auch durch Angst. In den letzten Jahren weitete sich dies zudem noch auf die Flüchtlinge aus, die regelmäßig versuchen nach Europa zu kommen.
Es sind andere Begriffe, aber dieselben Themen. Star Trek war immer vor allem dann gut, wenn es solche aktuellen Geschehnisse zum Thema gemacht hat. Una steht hier vor Gericht, nicht weil sie etwas falsch gemacht hat, sondern schlicht für das, was sie ist. Und weil die Menschen vor dem, was sie ist, Angst haben und daher mit Ablehnung reagieren.
Diese Episode wäre aber nicht so gut, wenn man dieses Thema plakativ behandeln und die Föderation schlicht an den Pranger stellen würde. Denn so einfach ist es eben nicht. Es gibt Gründe für das Vorgehen der Föderation, doch dies macht die Art deren Ausführung nicht richtig. Was in dieser Folge für die Föderation gilt, sollte auch uns ein Beispiel sein. Denn die Föderation hat zwar ein Utopia geschaffen, muss jedoch erkennen, dass es nicht perfekt ist. Es hat Mängel und es hat Fehler. Es zeichnet die Föderation jedoch aus, dass sie eben nach dieser nicht vorhandenen Perfektion strebt. Versucht, es richtigzumachen. Sich weiterzuentwickeln.
Denn solche Fälle wie der von Una hat es in der Vergangenheit immer schon gegeben, auch dies wird in dieser Episode behandelt. Una wird hier verfolgt, weil sie genmanipuliert ist. Früher wurden die Menschen wegen ihrer Hautfarbe verfolgt, wegen ihrer Religion oder ganz simpel dafür, wen sie lieben würden (bei uns trifft vieles leider auch heute noch zu). Es gab jedoch immer einen Punkt in der Geschichte, wo erkannt wurde, wie falsch dies ist und entsprechende Gesetzte wurden geändert oder abgeschafft. Man hat sich als Gesellschaft zum Richtigen hin weiterentwickelt.
Was die Genmanipulation betrifft, so ist die Föderation hier noch nicht bereit, ihre Gesetzte zu ändern. Am Ende der Verhandlung kommt es dennoch zu einem Twist, denn dank der Gesetzte der Föderation für politisch oder religiös Verfolgte ist dem Tribunal quasi eine Hintertür geöffnet worden, um Una dann doch freizusprechen.
Fazit
Diese Episode steht in bester Star Trek-Tradition und könnte zukünftig wohl mit Episoden wie "Wem gehört Data" (The Measure of a Man) oder "Das Standgericht" (The Drumhead) genannt werden, einigen der besten des gesamten Franchises.
Was diese Episode dann aber sogar noch von den anderen abhebt, ist, wie sie zeigt, dass wir nicht perfekt sind und es auch nicht sein müssen, oder gar können. Selbst die so tolle Föderation, bei allem, was sie bereits erreicht hat, muss immer noch gewisse Vorurteile und Ängste überwinden. Es ist ein stetig laufender Prozess und es geht nicht darum, Perfektion zu erreichen, was wohl unmöglich ist, sondern schlicht darum, sein besten zu geben, um danach zu streben. Und eben offen dafür zu sein, sich weiterzuentwickeln als Gesellschaft. Etwas, mit dem unsere eigene Gesellschaft zuletzt doch große Schwierigkeiten hatte.